Lichtstarke Normalbrennweite für das E-Mount-Vollfomat

Testbericht: Sony FE 55 mm 1.8 Sonnar T* ZA (SEL-55F18Z)

2014-11-28 Mit dem Zeiss FE 55 mm 1.8 Sonnar T* ZA bietet Sony eine lichtstarke Normal-Festbrennweite für seine spiegellosen Vollformatkameras mit E-Mount an, wobei das Zeiss-Label eine gehobene Qualität sowohl optisch (Bildqualität) als auch haptisch (Verarbeitung) verspricht. Ob das knapp 1.000 Euro teure Objektiv die Erwartungen tatsächlich erfüllt, haben wir ausgiebig im digitalkamera.de-Labor und in der Praxis getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Als Testkamera diente die Sony Alpha 7R als höchstauflösende Variante der inzwischen auf drei Modelle angewachsenen gleichen Geschwister. Mit ihren 36 Megapixeln Auflösung fordert sie ein entsprechend hoch aufgelöstes Objektiv und zeigt auf der anderen Seite jede noch so kleine Schwäche gnadenlos auf. Mit knapp sieben Zentimeter Länge ist das FE 55 mm 1.8 Sonnar T* ZA nicht gerade kompakt, die rund 6,5 Zentimeter Durchmesser passen aber gut zur Frontlinse. Die Verarbeitung aus Metall lässt an der Verarbeitung keine Zweifel aufkommen, mit 281 Gramm ist das Objektiv aber auch nicht gerade ein Leichtgewicht. Das Bajonett sowie das 49mm-Filtergewinde bestehen ebenfalls aus Metall.

Dank des internen Fokusmechanismus dreht weder die Frontlinse mit noch fährt ein Tubus aus – perfekte Voraussetzungen zur Verwendung optischer Filter. Apropos Fokus: Der Autofokus arbeitet leise und schnell, allerdings fehlt dem Objektiv ein AF/MF-Umschalter. Wird manuell fokussiert, so steuert der Fly-by-Wire-Fokusring elektronisch den Fokusmotor an, dank Peaking sowie der Fokuslupe gelingt das manuelle Fokussieren problemlos. Allerdings gibt es weder eine Schärfeskala am Objektiv noch eine Entfernungsanzeige. Was dem Objektiv ebenfalls fehlt, ist ein optischer Bildstabilisator. Einzig mit der neuen Sony Alpha 7 II wäre das Sonnar stabilisiert. Beim Lieferumfang lässt Sony sich nicht lumpen: Neben den beiden obligatorischen Deckeln liegen auch eine tulpenförmige Sonnenblende aus Metall und Kunststoff sowie ein, allerdings etwas überdimensionierter, Schutzbeutel bei. Auch ohne die Blende kann man sich über das Streulichtverhalten des Objektivs nicht beklagen, die T*-Vergütung funktioniert hervorragend.

In der Praxis beweist das Objektiv eine hohe Bildschärfe bereits bei Offenblende, wobei der Bildrand bis auf einen sichtbaren Helligkeitsabfall unauffällig ist. Wie zu erwarten, ist das Normalobjektiv auch optisch verzeichnungsfrei, Farbsäume konnten wir keine entdecken. Der Autofokus sitzt auf den Punkt, allerdings kann die hohe Naheinstellgrenze von einem halben Meter bisweilen etwas zu groß sein. Dank der großen F1,8er Blendenöffnung lassen sich Motivdetails hervorragend freistellen. Dabei zeigt das Objektiv ein einigermaßen weiches Bokeh, zuweilen kann der Hintergrund aber auch etwas unruhig wirken. Ein typischer Effekt eines auf Schärfe und Kontrast optimierten Objektivs. Wirklich störend fanden wir die Unschärfekreise aber nicht.

In der Praxis überzeugt die Bildqualität des Objektivs. Bereits bei Offenblende löst es hervorragend auf und zeigt hohe Bildkontraste. Das Bokeh hingegen kann je nach Hintergrund zuweilen etwas unruhig ausfallen. Durch die Schärfe- und Kontrastoptimierung werden die Unschärfekreise recht klar abgebildet, was einen nicht ganz so cremigen Bildeindruck hinterlässt, es sei denn der Hintergrund ist richtig unscharf, dann wiederum gibt es am Bokeh nichts auszusetzen. Die neun Blendenlamellen jedenfalls sorgen für nahezu kreisrunde Unschärfescheibchen.

Der Labortest bestätigt den subjektiven optischen Eindruck: Das Zeiss ist verzeichnungsfrei und chromatische Aberrationen sind praktisch nicht messbar. Wohl aber zeigt sich bei Offenblende ein Helligkeitsabfall zu den Bildecken von immerhin einer Blendenstufe. Der Verlauf ist jedoch sehr sanft ansteigend und wirkt dadurch sehr natürlich. Zwar sinkt der Helligkeitsabfall beim Abblenden, aber erst ab F8 wird er so gering, dass er mit nur noch einer halben Blendenstufe respektive 30 Prozent Helligkeitsabfall optisch kaum noch wahrgenommen wird. Die Auflösung (siehe Diagramm aus dem Labortest unten) bewegt sich auf einem sehr hohen Niveau. Bereits bei Offenblende erreicht das Sony FE 55 mm 1.8 Sonnar T* ZA im Bildzentrum über 67 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Motivkontrast, das Maximum wird bei F8 mit 73,3 lp/mm erreicht, wobei aber auch schon bei F2,8 über 73 lp/mm erreicht werden. Zum Bildrand hin fällt die Auflösung um rund 20 Prozent ab, was nicht viel ist. Bei F8 beträgt der Randabfall sogar weniger als zehn Prozent, ein sehr guter Wert. Beugung begrenzt erst bei F22 die Auflösung deutlich, bei F16 erreicht das Objektiv um die 67 lp/mm im Zentrum und ist damit nicht schlechter als bei Offenblende, am Bildrand sogar besser. Doch selbst bei F22 liegt die Auflösung bei über 50 lp/mm, wovon viele Kameras mit kleineren Sensoren und/oder Sensorauflösungen nur träumen können.

Fazit Das Sony FE 55 mm 1.8 Sonnar T* ZA überzeugt auf ganzer Linie. Es ist hervorragend verarbeitet und sehr schlicht sowie edel designt. Der moderne Autofokus sitzt zuverlässig und auch beim Lieferumfang ist mit einer Sonnenblende und einem Schutzbeutel alles dabei, was man braucht. Vor allem aber bei der Bildqualität kann das FE-Objektiv punkten. Die Vergütung sorgt für eine weitgehende Streulichtunempfindlichkeit, optische Fehler beschränken sich auf einen natürlich aussehenden, leicht sichtbaren Helligkeitsabfall zu den Bildecken. Die Auflösung ist selbst an der mit einer 36-Megapixel-Sensor ausgestatteten Alpha 7R hervorragend hoch, der leichte Randabfall der Auflösung bei offeneren Blenden liegt im Rahmen. Jedem Fan von Normalbrennweiten, Freistellung und hoher Auflösung schon bei Offenblende kann man das Sony FE 55 mm 1.8 Sonnar T* ZA nur ans Herz legen.

Kurzbewertung

  • Sehr hohe Auflösung im Bildzentrum, insbesondere abgeblendet
  • Metallsonnenblende und Schutzbeutel im Lieferumfang
  • Schneller, leiser, interner Fokus
  • Hochwertige Verarbeitung (Metall) mit gelungenem Design
  • Bei großen Blendenöffnungen leicht sichtbare Randabdunklung
  • Kein AF/MF-Schalter
  • Fehlender Bildstabilisator

Sony FE 55 mm F1.8 Sonnar T* ZA (SEL55F18Z) mit Sony Alpha 7R (v6.0)

Auflösung MTF


Alpha 7R

F1,8F2,0F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
55 mm67,3 / 54,9 (18 %)69,9 / 55,1 (21 %)73,1 / 56,3 (23 %)65,8 / 51,7 (21 %)71,3 / 58,8 (18 %)73,3 / 67,4 (8 %)70,9 / 67,7 (5 %)67,3 / 65,1 (3 %)53,2 / 50,1 (6 %)


Alpha 7R II

F1,8F2,0F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
55 mm65,9 / 32,8 (50 %)70,9 / 34 (52 %)77,3 / 42,8 (45 %)79,4 / 50,5 (36 %)76,8 / 56 (27 %)73,5 / 62,2 (15 %)70,7 / 66,1 (7 %)67 / 63,3 (6 %)51,9 / 50,3 (3 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell FE 55 mm F1.8 Sonnar T* ZA (SEL55F18Z)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.099,00 €
Bajonettanschluss E-Mount
Brennweite 55,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,8
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat ja
Linsensystem 7 Linsen in 5 Gruppen
inkl. asphärische Linse(n)
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 500 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 49 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 64 x 71 mm
Objektivgewicht 281 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.