Kompaktes 3,75-fach-Zoom mit durchgehend konstanter Blende

Testbericht: Olympus M.Zuiko Digital ED 12-45 mm F4 Pro (EZ-M1245)

2020-02-12 Das M.Zuiko Digital ED 12-45 mm F4 Pro ist das kompakteste Objektiv seiner Klasse. Mit einem 24-90mm-Kleinbildäquivalent und der durchgehend konstanten Blendenöffnung von F4 wiegt es gerade einmal etwas mehr als 250 Gramm und misst lediglich sieben Zentimeter in der Länge und 6,3 Zentimeter im Durchmesser. Dennoch geizt es nicht mit einer robusten Bauweise, die das Objektiv vor Spritzwasser, Staub und Frost schützt. Wir konnten bereits ein Serienexemplar des preisgünstigsten Objektivs der Pro-Serie an der ebenfalls nagelneuen Olympus OM-D E-M1 Mark III testen.  (Benjamin Kirchheim)

Trotz seiner geringen Größe wirkt das Olympus M.Zuiko Digital ED 12-45 mm F4 Pro leicht, aber keineswegs billig. Mit Ausnahme der Objektivfront besteht das Gehäuse aus Metall. Die Abdichtung ist lediglich am Metallbajonett zu erkennen, das von einem schmalen Gummiring umschlossen wird. Ansonsten bedienen sich die beiden Einstellringe leicht und gleichmäßig. Das Objektiv reiht sich mit seinem typischen Design perfekt in die moderne M.Zuiko-Digital-Serie ein, man könnte es glatt für ein geschrumpftes 12-40mm 2.8 Pro halten. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich aber doch einige Unterschiede, so verzichtet Olympus beim 12-45mm auf die Focus-Clutch sowie die Fn-Taste. Dadurch wirkt das Objektiv auf das wesentliche reduziert und edel.

Zoom

Der zwei Zentimeter breite Zoomring besitzt eine feine Riffelung in der Metalloberfläche, die in fünf Ringe aufgeteilt ist. Mit einer viertel Umdrehung lässt sich, begleitet von einem leichten Schab-Geräusch, leichtgängig von 12 auf 45 Millimeter zoomen, wobei der Tubus ab 14 Millimeter Brennweite langsam beginnt, auszufahren. Immer schneller schiebt er sich bei zunehmender Brennweite um insgesamt maximal 1,8 Zentimeter heraus. Er besteht wie das Frontstück mit dem 58mm-Filtergewinde und dem Bajonett für die mitgelieferte Streulichtblende aus Kunststoff. Der Tubus hat zwar leichtes Spiel, wirkt aber nicht billig und trägt entsprechende optische Filter problemlos.

Gut ablesbare Markierungen bei 12, 14, 18, 25, 35 und 45 Millimeter Brennweite erlauben ein gutes Einstellen typischer Bildwinkel entsprechend den Kleinbildbrennweiten 24, 28, ca. 35, 50, 70 und 90 Millimeter, was uns sehr gut gefällt. Zudem blenden die Olympus-Kameras die Brennweite beim Zoomen auch noch millimetergenau im Livebild ein, besser geht es nicht. Wer die Bildwirkung eines bestimmten Bildwinkels einstellen möchte, kann dies also sehr exakt machen.

Fokus

Der Autofokus des Olympus M.Zuiko Digital ED 12-45 mm F4 Pro arbeitet absolut lautlos und pfeilschnell, in weniger als einer zehntel Sekunde wird von unendlich auf zwei Meter scharfgestellt. Dabei konnten wir auch kein Focus-Breathing ausmachen. Durch die fehlende Focus-Clutch kann der Fokusring nicht zum manuellen Fokussieren nach hinten gezogen werden, stattdessen muss man an der Kamera entsprechend umschalten. Der neun Millimeter breite Metall-Fokusring ist durchgehend fein geriffelt und arbeitet rein elektronisch. Er bietet einen angenehmen Widerstand und besitzt keinerlei Anschlag oder Entfernungsskala. Dank einer Fokuslupe sowie dem Fokuspeaking seitens der Kamera kann problemlos manuell fokussiert werden. Einzig eine Fokusskala haben wir vermisst.

Die Naheinstellgrenze des Olympus M.Zuiko Digital ED 12-45 mm F4 Pro variiert mit der Brennweite. Während bei 12 Millimeter Brennweite auf zwölf Zentimeter nahe Motive fokussiert werden kann, steigt die Naheinstellgrenze beim Zoomen auf 45 Millimeter Brennweite auf 23 Zentimeter. In der Praxis konnten wir bei 12 Millimetern Brennweite sogar auf ein elf Zentimeter von der Sensorebene entferntes Motiv fokussieren. Von der Frontlinse betrug der Abstand sogar nur noch zwei Zentimeter. Damit konnten wir ein 5,1 mal 3,8 Zentimeter kleines Motiv formatfüllend Abbilden, was einem Abbildungsmaßstab von 1:2,9 entspricht.

Dass die Naheinstellgrenze beim Zoomen auf 45 Millimeter Brennweite in unserem Praxistest auf 21 Zentimeter ab Sensorebene steigt, kommt den Einsatzmöglichkeiten nur zugute, steigt somit doch auch der Motivabstand von der Frontlinse auf etwa 10,5 Zentimeter, was die Lichtführung deutlich vereinfacht. Dabei steigt allerdings auch das minimale Bildfeld auf 6,1 mal 4,6 Zentimeter, was einem Abbildungsmaßstab von 1:3,5 entspricht. Auf das Kleinbildformat umgerechnet befindet sich das Objektiv damit immer im Makrobereich mit einem Abbildungsmaßstab, der besser als 1:2 ist. Dadurch eignet sich das 12-45mm auch wunderbar für die Makrofotografie bis hin zu größeren Insekten.

Praktisch ist dabei zudem, dass das Objektiv die Fokus-Stacking-Funktion unterstützt, die einige Olympus-Kameras bieten. So lassen sich mit der OM-D E-M5 Mark III bis zu sieben, mit der Testkamera E-M1 Mark III sogar bis zu 15 Bilder automatisch zu einem Foto mit größerer Schärfentiefe zusammensetzen. Einen optischen Bildstabilisator besitzt das Zoom übrigens nicht. Der ist bei Olympus sowieso in der Kamera eingebaut und im Brennweitenbereich des 12-45 mm äußerst effektiv.

Bildqualität

Der optische Aufbau des Olympus M.Zuiko Digital ED 12-45 mm F4 Pro besteht aus zwölf Linsen, die in neun Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich asphärische Linsen sowie ein ED-Element. Zudem kommt die Zero-Vergütung gegen Streulicht zum Einsatz. Tatsächlich zeichnet das Zoom auch bei direktem Gegenlicht selbst ohne Streulichtblende hohe Kontraste. Mit der Sonne im direkten Bildfeld zeigen sich im Weitwinkel leichte Lensflares, die man aber geschickt bildwirksam einsetzen kann. In Telestellung ist das Gegenlichtverhalten mit Sonne im direkten Bildfeld problematischer. Hier zeigen sich teilweise sehr unschöne Reflexionen.

Die Blende besteht aus neun abgerundeten Lamellen und auch wenn das 12-45 mm F4 Pro kein Lichtriese ist, spielt das Bokeh doch eine Rolle, zumal es je nach Motivabstand deutlich zum tragen kommt. Wir würden das Bokeh als neutral bezeichnen. Das heißt, unscharfe Details zerfließen nicht gerade in der absoluten Cremigkeit der F1,2 lichtstarken Olympus-Objektive oder des 75 mm F1,8, aber besonders unruhig ist das Bokeh auch nicht, denn die Unschärfescheibchen punktueller Lichtquellen zeigen eine recht homogene Helligkeit. Dunkler werdende Ränder würden für ein besonders weiches Bokeh sorgen, heller werdende hingegen für ein unruhiges Bokeh.

Viel interessanter ist aber, wie das Objektiv in der Schärfeebene abschneidet, wozu wir es im Labor getestet haben. Typisch für die Micro-Four-Thirds-Objektive zeigt es bereits ab Offenblende seine höchste Auflösung, den Maximalwert konnten wir bei mittlerer Brennweite im Bildzentrum mit rund 52 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast messen. Das ist für eine 20-Megapixel-Kamera nicht viel, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass Olympus die Bildaufbereitung beim Wechsel von 16 auf 20 Megapixel zurückgefahren hat und die Auflösungen bei 50 Prozent Kontrast gesunken sind.

Interessant ist auch der geringe Randabfall der Auflösung. Je nach Brennweite und Blende liegt sie bei maximal 25 Prozent oder sehr deutlich darunter. In allen Brennweiten sind über 40 lp/mm Randauflösung problemlos erreichbar beziehungsweise liegen bereits ab Offenblende an (siehe auf das Diagramm aus dem Labortest unten). Beim Abblenden steigt die Randauflösung noch etwas und überschreitet bei mittlerer und langer Brennweite die Marke von 45 lp/mm. Auf F8 abgeblendet ist nahezu kein Randabfall der Auflösung mehr bei mittlerer und langer Brennweite zu beobachten.

Die Auflösung des 12-45 mm ist also gut bis sehr gut, aber auch optische Fehler messen wir im Labor. Selbst da gibt sich das Olympus M.Zuiko Digital ED 12-45 mm F4 Pro keine Blöße. Am ehesten könnte man noch die leicht tonnenförmige Verzeichnung im Weitwinkel monieren, aber mit einem Prozent ist sie eigentlich kaum der Rede wert. Chromatische Aberrationen können ebenfalls im Weitwinkel am ehesten auftreten, und zwar am Bildrand. Stark störend sind sie aber nicht. Auch die Randabdunklung ist bei 12 Millimeter Brennweite am stärksten, sie beträgt jedoch selbst bei Offenblende F4 nur 0,8 Blendenstufen.

Fazit

Das Olympus M.Zuiko Digital ED 12-45 mm F4 Pro ist nicht nur ein sehr kompaktes, leichtes und gleichzeitig robustes 3,75-fach-Zoom, sondern es eignet sich auch noch für viele Motivwelten inklusive Video- und Makroaufnahmen. Der Autofokus ist rasend schnell und leise. Vor allem die Bildqualität weiß zu überzeugen. Das Objektiv leistet sich keine großen Schwächen. Die Auflösung ist bereits ab Offenblende hoch, der Randabfall und die optischen Fehler gering. Etwas abgeblendet und gezoomt wird es sogar zum nahezu perfekten Objektiv. Gerade für die kompakten OM-D- und Pen-Kameras von Olympus ist das M.Zuiko Digital ED 12-45 mm F4 Pro damit ein ideales Immerdrauf-Zoom, das zudem mit einer UVP von knapp 650 Euro im absolut bezahlbaren Rahmen bleibt und seinen Preis auf jeden Fall auch wert ist. Zudem handelt es sich um das derzeit preisgünstigste Objektiv der Pro-Serie von Olympus.

Kurzbewertung

  • Robuste, wettergeschützte Metallkonstruktion
  • Sehr kompakte Abmessungen und geringes Gewicht
  • Schneller, leiser Autofokus
  • Sehr gute Makrofähigkeiten
  • Hohe Bildqualität mit nur geringen optischen Fehlern
  • Das Filtergewinde besteht lediglich aus Kunststoff
  • Unschöne Reflexionen in Telestellung mit direkter Sonne im Bild

Olympus 12-45 mm 4 ED Pro (EZ-M1245) mit Olympus OM-D E-M1 Mark III (v6.0)

Auflösung MTF


OM-D E-M1 Mark III

F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
12 mm51,4 / 38,1 (26 %)50,9 / 40,9 (20 %)47,5 / 40,6 (15 %)45,3 / 38,8 (14 %)37,4 / 32,5 (13 %)27,2 / 22,8 (16 %)
23 mm52,1 / 41,2 (21 %)50,5 / 44,2 (12 %)47 / 45,4 (3 %)45,2 / 43,8 (3 %)37,9 / 37 (2 %)27,1 / 26,1 (4 %)
45 mm49,3 / 42,4 (14 %)49,5 / 46 (7 %)46,7 / 46,1 (1 %)43,5 / 43,6 (0 %)36,7 / 37 (0 %)26,6 / 26 (2 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Olympus
Modell 12-45 mm 4 ED Pro (EZ-M1245)
Unverbindliche Preisempfehlung 649,00 €
Bajonett Micro Four Thirds
Brennweitenbereich 12-45 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 12 Linsen in 9 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 120 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 58 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 63 x 70 mm
Objektivgewicht 254 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.