Lichtstarkes Ultraweitwinkel-Vollformat-Zoom

Testbericht: Nikon Z 14-24 mm F2.8 S

2021-02-04, aktualisiert 2022-03-28 Noch ist das Nikon-Z-Objektivprogramm recht "schlank", um es mal positiv auszudrücken. Dennoch sind bereits viele wichtige Objektive zu bekommen. Dazu gehört mit Sicherheit das Z 14-24 mm F2.8 S, das als durchgehend F2,8 lichtstarkes Ultraweitwinkelzoom das Z 24-70 mm F2.8 S nach unten ergänzt. Im Bereich unter 20 Millimeter Brennweite ist es derzeit sogar das lichtstärkste Objektiv im Nikon-Programm. Im Test an der Z 7II muss es nun zeigen, wie gut es um seine Bildqualität bestellt ist.  (Benjamin Kirchheim)

Das Nikon Z 24-70 mm F2.8 S schnitt in unserem letztjährigen Test an der Nikon Z 7 äußerst gut ab und gehört zu den besten F2,8-Standardzooms überhaupt (siehe weiterführende Links). Das legt die Messlatte für das Z 14-24 mm F2.8 S sehr hoch an, denn schließlich möchte man vom guten 24-70mm verwöhnt keine Abstriche machen, bloß weil man einen größeren Bildwinkel benötigt. Zudem darf man angesichts des Preises von fast 2.700 Euro UVP (der Marktpreis liegt derzeit bis zu 400 Euro darunter) auch einiges an Gegenleistung erwarten.

Beim Material hat sich Nikon größtenteils für hochwertigen Kunststoff entschieden, nur das Bajonett sowie der hinterste Tubusteil bestehen aus Aluminium. Zudem schützen zahlreiche Dichtungen das wertvolle Objektiv vor Umwelteinflüssen wie Staub und Spritzwasser. Das Bajonett ist von einem entsprechenden Gummiring umgeben, um die Nahtstelle zur Kamera adäquat abzudichten. Außerdem ist die Frontlinse mit einer Fluorvergütung versehen, damit Schmutz weniger anhaftet, um eine Reinigung zu vereinfachen.

Mit ziemlich genau 650 Gramm fällt das Ultraweitwinkelzoom trotz seiner hohen Lichtstärke überraschend leicht aus, auch die Abmessungen von 12,5 Zentimeter Länge und neun Zentimeter Durchmesser sind für ein solches Objektiv durchaus kompakt, auch wenn es alles andere als klein ist. An der knapp 700 Gramm schweren Testkamera Nikon Z 7II wirkt das Objektiv nur leicht frontlastig, denn das größte Gewicht ist vorne am Objektiv zu finden, wo sich die riesige Frontlinse nach vorne wölbt. Zur Kamera hin verjüngt sich das Objektiv auf etwa sieben Zentimeter Durchmesser. Dank des sehr guten Handgriffs der Nikon Z 7II lässt sich die Kombination aber wunderbar halten.

Der Lieferumfang ist überraschend üppig und etwas geizig zugleich. So befindet sich statt eines anständigen Köchers lediglich ein Beutel aus dünnen Mikrofasertuch im Lieferumfang. Dafür gibt es aber überraschenderweise gleich zwei Gegenlichtblenden und zwei Objektivdeckel. Beides hat mit der stark gewölbten Frontlinse zu tun.

Das Nikon Z 14-24 mm F2.8 S besitzt selbst kein Filtergewinde, stattdessen können an der Rückseite Filterfolien eingeschoben werden. Die Objektivfront hingegen ist leicht tulpenförmig, fast wie bei einer eingebauten Gegenlichtblende. Das schützt die Frontline mechanisch. Der passende, etwa acht Zentimeter große Objektivdeckel besitzt eine entsprechende Form, um die kleinen Ecken auszufüllen, damit hier keine Luft mit Staub eindringen kann. Sollte man diesen Deckel verlieren, muss man also einen exakt zum Objektiv passenden bei Nikon nachkaufen.

Die kleine der beiden im Lieferumfang befindlichen Gegenlichtblenden ist die "normale". Sie besteht aus Kunststoff und ist innen reflexionsarm mit Samt beschlagen. Sie kann zum Transport verkehrt herum aufgesteckt werden und besitzt eine automatisch einrastende Sicherung, zum Lösen muss ein kleiner Knopf betätigt werden.

Die zweite, größere Gegenlichtblende hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Sie besitzt einen deutlich größeren Durchmesser, dafür fehlen die seitlichen Flügel. Sie besteht ebenfalls aus Kunststoff und besitzt eine automatische Verriegelung, an der Innenseite kommen jedoch Kunststoffriffel statt Samt zum Einsatz. Beim genauen Hinsehen entdeckt man in der Blende ein riesiges Filtergewinde: 112 Millimeter Durchmesser ist klein an der Seite der Gegenlichtblende zu lesen. Dank der fehlenden seitlichen Flügel kann hier ein Filter eingeschraubt und eingestellt werden. Das Gewinde besteht ebenfalls aus Kunststoff.

Da man den kleinen Objektivdeckel mit eingeschraubtem Filter nicht mehr einsetzen kann, ist ein riesiger Stülpdeckel im Lieferumfang. Das Ganze wirkt sehr clever umgesetzt und der Fotograf kann sich flexibel entscheiden, ob er lieber mit kompaktem Besteck oder mit Filter und Stülpdeckel arbeiten möchte. Aber auch ganz ohne zusätzliche Gegenlichtblende lässt sich das Objektiv dank der hervorragenden Vergütung sehr gut einsetzen.

Ausstattung

Mit drei Einstellringen, zwei Tasten, einem Schalter und einem OLED-Bildschirm ist das Nikon Z 14-24 mm F2.8 S sehr reichhaltig mit Bedienelementen bestückt. Einen optischen Bildstabilisator gibt es indes nicht, aber angesichts des großen Bildwinkels und der Tatsache, dass die Vollformat-Z-Kameras einen Sensor-Shift-Bildstabilisator besitzen, ist das nicht weiter tragisch.

Das kleine Display auf der Oberseite ersetzt das früher bei Objektiven übliche Fokus-Sichtfenster, denn einen mechanisch gekoppelten Fokus gibt es bei modernen Autofokus-Objektiven nicht mehr. Schade allerdings, dass das Display sich nicht in die runde Form des Objektivs einpasst, es wirkt regelrecht wie ein Designbruch. Vielleicht hätte bereits eine runde Displayabdeckung gereicht, um es nicht wie einen Fremdkörper wirken zu lassen. Die Möglichkeiten des Displays sind hingegen vielfältig und nützlich.

Wahlweise kann hier die Blende, die Brennweite oder aber die Entfernung samt blenden- und entfernungsabhängiger Schärfentiefe angezeigt werden. Möchte man also beispielsweise 21 Millimeter Brennweite einstellen, was mit dem Zoomring mangels Beschriftungen zwischen 20 und 24 Millimeter nur schätzungsweise geht, funktioniert das mit dem Display auf einen halben Millimeter genau. Noch praktischer ist die Entfernungsanzeige samt Schärfentiefe, was beispielsweise Landschaftsaufnahmen mit Hyperfokaldistanz erleichtert. Umgeschaltet und aktiviert wird das Display mit der entsprechenden Taste links daneben. Drückt man sie länger, lassen sich zudem die Helligkeit und die Entfernungs-Maßeinheit einstellen.

Besonders "intelligent" arbeitet das Display hingegen nicht. Weder wird die Helligkeit automatisch dem Umgebungslicht angepasst, noch geht es automatisch an, sobald man einen der anzeigbaren Werte einstellt. Davon, dass die Anzeige kurzzeitig automatisch auf den gerade verstellten Wert springt, kann man nur träumen, wobei es bei der Entfernungsanzeige immerhin praktisch ist, dass dies nicht passiert, denn dadurch lassen sich die Auswirkungen der Blende und Brennweite auf den Schärfebereich direkt beobachten.

Zwischen Display und Kamera befindet sich als hinterster Einstellring ein Multifunktionsring am Objektiv, dessen Funktion über die Kamera eingestellt werden kann. Standardmäßig wird hier die Blende eingestellt. Der Ring besteht aus griffig geriffeltem Kunststoff, wobei sich die Riffelung über sieben Millimeter Breite erstreckt. Der Ring lässt sich angenehm mit leichtem Widerstand völlig geräuschlos und rastfrei einstellen.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.