Lichtstarkes Normalobjektiv

Testbericht: Fujifilm XF 33 mm F1.4 R LM WR

2022-01-12, aktualisiert 2023-04-19 Mit dem Fujifilm XF 33 mm F1.4 R LM WR ist seit September 2021 eine Alternative zum neun Jahre alten XF 35 mm F1.4 R, das die Normalbrennweite von 50 Millimetern im Kleinbildäquivalent besser trifft als das ältere Modell. Aber auch sonst hat sich viel getan: Der optische Aufbau ist wesentlich komplexer, der Fokus arbeitet nun mit einem schnellen Linearmotor und das Gehäuse besitzt einen Wetterschutz. Dafür ist das 33er deutlich länger, teurer und fast doppelt so schwer wie das alte 35er. Wie es sich bei der Bildqualität schlägt, haben wir im Test am 26 Megapixel auflösenden Fujifilm-Flaggschiff X-T4 herausgefunden.  (Benjamin Kirchheim)

Update vom 19.04.2023: Wir haben den Test um Messergebnisse an der 40 Megapixel auflösenden Fujifilm X-T5 ergänzt. Die höher auflösende Bildsensor wirkt sich nicht nur auf die gemessene Auflösung aus, sondern auch minimal auf Bildfehler. Zudem haben wir den Bildstabilisator der Kamera-Objektiv-Kombination getestet.

Verarbeitung

Knapp 800 Euro kostet das Fujifilm XF 33 mm F1.4 R LM WR. Das ist nicht gerade ein Schnäppchen und 250 Euro mehr als das alte XF 35 mm F1.5 R. Dafür ist das 33 mm hochwertig verarbeitet. Die Festbrennweite besteht von außen komplett aus Metall, inklusive des 58 Millimeter großen Filtergewindes. Nur die mitgelieferte Streulichtblende ist aus Kunststoff gefertigt. Sie ist innen geriffelt und mattiert, um keine ungewollten Reflexionen zu erzeugen. Sie misst knapp über vier Zentimeter in der Länge und 7,5 Zentimeter im Durchmesser, mit knapp 28 Gramm ist sie sehr leicht. Sie lässt sich zum Transport verkehrt herum am Objektiv montieren, deckt dabei aber aufgrund der zylindrischen Form den kompletten Fokusring ab, nur der Blendenring bleibt zugänglich. Optional kann man für knapp 70 Euro die klassisch-rechteckige und aus Aluminium gefertigte Streulichtblende Fujifilm LH-XF23 II erwerben. Sie gehört zwar eigentlich zum XF 23 mm F1.4 R LM WR, passt aber auch auf das XF 33 mm F1.4 R LM WR.

Doch nicht nur das Metallgehäuse sorgt beim Fujifilm XF 33 mm F1.4 R LM WR für Robustheit, sondern auch die Abdichtung gegen Spritzwasser und Staub. Am Bajonett ist ebenfalls eine Dichtlippe zu finden. Da der Fokus intern arbeitet, wird auch keinerlei Luft eingesaugt oder rausgedrückt, so dass die Dichtigkeit nicht negativ beeinflusst wird. Obendrein ist das Objektiv bis -10 °C frostfest.

An die Kompaktheit des alten XF 35 mm F1.4 R kommt das XF 33 mm F1.4 R LM WR nicht heran, ist aber trotz gut zwei Zentimetern mehr Länge für die Lichtstärke von F1,4 noch recht kompakt. Die Frontlinse misst 3,3 Zentimeter, das Objektiv selbst 6,7 Zentimeter im Durchmesser. Die Länge beträgt 7,4 Zentimeter. Angesichts der kompakten Abmessungen fühlen sich die 360 Gramm schwerer an, als sie es sind (das alte XF 35 wiegt nur 187 g). Zusammen mit der Testkamera Fujifilm X-T4 und der Streulichtblende liegt das Gewicht ziemlich genau bei einem Kilogramm. Die Kombination mit der X-T5 wiegt aufgrund der leichteren Kamera dagegen knapp unter 950 Gramm.

Ausstattung und Bedienung

Das Fujifilm XF 33 mm F1.4 R LM WR besitzt lediglich zwei Metall-Einstellringe. Beim hinteren davon handelt es sich um einen 1,3 Zentimeter breiten Blendenring. Er besitzt eine acht Millimeter breite, griffige Riffelung. Im vorderen Teil des Rings sind die vollen Blendenstufen eingraviert und weiß ausgelegt. Zudem gibt es eine rot ausgelegte A-Markierung für die Automatikstellung. Der Einstellweg zwischen A und F16 ist genauso lang wie zwischen allen anderen vollen Blendenstufen, jedoch ohne Zwischenrastung.

Weil das XF 33 F1.4 zur neuesten X-Objektivgeneration gehört, gibt es sogar eine Arretierung in Automatikstellung, so dass man nicht versehentlich zwischen manueller und automatischer Blendeneinstellung wechseln kann. In beide Richtungen, also sowohl zum Aktivieren als auch zum Deaktivieren der Automatik, muss jeweils der Arretierungsknopf gedrückt werden. Der Bereich von F1,4 bis F16 des Blendenrings ist in Drittelstufen gerastet, wobei sich die hörbare Rastung nicht deaktivieren lässt.

Über einen optischen Bildstabilisator verfügt das Fujifilm XF 33 mm F1.4 R LM WR nicht. Angesichts der hohen Lichtstärke ist das aber zu verschmerzen. Zudem gibt es inzwischen einige Fujifilm-Systemkameras mit integriertem Sensor-Shift-Bildstabilisator, etwa die Fujifilm X-S10, die X-T4 und die (leider nicht mehr erhältliche) X-H1 sowie die neuen 40-Megapixel-kamera X-H2 und X-T5. Letztere soll sieben Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen, was utopische 2,5 Sekunden Belichtungszeit wären. Tatsächlich konnten wir bis zu einer drittel Sekunde lang recht sicher verwackelungsfrei fotografieren, was immerhin vier Blendenstufen entspricht. Auch eine halbe Sekunde Belichtungszeit war möglich, was 4 2/3 Blendenstufen entspricht, jedoch zeigt sich hier bereits ein deutlicher Ausschuss.

Fokus

Der mit 2,3 Zentimetern angenehm breite Fokusring besteht ebenfalls aus Metall und ist auf einer Breite von zwei Zentimetern fein geriffelt. Zwar ist er damit sehr griffig, aber zwischen den Riffeln setzt sich sehr gerne Dreck bis hin zu kleinen Staubkörnern fest. Der Ring lässt sich gegen einen leichten, angenehm weichen Widerstand völlig lautlos und endlos drehen. Der Fokusring arbeitet elektronisch und defaultmäßig nicht-linear. In diesem Modus bestimmt die Drehgeschwindigkeit, wie weit der Fokus verstellt wird. Dreht man den Ring langsam, lässt sich der Fokus in allerfeinsten Schritten sehr präzise einstellen. Dreht man schnell am Fokusring, werden sehr weite Verstellwege zurückgelegt. Per Menü lässt sich dieses Verhalten jedoch auf linear umschalten, dann bestimmt allein der Drehwinkel des Fokusrings, wie weit die Entfernungseinstellung verändert wird.

Der Fokus selbst wird von einem unhörbaren Linearmotor eingestellt. Dabei ist die Fokusgruppe frei beweglich gelagert und wird vom Antrieb direkt positioniert. Im ausgeschalteten Zustand klappert die Fokusgruppe im Objektiv hörbar den Verstellweg vor und zurück. Der Autofokus arbeitet sehr schnell und präzise. Dabei bietet die Kamera eine Fokus-Peaking-Funktion, aber auch eine Fokuslupe lässt sich aktivieren, die besonders bei manueller Fokussierung hilfreich ist. Je nach Kameramodell lässt sich zudem beispielsweise ein digitaler Schnittbildindikator aktivieren.

Das Fujifilm XF 33 mm F1.4 R LM WR hat laut technischen Daten eine Naheinstellgrenze von 30 Zentimetern. In der Praxis konnten wir bereits ab einer Entfernung von 28,9 Zentimetern zur Sensorebene fokussieren. Der Motivabstand von der Objektivfront beträgt dabei knapp 19,9 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 14,9 x 9,9 Zentimetern gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:6,3 entspricht. Das ist etwas besser als die Werksangabe von 1:6,7. Bei einem Kleinbildobjektiv bräuchte man übrigens einen Abbildungsmaßstab von 1:4,1, um ein identisch kleines Motiv formatfüllend einfangen zu können.

Fortsetzung auf Seite 2

Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.