Makro-Objektiv

Testbericht: Laowa 50 mm F2,8 Ultra Macro

2020-10-28 Mit dem Siegeszug der spiegellosen Systemkameras gab es auch eine echte Renaissance der manuell zu fokussierenden Objektive. Das aus der Volksrepublik China stammende 50 mm F2,8 Ultra Macro von Laowa (VenusLens) ein 2:1 Makro und nur mit Micro-Four-Thirds-Bajonett erhältlich. Wir haben die Festbrennweite im Labor und der Praxis unter die Lupe genommen.  (Harm-Diercks Gronewold)

Verarbeitung und Ergonomie

Das Laowa 50 mm F2,8 Ultra Macro ist etwa 8 cm lang und hat einen Durchmesser von 5 cm. Der Tubus besteht aus lackiertem Metall. Das Bajonett ist ebenfalls aus Metall gefertigt und besitzt elektrische Kontakte für die Blendensteuerung. Anders als viele andere günstige chinesische Objektive, besitzt das Laowa 50 mm F2,8 Ultra Macro also eine elektronische Blendenverstellung und verzichtet damit auf eine Arbeitsblendensteuerung, die die Bildqualität des Sucherbilds beziehungsweise der Livebildansicht auf dem Monitor bei geschlossener Blende verschlechtert.

Der Tubus ist mit einer Blendenskala für die grafische Darstellung des Schärfebereichs und den Abbildungsmaßstab ausgestattet. Für die Praxis ist das hilfreich, wenn auch der maximale Makrobereich von 2:1 schon sehr extrem ist und sich eigentlich nur noch für Fokus-Stackings eignet. Beim höchsten Vergrößerungsmaßstab beträgt der Abstand des Motivs zur Frontlinse etwa fünf Zentimeter, da wird es schon ziemlich dunkel und auch eine Beleuchtung mit Ringlicht ist nur ziemlich schwer zu realisieren. Rechnerisch kann das Objektiv eine Fläche von 8,7 x 6,5 Millimetern formatfüllend abbilden. Im Makrobereich, ab einem Abbildungsmaßstab von 1:2, sollte man über die Anschaffung eines Makroschlittens nachdenken, denn der Schärfebereich zum Fokussieren ist minimal.

Bei der Messung im Labor haben wir festgestellt, dass sich der Fokuspunkt minimal mit dem Ändern der Blendeneinstellung verschiebt. Das kann gerade im Makrobereich des Objektivs zu Problemen führen. Allerdings lässt sich das mit einer Nachfokussierung schnell beheben. In einem solchen Fall wird einem bewusst, wie präzise und genau AF-Systeme geworden sind.

Das Laowa 50 mm F2,8 Ultra Macro ist innenfokussiert und hat einen sehr langen Schneckengang, was für Makros normal und auch gewünscht ist, weil sich dadurch der Fokus sehr genau anpassen lässt. Die Frontlinse ist starr und das Filtergewinde bewegt sich ebenfalls nicht beim Fokussieren. Der Fokusring des Laowa 50 mm F2,8 Ultra Macro ist schön breit, allerdings besitzt er keine Gummierung, sondern nur sehr Feine Rillen, die für etwas Traktion sorgen.

Bildqualität

In der Praxis hinterließ das Laowa 50 mm F2,8 Ultra Macro einen recht guten Eindruck. Der flache Schneckengang erlaubt präzises Fokussieren. Neben Makroaufnahmen gehören auch Porträtaufnahmen zum Repertoire des Laowa 50 mm F2,8 Ultra Macro, immerhin ist die Brennweite von 50 mm (100 mm Kleinbildäquivalent) ideal, um Personen abzulichten. Hier kommt dann auch die mitgelieferte Streulichtblende zum Einsatz, die bei Makroaufnahmen leider nicht so gut zu gebrauchen ist, denn sie schattet auch die Beleuchtung des Motivs etwas ab. Das Bokeh ist problemlos für Porträtaufnahmen geeignet.

In Streulichtsitutationen zeigt das Laowa 50 mm F2,8 Ultra Macro ziemlich deutlich, dass es damit nicht umgehen kann. Licht, das in steilem Winkel auf das Objektiv trifft, zeigt einen deutlichen Reflexionsschleier im Bild und mit diesem gehen die Kontraste flöten. Ist die Lichtquelle im Bild zu sehen, so zeichnet sich ein unschönes, ringförmiges Koma ab. Die mitgelieferte Metall-Streulichtblende schafft bei diesem Problem Abhilfe, solange der Winkel vom Objektiv zur Sonne nicht zu steil ist. Man sollte also seine Shootings dementsprechend planen oder den Effekt kreativ ausnutzen.

Im Testlabor haben wir das Laowa 50 mm F2,8 Ultra Macro mit der Olympus OM-D E-M5 Mark III getestet, die mit ihren 20 Megapixeln das obere Ende der Micro-Four-Thirds-Sensorauflösung bietet. Mit einer gemessenen maximalen Auflösung bei 50 Prozent Kontrast von 55 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent erreicht das 50 mm F2,8 Ultra Macro in der Bildmitte bei offener Blende seine höchste Auflösung. Zum Bildrand fällt diese erfreulich moderat auf knapp 47 lp/mm ab, was nur etwa 15 Prozent sind und damit ein solides Ergebnis.

Wird die Blende geschlossen, sinkt die Auflösung in der Bildmitte und steigt am Bildrand. Bei Blende F5,6 sind die beiden Werte mit etwa 52 lp/mm in der Mitte und 48 lp/mm am Bildrand am dichtesten zusammen. Oberhalb von Blende F5,6 macht sich der Auflösungsverlust durch den Beugungseffekt bemerkbar. Dadurch reduziert sich die Auflösung in der Bildmitte und am Bildrand deutlich, so dass bei Blende F16 nur noch knapp 40 lp/mm in der Mitte und 38 lp/mm am Rand übrig bleiben. Blende F22 kann als unbrauchbar angesehen werden, da sich hier die Auflösung zwischen 25 und 27 lp/mm einpendelt.

Chromatische Aberrationen (Farbsäume) treten mit maximal 0,2 Pixeln zwar in der Labormessung auf, machen sich aber in der Praxis in keinem Fall bemerkbar. Bei der Verzeichnung des Objektivs sieht es ähnlich gut aus, sie ist in der Messung zwar erkennbar, aber so gering, dass sie nicht einmal 0,1 Prozent erreicht. Das "schlechteste" Ergebnis zeigt die Randabdunklung, die mit 0,8 EV bei offener Blende am höchsten ist und mit zunehmender Blendenzahl auf 0,2 EV ab Blende F11 sinkt.

Fazit

Das Laowa 50 mm F2,8 Ultra Macro überrascht nicht nur von den Ergebnissen des Labortests, sondern auch aufgrund der Verarbeitung und Materialwahl positiv. Sicher wird die manuelle Fokussierung nicht jedermanns Sache sein und auch der geringe Aufnahmeabstand bei Makro-Aufnahmen erfordert Einarbeitung. Mit der Streulichtanfälligkeit und deren starken Einfluss auf den Bildkontrast muss man sich arrangieren, was den sehr guten Eindruck des Objektivs etwas trübt.

Kurzbewertung

  • Gute Bildqualität
  • Präzise Fokussierung
  • Metalltubus
  • Elektrische Blendeneinstellung
  • Hohe Streulichtanfälligkeit
  • Keine Gummierung des Fokusrings

Laowa 50 mm F2,8 2x Ultra Macro Apo mit Olympus OM-D E-M5 Mark III

Auflösung MTF


OM-D E-M5 Mark III

F2,8F4,0F5,6F8,0F16,0F22,0
50 mm55,2 / 46,6 (16 %)53,7 / 46 (14 %)51,9 / 48,1 (7 %)48,4 / 46,9 (3 %)40,1 / 38,2 (5 %)26,7 / 25,1 (6 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Laowa
Modell 50 mm F2,8 2x Ultra Macro Apo
Unverbindliche Preisempfehlung 499,00 €
Bajonettanschluss Micro Four Thirds
Brennweite 50,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat nicht relevant
Linsensystem 14 Linsen in 10 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 135 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden nein
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 49 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 54 x 79 mm
Objektivgewicht 240 g

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.