Klassisch-moderne Tele-Festbrennweite

Testbericht: Zeiss Batis 2.8/135 mm

2017-12-19 Ein F2,8/135mm gehört zu den klassischen Tele-Festbrennweiten. Es eignet sich beispielsweise für Porträts aus mittlerer Distanz. Zwar fehlt Sony diese Festbrennweite noch im spiegellosen Vollformat, doch Zeiss springt mit dem Batis 2.8/135 mm in die Bresche. Mit optischem Bildstabilisator, Autofokus und OLED-Display ist es ein ausgesprochen modernes Objektiv, wobei die hohen Ansprüche von Zeiss an die optische Qualität nicht vernachlässigt worden sein sollen. Im Test finden wir es heraus.  (Benjamin Kirchheim)

Das Zeiss Batis 2.8/135 mm bringt mit seinem spritzwasser- und staubgeschützten Metallgehäuse knapp über 600 Gramm auf die Waage. Beachtliche zwölf Zentimeter ist es lang, da wirken die gut acht Zentimeter Durchmesser schon fast schlank. An der Testkamera Sony Alpha 7R II wirkt das Batis gut ausbalanciert. Selbst das 67mm-Filtergewinde besteht aus Metall, das Objektiv wirkt absolut hochwertig verarbeitet. Eine passende Streulichtblende gehört zum Lieferumfang, ein Transportbeutel hingegen nicht. Die Streulichtblende setzt das Objektivdesign perfekt fort, sodass die Kombination wie aus einem Guss wirkt; und dass, obwohl die Streulichtblende aus Kunststoff besteht. Die Beschichtung ist in beiden Fällen schwarz matt.

Die Minimalistik findet aber nicht nur in der puristischen Typenbezeichnung und dem schlichten, aber äußerst edlen Design Ausdruck, sondern auch in der Ausstattung mit Bedienelementen. Es gibt nur einen drei Zentimeter breiten, griffig gummierten Fokusring, der ergonomisch mittig am Objektiv liegt, sowie das auf der Oberseite angeordnete Statusdisplay. Es ist ein Stück weit ins Gehäuse eingelassen und in flacher Bauform ausgeführt. Es handelt sich um ein OLED, also ein selbst leuchtendes Display. Das wirkt edel und ist in Dunkelheit sehr nützlich. In sehr hellen Umgebunden ist das Display gerade noch ausreichend gut ablesbar. Es ersetzt die klassische Schärfeskala und führt diese in die Moderne.

Fokus und Display

Das Display ist wahlweise nur bei manuellem Fokus, immer oder nie aktiv. Des Weiteren lässt sich die Einheit der dargestellten Zahlen vom metrischen ins englische System umschalten. Beides geschieht durch das Drehen des Fokusrings im manuellen Fokus über die Naheinstellgrenze beziehungsweise Unendlich hinaus, und zwar um 360 Grad. Das bedeutet zwar etwas Kurbelei am Fokusring, der übrigens rein elektronisch arbeitet, verhindert aber versehentliches Verstellen. Man muss die 360 Grad auch nicht in einem Zug durchdrehen, sondern kann mehrmals ansetzen. Die Anzeige nutzt zudem die Vorteile eines digitalen Systems und zeigt die Schärfentiefe blendenabhängig auf bis zu einen Zentimeter genau an. Dabei wird auch deutlich: Bei Offenblende ist die Schärfentiefe sehr gering, teilweise unter plus-minus einem Zentimeter, was dann als Null Zentimeter angezeigt wird. Diese Anzeige ist also äußerst nützlich, sogar andere Hersteller kopieren das Verfahren inzwischen, wenn auch nur vereinzelt.

Der Autofokus arbeitet rein intern mit einem Floating-Elements-Design, das eine gleichbleibende Bildqualität über die gesamte Entfernung ermöglicht. Zudem arbeitet der Motor völlig lautlos und äußerst präzise. Eine Umschaltung auf manuellen Fokus fehlt leider am Objektiv, dies muss über die Kamera, bei der Alpha 7R II über eine programmierte Funktionstaste oder das Fn-Menü, erfolgen. Genauso fehlt eine Abschaltung des Bildstabilisators am Objektiv, sodass unklar bleibt, ob nun der Kamera-Stabilisator oder der Objektiv-Stabilisator zum Zuge kommt.

Bei der manuellen Fokussierung unterstützt die Kamera den Fotografen mit Fokuspeaking und einer Fokuslupe, vor allem letztere erlaubt eine äußerst präzise manuelle Fokussierung, nicht zuletzt dank des auf langsame Bewegungen am Fokusring äußerst feinfühlig arbeitenden Objektivs. Die Naheinstellgrenze liegt bei 87 Zentimetern ab Sensorebene beziehungsweise 74 Zentimetern ab Objektivfront, was einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:5,3 ermöglicht. Damit lassen sich intensive Porträts aufnehmen, aber auch andere Details mit einer ausreichenden Vergrößerung darstellen. Das minimale Bildfeld beträgt 18,5 mal 12,5 Zentimeter.

Bildqualität

Der optische Aufbau basiert auf dem klassischen Apo-Sonnar-Design mit minimierten Glas-Luftflächen und mehreren Linsen mit anomaler Teildispersion, die Farbsäume minimieren sollen. Die T*-Vergütung sorgt für hohe Kontraste auch bei Gegenlicht, leichte Lensflares hingegen treten dennoch auf, selbst mit aufgesetzter Streulichtblende und Sonne außerhalb des Bildfeldes. Die neun Blendenlamellen formen eine nahezu runde und sehr gleichmäßige Öffnung, das Bokeh ist sehr gelungen.

Im Labortest an der Sony Alpha 7R II zeigt das Zeiss Batis 2.8/135 mm eine geringe Randabdunklung von nur einer halben Blendenstufe bei F2,8. Beim Abblenden auf F8 halbiert sich diese Randabdunklung auf nur noch akademische Werte. Durch den sehr sanften Verlauf spielt die Randabdunklung in der Praxis keine Rolle. Auch Farbsäume traten in der Labormessung nur in geringem Maße auf. Im Durchschnitt liegen sie deutlich unter einem halben Pixel, im Maximum bei 1,5 Pixeln. Bokeh-CAs treten in der Praxis nicht auf. Mit knapp über einem Prozent fällt die Verzeichnung leicht sichtbar aus, zumal es sich um eine kissenförmige Verzeichnung handelt. Das hätten wir uns gerne etwas besser gewünscht.

Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast erreicht in der Bildmitte ein Maximum von knapp 83 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) bei F8, am Bildrand sind es bis zu 60 lp/mm bei F11 (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bei Offenblende ist die Auflösung mit 68 und 58 lp/mm etwas geringer, nimmt beim Abblenden auf F4 aber bereits deutlich zu. Auch hier hätten wir uns eine noch etwas bessere Offenblendetauglichkeit gewünscht. Andererseits mag der eine oder andere Fotograf es aber vielleicht auch, wenn das Objektiv bei Offenblende nicht ganz so knackscharf ist; und Models vielleicht auch, wenn nicht jede kleinste Pore und Hautunreinheit zu präzise sichtbar wird.

Fazit

Das Zeiss Batis 2.8/135 mm ist ein moderndes und äußerst hochwertiges Objektiv, ganz so, wie man es vom oberkochener Traditionshersteller erwarten würde. Entsprechend hoch fällt jedoch auch der Preis aus, es ist kaum unter der unverbindlichen Preisempfehlung von knapp 2.000 Euro zu bekommen. Dafür erhält der Fotograf ein modernes Objektiv mit Autofokus, Bildstabilisator, Spritzwasser- und Staubschutz sowie einer innovativen OLED-Schärfentiefeskala. Die optische Leistung ist auf sehr hohem, wenn auch nicht perfektem Niveau. So könnte das Objektiv gerne noch etwas weniger verzeichnen und bei Offenblende etwas höher auflösen, das ist jedoch Kritik auf hohem Niveau, denn faktisch und praxisrelevant sind die optischen Fehler marginal und die Auflösung äußerst hoch.

Kurzbewertung

  • Hochwertige, robuste Verarbeitung
  • Moderne Ausstattung (OLED-Entfernungsanzeige, Bildstabilisator)
  • Gute optische Qualität
  • Hohe Maximalauflösung
  • Die Auflösung dürfte bei Offenblende gerne noch etwas höher ausfallen
  • Leicht sichtbare, kissenförmige Verzeichnung
  • Kein AF/MF-Schalter am Objektiv
  • Kein Schalter für den Bildstabilisator am Objektiv

Zeiss Batis 2.8/135 mm mit Sony Alpha 7R II (v6.0)

Auflösung MTF


Alpha 7R II

F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
135 mm67,9 / 57,6 (15 %)75,9 / 63,2 (17 %)81,6 / 66,7 (18 %)82,5 / 68,3 (17 %)77,9 / 69 (11 %)70,3 / 65 (8 %)56 / 50,3 (10 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Zeiss
Modell Batis 2.8/135 mm
Unverbindliche Preisempfehlung 1.999,00 €
Bajonettanschluss E-Mount
Brennweite 135,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat ja
Linsensystem 14 Linsen in 11 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 870 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 81 x 120 mm
Objektivgewicht 615 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.