Bildqualität
Wir haben das Super-Telezoom sowohl in der Praxis als auch im Labor an der 20 Megapixel auflösenden Olympus OM-D E-M1 Mark III getestet. Die ZERO-Vergütung verrichtet in der Praxis ihre Aufgabe sehr gut, auch in Gegenlichtsituationen bleiben die Kontraste hoch, Probleme mit Flares und Blendenflecken konnten wir ebenfalls nicht ausmachen. Sicherheitshalber empfiehlt sich aber in jedem Fall, die mitgelieferte, rund sieben Zentimeter lange Streulichtblende zu verwenden. Auch für die große Frontlinse ist sie ein guter mechanischer Schutz.
Der optische Bildstabilisator Olympus M.Zuiko Digital ED 100-400 mm F5.0-6.3 IS ist leider nicht mit dem Sync-IS der OM-D E-M1 Mark III kompatibel. [Foto: MediaNord]
Voll gezoomt und mit Streulichtblende erreicht die Kombination aus Olympus OM-D E-M1 Mark III und M.Zuiko Digital ED 100-400 mm F5.0-6.3 IS eine stattliche Länge von 38 Zentimetern. [Foto: MediaNord]
Trotz der eher geringen Lichtstärke ist das Freistellpotential des Objektivs aufgrund der langen Brennweite sehr gut, die Schärfeebene ist klein. So spielt das Bokeh für fast alle Motive eine große Rolle. Neun abgerundete Blendenlamellen sollen für eine gleichmäßige Öffnung sorgen. Sowohl vor als auch hinter der Schärfeebene verlaufen die Unschärfescheibchen gleichmäßig und ohne Farbsäume. Das Bokeh sieht weich und sehr angenehm aus, vor allem für ein Zoomobjektiv ist das eine sehr gute Leistung.
Ganz frei von Farbsäumen sind die Fotos indes nicht, was die Labormessung bestätigt (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Zwar treten im Mittel nur geringe chromatische Aberrationen auf, aber je weiter man sich vom Bildzentrum Richtung Bildrand bewegt, desto stärker werden sie, halten sich aber insgesamt in Grenzen. Laut Labortest erreichen die Farbsäume bei kurzer Brennweite bis zu 1,8 Pixel Ausdehnung, bei mittlerer einen Pixel und bei langer weniger.
Eine Randabdunklung konnten wir weder visuell ausmachen, noch zeigte der Labortest dunkle Bildecken. Die Messwerte bewegen sich von 0,4 Blendenstufen bei kurzer und langer Brennweite bei Offenblende bis hin zu 0,0 Blendenstufen bei mittlerer Brennweite ab F8 und langer Brennweite ab F11. Bei kurzer Brennweite sinkt die Randabdunklung beim Abblenden auf auf 0,2 Blendenstufen. Alle diese Werte sind eher akademischer Natur, der Verlauf ist sanft und in der Praxis nicht sichtbar. Auch die Verzeichnung ist mit maximal 0,3 Prozent Kissenform minimal.
Bei der Auflösungsmessung machte sich die geringe Lichtstärke des Telezooms bemerkbar. Bereits jenseits von F4 setzt bei einem 20 Megapixel auflösenden Micro-Four-Thirds-Sensor die Beugung ein. Dass das Auflösungsmaximum trotzdem erst bei F8 mit knapp 46 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast erreicht wird, liegt an der Beugungskorrektur der Olympus OM-D E-M1 Mark III, bei der ab F8 die Schärfeartefakte deutlich zulegen und bei ca. F11 ein Maximum erreichen. Bei Offenblende liegt die Maximalauflösung bei ehrlicheren knapp 44 lp/mm. Sie werden bei 100 mm im Bildzentrum erreicht. Bei 200 mm F5,9 Offenblende sind es knapp 43 lp/mm, bei 400 mm F6,3 sogar nur 36 lp/mm. Eine zum Teleende hin abnehmende Auflösung ist aber nicht ungewöhnlich. Positiv hervorheben kann man die Randauflösung, die bis zu 41 lp/mm erreicht. Vor allem bei 100 und 200 mm ist der Auflösungs-Randabfall sehr gering, bei 400 mm ist er mit gut 20 Prozent etwas höher, aber ebenfalls unkritisch, hier werden bei Offenblende 28 und im Maximum 31 lp/mm erreicht.
Auch wenn die Auflösung angesichts der 20 Megapixel Sensorauflösung, die locker für 55 lp/mm und mehr reichen, nicht sonderlich hoch klingt, sollte man nicht vergessen, welch enorme Brennweiten erreicht werden und dass immerhin 21 Gläser in 15 Gruppen zum Einsatz kommen. Die Bildqualität ist für die Brennweiten und ein Zoom gut, auch wenn allerfeinste Details vielleicht nicht so gut aufgelöst werden. Man hat sie ja bereits deutlich mit Hilfe des Zooms vergrößert, da kommt man mit kleineren Brennweiten und digitaler Vergrößerung jedenfalls nicht hin, so dass solch zoomstarke Objektive definitiv ihre Berechtigung und Einsatzzwecke haben.
Fazit
Zwar ist das Olympus M.Zuiko Digital ED 100-400 mm F5.0-6.3 IS kein Preiskracher, aber die 1.300 Euro durchaus wert. Ein Kracher ist nämlich vor allem die große Brennweite, die mit diesem Zoom im relativ handlichen Format erreicht werden kann, auch wenn das 100-400 mm alles andere als ein kleines, leichtes Objektiv ist. Seine Verarbeitung ist gut, auch bei schlechtem Wetter kann man arglos damit fotografieren. Der Autofokus ist schnell, die Naheinstellgrenze gering und das Bokeh fällt sehr gut aus, vor allem in Anbetracht dessen, dass es sich um ein Zoomobjektiv handelt. Bei der Bildstabilisierung hat die Olympus-Produktpolitik hingegen einen echten Nachteil mit voller Absicht eingebaut, nämlich mit der fehlenden Sync-IS-Funktionalität. Mit dem Kamerastabilisator arbeitet der im Objektiv eingebaute optische Bildstabilisator leider nicht zusammen und erreicht so eine für Olympus-Verhältnisse schlechte maximale Kompensation von lediglich drei Blendenstufen. Von der Bildqualität darf man angesichts der Brennweiten keine Wunder erwarten, aber die optischen Fehler sind mit Ausnahme von leicht sichtbaren Farbsäumen minimal und die Auflösung geht in Ordnung, zumal der Auflösungs-Randabfall erfreulich gering ist.