Reisezoom

Testbericht: Tamron 14-150mm F3.5-5.8 Di III (Model C001)

2014-09-22 Objektivhersteller tun sich mit neuen Kamerasystemen, die erst über eine im Vergleich zu seit Jahren etablierten Systemen relativ kleine Anwenderzahl verfügen, relativ schwer. Dabei dürfte Micro Four Thirds als Marktöffner zweifelsohne zu den verbreitetsten spiegellosen Kamerasystemen gehören. Und so entschloss sich Tamron mit dem Reisezoom 14-150 mm F3.5-5.8 Di III, einen ersten Versuchsballon zu starten, zumal solche Objektive, die man nicht wechseln muss, ironischerweise zu den beliebtesten Objektiven an Wechselobjektivkameras zählen. Im ausführlichen Test muss das Tamron 14-150 nun seine Qualitäten unter Beweis stellen.  (Benjamin Kirchheim)

Tamron bietet das 14-150 mm F3.5-5.8 Di III in den Farben Schwarz und Silber an. Das Di III steht übrigens für Objektive für spiegellose Systemkameras, so wie Di II für APS-C-DSLR-Objektive und Di für Vollformat-DSLR-Objektive steht. Das Objektiv ist größtenteils aus gut verarbeitetem Kunststoff gefertigt und sogar "Made in Japan". Für eine hochwertigere Haptik verfügt das Objektiv über eine Außenhülle aus Metall, was auch andere Hersteller, allen voran Sony, gerne so machen. Das Bajonett ist ebenfalls aus Metall. Zum Lieferumfang gehört eine kleine tulpenförmige Streulichtblende, die sich platzsparend auch verkehrt herum auf das Objektiv montieren lässt. Wenn man es einmal eilig hat, muss man die Blende nicht einmal umdrehen, so klein fällt sie aus. Der breite, geriffelte und gummierte Zoomring bietet auch dann noch genug Platz zum Anfassen. Was dem Micro-Four-Thirds-Fotografen sofort auffallen wird: Der Fokusring sitzt hinter statt vor dem Zoomring, hier muss man sich also umgewöhnen. Eine Brennweitenskala ist auf dem Zoomring aufgedruckt, sie lässt sich bei der silbernen Variante mit der weißen Schrift jedoch nicht besonders gut ablesen, es fehlt ein wenig an dem nötigen Kontrast. Dass der Zoomring "verkehrt" herum dreht, wird indes nur Olympus-Fotografen auffallen, die noch nie ein Panasonic-Objektiv an ihrer Kamera hatten, denn für Panasonic-Anwender dreht das Tamron "richtig" herum. Vom Design hingegen will sich das Tamron in keine der beiden Originalobjektivlinien so recht einfügen, vor allem die bei Tamron deutlich gröber geriffelten Gummierungen an Zoom- und Fokusring verhindern dies. Das ist aber letztlich eine reine Geschmacksfrage. Sehr praktisch ist indes der Lock-Schalter am Zoomring, mit dem es sich bei 14 Millimeter Brennweite arretieren lässt. Auch ohne Lock-Schalter sitzt der Objektivtubus aber stramm genug, um nicht durch die reine Schwerkraft auszufahren. Überhaupt hat der zweistufig ausfahrende Kunststofftubus nur wenig Spiel, der Zoomring läuft angenehm geschmeidig.

In der Praxis überzeugt das Objektiv natürlich vor allem mit seinem universellen Brennweitenbereich von 14-150 Millimeter, was einem Kleinbildobjektiv mit 28-300 Millimeter entspricht. Es ist angenehm kompakt und auch nicht größer als das 14-150 mm von Olympus. Mit F3,5-5,8 ist es nicht gerade ein Lichtriese, aber diesen Umstand muss man für ein kompaktes Reisezoom in Kauf nehmen. Schwerer dürfte der fehlende optische Bildstabilisator wiegen. Für Olympus-Fotografen kein Problem, denn hier wird der Bildstabilisator über den beweglich gelagerten Bildsensor realisiert, so auch in unserem Praxistest an der Olympus OM-D E-M10. Panasonic jedoch bietet ein solches Bildstabilisierungssystem nur in der GX7 an, alle anderen Modelle müssen ohne Bildstabilisator auskommen, was bei 300 Millimeter kleinbildäquivalenter Brennweite und einer Anfangsöffnung von F5,8 schmerzt. Der Autofokus des Tamron arbeitet flott und recht leise, nur in Telestellung kann es schonmal ein wenig länger dauern. Durch die geringe Naheinstellgrenze von 50 Zentimeter eignet sich das Tamron 14-150 mm erstaunlich gut für Nahaufnahmen, 6,7 x 5 cm kleine Motive lassen sich formatfüllend auf den Bildsensor bannen. In der Praxis erwies sich die Bildqualität als solide, aber nicht überragend. So fallen im Weitwinkel die weicheren Bildecken auf, Farbsäume an harten Kontrastkanten erstrecken sich auch schonmal sichtbar über mehrere Pixel. Positiv fällt die gute Auflösung in Telestellung auf, wo die Konkurrenzlinsen von Olympus und Panasonic sicht nicht gerade mit Ruhm bekleckern. Gegenlichtempfindlichkeit und Bokeh fallen weder besonders positiv noch negativ auf, eine solide Superzoom-Leistung.

Im Testlabor haben wir das Tamron ebenfalls an der Olympus OM-D E-M10 vermessen. Dabei zeigt sich, dass die Bildschärfe bei allen Brennweiten bis F16 abgeblendet für einwandfreie A4-Ausdrucke reicht, nur bei F22 werden die Bilder beugungsbedingt etwas weicher. Wer also nicht vorhat, große Poster zu drucken, kann mit dem Ergebnis zufrieden sein. Schaut man sich die Auflösung bei 50 Prozent Kantenkontrast jedoch etwas genauer an, so fällt im Weitwinkel sofort der starke Auflösungsverlust zum Bildrand auf. Werden im Bildzentrum noch gute bis sehr gute knapp 49 Linienpaar pro Millimeter (lp/mm) aufgelöst, so sind es am Bildrand gerade noch 30 lp/mm. Abblenden hilft hier praktisch nicht, da das Objektiv im Weitwinkel bereits bei Offenblende seine höchste Auflösung erreicht (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bei mittlerer Brennweite ist das Objektiv offen nicht ganz so gut, bei F5,1 und F5,6 sind es nur knapp 35 lp/mm im Zentrum, zum Bildrand gibt es akzeptable 20 Prozent Auflösungsverlust. Bei F8 werden im Zentrum die 40 lp/mm knapp geknackt, der Bildrand liegt bei 35 lp/mm. Ab F11 reduzieren Beugungseffekte die Auflösung. Erstaunlich ist hingegen, dass das Tamron in Telestellung wieder an Auflösung zulegt, schwächeln hier doch die direkten Konkurrenten von Olympus und Panasonic. Schon bei Offenblende werden knapp 40 lp/mm im Zentrum erreicht, am Bildrand sind es gut 20 Prozent weniger. Bei F8 legt die Auflösung auf knapp 44 lp/mm im Zentrum und 34 lp/mm am Bildrand zu, im direkten Vergleich ist die Auflösung bei identischer Blende in Telestellung sogar höher als im Weitwinkel.

Auffällig sind die starken Farbsäume des Tamron 14-150 mm nicht nur wie bereits festgestellt in der Praxis, sondern auch im Messlabor. Vor allem in Weitwinkelstellung sind sie stark sichtbar, am Bildrand naturgemäß mehr als im Zentrum. In Telestellung sind sie etwas geringer, aber immernoch viel zu stark, am geringsten und dennoch auffällig fallen die Farbsäume bei mittlerer Brennweite auf. Im Schnitt liegen die Farbsäume im Bildzentrum bei mindestens 0,5 Pixeln, sind also kaum sichtbar, bis hin zu 1,5 Pixeln, das ist gut sichtbar. Die Extreme reichen von sichtbaren 1,5 Pixeln bis zu 3,5 Pixel Breite, was selbst auf DIN A4 nicht mehr zu übersehen ist. Die Verzeichnung ist immerhin im Weitwinkel gering, bei mittlerer und vor allem langer Brennweite jedoch treten sichbare kissenförmige Verzeichnungen auf. Die Randabdunklung hingegen ist insgesamt gering und hat einen sanften Verlauf. Am dunkelsten fallen die Bildecken im Weitwinkel bei F3,5 und F4 sowie in Telestellung bei F5,8 aus, stören aber höchstens bei kritischen Motiven.

Fazit Das Tamron 14-150 mm F3.5-5.8 Di III ist ein gut verarbeitetes Reisezoom mit universell einsetzbarer Brennweite, das mit rund 450 Euro etwa 50 Euro günstiger als das Olympus-Pendant und sogar 100 Euro billiger als das Panasonic 14-140 ausfällt. Dank seiner geringen Naheinstellgrenze eignet es sich in Telestellung sogar für die Aufnahme kleinerer Gegenstände und größerer Insekten. Für ein Superzoom geht die Bildqualität zwar in Ordnung, im Vergleich zu den Objektiven von Olympus und Panasonic löst das Tamron im Telebereich sogar erstaunlich gut auf, insgesamt erkauft man sich die universelle Eignung aber doch mit einigen Kompromissen. So sind die Bildecken im Weitwinkel sichtbar weicher, es gibt auffällige Farbsäume und bei mittlerer und langer Brennweite stört die kissenförmige Verzeichnung. Panasonic-Anwender werden aber vor allem den optischen Bildstabilisator vermissen.

Kurzbewertung

  • Gute Verarbeitung und breiter, griffiger Zoomring
  • Gute Auflösung selbst in Telestellung
  • Universeller Zoombereich mit guter Eignung für Nahaufnahmen
  • Lock-Schalter als Transportsicherung
  • Mit über 35 % starker Randabfall der Auflösung im Weitwinkel
  • Starke chromatische Aberrationen (Farbsäume)
  • Manueller Fokusring hinter dem Zoomring
  • Kein Bildstabilisator an fast allen Panasonic-Bodies

Tamron 14-150 mm F3.5-5.8 Di III (C001) mit Olympus OM-D E-M10 (v6.0)

Auflösung MTF


OM-D E-M10

F3,5F4,0F5,1F5,6F5,8F8,0F11,0F16,0F22,0
14 mm48,8 / 30,5 (38 %)47,3 / 30,7 (35 %)45,7 / 30,7 (33 %)42,9 / 28,6 (33 %)38,9 / 24,8 (36 %)33,6 / 22,1 (34 %)25,3 / 17,1 (32 %)
46 mm33,9 / 28,2 (17 %)34,6 / 29,8 (14 %)41 / 35 (15 %)37,2 / 31,5 (15 %)31,8 / 27,9 (12 %)23,3 / 21,8 (6 %)
150 mm39,8 / 31,8 (20 %)43,7 / 33,8 (23 %)41,2 / 31,7 (23 %)33,8 / 26,9 (20 %)24,2 / 19,8 (18 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Tamron
Modell 14-150 mm F3.5-5.8 Di III (C001)
Unverbindliche Preisempfehlung 579,00 €
Bajonett Micro Four Thirds
Brennweitenbereich 14-150 mm
Lichtstärke (größte Blende) F3,5 bis F5,8
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 17 Linsen in 13 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 500 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 52 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 64 x 80 mm
Objektivgewicht 285 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.