Kompaktes Standard-Makro

Testbericht: Sony FE 50 mm F2.8 Macro

2018-01-03 Das Sony FE 90 mm Macro hatten wir bereits im Mai 2015 als hervorragendes Objektiv gelobt. Mit dem FE 50 mm F2.8 Macro bietet Sony inzwischen ein halb so teures und deutlich kompakteres Makroobjektiv an, das allerdings auch eine deutlich kürzere Brennweite besitzt, womit man dem Motiv für denselben Abbildungsmaßstab wesentlich näher auf die Pelle rücken muss. Dafür zeigt man aufgrund des größeren Bildwinkels das Motiv besser in seiner Umgebung. Wie sich das Sony FE 50 mm F2.8 Macro in der Praxis schlägt und wie es um die Bildqualität bestellt ist, verrät unser Test.  (Benjamin Kirchheim)

Das Sony FE 50 mm F2.8 Macro ist schon für knapp über 500 Euro zu haben. Mit Abmessungen von jeweils sieben Zentimetern im Durchmesser und in der Länge ist es verglichen mit dem 90er Makro geradezu schnuckelig klein. Zudem drückt es weniger als 250 Gramm auf die Waage, obwohl das Gehäuse aus Metall besteht. Ein optischer Bildstabilisator ist hingegen nicht verbaut, auch ein Spritzwasser- und Staubschutz fehlt.

Ausstattung und Handhabung

Trotz Festbrennweite und nicht ganz so teurer Objektivklasse hat Sony nicht an Bedienelementen gespart. Der 1,8 Zentimeter breite Fokusring sitzt vorne am Objektiv und überträgt seine Stellbefehle rein elektronisch an den Fokusmotor. Dieser geht nicht gerade leise zu Werke und offenbart die simple Auszugsfokussierung. Der Tubus des Makros fährt immer weiter heraus, je näher man fokussiert. Zwar gibt es keine Fokusskala, aber bei 28 Zentimetern und weniger zeigen sich Beschriftungen, die auf dem Kunststoff-Objektivtubus aufgedruckt sind. Hier ist nicht nur die eingestellte Entfernung aufgedruckt, sondern auch der Abbildungsmaßstab in den Schritten 1:4, 1:1, 1:1,4 und 1:1. Die manuelle Fokussierung geht hervorragend von der Hand, denn der Fokusring und der Fokusmotor reagieren äußerst feinfühlig.

Dabei ist das Makro wahrlich nicht ein besonders schnell fokussierendes Objektiv. Um ihm ein wenig Beine zu machen, bietet sich der Fokusbegrenzer an, der über den seitlichen Schalter in zwei Stufen aktiviert werden kann. Entweder durchfährt das Objektiv den gesamten Fokusbereich von 16 Zentimetern bis unendlich, oder erst ab 30 Zentimetern oder nur im Bereich von 16 bis 30 Zentimetern, in dem sich der Makrobereich von 1:4 bis 1:1 befindet. Die Umschaltung auf manuellen Fokus erfolgt übrigens ebenfalls über einen Schalter am Objektiv. Beim letzten Bedienelement, es befindet sich zwischen den beiden Schiebeschaltern, handelt es sich um eine Funktionstaste, die defaultmäßig mit der Fokus-Stopp-Funktion vorbelegt ist. Dies lässt sich jedoch per Kameramenü ändern, so kann damit beispielsweise der Fokus erst aktiviert werden.

Wer jetzt übrigens meint, mit dem 50er Makro aufgrund der kleineren Brennweite eine größere Schärfentiefe zu erhalten als mit dem 90er Makro, liegt daneben. Die Schärfentiefe hängt von der Blendenöffnung und dem Abbildungsmaßstab ab, und der ist an der Naheinstellgrenze bei beiden Objektiven 1:1. Allerdings muss man dem Motiv mit dem 50er Makro bis auf 4,5 Zentimeter mit der Objektivfront auf die Pelle rücken, um den größten Abbildungsmaßstab von 1:1 zu erreichen. Manches Insekt wird hier längst die Flucht ergriffen haben.

Eine Streulichtblende gibt es zu dem Makro leider nicht, es fehlt allein schon am passenden Bajonett. Aber immerhin liegt die Frontlinse über zwei Zentimeter im Gehäuse versenkt, was einen ähnlichen Effekt haben dürfte. Jedenfalls haben wir im Gegenlicht keine Schwäche feststellen können. Es traten weder nennenswerte Kontrastverluste noch Blendenreflexe auf. Wer möchte, kann über das 55 mm Frontgewinde, das übrigens aus Kunststoff besteht, Zubehör anschrauben.

Die optische Konstruktion des Sony FE 50 mm F2.8 Macro besteht lediglich aus acht Linsen, die in sieben Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich immerhin ein ED-Glaselement sowie eine asphärisch geschliffene Linse. Die Blende ist mit sieben Lamellen ebenfalls recht einfach konstruiert. Das Bokeh ist ganz passabel, aber die Unschärfekreise wirken schon etwas hart abgegrenzt beziehungsweise mit einem hellen Schein versehen, was bei bestimmten Hintergründen mit vielen kleinen Details (beispielsweise Blätter oder Spiegelungen von Licht auf Wasseroberflächen mit Wellen) etwas unruhig wirken kann.

Bildqualität

Doch nicht nur in der Praxis, sondern auch im Testlabor musste das Sony FE 50 mm F2.8 Macro seine Bildqualität unter Beweis stellen, wofür wir die brandneue Sony Alpha 7R III nutzten. Hier zeigt das Objektiv fast keinerlei Verzeichnung. Die Randabdunklung hingegen tritt bei allen Blenden auf und beträgt maximal 0,8 Blendenstufen (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Auch beim Abblenden sinkt die Randabdunklung kaum und bleibt bei mindestens 0,6 Blendenstufen. Vor allem dem äußerst sanften Verlauf ist es zu verdanken, dass die Randabdunklung in der Praxis kaum auffällt. Chromatische Aberrationen sind im Mittel zwar gering, werden in der Maximalausprägung an starken Kontrastkanten vor allem Richtung Bildrand deutlich sichtbar. Zudem zeigt das Objektiv auch leichte Bokeh-CAs, das heißt im Unschärfebereich bilden sich zusätzlich noch Farbsäume an Kontrastkanten.

Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast übersteigt im Bildzentrum spielend die Marke von 80 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm), was ein hervorragender Wert ist. Allerdings muss das Objektiv dafür um ein bis zwei Stufen abgeblendet werden. Bei Offenblende erreicht es mit 60 lp/mm aber ebenfalls einen sehr guten Wert. Die Beugung schlägt bereits jenseits von F5,6 zu Buche, reduziert die Auflösung aber bis F11 nur minimal auf etwa 74 lp/mm. Selbst bei der kleinsten einstellbaren Blende F16 löst das Makro höher auf als bei Offenblende. Man kann also im Makrobereich gerne kräftig abblenden, falls man die Schärfentiefe benötigt. Ansonsten gibt es zwischen F4 und F8 die höchste Auflösung.

Am Bildrand sieht es etwas anders. Hier startet die Auflösung ebenfalls bei gut 60 lp/mm bei Offenblende, legt jedoch beim Abblenden deutlich langsamer zu als im Bildzentrum, was zu einem Randabfall der Auflösung von bis zu knapp über 20 Prozent führt. Das ist nicht dramatisch, kann aber beim Einsatz als Reproobjektiv eine Rolle spielen. Bis F11 steigert sich die Randauflösung auf knapp über 70 lp/mm, danach sinkt sie beugungsbedingt wieder. Für eine optimal gleichmäßige Auflösung von der Bildmitte zum Bildrand sollte man also entweder bei F2,8 oder bei F11 fotografieren, wobei letzteres zu einer deutlich höheren Auflösung führt.

Fazit

Das Sony FE 50 mm F2.8 Macro ist ein gut verarbeitetes Makroobjektiv, das auf eine eher einfache Konstruktion setzt, um den Preis im Rahmen zu halten. Zwar ist das Objektiv mit knapp über 500 Euro kein Schnäppchen, liefert aber eine gute Gegenleistung ab. Die einfache Konstruktion führt zu einem etwas langsamen und lauten Autofokus, dafür kann man sich die Streulichtblende sparen und den Abbildungsmaßstab am ausfahrenden Tubus ablesen. Mit drei Schaltern beziehungsweise Knöpfen und dem gut bedienbaren elektronischen Fokusring ist das Objektiv zudem gut ausgestattet. Bei der Bildqualität überzeugt das Makro mit der praktisch nicht vorhandenen Verzeichnung und der, wenn auch erst etwas abgeblendet, hervorragend hohen Auflösung und relativ geringem Randabfall. Dem stehen aber eine nicht ganz geringe, wenn auch nicht auffällige Randabdunklung sowie sichtbare Farbsäume entgegen. Mit dem fast doppelt so teuren und hervorragenden 90er Makro kann das 50er also nicht mithalten, ist aber leichter transportabel und taugt auch gut als Normalobjektiv, sofern es nicht auf die Lichtstärke ankommt.

Kurzbewertung

  • Gut verarbeitetes Metallgehäuse
  • Gute Ausstattung mit vielen Bedienelementen
  • Hervorragende Auflösung (leicht abgeblendet)
  • Sehr geringe Verzeichnung
  • Etwas hohe Randabdunklung
  • Sichtbare Farbsäume
  • Langsamer und lauter Autofokus
  • Kein Spritzwasser- und Staubschutz

Sony FE 50 mm F2.8 Macro (SEL50M28) mit Sony Alpha 7R III (v6.0)

Randabdunklung (Vignettierung)

Maximale Randabdunklung
50 mm
F2,841 % (0,8 EV)
F4,037 % (0,7 EV)
F5,634 % (0,6 EV)
F8,034 % (0,6 EV)
F11,034 % (0,6 EV)
F16,035 % (0,6 EV)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell FE 50 mm F2.8 Macro (SEL50M28)
Unverbindliche Preisempfehlung 599,00 €
Bajonettanschluss E-Mount
Brennweite 50,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat ja
Linsensystem 8 Linsen in 7 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 160 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 55 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 71 x 71 mm
Objektivgewicht 236 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.