Lichtstarkes, aber teures Normalobjektiv

Testbericht: Sony FE 50 mm F1.4 Zeiss Planar T*

2017-12-12 Das FE 50 mm F1.4 Zeiss Planar T* ist mit gut 1.500 Euro Straßenpreis das mit Abstand teuerste Normalobjektiv von Sony für die Alpha-7- und 9-Serie. Es schmückt sich mit dem Zeiss-Label, der T*-Vergütung und verspricht höchste Bildqualität. Ob es das tatsächlich halten kann und sein Geld wert ist, verrät unser Test an der 42 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R II.  (Benjamin Kirchheim)

Für ein F1,4 lichtstarkes 50mm-Objektiv ist das Sony FE 50 mm F1.4 Zeiss Planar T* wahnsinnig groß und schwer. Es bring fast 800 Gramm auf die Waage, zusammen mit unserer Testkamera Alpha 7R II zerren 1,4 Kilogramm am Kameragurt. Fluffige 8,5 Zentimeter im Durchmesser und stolze elf Zentimeter in der Länge misst es. Das Filtergewinde bringt es auf einen Durchmesser von 72 Millimetern. Muss ein 50er tatsächlich so groß und schwer sein? Immerhin spricht die optische Konstruktion aus zwölf Linsen, die in neun Gruppen angeordnet sind, für sich: Es kommen zwei asphärische Linsen und eine ED-Linse zum Einsatz, um optische Fehler zu minimieren.

Verarbeitung und Ausstattung

Das viele Glas erklärt dann auch zum Teil das hohe Gewicht. Aber auch die Verarbeitung trägt ihren Teil dazu bei: So besteht das Sony FE 50 mm F1.4 Zeiss Planar T* fast vollständig aus Metall. Lediglich das Filtergewinde und die Aufnahme für die mitgelieferte Streulichtblende sind aus Kunststoff gefertigt. Zum Lieferumfang gehört übrigens auch ein hochwertiger Schutzbeutel. Zudem ist das Objektiv gegen Staub und Spritzwasser geschützt, am Metallbajonett befindet sich eine entsprechende Dichtlippe.

Für eine moderne Festbrennweite sind recht viele Bedienelemente am Objektiv zu finden: Ganz hinten in Bajonettnähe erlaubt ein klassischer Blendenring die manuelle Wahl der Objektivöffnung. Dies kann natürlich auf Wunsch auch über die Drehräder der Kamera erfolgen, auch eine Automatikstellung fehlt dem Blendenring nicht, auch wenn diese gerne fester rasten dürfte oder alternativ eine Verriegelung vertragen würde. In deutlich rastenden Drittelstufen lässt sich die Blende im Bereich von F1,4 bis F16 einstellen.

Videografen brauchen nun nicht die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, denn Sony hat an eine De-Click-Funktion gedacht, die über einen kleinen Schieber an der Unterseite aktiviert werden kann. Nun lässt sich die Blende stufen- und lautlos verstellen, auch wenn die Kamera nur die gerundeten Drittelschritte anzeigt. Die Blende besteht übrigens aus elf Lamellen und bietet damit eine sehr gleichmäßige, nahezu kreisrunde Öffnung. Tatsächlich sind die Unschärfescheiben sehr gleichmäßig und das Bokeh wunderbar. Es ist beispielsweise deutlich gleichmäßiger als beim 50 mm F1,8, obwohl auch das schon ein durchaus ansehnliches Bokeh liefert (siehe Test in den weiterführenden Links).

Weiter vorne am Objektiv sitzt der über drei Zentimeter breite, griffig geriffelte Fokusring. Dabei ist dieser nicht mechanisch gekoppelt, sondern gibt nur Stellbefehle an den unhörbaren und sehr schnell arbeitenden Innenfokus weiter. Möchte man den manuellen Fokus aktivieren, geschieht das ganz einfach über den an der linken Seite angebrachten AF-MF-Schalter. Die manuelle Fokussierung gelingt dank der Hilfen in der Kamera, wie etwa der Fokuslupe, äußerst einfach und präzise. Langsame Bewegungen am Fokusring führen zu sehr feinen Stellschritten, während schnelles Drehen den Fokus über einen weiteren Bereich verschiebt. Die Naheinstellgrenze liegt bei 45 Zentimetern, was einen maximalen Abbildungsmaßstab von lediglich 1:6,7 erlaubt – Detailaufnahmen sind also nicht gerade eine Stärke dieses lichtstarken 50mm-Objektivs.

Bildqualität

In der Praxis zeigt das Sony FE 50 mm F1.4 Zeiss Planar T* nicht nur ein wunderbares Bokeh, sondern auch eine brillante Schärfe. Bei Gegenlicht bleiben dank der hohen Vergütung die Kontraste klar und deutlich, allerdings können sich bei extremen Gegenlichtsituationen durchaus Blendenreflexe zeigen. Im Testlabor an der Alpha 7R II macht sich die hochwertige optische Konstruktion bezahlt: So gibt es nur minimalste Farbsäume (siehe Diagramm aus dem Labortest unten), auch die Bokeh-CAs mancher günstigeren Linse zeigt das 50 mm F1.4 Zeiss nicht. Auch die Verzeichnung ist verschwindend gering, lediglich in den äußersten Bildecken zeigt sich eine minimale Kissenform. Ebenfalls gering zeigt sich die Randabdunklung, die zudem einen sehr sanften Verlauf besitzt. Selbst bei Offenblende sind es nur 0,7 Blendenstufen im Maximum, was sehr wenig für ein Vollformatobjektiv ist. Beim Abblenden verringert sich die Randabdunklung sogar noch etwas.

Die Auflösung erreicht bei 50 Prozent Kontrast ein Maximum von knapp über 85 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Bildzentrum – ein hervorragender Wert. Dieses Maximum stellt sich bereits bei F2 ein, wohingegen die Auflösung bei Offenblende mit gut 75 lp/mm zwar etwas geringer, aber immer noch sehr hoch ist. Bereits ab F2,8 verringert sich die Auflösung – aber nur äußerst langsam – durch die einsetzende Beugung. Bis einschließlich F5,6 sind es über 80 lp/mm, die 70 lp/mm werden erst jenseits von F11 unterschritten. Am Bildrand liegt die maximale Auflösung bei knapp unter 70 lp/mm, die allerdings erst bei F5,6 und F8 erreicht wird. Bei Offenblende löst der Bildrand lediglich gut 52 lp/mm auf. Das ist im Verhältnis zur Auflösung im Bildzentrum ein deutlicher Auflösungsverlust, aber immer noch reichlich Auflösung für Formate deutlich über 20 mal 30 Zentimeter. Die 60-lp/mm-Marke wird ab F2,8 überschritten.

Fazit

Das Sony FE 50 mm F1.4 Zeiss Planar T* ist ein äußerst kostspieliges Normalobjektiv für die Alpha-7- und 9-Familie. Dafür bekommt der Käufer ein hervorragend verarbeitetes, aber auch sehr großes und schweres Objektiv, das zudem gegen Spritzwasser und Staub geschützt ist. Der Autofokus ist äußerst leise und schnell, der praktische Blendenring lässt sich für einen laut- und stufenlosen Betrieb umschalten, was Videografen begrüßen dürften. Die Bildqualität ist hervorragend, wenn auch nicht perfekt. Die optischen Fehler bewegen sich auf minimalstem Niveau, auch das Bokeh ist hervorragend. Die Auflösung ist im Bildzentrum äußert hoch, hätte am Bildrand, vor allem bei offenen Blenden, aber angesichts des Preises von gut 1.500 Euro gerne noch etwas höher ausfallen können.

Kurzbewertung

  • Hervorragende, robuste Verarbeitung
  • Blendenring arbeitet auf Wunsch stufen- und lautlos
  • Nur minimale optische Fehler
  • Wunderbares Bokeh
  • Sehr hohe Auflösung (im Bildzentrum) bereits ab F2
  • Hoher Preis
  • Randabfall der Auflösung
  • Groß und schwer

Sony FE 50 mm F1.4 Zeiss Planar T* (SEL50F14Z) mit Sony Alpha 7R II (v6.0)

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell FE 50 mm F1.4 Zeiss Planar T* (SEL50F14Z)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.799,00 €
Bajonettanschluss Sony E
Brennweite 50,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,4
KB-Vollformat ja
Linsensystem 12 Linsen in 9 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 11
Naheinstellgrenze 450 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 72 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 84 x 108 mm
Objektivgewicht 778 g

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Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.