Universelles Mittelklasse-Standardzoom

Testbericht: Sony FE 24-105 mm F4 G OSS (SEL24105G)

2018-01-10 Das Sony FE 24-105 mm F4 G OSS ist das jüngste Mitglied in der FE-Objektivfamilie für die spiegellosen Vollformatkameras der Alpha-7- und 9-Serie. Es schließt als wichtiges Mittelklasse Universalzoom mit durchgehender Lichtstärke eine Lücke im Objektivprogramm, denn es bietet nicht nur einen universellen Brennweitenbereich, sondern auch einen großen Abbildungsmaßstab. Welche Bildqualität das mit Ultraschall-Autofokus und optischem Bildstabilisator gut ausgestattete Objektiv liefert, haben wir an der Sony Alpha 7R III getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Knapp 1.350 Euro ruft Sony als Preis für das neue Standardzoom auf, und da es recht neu am Markt ist, bekommt man es aktuell auch noch nicht günstiger. Dennoch erscheint der Preis auf den ersten Blick nicht unbedingt überzogen, verspricht das Objektiv mit Bildstabilisator und Ultraschallautofokus doch aktuelle Technik in einem mit Spritzwasser- und Staubschutz robusten Gehäuse mit einem alltagstauglichen Brennweitenbereich und durchgehender Lichtstärke.

Das Objektiv wiegt bis auf wenige Gramm genau dasselbe wie die Testkamera Sony Alpha 7R III, was eine sehr ausgewogene, etwa 1,3 Kilogramm schwere Kombination ergibt. Mit einem Durchmesser von knapp über acht und einer Länge von etwas über elf Zentimetern ist es jedoch nicht gerade klein, wirkt aber verglichen mit der kompakten Alpha auch nicht übermäßig groß. Das Gehäuse besteht überwiegend aus gut verarbeitetem Kunststoff. An der Objektivfront kommt jedoch erfreulicherweise Metall zum Einsatz, sogar das 77mm-Filtergewinde besteht aus Metall. Na also, Sony, es geht doch! Trotz Kunststoff wirkt die Verarbeitung hochwertig, der Spritzwasser- und Staubschutz unterstreicht die Robustheit des Objektivs.

Ausstattung und Handhabung

Der zwei Zentimeter breite Zoomring liegt mittig am Objektiv und ist dank einer gummierten Riffelung äußerst griffig. Mit einer Viertel-Umdrehung wird der Brennweitenbereich von 24 bis 105 mm durchfahren, das entspricht einem 4,4-fachen Zoomfaktor. Markierungen bei 24, 35, 50, 70 und 105 Millimeter erlauben eine exakte Einstellung einiger klassischer (Fest-)Brennweiten. Beim Zoomen fährt der Tubus um etwa 4,5 Zentimeter aus. Er besteht ebenfalls aus Metall und hat nur minimales Spiel. Mit dem Daumen lassen sich wunderbar die Funktionstaste zwischen Zoom- und Fokusring sowie die beiden Schalter zwischen Zoomring und Bajonett erreichen.

Der obere der beiden Schalter dient zum Wechsel vom manuellen auf automatischen Fokus und umgekehrt. Dabei kommt ein Innenfokussystem mit lautlosem und sehr schnellem Ultraschallmotor zum Einsatz. Die manuelle Fokussierung erfolgt über den leichtgängigen, 1,5 Zentimeter breiten und ebenfalls mit einer griffigen Gummiriffelung versehenen Fokusring vorne am Objektiv, der sich gut mit dem Zeigefinger erreichen lässt. Er arbeitet rein elektronisch und überträgt Stellbefehle an den Fokusmotor. Das funktioniert hervorragend, man kann sehr grob und auch sehr feinfühlig mit schnellen beziehungsweise langsamen Bewegungen fokussieren. Die Fokuslupe der Kamera ist dabei eine große Hilfe. Die Naheinstellgrenze liegt bei lediglich 38 Zentimetern. Das erlaubt bei 105 Millimeter Brennweite einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:3,2, wobei der Arbeitsabstand der Objektivfront zum Motiv noch etwa 20 Zentimeter beträgt. Genug zur Ausleuchtung des minimalen Bildfelds von 11,5 mal 7,7 Zentimeter, was einem in vielen Fällen die Anschaffung eines Makroobjektivs erspart.

Des Weiteren ist das FE 24-105 mm mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet. Das wäre angesichts der Brennweite und der Tatsache, dass die Alpha-7-Familie ab der zweiten Generation sowie die Alpha 9 mit einem beweglich gelagerten Bildsensor zur Bildstabilisierung ausgestattet sind nicht unbedingt erforderlich gewesen, aber da die Stabilisationssysteme zusammenarbeiten, erhöht sich die Effektivität der Stabilisierung nochmals, was in vielen Situationen sehr nützlich ist. Vier Blendenstufen und mehr als ohne Stabilisator freihändig verwackelungsfrei aufzunehmen, ist überhaupt kein Problem.

Bildqualität

Die optische Konstruktion des Sony FE 24-105 mm F4 G OSS besteht aus 17 Linsen, die in 14 Gruppen angeordnet sind. Zahlreiche Spezialgläser und Spezialschliffe sollen optische Fehler korrigieren und so für eine hohe Bildqualität sorgen. Immerhin ziert das Objektiv das G-Label für hohe optische Qualität. Dabei kommen drei ED-Glaselemente, zwei asphärische Linsen und drei advanced asphärische Linsen zum Einsatz. Zudem soll die Nanovergütung Geisterbilder und Reflexe unterdrücken, auch bei den Blendenlamellen hat Sony nicht gespart: Neun Stück formen eine nahezu kreisrunde Öffnung.

Die Maßnahmen greifen in der Praxis sehr gut. Auch ohne die mitgelieferte Streulichtblende ist das Objektiv gegenlichtfest. Wir konnten keine nennenswerten Kontrastverluste oder Blendenreflexe selbst bei direktem Gegenlicht ausmachen. Auch das Bokeh ist für ein Standardzoom ausgesprochen gut. Es kommt zwar nicht ganz an ein Porträtobjektiv heran, braucht sich aber wahrlich nicht zu verstecken, Allenfalls leichte Bokeh-CAs stören das Bild etwas.

Im Testlabor überzeugt die optische Korrektur ebenfalls. Die Randabdunklung beträgt maximal 0,6 Blendenstufen und fällt durch den sanften Anstieg zum Bildrand hin kaum auf. Erstaunlich gering ist die Verzeichnung (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Sie liegt im Weitwinkel bei unter einem Prozent Tonnenform, bei mittlerer Brennweite bei unter einem halben Prozent Kissenform und ist in Telestellung praktisch nicht vorhanden. Auch Farbsäume treten nur in sehr geringem Maße auf und sind visuell nicht auffällig.

Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast erreicht ein hervorragendes Maximum von über 80 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm), allerdings nur im Weitwinkel im Bildzentrum, hier aber bereits ab Offenblende. Jenseits von F8 beginnt Beugung die Auflösung zu reduzieren, aber erst jenseits von F16 sinkt sie unter 70 lp/mm. Bei mittlerer und langer Brennweite wird eine ebenfalls sehr hohe Auflösung von bis zu gut 70 lp/mm erreicht, wobei man in Telestellung dafür um eine Stufe abblenden muss. Auch hier gilt: Jenseits von F8 begrenzt Beugung die Auflösung, bleibt aber bis F16 auf einem sehr hohen Niveau.

Die Randauflösung beträgt bei allen Brennweiten bei F4 knapp über 50 lp/mm (das reicht gut für 30 mal 45 Zentimeter große Ausdrucke) und steigert sich beim Abblenden teilweise deutlich. Dies trifft vor allem für den Weitwinkel zu, wo die Randauflösung bei F8 sogar kräftig über 70 lp/mm klettert, während bei langer Brennweite bei F11 beziehungsweise bei mittlerer Brennweite sogar erst bei F16 das Maximum mit 63-64 lp/mm erreicht wird. Kräftig abgeblendet sind also bei allen Brennweiten sehr gleichmäßige Auflösungen bis an den Bildrand möglich, wohingegen bei Offenblende ein Randabfall von bis zu fast 40 Prozent auftritt.

Fazit

Das Sony FE 24-105 mm F4 G OSS ist ein Universalzoom mit wirklich gutem Preis-Leistungsverhältnis. Auch wenn es nicht komplett aus Metall besteht ist die Verarbeitung hochwertig, der Spritzwasser- und Staubschutz unterstreichen die Robustheit. Die Ausstattung ist mit Bildstabilisator und schnellem Ultraschallautofokus sehr gut, was auch auf die Ergonomie zutrifft. Selbst an der Bildqualität gibt es kaum etwas auszusetzen. Das 24-105 ist Gegenlicht-fest, hat ein schönes Bokeh und ist optisch sehr gut auskorrigiert. Die Auflösung ist äußerst hoch, auch wenn man für eine hohe Randauflösung um zwei bis drei Stufen abblenden muss. Angesichts der Leistung kann sich manches High-End-Zoom warm anziehen.

Kurzbewertung

  • Robuste Konstruktion mit Spritzwasser- und Staubschutz
  • Universeller Brennweitenbereich mit durchgehender F4,0-Lichtstärke
  • Gute Ausstattung mit optischem Bildstabilisator und schnellem Ultraschall-AF
  • Gute optische Korrektur, Randabdunklung, Verzeichnung und Farbsäume sind gering
  • Sehr hohe Auflösung im Bildzentrum
  • Für sehr hohe Randauflösung muss um 2-3 Stufen abgeblendet werden
  • Leichte Bokeh-CAs
  • Gehäuse besteht teilweise aus Kunststoff

Sony FE 24-105 mm F4 G OSS (SEL24105G) mit Sony Alpha 7R III

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell FE 24-105 mm F4 G OSS (SEL24105G)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.349,00 €
Bajonett E-Mount
Brennweitenbereich 24-105 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 17 Linsen in 14 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 380 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 77 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 83 x 113 mm
Objektivgewicht 663 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.