Analog zu digital

Testbericht: Nikon ES-2 Filmdigitalisierungsadapter

2018-05-09, aktualisiert 2020-03-12 Wer seit analogen Zeiten in der Fotografie aktiv ist, kennt das Problem, dass stapelweise Dias und Negative immer noch darauf warten, digitalisiert zu werden. Der einzige Weg führt über Filmscanner oder professionelle Anbieter. Als Lösung für den Privatmann bringt Nikon nun den Filmdigitalisierungsadapter ES-2 auf den Markt, mit dem sich Dias und sogar Negative auf einfache Weise digitalisieren lassen sollen. Wie gut das funktioniert und wieso die Kombination mit der Nikon D850 für die Digitalisierung von Negativen ein echtes Powerduo ist, zeigt dieser Testbericht.  (Harm-Diercks Gronewold)

Der Nikon ES-2 Filmdigitalisierungsadapter kann inzwischen nicht mehr nur mit der Nikon D850 verwendet werden, sondern auch mit der neuen, etwas günstigeren, aber auch geringer auflösenden Nikon D780. Normalerweise sind 24 Megapixel zum Digitalisieren der meisten Dias und Negative aber völlig ausreichend.

Dias zu digitalisieren ist selbst mit einfachen Mitteln möglich. Wir haben vor einiger Zeit beispielsweise das DiaDigifix von Fotonovum vorgestellt (siehe weiterführende Links). Mit diesem lassen sich Dias mit Hilfe eines Diaprojektors und einer Kamera reproduzieren. Allerdings kann das System keine Negative digitalisieren, da die Diaprojektoren nur in der Lage sind, gerahmte Dias einzuziehen.

Mit dem Filmdigitalisierungsadapter ES-2 bietet Nikon nun eine einfachere Lösung an. Er ist für folgende Objektive geeignet: AF-S DX Micro-Nikkor 40 mm F2.8G, AF-S Micro-Nikkor 60 mm F2.8G ED und das alte AF Micro-Nikkor 60 mm F2.8D. Zum Lieferumfang des ES-2 gehören zwei Objektivadapter, die für die 60mm-Objektive eingesetzt werden. Das 40mm-Objektiv benötigt keinen Objektivadapter. Der ES-2 kann dank eines beweglichen Frontelements sowohl für Vollformat, als auch für APS-C-Kameras eingesetzt werden. Etwaige Filter und Gegenlichtblenden müssen vor der Montage vom Objektiv entfernt werden. Danach wird der eigentliche Digitalisierungsadapter montiert. Darüber hinaus sind zwei Materialhalter enthalten. Der Halter für gerahmte Dias kann zwei Diarahmen aufnehmen. Hier sind herkömmliche Rahmen und auch die kompakten CS Rahmen kein Problem. Schwieriger wird es hingegen bei alten Diarahmen, die komplett aus Glas bestehen.

Nicht zum Lieferumfang gehörend, aber dennoch wichtig, ist eine farblich stabile Lichtquelle. Hierfür eignen sich Flächenleuchten mit einem hohen Farbwiedergabeindex. Wir haben eine Beleuchtung aus unserem Testlabor als Hintergrundbeleuchtung genutzt. Um das Filmmaterial zu schonen, ist es empfehlenswert, fusselfreie Baumwollhandschue und Druckluft beziehungsweise einen Blasebalg zur Staubentfernung zu benutzen. Um das Negativ- beziehungsweise Diamaterial nicht zu beschädigen, sollte Staub niemals weggewischt werden.

Der Digitaliserungsvorgang ist denkbar einfach. Zunächst wird der Adapter montiert und ein Weißabgleich auf die Lichtquelle gemacht. Erfahrungsgemäß ist es sinnvoll, die Lichtquelle für eine bessere Farb- und Helligkeitsstabilität vorwärmen zu lassen. Danach wird das Negativ oder Dia in den passenden Halter geschoben. Damit die Bilder nicht spiegelverkehrt digitalisiert werden, gibt es einen Trick: Die beiden Seiten des Materials reflektieren unterschiedlich stark. Die stärker reflektierende Seite ist die Seite, die zum Bildsensor zeigen muss.

Die Fokussierung haben wir manuell eingestellt, was dank Livebild und Vergrößerung leicht von der Hand ging. Bei dunklem Material sollte etwas überbelichtet werden, damit die maximalen Details erhalten bleiben. Gleichzeitig ist es aber wichtig, dass die Lichter des Ausgangsmaterials nicht ausbrennen. Da Dia- und Negativmaterial nicht absolut plan aufliegen, sollte die Blende bei der Aufnahme etwas geschlossen werden, beispielsweise auf F5,6 oder F8. So erreicht man einen hohen Schärfebereich, der eventuelle Unschärfe durch eine Wölbung der Vorlage ausgleicht, ohne sich Beugungsunschärfe einzufangen.

Ist das Material digitalisiert, kann es in einer Bildverarbeitung weiter bearbeitet werden. Staub kann wegretuschiert, Kontraste angepasst und ein Beschnitt kann durchgeführt werden et cetera. Wenn allerdings Negative digitalisiert wurden, müssen diese invertiert werden, um sie normal betrachten zu können. Leider merkt man schnell, dass die Farben und Kontraste alles andere als optimal sind. Der Grund dafür liegt nicht etwa bei einer fehlerhaften Belichtung oder einem falschen Weißabgleich, sondern bei der sogenannten Farbmaske, die alle Farbnegativfilme besitzen. Diese Maske ist ein gewollter Farbstich im Negativmaterial und besitzt die Aufgabe, Fehler zu verringern, wie beispielsweise zu helle beziehungsweise unreine Farben.

Bei der Digitalisierung muss also dieser Farbstich eliminiert werden, damit das Bild in Farbe und Belichtung korrekt wiedergegeben wird. Es gibt zwei Arten von Farbmaskierungen, die im Massenmarkt der analogen Fotografie relevant waren. Zum einen die der Kodak Eastman Company und zum anderen die von Agfa-Geavert. Da sich die Farbmaskierung von Kodak Eastman durchgesetzt hat, kommt diese bis zum heutigen Tag in Farbnegativfilmen zum Einsatz. Jeder Fotograf kennt wohl diesen bräunlichen Farbton von Negativen.

Wird ein solches Negativ digitalisiert, muss es in der Bildbearbeitung in ein Positiv umgewandelt werden. Dazu müssen dann noch die Farben, die Kontraste und die Helligkeit angepasst werden. Zum Glück können Programme wie Photoshop immer gleiche Funktionsabläufe speichern. Dennoch ist die Umwandlung immer sehr zeitintensiv.

Die einzige Ausnahme ist der Einsatz einer Nikon D850. Die Kamera besitzt nämlich einen speziellen Modus zum Digitalisieren von Negativen. Dieser ist in der Lage, die Farbmaskierung des Filmmaterials zu kompensieren. Dadurch fallen die kompletten Arbeitsschritte des Invertierens und der Entfernung der Farbmaske für den Fotografen weg, wodurch sich sehr viel Zeit sparen lässt. Zu unserer Überraschung konnte die Kamera zudem die Farbmaskierung von Agfa Gaevert ebenfalls erkennen und korrekt intern filtern. Um diesen speziellen Modus in der Nikon D850 aufzurufen reicht ein Druck auf die "i"-Taste auf der Kamerarückseite. Danach muss der Fotograf nur noch "Negativ-Digitalisierung" auswählen und sich zwischen Farb- und Schwarzweissnegativ entscheiden. Die Farbkorrektur und Tonwertanpassung übernimmt die Kamera dann ganz automatisch.

Fazit

In Kombination mit der Nikon D850 ist der Filmdigitalisierungsadapter ES-2 ein echter Traum für Fotografen, die schnell und sicher Negative und auch Dias digitalisieren wollen. Die Anwendung ist einfach, intuitiv und geht schnell von der Hand. Ist keine D850 zur Hand, ist das Umwandeln des Negativmaterials zeitaufwendiger. Der ES-2 ist eine runde Sache, um alte analoge Bilder sicher für die Zukunft zu machen. Der Anschaffungspreis hält sich mit etwa 160 Euro auch relativ in Grenzen. Es bleibt zu hoffen, dass Nikon die Digitalisierungsfunktion auch in andere Spiegelreflexen einbaut, so dass noch mehr Fotografen die Möglichkeit bekommen, mit dem ES-2 alte Negative und Dias zu digitalisieren.

 

Kurzbewertung

  • Leichte Handhabung
  • Schneller Arbeitsablauf
  • Mit der D850 einfache Negativdigitalisierung
  • Komfortable Negativdigitalisierung nur mit der Nikon D850

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.