Kompaktes Vollformat-Ultraweitwinkel

Testbericht: Sony FE 20 mm F1.8 G (SEL20F18G)

Seite 2 von 2, vom 2020-02-25 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Mit 14 Linsen in zwölf Gruppen, darunter zwei Advanced-Aspherical-Elemente drei ED-Linsen aus Spezialgläsern, aber auch speziellen Oberflächenbeschichtungen mit Nanostruktur will Sony beim FE 20 mm F1.8 G für eine hohe Bildqualität sorgen und optische Fehler minimieren. Aber auch die Bildaufbereitung in der Kamera spielt dabei eine wesentliche Rolle, um optisch nicht vollständig auskorrigierte Bildfehler endgültig zu beseitigen. Hinzu kommt eine aus neun Lamellen bestehende Blende mit nahezu kreisrunder Öffnung.

Auch wenn das Objektiv aufgrund der geringen Brennweite und "nur" mäßigen Lichtstärke keine allzu geringe Schärfentiefe bietet, kann sich das Bokeh dennoch sehen lassen. Details im Unschärfebereich, der besonders bei Nahaufnahmen zum Tragen kommt, werden angenehm unscharf gezeichnet. Auch das Gegenlichtverhalten ist exzellent. Die Kontraste bleiben selbst im direkten Sonnenlicht hoch und es zeigen sich nur minimale Blendenreflexe. Wer möchte, kann dennoch die mitgelieferte Streulichtblende einsetzen.

Beim Test kam die äußerst hochauflösende Sony Alpha 7R IV zum Einsatz, die mit ihren 61 Megapixeln sehr hohe Ansprüche an die Objektive stellt. Trotz der hohen Auflösung fallen Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sehr gering aus, selbst im Maximum am Bildrand bewegen sie sich nur bei rund einem Pixel Ausdehnung. Auch im Bokeh zeigen sich keine auffälligen Farbsäume. Eine Verzeichnung ist praktisch nicht vorhanden, was für ein solch extremes Weitwinkel eine exzellente Leistung ist. Auch die Randabdunklung hat Sony gut im Griff. Sie beträgt bei Offenblende 0,9 Blendenstufen im Maximum, wobei der Verlauf derart sanft ist, dass sie visuell praktisch nicht auffällt. Beim Abblenden auf F2,8 bis F4 sinkt die Randabdunklung auf die Hälfte und verbleibt auch beim weiteren Abblenden bei diesem Wert.

Die Auflösung im Bildzentrum beträgt bei 50 Prozent Kontrast bereits bei Offenblende fast 100 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) und lässt sich beim Abblenden auf F2,8 sogar noch auf bis zu 111 lp/mm steigern. Dann setzt bereits die Beugung ein, schon bei F5,6 sinkt die Auflösung unter den Offenblendwert, jenseits von F8 werden die 90 lp/mm unterschritten, jenseits von F11 die 80 lp/mm und bei F22 sind es sogar unter 60 lp/mm.

Am Bildrand verhält sich das Objektiv ganz anders. Hier ist die Auflösung bei Offenblende mit knapp über 40 lp/mm ausgesprochen gering für einen 61-Megapixel-Sensor. Der relative Auflösungs-Randabfall beträgt fast 60 Prozent. Ab F2,8 zieht die Randauflösung deutlich an, bei F4 erreicht sie im Maximum mit fast 80 lp/mm ihren Maximalwert. Der relative Auflösung-Randabfall beträgt bei F4 nur noch 25 Prozent, was im akzeptablen Rahmen für ein solches Ultraweitwinkel ist. Zwar nähert sich die Kurve der Randauflösung beim weiteren Abblenden noch etwas an die Zentrumsauflösung an, aber unter 20 Prozent sinkt der relative Randabfall nicht. Da die Auflösung insgesamt deutlich sinkt, ist es nicht zu empfehlen, das Objektiv an der Alpha 7R IV weiter als bis F8 abzublenden, wenn man von der hohen Sensorauflösung profitieren möchte. Die beste Bildqualität erhält man indes bei F4.

Fazit

Mit dem FE 20 mm F1.8 G ist Sony nach dem FE 24 mm F1.4 GM wieder einmal eine sehr gute Ultraweitwinkel-Festbrennweite gelungen, die das Vollformat-System sinnvoll bereichert. Mit einem Materialmix aus hochwertigem Kunststoff und Metall sowie Abdichtungen gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser ist es robust verarbeitet und bietet dank der vielen Bedienelemente inklusive für Videoaufnahmen deaktivierbarer Blendenring-Rastung vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Der Autofokus ist schnell, leise und die Naheinstellgrenze erstaunlich gering, was sehr ungewöhnliche Perspektiven eröffnet. Vor allem aber kann sich die Bildqualität sehen lassen. Bokeh und Gegenlichtverhalten sowie optische Fehler sind nicht zu beanstanden. Die Auflösung ist im Bildzentrum bereits ab Offenblende sehr gut, für eine hohe Randauflösung sollte man das Objektiv allerdings um rund zwei Blendenstufen abblenden. Die höchste Bildqualität wird bei F4 erreicht. Den angestrebten Preis von knapp 1.100 Euro ist das Objektiv allemal wert, zumal der Straßenpreis sicher bald unter die Marke von 1.000 Euro sinken dürfte.

Kurzbewertung

  • Sehr hohe Auflösung (etwas abgeblendet)
  • Schneller, leiser Autofokus
  • Gutes Gegenlichtverhalten
  • Blendenring mit De-Click-Funktion
  • Robustes, wettergeschütztes Gehäuse
  • Schlechte Randauflösung bei Offenblende
  • Kunststoff-Filtergewinde

Sony FE 20 mm F1.8 G (SEL20F18G) mit Sony Alpha 7R IV

Randabdunklung (Vignettierung)

Maximale Randabdunklung
20 mm
F1,847 % (0,9 EV)
F2,042 % (0,8 EV)
F2,829 % (0,5 EV)
F4,025 % (0,4 EV)
F5,626 % (0,4 EV)
F8,026 % (0,4 EV)
F11,025 % (0,4 EV)
F16,026 % (0,4 EV)
F22,027 % (0,4 EV)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell FE 20 mm F1.8 G (SEL20F18G)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.099,00 €
Bajonettanschluss E-Mount
Brennweite 20,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,8
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat ja
Linsensystem 14 Linsen in 12 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 180 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 74 x 85 mm
Objektivgewicht 373 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.