Kompaktes Ultraweitwinkelzoom

Testbericht: Nikon Z 14-30 mm 1:4 S

2019-04-30 Ultraweitwinkelzooms sind ein Paradebeispiel für die Vorteile spiegelloser Systemkameras mit kleinem Auflagemaß. Dabei bildet das neue Nikon Z 14-30 mm 1:4 S keine Ausnahme und gehört damit quasi zum Pflichtprogramm beim Neuaufbau des Kamerasystems. Doch nicht nur bei der Kompaktheit und dem Gewicht können sich Vorteile ergeben, sondern auch bei der Bildqualität. Ob Nikon dies gelungen ist, zeigt unser Test.  (Benjamin Kirchheim)

Weniger als 500 Gramm drückt das Nikon Z 14-30 mm 1:4 S bei einer Länge von 8,5 und einem Durchmesser von unter neun Zentimetern auf die Waage. Für ein 14-30mm-Vollformat-Objektiv ist das wenig. Dabei nimmt das große 82mm-Filtergewinde auch noch den mit Abstand größten Durchmesser ein, der breite Zoomring und der Rest des Tubus messen weniger als acht Zentimeter im Durchmesser. Weniger als 1,2 Kilogramm muss man sich samt Nikon Z 7 und Streulichtblende um den Hals hängen. Perfekt für eine Städtereise und Architekturaufnahmen.

Das geringe Gewicht geht zum Teil aber auch auf das Konto des Gehäusematerials: Nur das Bajonett, der hintere Tubusbereich und der dünne Fokusring bestehen aus Metall, der Tubus davor, der breite Zoomring, der ausfahrende Tubusbereich und selbst die Objektivfront samt Streulichtblendenbajonett und Filtergewinde bestehen aus Kunststoff, der aber keineswegs einen billig verarbeiteten Eindruck hinterlässt. Dennoch hätte Nikon bei einem Preis von gut 1.450 Euro gerne etwas mehr Metall einsetzen können. Nicht lumpen lassen hat sich Nikon bei der Robustheit in widrigen Umgebungen: Zahlreiche Dichtungen verhindern das Eindringen von Staub und Spritzwasser. Zudem wirkt die Fluorvergütung auf der Frontlinse schmutzabweisend.

Ausstattung und Ergonomie

Beim Nikon Z 14-30 mm 1:4 S handelt es sich um ein sogenanntes "collapsible Zoom", das bedeutet, dass das Objektiv zum Betrieb erst ausgefahren beziehungsweise zum Transport eingefahren werden muss. Dies geschieht rein manuell mit Hilfe des Zoomrings. Überwindet man einen kleinen Widerstand am 14mm-Anschlag, dann lässt sich der Zoomring weiterdrehen und das Objektiv einfahren beziehungsweise in umgekehrter Richtung ausfahren. Das ist intuitiv und praktisch gelöst. Fast drei Zentimeter spart man dadurch in der Fototasche an Platz. Beim Zoomen auf 24 Millimeter fährt der Tubus wieder etwas mehr als einen Zentimeter ein, bis 30 Millimeter fährt er wieder, aber nur einen Hauch, hinaus. Das Fokussieren hingegen erfolgt rein intern, dazu später mehr.

Der Zoomring sitzt vorne am Objektiv und ist satte 3,8 Zentimeter breit, wobei die geriffelte Gummierung 2,7 Zentimeter einnimmt. Mit weniger als einer Viertel-Umdrehung zoomt man von 14 auf 30 Millimeter, wobei sich die eingravierten und mit weißer Farbe ausgelassenen Beschriftungen bei 14, 16, 20, 24 und 30 Millimetern hervorragend ablesen lassen. Gerne hätte Nikon auch bei 18 Millimetern noch eine Markierung setzen können, Platz genug wäre gewesen. Das Zoomen erfolgt mechanisch leichtgängig und völlig gleichmäßig.

Wie bereits erwähnt, arbeitet der Autofokus intern und ist völlig lautlos. Zackig stellt er auf das Motiv scharf, wobei ein kleiner Schalter an der linken Seite nach Betätigung eine manuelle Fokussierung erlaubt. Diese erfolgt über einen stufenlos arbeitenden, mit weniger als einem Zentimeter aber sehr schmal geratenen, geriffelten Metallring. Dabei gibt der Ring nur Stellbefehle an den Fokusmotor weiter. Die Kamera zeigt ein Balkendiagramm, aber keine konkrete Entfernung an, auf Wunsch lassen sich eine Lupe und Fokuspeaking zuschalten, sodass man sehr präzise manuell fokussieren kann.

Die Naheinstellgrenze liegt bei 28 Zentimetern über den gesamten Zoombereich. Das entspricht einem Arbeitsabstand von etwa 13 Zentimetern ab Objektivfront bei 14 Millimetern Brennweite, bei 30 Millimetern sind es etwas mehr als 14 Zentimeter. Nikon gibt zwar unverständlicherweise keinen maximalen Abbildungsmaßstab in den technischen Daten an, dieser wird aber bei 30 Millimetern Brennweite nach unserer Messung mit 1:5 erreicht. Ein 18 Zentimeter großes Motiv lässt sich damit über die gesamte Sensorbreite formatfüllend abbilden. Das geht für ein solches Zoom in Ordnung und erlaubt zwar keine Makroaufnahmen, bietet aber doch die nötige kreative Freiheit, um Motive im Vordergrund vor allem im Größenverhältnis vom Hintergrund abzuheben.

Bildqualität

Angesichts der geringen Brennweite und der mäßigen maximalen Blendenöffnung von F4 ist das Nikon Z 14-30 mm 1:4 S kein Objektiv, das mit einer besonders geringen Schärfentiefe glänzen kann. Entsprechend lag wohl auch kein besonderer Fokus auf einem besonders schönen Bokeh. Die Blende muss mit sieben leicht abgerundeten Lamellen auskommen, die aber eine sehr gleichmäßige Öffnung formen. Besonders ansehnlich ist das Bokeh trotzdem nicht. Die Unschärfescheibchen punktueller Lichtquellen besitzen recht scharf abgegrenzte Kanten, was bei vielen Details im Hintergrund eine unruhige Wirkung erzeugt. Immerhin treten dabei praktisch keine Farbsäume auf.

Bei der Streulichtempfindlichkeit schlägt sich das Ultraweitwinkelzoom äußerst gut. Hier bemerkt man Nikons Nanokristallvergütung, die für besonders wenig Reflexionen sorgt. Auch bei hartem Gegenlicht und Sonne im Bild bleiben die Kontraste hoch, Blendenreflexe gibt es nicht. Auffällig ist zudem das völlige Ausbleiben von Verzeichnungen. Tatsächlich ist die elektronische Verzeichnungskorrektur in der Kamera nicht nur standardmäßig aktiviert, sondern lässt sich nicht einmal deaktivieren. Sei es drum, so gelingen verzeichnungsfreie Architektur- und Landschaftsaufnahmen.

Dementsprechend war auch beim Labortest an der Nikon Z 7 keine Verzeichnung messbar (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Auch Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind praktisch nicht vorhanden. Anders sieht es bei der Randabdunklung aus, die vor allem bei kurzer Brennweite recht deutlich, wenn auch mit gleichmäßigem Verlauf, auftritt. Abblenden hilft zwar, aber die Randabdunklung bleibt auch dann am unteren Brennweitenende sichtbar.

Auch bei der Auflösungsmessung ist die kurze Brennweite die Achillesverse des Ultraweitwinkelzooms. Vor allem bei Offenblende zeigt es eine relative Schwäche. Lediglich knapp 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) sind es bei 50 Prozent Kontrast sowohl im Zentrum als auch am Bildrand. Beim Abblenden auf F5,6 steigt die Auflösung im Bildzentrum kräftig an, da kann der Bildrand nicht ganz mithalten. Auch bei F8 und F11 gibt es jeweils noch etwas Steigerung auf bis zu 77 lp/mm im Bildzentrum, am Bildrand sind es maximal 62 lp/mm. Damit ist der Randabfall nicht dramatisch, berücksichtigt man den extremen Bildwinkel, könnte man ihn sogar fast als gut bezeichnen, aber wegdiskutieren lässt er sich nicht.

Zoomt man das Objektiv etwas, so verschwinden sowohl der Randabfall der Auflösung als auch die Offenblendschwäche. Bei 20 und 30 Millimetern Brennweite liefert das Objektiv im Bildzentrum 72 bis 78 lp/mm Auflösung über einen Blendenbereich von F8 bis F11, am Bildrand sind es 65 bis 73 lp/mm. Das sind extrem konstante Werte mit geringem bis nahezu keinem Randabfall der Auflösung über einen großen Brennweiten- und Blendenbereich. Damit stecken von der Bildqualität her einige richtig gute Festbrennweiten, wenn auch nicht besonders lichtstark, in diesem unscheinbaren Zoomobjektiv.

Fazit

Auf den ersten Blick mag das Nikon Z 14-30 mm 1:4 S nicht besonders preisgünstig erscheinen und auch mit keiner besonders hochwertigen Verarbeitung hervorstechen. Doch bei genauerem Hinsehen erweist sich das Ultraweitwinkelzoom als äußerst kompakt, robust und flott. Vor allem aber kann es bei der Bildqualität punkten. Die Streulichtempfindlichkeit ist gering und im Bereich von 20 bis 30 Millimetern Brennweite stecken von der Bildqualität her gleich mehrere hervorragende, wenn auch nicht besonders lichtstarke Festbrennweiten in diesem unscheinbaren Zoom. Die kurze Brennweite ist ein wenig die Achillesverse, hier fällt die Bildqualität etwas ab, auch wenn sie noch im guten Bereich bleibt. Auch das Bokeh ist nicht unbedingt die Schokoladenseite des Objektivs. In der Summe aber scheint der Preis für die Leistung absolut gerechtfertigt zu sein. Im Weitwinkel muss man einfach etwas abblenden, um die leicht schwächelnde Auflösung auf ein höheres Niveau zu heben und die Randabdunklung in den Griff zu bekommen. Sehr erfreulich ist zudem die praktisch nicht vorhandene Verzeichnung dank der hervorragenden Korrektur seitens der Kamera. 

Kurzbewertung

  • Spritzwassergeschütztes Gehäuse
  • Äußerst kompakt und leicht
  • Schneller und leiser Autofokus
  • Etwas gezoomt hervorragende Bildqualität bereits ab Offenblende
  • Gehäuse besteht zum Großteil nur aus, wenn auch gut verarbeitetem, Kunststoff
  • Nicht besonders schönes Bokeh
  • Am kurzen Brennweitenende etwas nachlassende Bildqualität

Nikon Z 14-30 mm 1:4 S mit Nikon Z 7 (v6.0)

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Nikon
Modell Z 14-30 mm F4 S
Unverbindliche Preisempfehlung 1.449,00 €
Bajonett Nikon Z
Brennweitenbereich 14-30 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 14 Linsen in 12 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 280 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 82 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 89 x 85 mm
Objektivgewicht 483 g

Passende Publikationen

digitalkamera.de-Bezahlinhalte (in Premium enthalten)


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.