Basis-Weitwinkel

Testbericht: Sigma 24 mm F3.5 DG DN Contemporary

2021-02-14 Festbrennweiten sind zwar nicht ganz so flexibel wie Zoom-Objektive, haben aber durchaus Vorteile in der Fotografie. Einer davon ist, dass sie besser optisch korrigierbar sind und dass sie für den jeweiligen Einsatzzweck optimiert sind. Allerdings sind hochqualitative Festbrennweiten oftmals nicht kostengünstig. Sind solche Objektive kostengünstig, dann haben sie oft Probleme. Doch wie sieht es mit einem Objektiv aus, was sich preislich im Mittelfeld bewegt? Wir haben das anhand des Vollformat-Weitwinkels Sigma 24 mm F3.5 DN DG Contemporary an der Sony Alpha 7R III getestet.  (Harm-Diercks Gronewold)

Die Contemporary-Produktlinie von Sigma beinhaltet Allround-Objektive für jedes fotografische Aufgabengebiet und jede Sensorgröße. Preislich liegen die Objektive eher unter der Art- und Sports-Produktlinie von Sigma. Wer nun allerdings billige Gurkengläser erwartet, der liegt falsch. Das von uns getestete 24 mm F3.5 DG DN Contemporary ist für spiegellose Systemkameras konzipiert (DN), die mit 36x24mm-Sensor ausgestattet sind (DG). Wir haben das 24 mm F3.5 DG DN Contemporary an einer Sony Alpha 7R III mit 42 Megapixeln Auflösung getestet. Das 24 mm F3.5 DG DN Contemporary ist eines von fünf DG DN Objektiven in der Contemporary-Produktlinie (Stand 02/2021) und kostet etwa 540 Euro.

Das Objektivgehäuse ist aus Aluminium gefertigt und bringt 230 Gramm auf die Waage. Bei einer Länge von knapp 50 Millimetern und einem Durchmesser von etwa 64 Millimetern ist das nicht zu viel und nicht zu wenig. Das Objektiv sieht an der Sony Alpha 7R III sogar ziemlich sexy aus. Die Verarbeitung ist hochwertig, allerdings war die Bajonettverbindung zur Kamera bei kaltem Wetter sehr straff und es hat schon etwas Kraft gekostet, um das Objektiv an der Kamera zu montieren beziehungsweise zu demontieren.

Ausstattung

Das matt lackierte Alu-Gehäuse besitzt Dichtungen, die gegen widrige Wetterverhältnisse wie Staub und Spritzwasser schützen. Wasserdicht ist das Objektiv dadurch natürlich nicht. Das Sigma 24 mm F3.5 DG DN Contemporary besitzt drei Bedienelemente in Form eines Schalters sowie dem Blenden- und Fokusring.

Der Blendenring ist mit sechs Millimetern Breite ziemlich schmal. Glücklicherweise besitzt 3/4 des Rings eine erhobene Riffelung, mit der sich der Ring bequem und sicher drehen lässt. Auf dem flachen Viertel des Rings sind die Blendenzahlen sowie eine "A" Position aufgedruckt. "A" steht für die Automatikeinstellung. Diese lässt sich leider nicht fixieren. Das ist an der Sony Alpha 7R III nicht relevant, da die Blende in der Programm-, Motiv- und auch Blendenautomatik in jedem Fall von der Kamera gesteuert wird, egal auf welchem Wert der Blendenring positioniert wurde.

Die Übertragung der Einstellung des Blendenrings ist also nicht mechanisch sondern elektronisch. Allerdings fühlt sich das Einstellen der Blende am Objektiv im manuellen Modus und in der Zeitautomatik einfach besser an, als am kleinen Kamera-Drehrad. Eine Schärfentiefeskala gibt es leider nicht. Der Abstand der Blendenzahlen zueinander ist zudem in vier einzelne Rastpunkte eingeteilt. Die Blendeneinstellung kann damit in Schritten von 1/4 EV vorgenommen werden.

Der zweite Ring ist für die Fokussierung vorgesehen und etwa zehn Millimeter breit. Dieser Ring ist komplett mit einer geriffelten Oberfläche versehen und damit sehr griffig. So wie der Blendenring, ist auch der Fokusring mechanisch nicht mit der Fokuseinheit im Objektiv verbunden. Durch das Drehen werden lediglich elektrische Signale erzeugt und zum sehr leisen linearen AF-Motor übermittelt. Dieser übernimmt dann die Fokussierung. Das geht schnell und leise von statten.

Dabei arbeitet der Fokusring nicht linear. Das bedeutet, dass eine Viertelumdrehung am Fokusring einen größeren Fokusabstand erzeugt, wenn sie schnell durchgeführt wird. Diese Art der Steuerung ist beliebt bei Fotografen. Filmer bevorzugen eher die lineare Steuerung, bei der sich der Fokus immer analog zum Weg der Drehung bewegt und nicht zu seiner Geschwindigkeit. Der AF-Motor arbeitet sehr schnell, leise und das Objektiv zeigt nur minimale Bildwinkelveränderungen beim Fokussieren (Fokus Breathing), ist also gut für das Filmen geeignet.

Am vorderen Ende des Sigma 24 mm F3.5 DG DN Contemporary befindet sich ein Metall-Filtergewinde mit 55 Millimetern Durchmesser, das sich beim Fokussieren nicht mitbewegt. Zudem kann eine Streulichtblende am vorhandenen Metallbajonett montiert werden. Sie gehört zum Lieferumfang und hat eine leichte Tulpenform.

Über die mitgelieferten Objektivdeckel verlieren wir in Testberichten normalerweise keine Worte. Da Sigma dem 24 mm F3.5 DG DN Contemporary aber einen "Bonus"-Deckel beilegt, wollen wir den nicht verheimlichen. Bei dem Deckel handelt es sich um den LCF55-01M. Dieser hält über einen Magneten am Objektiv – und das sogar ziemlich sicher. Darüber hinaus gehört ein traditioneller Schnappdeckel zum Lieferumfang.

Sigma gibt den Mindestabstand des 24 mm F3.5 DG DN Contemporary mit 10,8 Zentimetern an. Das konnten wir in unserer Messung bestätigen. Das Bildfeld entspricht dabei etwa 6,8 mal 4,5 Zentimeter. Der maximale Abbildungsmaßstab entspricht damit etwa rund 1:1,9. Der Abstand der Frontlinse zum Motiv beträgt bei kürzester Aufnahmedistanz etwa drei Zentimeter. Das kann bei Nahaufnahmen, je nach Lichtposition, schon zu Abschattungen führen.

Bildqualität

Die Darstellung von Spitzlichtern im Unschärfebereich wird als Bokeh bezeichnet. Ob die Darstellung des Bokehs letztendlich gefällt oder nicht, ist eine sehr subjektive Beurteilung und nur für Fotografen wichtig, die planen, diese Unschärfe aktiv in die Bildkomposition einzubeziehen. Das Sigma 24 mm F3.5 DG DN Contemporary zeigt im Hintergrund ein sanftes, homogenes Bokeh mit fast runden Unschärfescheibchen – und das trotz "nur" sieben Blendenlamellen. Im Vordergrund ist das Bokeh nicht mehr ganz rund, aber immer noch homogen in seiner Helligkeitsverteilung.

Der optische Aufbau des Sigma 24 mm F3.5 DG DN Contemporary umfasst zehn Elemente in acht Gruppen. Neben drei asphärischen Linsen findet sich eine Linse aus SLD-Glas in der Konstruktion. Die asphärischen Linsen werden vornehmlich zur Verbesserung der Abbildungsleistung am Bildrand und zur Verringerung von Farbsäumen eingesetzt. Bei SLD-Linsen handelt es sich um Elemente aus einem Spezialglas, das einen niedrigen Brechindex aufweist. Diese Linsen werden ebenfalls eingesetzt, um Farbsäume zu reduzieren und die Abbildungsleistung zum Bildrand zu verbessern. Beide Sonderlinsen-Arten arbeiten sozusagen an den gleichen optischen Problemen.

Wieso sich Sigma entschieden hat, das 24 mm F3.5 DG DN Contemporary mit einer eher moderaten Lichtstärke auszustatten, ist nicht ganz verständlich, immerhin ist am Objektivtubus noch mehr Platz für eine größere Frontlinse und eine Blende von F2,8 hätte eigentlich drin sein können, zumal es andere DG-DN-Contemporary-Festbrennweiten mit besserer Lichtstärke gibt.

Die Streulichtempfindlichkeit ist recht gering, das ist der relativ kleinen Frontlinse sowie der hochwertigen Linsenvergütung zu verdanken. Es machen sich zwar Kontrastreduktionen und ein Lichthof bei sehr steilem Einfallswinkel bemerkbar, die Kontrastreduktion wird allerdings nur wirklich deutlich sichtbar bei hoher Motivdynamik. Die Streulichtblende hilft dabei, das zu vermeiden, wirkt aber nur bis zu einem bestimmten Licht-Einfallswinkel.

Die Auflösung des Sigma 24 mm F3.5 DG DN Contemporary erreicht bei 50 Prozent Kontrast an der Sony Alpha 7R III einen Maximalwert von 86 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) bei Blende F8. Am Rand beträgt die Auflösung immer noch knapp 71 lp/mm. Das entspricht einem Randabfall von etwa 17 Prozent und ist damit erfreulich gering. Bei offener Blende beträgt der Randabfall etwa 32 Prozent, die Mitte wird dabei aber immer noch mit knapp 79 lp/mm hoch aufgelöst. Das reicht also auch bei offener Blende locker für Drucke in 60 x 40 Zentimeter.

Die Randabdunklung wird, trotz interner Korrektur der Kamera, mit etwa 1,1 EV sichtbar, sinkt aber beim Schließen der Blende auf 0,8 bis 0,7 EV ab und ist damit zu vernachlässigen. Farbsäume sind nicht sichtbar. Bei der Verzeichnung zeigt sich eine für ein Weitwinkel ungewöhnliche Kissenform ab etwa 50 Prozent radialem Abstand von der Bildmitte. Diese erreicht gut 2 Prozent am Bildrand und ist damit deutlich sichtbar. Wird die kamerainterne Korrekturfunktion aktiviert, dann ist die Verzeichnung weg, allerdings verliert man dann etwas Auflösung am Bildrand.

Fazit

Das Sigma 24 mm F3.5 DG DN Contemporary ist ein echtes Basisobjektiv, was keinesfalls abwertend gemeint ist. Das Objektiv ist ohne Einschränkungen auch für 42 Megapixel auflösende Kameras zu empfehlen. Sigma hätte dem Objektiv vielleicht einen gummierten Fokusring spendieren können, um das "Anfassgefühl" zu verbessern. Auch die eher moderate Anfangslichtstärke von F3,5 ist nicht ganz so glücklich. Allerdings hätte das 24 mm F3.5 DG DN Contemporary dann vielleicht nicht mehr in die Contemporary Produktlinie gepasst. Am Ende zeigt das 24 mm F3.5 DG DN Contemporary, dass es ein gut ausgestattetes Weitwinkel für jedes Wetter sowie jede Situation ist und damit eigentlich in die Fototasche jedes enthusiastischen, preisbewussten Outdoor-Fotografen gehört.

Kurzbewertung

  • Gut verarbeitetes Metallgehäuse
  • Hohe Auflösung bei Blende F8
  • Homogenes, rundes Bokeh
  • Metall-Filtergewinde
  • Etwa 30 % Auflösungs-Randabfall bei Offenblende
  • Lichtstärke könnte besser sein
  • Deutlich kissenförmige Verzeichnung

Sigma 24 mm F3.5 DG DN Contemporary mit Sony Alpha 7R III

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sigma
Modell 24 mm F3.5 DG DN Contemporary
Unverbindliche Preisempfehlung 539,00 €
Bajonettanschluss E-Mount, L-Mount
Brennweite 24,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F3,5
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat ja
Linsensystem 10 Linsen in 8 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 108 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 55 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 64 x 49 mm
Objektivgewicht 230 g

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.