APS-C-Ultraweitwinkelzoom

Testbericht: Sony E 10-18 mm F4 (SEL1018)

2021-10-17 Mit der Vorstellung der ZV-E10 rückte Sony auch das bereits seit 2012 erhältliche E 10-18 mm F4 (SEL1018) wieder in den Fokus. Zwar hatten wir das Ultraweitwinkelzoom bereits Ende 2012 an der NEX-5R im Labor getestet, aber ausführliche Objektiv-Testberichte veröffentlichten wir damals noch nicht. Das und die Tatsache, dass die NEX-5R nur 16 Megapixel auflöste, sind Anlass genug, das auch für Vlogger spannende Objektiv an einer 24 Megapixel auflösenden Alpha 6400 einem ausführlichen Labor- und Praxistest zu unterziehen.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Das Sony E 10-18 mm F4 (SEL1018) gehört zu den wenigen, speziell auf den APS-C-Sensor abgestimmten Objektiven von Sony, denn seit Erscheinen der Alpha-7-Serie entwickelt Sony hauptsächlich Kleinbildobjektive. Dabei ist das E 10-18 mm F4 der beste Beweis dafür, wie klein man APS-C-Objektive mit geringem Auflagemaß (Abstand Sensor-Bajonett) vor allem im Ultraweitwinkelbereich bauen kann. Mit einer Länge von 6,2 und einem Durchmesser von 6,9 Zentimetern fällt das 1,8-fach-Zoom nämlich trotz der guten durchgehenden Lichtstärke von F4 sehr kompakt aus. Auch das Gewicht ist mit 226 Gramm sehr gering, zusammen mit der Testkamera Alpha 6400 sind es gerade einmal 630 Gramm.

Angesichts des geringen Gewichts überrascht es, dass das Gehäuse größtenteils aus Metall besteht. Allerdings ist dieses recht dünn und stellt nur die äußere Schale dar. Immerhin sind aber auch die fein geriffelten Einstellringe aus Metall gefertigt. Auch das Bajonett besteht aus Metall, allerdings bietet das Objektiv keinen Spritzwasser- und Staubschutz.

Beim ausfahrenden Tubus merkt man jedoch, an welchem Ende Gewicht eingespart wurde. Er lässt sich spielend leicht verformen und erweckt damit nicht gerade einen vertrauenswürdigen Eindruck. Auch das 62mm-Filtergewinde besteht nur aus Kunststoff und gehört zu dem Teil, der sich leicht verformen lässt. Ansonsten zeigt der Tubus das übliche leichte Spiel, das bei mechanisch beweglichen Teilen notwendig ist, damit sie sich leicht bewegen lassen und dabei weder kratzen, noch schaben.

Zum Lieferumfang des Sony E 10-18 mm F4 gehört neben den üblichen Deckeln auch die passende tulpenförmige Streulichtblende. Sie besteht ebenfalls aus Kunststoff und ist ähnlich dem ausfahrenden Tubus leicht verformbar, macht aber einen etwas robusteren Eindruck. Die Blende wird per Bajonett am Haupttubus des Objektivs befestigt, nicht am inneren beweglichen Tubus. So führt diese auch bei kürzeren Brennweiten nicht zu Abschattungen, denn bei 18 Millimetern Brennweite ist der Tubus eingefahren und fährt beim Zoomen auf zehn Millimeter Brennweite um einen Zentimeter innerhalb der Streulichtblende nach vorne.

Zum Transport kann die 19 Gramm leichte Streulichtblende wie üblich verkehrt herum montiert werden. Mit einem maximalen Durchmesser von 8,4 Zentimetern und einer Länge von 3,7 Zentimetern fällt sie sehr kompakt aus. Auch in Transportstellung kann dank der tulpenförmigen Ausführung an den kurzen Enden der Tulpe noch der Zoomring bedient werden, falls man für einen Schnappschuss mal keine Zeit hat, die Blende umzudrehen.

Ausstattung und Bedienung

Das schlicht designte Ultraweitwinklelzoom besitzt lediglich zwei Einstellringe und keinerlei Schalter. Sowohl die AF-MF-Umschaltung als auch die Aktivierung beziehungsweise Deaktivierung des optischen Bildstabilisators erfolgen ausschließlich über die Kamera. Dass überhaupt ein optischer Bildstabilisator verbaut wurde, ist für ein solches Ultraweitwinkelzoom durchaus ungewöhnlich. Im Falle von Sony ist es aber im historischen Kontext verständlich, denn die damaligen NEX-Systemkameras besaßen keinen Sensor-Shift-Bildstabilisator und selbst heute ist dieser den Top-Modellen Alpha 6500 und 6600 sowie den Vollformatkameras vorbehalten. So profitiert man an der Alpha 6400 vom Stabilisator, der in der Praxis etwa zwei bis zweieinhalb Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglicht.

Das optische 1,8-fach-Zoom wird über den hinteren der beiden Ringe gesteuert. Er ist zwar zwei Zentimeter breit, aber nur auf 1,4 Zentimetern äußerst fein geriffelt. Das gibt ihm zwar den nötigen Gripp, aber auch Schmutz fängt sich hier gerne, der sich am besten mit einem Pinsel entfernen lässt. Im hinteren Bereich des Zoomrings sind die Brennweiten 10, 12, 14, 16 und 18 Millimeter gut leserlich eingraviert und weiß ausgelegt. Sie entsprechen aufgrund des APS-C-Cropfaktors kleinbildäquivalenten Brennweiten von 15, 18, 21, 24 und 27 Millimetern.

Mit weniger als einer viertel Umdrehung kann der Zoombereich durchfahren werden, der diagonale Bildwinkel von 77 bis 110 Grad abdeckt. Dank der Beschriftung in Zwei-Millimeter-Schritten kann trotz fehlender exakter digitaler Brennweitenanzeige problemlos jede gewünschte Brennweite angefahren werden.

Der vordere der beiden Einstellringe fällt mit einer Breite von 1,2 Zentimetern etwas schmaler aus, ist aber vollständig geriffelt. Leider ist diese Riffelung absolut identisch zu der des Zoomrings. Das sieht zwar optisch schick aus, haptisch lassen sich die Ringe aber nur anhand ihrer Anordnung differenzieren. Der Fokusring arbeitet rein elektronisch und gibt nur Stellbefehle an den unhörbaren Autofokusmotor weiter. Zwar gibt es keine exakte Entfernungsanzeige, aber mit Hilfe der Fokuslupe und Kontrastkantenanhebung lässt sich präzise manuell fokussieren, zumal der Ring nicht linear arbeitet. Langsame Bewegung führen also zu deutlich feineren Fokusschritten als schnelle Bewegungen.

Der Autofokus arbeitet unhörbar leise und auch gewohnt flott. Im Labortest zeigt sich aber, dass der Autofokus mit zunehmender Brennweite nicht so präzise arbeitete, wie wir es von Sony gewohnt sind. Das sollte zwar im Alltag nicht auffallen, aber wer absolute Präzision bei einem statischen Motiv und Stativaufnahmen wünscht, sollte sich die Zeit zum manuellen Fokussieren nehmen oder zumindest mit der Lupe die Fokussierung überprüfen.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.