APS-C-Telezoom der Mittelklasse

Testbericht: Sony E 70-350 mm 4.5-6.3 G OSS (SEL70350G)

Seite 2 von 2, vom 2019-12-31 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Der optische Aufbau des Sony E 70-350 mm 4.5-6.3 G OSS setzt sich aus immerhin 19 Linsen zusammen, die in 13 Gruppen angeordnet sind. Drei asphärische und drei ED-Linsen sollen optische Fehler minimieren, was ihnen auch überwiegend gelingt. Verzeichnungen, Randabdunklungen und Farbsäume in der Schärfeebene spielen visuell keine Rolle. Im Unschärfebereich sieht es zumindest im unteren Brennweitenbereich etwas anders aus. Hier gibt es leichte Farbsäume im Bokeh, die aber nicht sonderlich störend ins Gewicht fallen. Beim Zoomen verschwinden sie. Apropos Bokeh: Sieben Blendenlamellen sollen eine gleichmäßige, runde Öffnung bilden. Auch wenn die Lichtstärke nicht groß ist, fällt die Schärfentiefe aufgrund der großen Brennweite gering aus und es bildet sich ein überraschend weiches Bokeh. Die Unschärfescheibchen verschwimmen angenehm ineinander, ohne helle Kanten zu bilden.

Im Gegenlicht zeigt sich bei direkter Sonne im oder knapp außerhalb des Bildfelds ein leichter, aber verschmerzbarer Kontrastverlust, den auch die mitgelieferte Streulichtblende kaum mindert. Bei langer Brennweite ist der Effekt etwas geringer. Auch Blendenreflexe zeigen sich vor allem im unteren Brennweitenbereich und werden ebenfalls beim Zoomen geringer.

Im Testlabor an der Alpha 6600 bestätigt sich die hohe optische Güte. Bildfehler wie Verzeichnung, Randabdunklung und auch Farbsäume (siehe Diagramm aus dem Labortest unten) sind minimal, sicher auch dank der guten Bildaufbereitung seitens der Kamera. Die Auflösung erreicht bei 50 Prozent Kontrast ein Maximum von 55 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent. Gemessen haben wir dies in der Bildmitte bei 156 Millimetern Brennweite und auf F8 abgeblendet. Aber auch bei offener Blende, kürzer Brennweite und sogar am Bildrand werden problemlos Auflösungen um die 50 lp/mm erreicht, was gute und vor allem gleichmäßige Werte sind.

Offensichtlich hilft vor allem am Bildrand die Bildaufbereitung in der Kamera nach, denn bei kurzer Brennweite ist der Messwert der Auflösung am Bildrand sogar etwas höher als im Bildzentrum. Dieser Effekt kommt durch eine Überschärfung und Kontrasterhöhung durchaus vor. Bei langer Brennweite schwächelt das 70-350mm dagegen bei offener Blende. Hier erreicht sie gerade einmal 37 lp/mm im Bildzentrum und 31 lp/mm am Bildrand. Erst bei F11, wo die Auflösung bei kürzerer Brennweite aufgrund der Beugung bereits zu sinken beginnt, wird am langen Brennweitenende das Auflösungsmaximum von 46 lp/mm erreicht, am Bildrand legt die Auflösung sogar bei F16 noch leicht auf 38 lp/mm zu. Was normalerweise also nicht zu empfehlen ist, nämlich weiter als F11 abzublenden, kann man im Tele ausnahmsweise machen, sofern es die Lichtverhältnisse zulassen. Im Bildzentrum sinkt die Auflösung dabei aber bereits wieder etwas.

Fazit

Für knapp 900 Euro bekommt man mit dem Sony E 70-350 mm 4.5-6.3 G OSS ein sehr solides Telezoom, das nicht unbedingt mit seiner Lichtstärke, wohl aber einem schnellen Autofokus und vor allem einer hohen Bildqualität überzeugen kann, die nur am oberen Brennweitenende etwas schwächelt. Das Kunststoffgehäuse ist gut verarbeitet und spritzwassergeschützt, alle wichtigen Bedienelemente vorhanden und ergonomisch zu bedienen. Der Autofokus ist unhörbar leise, arbeitet präzise und erstaunlich schnell. Auch auf den optischen Bildstabilisator ist Verlass. Optische Fehler leistet sich das Telezoom kaum, nur im Gegenlicht gibt es leichte Einbußen. Die Auflösung ist vor allem bei kurzer und mittlerer Brennweite hoch sowie äußerst gleichmäßig bis zum Bildrand. Bei langer Brennweite schwächelt das Telezoom etwas und sollte auf F11 abgeblendet werden. Insgesamt ist das Objektiv für reine APS-C-Fotografen eine interessante Alternative zu teureren, größeren und schwereren Vollformat-Telezooms. An einer Vollformatkamera ist das 70-350mm übrigens nicht zu gebrauchen, wir haben es, neugierig wie wir sind, an einer Alpha 7 III ausprobiert. Die Bildränder sind vor allem bei langer Brennweite an Vollformat schwarz mit abgerundeten Ecken.

Kurzbewertung

  • Sehr gleichmäßige und hohe Auflösung bei kurzer und mittlerer Brennweite
  • Nur geringe optische Fehler
  • Weiches Bokeh
  • Solide und (noch) tragbare Konstruktion
  • Muss im Tele für hohe Auflösung abgeblendet werden
  • Relativ geringe Lichtstärke
  • Am kurzen Brennweitenende leichte Bokeh-Farbsäume

Sony E 70-350 mm 4.5-6.3 G OSS (SEL70350G) mit Sony Alpha 6600 (v6.0)

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell E 70-350 mm F4.5-6.3 G OSS (SEL70350G)
Unverbindliche Preisempfehlung 899,00 €
Bajonett E-Mount
Brennweitenbereich 70-350 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4,5 bis F6,3
Kleinste Blendenöffnung F32
Linsensystem 19 Linsen in 13 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nein
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 1.100 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 77 x 142 mm
Objektivgewicht 625 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.