Lichtstarkes Weitwinkel
Testbericht: Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR
2022-01-05 Während Fujifilm bereits im März 2012 zusammen mit der ersten Systemkamera X-Pro1 ein kompaktes 18mm-Weitwinkel mit einer Lichtstärke von F2 auf den Markt brachte, mussten Fujifilm-Fotografen neun lange Jahre auf ein lichtstärkeres Weitwinkel mit einem Kleinbildäquivalent von ca. 28 Millimetern warten. Seit Mai 2021 ist das Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR endlich erhältlich und der Test an der Fujifilm X-T4 verrät, ob es auch eine gute Bildqualität liefert. (Benjamin Kirchheim)
Das Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR ist das lichtstärkste 27mm-Objektiv (Kleinbildäquivalent) im Fujifilm-X-Objektivprogramm. [Foto: Fujifilm]
Verarbeitung
Mit knapp 1.000 Euro ist das Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR nicht gerade ein Schnäppchen, aber die hochwertige Verarbeitung ist dem Preis durchaus angemessen. Die Festbrennweite besteht von außen komplett aus Metall, inklusive des 62 Millimeter großen Filtergewindes. Nur die mitgelieferte Streulichtblende ist aus Kunststoff gefertigt. Sie ist innen geriffelt und mattiert, um keine ungewollten Reflexionen zu erzeugen. Sie misst vier Zentimeter in der Länge und acht Zentimeter im Durchmesser, mit 24 Gramm ist sie sehr leicht. Sie lässt sich zum Transport verkehrt herum am Objektiv montieren und deckt dabei dank der Tulpenform nur einen Teil des Fokusrings ab. Als Zubehör bietet Fujifilm eine eckige Streulichtblende (LH-XF18) aus Metall an, die allerdings 80 Euro kostet.
Doch nicht nur das Metallgehäuse sorgt beim Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR für Robustheit, sondern auch die Abdichtung gegen Spritzwasser und Staub. Am Bajonett ist ebenfalls eine Dichtlippe zu finden. Da der Fokus intern arbeitet, wird auch keinerlei Luft eingesaugt oder rausgedrückt, so dass die Dichtigkeit nicht negativ beeinflusst wird. Obendrein ist das Objektiv bis -10 °C frostfest.
Zum Lieferumfang des Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR gehört eine tulpenförmige Streulichtblende aus Kunststoff. [Foto: Fujifilm]
Optional kann für 80 Euro die Metall-Streulichtblende LH-XF18 passend zum Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR erworben werden. [Foto: Fujifilm]
An die Kompaktheit des alten XF 18 mm F2 R kommt das XF 18 mm F1.4 R LM WR zwar nicht heran, für die Lichtstärke von F1,4 ist das Objektiv aber immer noch recht kompakt. Die Frontlinse misst 3,5 Zentimeter, das Objektiv selbst 6,9 Zentimeter im Durchmesser. Die Länge beträgt 7,6 Zentimeter. Angesichts der kompakten Abmessungen fühlen sich die 366 Gramm schwerer an, als sie es sind. Zusammen mit der Testkamera Fujifilm X-T4 und der Streulichtblende liegt das Gewicht ziemlich genau bei einem Kilogramm.
Ausstattung und Bedienung
Das Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR besitzt lediglich zwei Metall-Einstellringe. Beim hinteren davon handelt es sich um einen 1,2 Zentimeter breiten Blendenring. Er besitzt eine acht Millimeter breite, griffige Riffelung. Im vorderen Teil des Rings sind die vollen Blendenstufen eingraviert und weiß ausgelegt. Zudem gibt es eine rot ausgelegte A-Markierung für die Automatikstellung. Der Einstellweg zwischen A und F16 ist genauso lang wie zwischen allen anderen vollen Blendenstufen, jedoch ohne Zwischenrastung.
Weil das XF 18 F1.4 zur neuesten X-Objektivgeneration gehört, gibt es sogar eine Arretierung in Automatikstellung, so dass man nicht versehentlich zwischen manueller und automatischer Blendeneinstellung wechseln kann. In beide Richtungen, also sowohl zum Aktivieren als auch zum Deaktivieren der Automatik, muss jeweils der Arretierungsknopf gedrückt werden. Der Bereich von F1,4 bis F16 des Blendenrings ist in Drittelstufen gerastet, wobei sich die hörbare Rastung nicht deaktivieren lässt.
Das Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR besitzt ein hochwertiges Metallgehäuse, das zudem gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet ist. [Foto: Fujifilm]
Über einen optischen Bildstabilisator verfügt das Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR nicht. Angesichts der hohen Lichtstärke ist das aber zu verschmerzen. Zudem gibt es inzwischen einige Fujifilm-Systemkameras mit integriertem Sensor-Shift-Bildstabilisator, etwa die Fujifilm X-S10, die X-T4 und die (leider nicht mehr erhältliche) X-H1.
Fokus
Der mit 2,7 Zentimetern angenehm breite Fokusring besteht ebenfalls aus Metall und ist auf einer Breite von 2,4 Zentimetern fein geriffelt. Zwar ist er damit sehr griffig, aber zwischen den Riffeln setzt sich sehr gerne Dreck bis hin zu kleinen Staubkörnern fest. Der Ring lässt sich gegen einen leichten, angenehm weichen Widerstand völlig lautlos und endlos drehen. Der Fokusring arbeitet elektronisch und defaultmäßig nicht-linear. In diesem Modus bestimmt die Drehgeschwindigkeit, wie weit der Fokus verstellt wird. Dreht man den Ring langsam, lässt sich der Fokus in allerfeinsten Schritten sehr präzise einstellen. Dreht man schnell am Fokusring, werden sehr weite Verstellwege zurückgelegt. Per Menü lässt sich dieses Verhalten jedoch auf linear umschalten, dann bestimmt allein der Drehwinkel des Fokusrings, wie weit die Entfernungseinstellung verändert wird.
Der Fokus selbst wird von einem unhörbaren Linearmotor eingestellt. Dabei ist die Fokusgruppe frei beweglich gelagert und wird vom Antrieb direkt positioniert. Im ausgeschalteten Zustand klappert die Fokusgruppe im Objektiv hörbar den Verstellweg von 2,5 Millimetern vor und zurück. Der Autofokus arbeitet sehr schnell und präzise. Dabei bietet die Kamera eine Fokus-Peaking-Funktion, aber auch eine Fokuslupe lässt sich aktivieren, die besonders bei manueller Fokussierung hilfreich ist. Je nach Kameramodell lässt sich zudem beispielsweise ein digitaler Schnittbildindikator aktivieren.
Das Fujifilm XF 18 mm F1.4 R LM WR hat laut technischen Daten eine Naheinstellgrenze von 20 Zentimetern. In der Praxis konnten wir bereits ab einer Entfernung von 19 Zentimetern zur Sensorebene fokussieren. Der Motivabstand von der Objektivfront beträgt dabei neun Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 13,8 x 9,2 Zentimetern gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:5,8 entspricht. Das ist etwas besser als die Werksangabe von 1:6,7. Bei einem Kleinbildobjektiv bräuchte man übrigens einen Abbildungsmaßstab von 1:3,8, um ein identisch kleines Motiv formatfüllend einfangen zu können.
Fortsetzung auf Seite 2
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