Lichtstarkes Telezoom

Testbericht: Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 50-200mm F2.8-4 Asph OIS

2018-04-23 Mit dem Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 50-200 mm F2.8-4 Asph. OIS ist das F2,8-4 lichtstarke Zoom-Trio für das Panasonic-Lumix-G-System nun komplett. Nach dem 8-16mm-Weitwinkel und 12-60mm-Standardzoom wird jetzt auch der Telebereich mit einem äußerst attraktiven kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 100 bis 400 Millimetern abgedeckt. Olympus-Fotografen werden sich etwa an das legendäre Four-Thirds-Objektiv F2,8-3,5 50-200 mm erinnern, das damit nun von Panasonic quasi einen Nachfolger bekommt. Wir nehmen das schöne Telezoom im Test genauer unter die Lupe.  (Benjamin Kirchheim)

Das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 50-200 mm F2.8-4 Asph. OIS ist mit Abstand das größte und schwerste und mit knapp 1.800 Euro auch das teuerste der drei Objektive, angesichts der großen Brennweite aber dann doch kompakt und leicht. Bei einem Durchmesser von 7,5 Zentimetern ist es 13 Zentimeter lang und drückt rund 650 Gramm auf die Waage, zusammen mit unserer Testkamera G9X sind es satte 1,1 Kilogramm. Dabei besteht das komplette Gehäuse aus Metall und ist gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser geschützt, nur der beim Zoomen um 4,5 Zentimeter ausfahrende Tubus besteht aus Kunststoff.

Der Zoomring fällt mit über 3,5 Zentimetern angenehm breit aus und ist griffig geriffelt. Eingravierte und weiß ausgelassene Beschriftungen markieren die eingestellte Brennweite bei 50, 70, 100, 150 und 200 Millimetern, was kleinbildäquivalenten Brennweiten von 100, 140, 200, 300 und 400 Millimetern entspricht. Das Telezoom verfügt über einen optischen Bildstabilisator, der mit dem Sensor-Shift-Bildstabilisator entsprechend ausgestatteter Lumix-Kameras als Dual-IS im Verbund für eine erhöhte Effektivität zusammenarbeitet.

Selbstverständlich verfügt das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 50-200 mm F2.8-4 Asph. OIS über einen Autofokus, der flüsterleise, äußerst flott und obendrein präzise arbeitet. Die Naheinstellgrenze von 75 Zentimetern erlaubt bei einem Motivabstand von etwa 55 Zentimetern einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:4. Bedenkt man nun noch den deutlich kleineren Sensor, entspricht dies einem kleinbildäquivalenten Abbildungsmaßstab von 1:2 und macht damit so manchem Makroobjektiv Konkurrenz. Die kleinste abbildbare Fläche beträgt lediglich 6,9 mal 5,2 Zentimeter. Wer manuell fokussieren möchte, braucht nur den Schalter an der Seite des Objektivs nach hinten zu schieben. Der auf etwa 1,5 Zentimetern Breite geriffelte Fokusring sitzt vor dem Zoomring und arbeitet rein elektronisch, gibt also Stellbefehle an den Fokusmotor weiter. Dies erfolgt wahlweise äußerst feinfühlig oder sehr schnell, sodass man sehr präzise manuell fokussieren kann. Die Kamera bietet dabei Unterstützung in Form einer Fokuslupe, von Fokuspeaking sowie einer Schärfeskala, die allerdings ohne konkrete Beschriftung auskommen muss. Immerhin weiß man dank ihr, ob man sich gerade eher an der Naheinstellgrenze oder der Unendlichstellung befindet.

Zum mitgelieferten Zubehör gehören neben den obligatorischen Deckeln auch eine große Streulichtblende sowie ein Transportbeutel. Die Streulichtblende ist auch ein guter mechanischer Schutz, bietet allerdings keinen Eingriff, um beispielsweise einen Polfilter drehen zu können, der sich in das 67mm-Frontgewinde schrauben lässt. Die Blende ist gut gesichert und muss mit einem kleinen Knöpfchen entriegelt werden, um sie abzunehmen. Zum Transport lässt sie sich verkehrt herum montieren. Dabei verdeckt sie den Fokusring komplett und lässt auch vom Zoomring nur wenig übrig. Dreht man daran, so ist bei ausgefahrenem Objektiv sogar wieder eine Bedienung des manuellen Fokusrings möglich, nur falls man mal im Eifer des Gefechts die Blende nicht herumdrehen möchte.

Bildqualität

Im Gegenlicht zeigt das 50-200mm hohe Kontraste, bei direktem Sonnenlicht im Bild kann es aber zu leichten Blendenreflexen kommen. Für ein Zoom wirklich gelungen ist das Bokeh, die Unschärfescheibchen werden mit relativ weichem Rand abgebildet, sodass der unscharfe Hintergrund schön zerfließt und nicht so unruhig wirkt. Ebenfalls positiv hervorzuheben sind die fehlenden Farbsäume im Unschärfebereich, unter denen manche nicht entsprechend auskorrigierte Objektive leiden. Angesichts der 1.800 Euro, die Panasonic für das Telezoom aufruft, kann man das aber auch erwarten.

Dennoch ist die Abbildung durch das Objektiv nicht ganz frei von Farbsäumen, wie auch der Labortest an der 20 Megapixel auflösenden Lumix DC-GX9 bestätigt. Im Telebereich kommt es vor allem in den Randbereich zu leicht sichtbaren Farbsäumen. Bei weniger Zoom gehen sie jedoch zurück. Des Weiteren zeigt der Labortest, dass das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 50-200 mm F2.8-4 Asph. OIS verzeichnungsfrei ist und auch die Randabdunklung mit maximal 0,8 Blendenstufen nicht allzu hoch ausfällt. Diese tritt bei F2,8 auf und nimmt sowohl beim Zoomen als auch beim Abblenden deutlich auf 0,2 bis 0,4 Blendenstufen, im Telebereich sogar auf 0,1 Blendenstufen ab.

Die Auflösungsmessung bei 50 Prozent Kontrast ergab ein Maximum von 48 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent (Siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Das ist für einen 20 Megapixel auflösenden Bildsensor nicht unbedingt üppig, liegt aber auch an der weniger aggressiven Bildaufbereitung der Panasonic. Wer etwas nachschärft oder im Rohdatenformat speichert und selbst bearbeitet, kann noch mehr Details aus den Fotos herauskitzeln. Erreicht wird dieses Maximum bei 50 mm auf F4 abgeblendet. Bei Offenblende ist die Auflösung nur marginal geringer, was auch auf F5,6 zutrifft, Beim weiteren Abblenden nimmt die Auflösung deutlicher ab und unterschreitet jenseits von F8 die Marke von 40 lp/mm. Bei F11 sind es nur noch 35 lp/mm, weiter sollte man zugunsten der Auflösung nicht abblenden, auch wenn dies bis F22 möglich ist.

Der Randabfall der Auflösung liegt selbst im Maximum bei unter 20 Prozent, was ein sehr guter Wert für ein Zoom ist. Bis zu 38 lp/mm werden am Bildrand erreicht. Bei mittlerer Brennweite nimmt die Auflösung in der Bildmitte etwas, aber nicht dramatisch ab. Hier wird ein Maximum von 46 lp/mm erreicht, und zwar bei Offenblende. Der Randabfall der Auflösung ist hier mit bis zu 30 Prozent etwas höher, aber keinesfalls kritisch. Das Auflösungsmaximum liegt hier bei 32 lp/mm und wird ebenfalls bereits bei Offenblende erreicht.

Am schwächsten fällt die Auflösung im Telebereich aus. Im Bildzentrum werden keine 40 lp/mm erreicht, am Bildrand sogar nicht einmal 30 lp/mm. Das Maximum liegt bei 38 beziehungsweise 27 lp/mm, der Randabfall beträgt bis zu 37 Prozent, was deutlich mehr ist als bei kurzer Brennweite. Diesen Randverlust sieht man sogar schon bei Abzügen mit einer Größe von 20 mal 30 Zentimetern.

Fazit

Das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 50-200 mm F2.8-4 Asph. OIS ist ein zwar nicht ganz preisgünstiges, aber dennoch fantastisches Teleobjektiv. Nicht unbedingt aufgrund einer herausragenden optischen Abbildungsleistung, sondern vielmehr als Gesamtpaket. Der universelle Brennweitenbereich von 100 bis 400 Millimetern im Kleinbildäquivalent deckt die meisten Telemotive ab, mehr braucht man praktisch nur für Spezialfälle. Kombiniert wird das mit einem annehmbaren Größen-Gewichtsverhältnis und einer ordentlichen Lichtstärke. Die Verarbeitung ist hervorragend, auch der schnelle Autofokus und die tolle Naheinstellgrenze lassen nichts zu wünschen übrig. Die Bildqualität begeistert vor allem mit dem schönen Bokeh und der Verzeichnungsfreiheit, auch Farbsäume und Randabdunklung sind in den meisten Fällen gering. Die Auflösung ist vor allem am kurzen Brennweitenende gut, nimmt bei mittlerer Brennweite nur wenig, in Telestellung jedoch deutlich ab. Gewisse Kompromisse muss man bei einem Zoom eben doch in den meisten Fällen eingehen und am schwächsten ist das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 50-200 mm F2.8-4 Asph. OIS demnach im Telebereich.

Kurzbewertung

  • Robustes, gegen Spritzwasser und Staub abgedichtetes Metallgehäuse
  • Universeller, großer Tele-Brennweitenbereich
  • Schönes Bokeh
  • Geringe Naheinstellgrenze mit hoher Vergrößerung
  • Schneller, leiser Autofokus
  • Schwache Auflösung bei langer Brennweite
  • Blendenreflexe im direkten Gegenlicht

Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 50-200 mm F2.8-4 Asph O.I.S. mit Panasonic Lumix DC-GX9 (v6.0)

Auflösung MTF


Lumix DC-GX9

F2,8F3,6F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
50 mm45,1 / 38,2 (15 %)47,6 / 38,3 (20 %)44,5 / 37,4 (16 %)40,5 / 35,1 (13 %)34,5 / 29,7 (14 %)26 / 23,6 (9 %)19 / 17,6 (7 %)
100 mm45,8 / 31,9 (30 %)43,9 / 31,3 (29 %)43,4 / 31,6 (27 %)39,8 / 32,2 (19 %)33,7 / 30,4 (10 %)26,2 / 25,2 (4 %)18,5 / 18,5 (0 %)
200 mm36,5 / 27 (26 %)38,2 / 23,9 (37 %)36,9 / 24,3 (34 %)31,8 / 24,9 (22 %)23,7 / 20,9 (12 %)12,6 / 12,4 (2 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Panasonic
Modell Leica DG Vario-Elmarit 50-200 mm F2.8-4 Asph O.I.S. (H-ES50200E)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.799,00 €
Bajonett Micro Four Thirds
Brennweitenbereich 50-200 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 bis F4
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 21 Linsen in 15 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 750 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 76 x 132 mm
Objektivgewicht 655 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.