Preisgünstiges Makro-Objektiv mit besonders starker Vergrößerung

Testbericht: Olympus 30 mm 3.5 ED Makro

2017-07-07 Mit einem Preis von unter 300 Euro adressiert sich das jüngste Makroobjektiv 30 mm 3.5 ED Makro von Olympus an Einsteiger. Doch mit der 1,25-fachen Vergrößerung lässt es aufhorchen, im Kleinbildäquivalent vergrößert es sogar 2,5-fach, wofür man normalerweise ein Lupenobjektiv benötigt. Dafür muss es bei der Lichtstärke etwas Federn lassen und der Arbeitsabstand von 1,5 Zentimetern verheißt Ausleuchtprobleme. Wie sich das Objektiv in der Praxis schlägt und wie es um die Bildqualität bestellt ist, klärt unser Test.  (Benjamin Kirchheim)

Als Kamera zum Test diente uns die Olympus Pen-F, die sich dank ihres kompakten Gehäuses und des flexiblen Displays wunderbar für Makoaufnahmen eignet, bei denen man nicht selten nahe am Boden arbeiten muss. Zudem verspricht die Pen-F mit 20 Megapixeln eine hohe Auflösung. Aber auch an der preiswerteren Pen E-PL8 oder der OM-D E-M10 Mark II macht das Objektiv eine hervorragende Figur. Der aktuelle Straßenpreis liegt gut zehn Prozent unter der mit 299 Euro ohnehin schon sehr niedrigen unverbindlichen Preisempfehlung.

Für das Geld kann man natürlich kein Top verarbeitetes Objektiv mit allerlei Features und Bedienelementen erwarten. Das 30er Makro ist aus Kunststoff gefertigt und mit 127 Gramm äußerst leicht. Es macht dadurch vielleicht nicht den robustesten Eindruck, ist aber sauber verarbeitet und kann in dieser Beziehung mit dem 25 mm 1.8 oder 45 mm 1.8 locker mithalten. Das Bajonett besteht aus Metall. Auf einen Staub- und Spritzwasserschutz muss ebenfalls verzichtet werden, ein optischer Bildstabilisator ist angesichts der Gehäusestabilisatoren aller Olympus-Kameras entbehrlich. Das Objektiv misst 5,5 Zentimeter im Durchmesser und ist sechs Zentimeter lang. Da wirkt die 1,3 Zentimeter kleine Frontlinse schon fast verloren. Die Lichtstärke ist mit F3,5 aber ohnehin nicht allzu hoch, was für ein Makroobjektiv jedoch durchaus verschmerzbar ist. Das schränkt allerdings aufgrund des schlechten Freistellpotentials die Eignung als Porträtobjektiv etwas ein, denn die kleinbildäquivalente Brennweite von 60 Millimetern eignet sich grundsätzlich durchaus dafür. Auch als (etwas längeres) Normalobjektiv kann das Makro gut verwendet werden, auch wenn es hier ebenfalls an Lichtstärke, etwa für available Light, mangelt.

Makroeigenschaften

Die größte Stärke des 30 mm 3.5 ED Makro ist folglich genau die Motivwelt, für die es gebaut wurde und in die man dank dieses Objektivs sehr preisgünstig einsteigen kann. Die Naheinstellgrenze liegt nämlich bei lediglich 9,5 Zentimetern, was einen Abbildungsmaßstab von 1,25:1 ermöglicht. Normale Makro gehen nur bis 1:1. Berücksichtigt man den in der Diagonale um den Faktor 2 kleineren Bildsensor der Micro-Four-Thirds-Kameras im Vergleich zum Kleinbild, so ergibt sich sogar eine 2,5-fache Vergrößerung, das heißt an einer Kleinbildkamera bräuchte man ein 2,5-fach vergrößerndes Lupenobjektiv, um ein gleich kleines Motiv wie mit der Olympus und dem 30er Makro formatfüllend abzubilden. Die kleinste abbildbare Fläche beträgt 13,8 mal 10,4 Millimeter. Um das zu verdeutlichen, haben wir eine zwei-Euro-Münze an der Naheinstellgrenze abgelichtet, von der dann nur noch ein Teil auf das Bild passt. Mit dem Objektiv rückt der Fotograf in kleinste Motivwelten vor.

Dabei sollte jedoch ein Nachteil nicht verschwiegen werden: Die Naheinstellgrenze von 9,5 Zentimetern gilt ab Sensorebene. Bei einem Auflagemaß von gut zwei und einer Objektivlänge von gut sechs Zentimetern bedeutet das einen Arbeitsabstand von lediglich 1,5 Zentimetern. Das bereitet Probleme bei der Beleuchtung. Man braucht also je nach Lichtsituation zusätzliche Aufhellung, die beispielsweise mit Hilfe des Zangenblitzes STF-8 gelingt, den Olympus als Zubehör anbietet. Auf dem Fototisch, wie in unserem Beispiel, reichen aber auch zwei seitlich angeordnete Flächenleuchten. Insekten übrigens lassen sich dann auch schwieriger aufnehmen, jedenfalls wenn es sich um lebendige mit Fluchtinstinkt handelt.

Obwohl das Objektiv nicht sehr lichtstark ist und sich damit eigentlich weniger zum Freistellen eignet, schrumpft beim hohen Abbildungsmaßstab die Schärfentiefe beträchtlich zusammen. Weiter als bis ca. F11 sollte man dennoch nicht abblenden. Es gilt also, exakt zu fokussieren und am besten mit Stativ zu arbeiten, wenn man die höchste Vergrößerung nutzen möchte. Wenn man eine der Olympus-Kameras mit Fokusreihenaufnahmefunktion oder gar Fokusstacking besitzt, so lässt sich damit die Schärfentiefe erweitern, im ersteren Fall mit entsprechender PC-Software, im letzteren sogar direkt in der Kamera.

Ansonsten arbeitet der Autofokus des Objektivs sehr schnell, leise und zuverlässig. Zum manuellen Fokussieren muss man die Kamera entsprechend umschalten, da das Objektiv außer dem breiten und griffigen Fokusring keinerlei Bedienelemente besitzt. Der Fokusring arbeitet rein elektronisch, was eine äußerst feine Einstellung erlaubt. Die Kamera unterstützt den Nutzer dabei mit einer Fokuslupe sowie einer Fokuspeaking-Funktion, die kontrastreiche und damit scharfe Motivdetails farblich hervorhebt.

Bildqualität

Die Olympus Pen-F diente natürlich nicht nur als Testkamera für die Praxis, sondern auch für unseren Labortest, mit dem wir die Bildqualität ermittelt haben. Dabei überzeugt das Olympus 30 mm 3.5 ED Makro auf ganzer Linie. Eine Verzeichnung konnten wir im Labor nicht feststellen, die Randabdunklung beträgt maximal 0,8 Blendenstufen, wobei diese durch den sanften Anstieg kaum auffällt. Beim Abblenden auf F4 und F5,6 nimmt die Randabdunklung um jeweils 0,2 Blendenstufen ab und erreicht ab F8 mit nur noch 0,3 Blendenstufen ihren geringsten Wert. Auch Farbsäume spielen keine Rolle, sie liegen selbst im Maximum Richtung Bildrand bei weit unter einem Pixel.

Die Auflösung indes ist bereits bei Offenblende in der Bildmitte mit knapp 52 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast hoch. Bis F5,6 lässt sie sich auf knapp 56 lp/mm steigern, bevor sie durch die Beugung wieder zu fallen beginnt. Bei F11 sind es aber immer noch 48 lp/mm, was völlig ausreichend für detailreiche Fotos ist (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Weiter sollte man jedoch nicht abblenden, da die Auflösung oberhalb von F11 rapide durch die Beugung abnimmt. Am Bildrand erreicht das Objektiv ebenfalls hohe Auflösungswerte von bis zu 47 lp/mm, hier nimmt die Auflösung jedoch schon jenseits von F4 ab. Relativ liegt der Randabfall zwischen zehn und knapp über 20 Prozent, was ein guter, wenn auch nicht perfekter Wert ist. Angesichts des Preises ist die optische Leistung jedoch hervorragend.

Bei praxisrelevanten Merkmalen wie der Gegenlichtempfindlichkeit und dem Bokeh geht die Leistung etwas auseinander. Gegenlicht stört das Objektiv überhaupt nicht, eine Streulichtblende gibt es nicht einmal, wobei man sich sicher eine passend zum 46mm-Filtergewinde kaufen könnte. Das Bokeh ist eher durchwachsen. In den Bereichen, wo der Hintergrund nicht völlig verschwimmt, wirkt das Bokeh etwas harsch. Das kommt bei Makros weniger zum Tragen als vielmehr bei Alltagsmotiven oder etwa Porträts. Hier kommt das Manko der etwas geringen Lichtstärke wieder ins Spiel.

Fazit

Das Olympus 30 mm 3.5 ED Makro ist nicht nur preisgünstig, sondern auch preiswert und damit ein echter Preis-Leistungs-Tipp! Der niedrige Preis schlägt sich in erster Linie in der einfachen Verarbeitung, der nicht allzu hohen Lichtstärke und der einfachen Ausstattung an Bedienelementen nieder, nicht jedoch bei der Bildqualität. Das Makro erreicht einen phänomenalen Abbildungsmaßstab, womit es sogar teureren Makroobjektiven überlegen ist. Das kommt am kleinen Micro-Four-Thirds-Sensor zudem gleich doppelt zum Tragen. Die Bildqualität ist optisch gesehen super. Das Objektiv löst hoch auf, hat einen geringen Randabfall der Auflösung und ist fast frei von optischen Fehlern. Das nicht immer optimale Bokeh mag man da durchaus verzeihen, schließlich handelt es sich nicht um ein Porträtobjektiv, sondern um ein astreines Makroobjektiv, das besonders gut zu den kleinen Gehäusen von Olympus, aber natürlich auch Panasonic passt.

Kurzbewertung

  • Unglaubliche 1,25-fache Vergrößerung (2,5-fach im Kleinbildäquivalent)
  • Günstiger Einsteigerpreis
  • Sehr hohe Bildqualität
  • Geringes Gewicht
  • Schneller und leiser Autofokus
  • Problematische Beleuchtung bei 1,5 Zentimeter Arbeitsabstand
  • Das Gehäuse besteht lediglich aus Kunststoff
  • Lichtstärke dürfte gerne etwas höher sein

Olympus 30 mm 3.5 ED Makro mit Olympus Pen-F (v6.0)

Auflösung MTF


Pen-F

F3,5F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
30 mm51,5 / 46,2 (10 %)54,1 / 46,6 (14 %)55,5 / 43 (23 %)52,3 / 42,5 (19 %)48 / 41,7 (13 %)41 / 37,3 (9 %)28,6 / 26,3 (8 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Olympus
Modell 30 mm 3.5 ED Makro
Unverbindliche Preisempfehlung 299,00 €
Bajonettanschluss Micro Four Thirds
Brennweite 30,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F3,5
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat nicht relevant
Linsensystem 7 Linsen in 6 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 95 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 46 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 57 x 60 mm
Objektivgewicht 128 g

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Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.