Carbon-Profistativ mit Pistolengriff-Kugelkopf

Testbericht: Stativ Vanguard Abeo Pro 283 CT mit Stativkopf GH-300T

2013-04-19 Auf der Photokina 2012 stellte Zubehör-Spezialist Vanguard unter Anderem das multifunktionale Carbon-Stativ Abeo Pro 283CT und den Kugelkopf GH-300T vor. Der asiatische Hersteller Vanguard hat sowohl dem Stativkopf, als auch dem Stativ einige interessante Funktionen mit auf den Weg gegeben. Wir haben uns das bis auf ca. 160 Zentimeter ausziehbare Stativ und den mit einem „Pistolengriff“ ausgestatteten Stativkopf ein wenig näher angeschaut.  (Harm-Diercks Gronewold, Jan-Markus Rupprecht)

Vanguard GH-300T Kugelkopf [Foto: Vanguard]Der Vanguard Kugelkopf GT-300T besteht aus massiven Gussteilen mit Pulverbeschichtung. Von seiner Funktionalität ist der GT-300T ein echter Tausendsassa. So besitzt der Stativkopf eine Panoramaplatte direkt unter der Kamera-Schnellwechselvorrichtung. Diese Platte verfügt neben einer gut lesbaren Gradeinteilung auch über eine „fühlbare“ Rastung in 5°-Schritten. Gelungen ist, dass die aufgedruckte Grad-Skala und die einzelnen Rastungen deckungsgleich sind. Eine kleine Knebelschraube fixiert im Bedarfsfall den Panoramakopf auf seiner aktuellen Position. Um die Panoramaplatte optimal auszurichten, sind zwei Nivellierlibellen für die horizontale und vertikale Achse angebracht. Die Schnellwechselplatte lässt sich vor und zurück um etliche Zentimeter verschieben und bleibt dabei weiterhin gegen herausfallen gesichert. Herausnehmen lässt sie sich erst, nachdem der griffige Feststellknopf einige Umdrehungen gelöst wurde. So richtig "Quick Release" ist das also nicht. Panorama-Fotografen werden die verstellbare Schiene aber sehr zu schätzen wissen, denn damit werden sie in vielen Fällen ohne weiteres Zubehör den Nodalpunkt der Kamera einstellen können. Auch bei anderen Anwendungen ist es angenehm, über die Längsverstellung den Schwerpunkt der Kamera-Objektiv-Kombination auf dem Kugelkopf einstellen zu können.

Der Pistolengriff besitzt ein Grip-Position-Release-System, kurz GPR-System. Dies kann am einfachsten mit einer Schnellfixierung übersetzt werden. Durch das Gedrückt-Halten des Pistolengriffes wird die Klemmung an der Kugel gelöst und der Kopf kann neu positioniert werden. Wird der Griff wieder losgelassen, greift die Klemmung wieder und der Kopf sitzt fest auf der Kugel. Eine Knebelschraube zum Vorspannen erlaubt es zudem noch, die anzuwendende Druckstärke auf das Kameragewicht und die eigene Kraft einzustellen.

Vanguard GH-300T [Foto: Vanguard]Darüber hinaus besitzt der Pistolengriff einen Auslöser und eine Auslösefixierung für Langzeitaufnahmen. Um den Auslöser am GH-300T benutzen zu können, wird die Kamera mittels Kabel mit dem GH-300T verbunden (vorausgesetzt natürlich die Kamera besitzt die Möglichkeit einer elektrischen Fernauslösung). Vanguard liefert zwei verschiedene Kabel zum Anschluss etlicher Canon-, Nikon- und Pentax-Kameras direkt mit. Weitere Auslösekabel für Sony-Kameras sowie für die Profi-Modelle von Nikon und Canon sind separat erhältlich (siehe weiterführenden Link). Ist die Kamera mit dem Griff verbunden, kann die Auslösung bequem über den orangen Taster erfolgen. Für Langzeitbelichtungen lässt sich der Auslöser arettieren, so dass dieser das Signal ununterbrochen gibt. Möchte man die Langzeitbelichtung abbrechen, zieht man einfach den Schieber nach unten und schon ist die Aufnahme beendet. Um den „Pistolen“-Griff eigenen ergonomischen Vorlieben anzupassen, lässt sich dieser in 45° Schritten drehen. Dazu wird der graue Fixierungsring zur Seite gezogen, und schon lässt sich der Griff drehen und in einer anderen Position einrasten. Der Vanguard GH-300T kann auf jedem Stativ 3/8" Gewindebolzen montiert werden oder mittels Reduziergewinde auch auf 1/4"-Gewinden. Die massive Anschlussplatte besitzt ebenfalls eine Gradeinteilung und ist (ohne Rastung) drehbar und kann mit Knebelschraube fixiert werden. Diese horizontale Drehung läuft dabei übrigens sanft und gleichmäßig, dass man auf diese Weise sogar saubere horizontale Video-Schwenks machen könnte, obwohl der Kopf natürlich ein Fotokopf ohne speziellen Video-Features ist.

Vanguard Abeo Pro 283CGH [Foto: Vanguard]Das zum Kit gehörende Stativ Vanguard Abeo Pro 283 CT besitzt eine maximale Arbeitshöhe von 160 Zenmtimeter (ohne Stativkopf). Dem steht die geringe Packlänge von nur 66 Zentimeter sowie ein Gewicht von nur 2,45 Kilogramm gegenüber. In Verbindung mit dem montierten Stativkopf GH-300T beträgt die maximale Arbeitshöhe knapp 175 Zentimeter. Die niedrigste Arbeitshöhe des Abeo Pro 283 CT mit dem GH-300T liegt  bei gerade einmal 30 Zentimetern. Belastbar ist die Stativ-/Stativkopfkombination mit stattlichen ca. 6 Kilogramm. Somit kann das Stativ problemlos mit einer professionellen Spiegelreflexkamera plus Teleobjektiv benutzt werden. Die Mittelsäule lässt sich zudem noch um 180° drehen, so dass sich der Stativkopf zwischen den Beinen des Stativs befindet. Dies ist hilfreich, wenn es um Makroaufnahmen oder besonders geringe Arbeitshöhen geht. Besonders nützlich für Makro-Anwendungen ist die Möglichkeit, die Mittelsäule aus ihrer senkrechten Lage herauszuschwenken. Waagerecht oder in jedem anderen Winkel montiert, kann die Kamera außerhalb des Stativmittelpunktes betrieben werden, so dass Aufnahmeperspektiven erreicht werden, die sonst nur ohne Stativ möglich wären. Um noch mehr Komfort in diese Funktion zu bekommen, kann durch das Lösen einer Klemme der „Galgen“ um den Stativmittelpunkt geschwenkt werden. Dies ist für die Einstellung des richtigen Bildwinkels eine sehr wichtige Funktion, da man damit nicht immer das gesamte Stativ bewegen muss. An dieser Stelle waren wir erst erschrocken, dass die Klemmung bald keine sichere Fixierung bot. Erfreulicherweise lässt sich der Druck der Klemme aber, wie auch alle Schnellverschlüsse an den Stativbeinen, mittels mitgeliefertem Werkzeug (in diesem Fall ein Inbusschlüssel) jederzeit nachjustieren.

Vanguard Abeo Pro 283CGH [Foto: Vanguard]Die Stativbeine des Abeo Pro 283 CT bestehen aus verklebten Carbonfasern. Sie sind im Gegensatz zu Aluminium- oder Stahlrohren bei ähnlicher Stabilität sehr leicht. Ein Stativbein besteht aus drei Segmenten, die über zwei Schnellspann-Hebel fixiert werden. Die Beine haben jeweils einen Anschlag bei einen Anstellwinkel von 25°, 50° und 80°. Die Druckknöpfe an jedem Bein, mit denen man diese Positionen überwindet, ist leider ziemlich schwergängig. Die Stativfüße können dreifach genutzt werden. Der große Fuß eignet sich für weichen Untergrund (Schnee, Sand, Matsch) und vermindert die Gefahr des Einsinkens und hat auf der Unterseite ein recht griffiges Profil. Am besten indem man unter den Gummifuß greift und diesen mit einem kräftigen Händedruck aufspreizt, kann der große Fuß leicht abgenommen werden (und genauso auch wieder leicht angebracht werden). Darunter kommen normal große, profilierte kommen Gummifüße zum Einsatz, die sich für die meisten normalen Anwendungen. Auch diese Füße sind abnehmbar, allerdings fällt uns dafür keine elegante Handhabung ein: hier hilft nur sehr beherztes Ziehen und Ruckeln. Darunter befinden sich dann noch die Spike-Füße, die sich in mittelharte Untergründe bohren können, und dann den sichersten Stand bieten.

Die Kombination aus Abeo Pro 283 CT und Stativkopf GH-300T heißt als Kit Vanguard Abeo Pro 283CGH und kostet knapp 650 Euro (Preisempfehlung). Das ist auch für ein Carbon-Stativ mit Kopf nicht wenig Geld. Die hier gebotene Funktionsvielfalt ist aber einzigartig und der Lieferumfang des Stativ-Kits inklusive der drei Fußvarianten (für die man woanders oft extra bezahlen muss) und einer Tragetasche ist komplett. Insbesondere die Funktionalität des Pistolengriffs GH-300T gibt es so nicht noch ein zweites Mal. Ohne Stativ kostet dieser knapp 200 € (unverbindliche Preisempfehlung; im Handel auch schon deutlich darunter). Das ist für den großen Ausstattungsumfang des vielseitig nutzbaren Kopfes günstig.

Produktvorstellung Vanguard Abeo Pro 283CGH

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