Vollformat-Universalzoom für spiegellose Systemkameras

Testbericht: Canon RF 24-240 mm 4-6.3 IS USM

2019-10-16 Mit dem RF 24-240 mm 4-6.3 IS USM bietet Canon nun auch ein Universalzoom für reisefreudige oder wechselfaule Fotografen mit einer EOS R oder EOS RP an. Von 24 bis 240 Millimetern deckt das Zehnfachzoom einen großen Brennweitenbereich vom Ultraweitwinkel bis zum Tele ab. Doch nicht nur von Landschaften bis hin zu herangezoomten Details soll eine große Motivbandbreite abgedeckt werden, sondern auch der Vergrößerungsfaktor ist hoch und reicht für manche Nah-Detailaufnahme. Ob das Zoom aber auch bei der Bildqualität überzeugen kann, zeigt unser Test.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Bei einer Länge von knapp über zwölf und einem Durchmesser von gut acht Zentimetern sowie einem Gewicht von fast 770 Gramm ist das mit der Reisetauglichkeit allerdings so eine Sache. Das Kleinbildformat oder Vollformat, wie es heutzutage genannt wird, fordert seinen Tribut; und das trotz der geringen Lichtstärke des Canon RF 24-240 mm 4-6.3 IS USM. Auch das Kunststoffgehäuse hilft da nicht viel, zusammen mit der EOS R zerren über 1,4 kg am Schultergurt.

Knapp 1.000 Euro kostet das Objektiv, da kann man mit dem sauber verarbeiteten Kunststoffgehäuse durchaus leben. Dies gilt weniger für die im Lieferumfang fehlende Streulichtblende, insbesondere, weil diese bitter nötig ist (siehe im Abschnitt Bildqualität weiter unten). Einen Staub- und Spritzwasserschutz gibt es ebenfalls nicht, aber immerhin besteht das Bajonett aus Metall. Das Filtergewinde misst 72 Millimeter im Durchmesser und besteht ebenfalls aus Kunststoff. Übrigens kommt auf den Käufer des Objektivs womöglich ein Firmwareupdate zu, wenn er dies nicht ohnehin bereits installiert hat. Unsere Testkamera war nicht ganz aktuell und zeigte einen Warnhinweis an, dass das Objektiv möglicherweise erst nach einem Update vollumfänglich funktionieren würde. Das Update ist aber kostenlos und problemlos einzuspielen, was wir für diesen Test selbstverständlich gemacht haben.

Ausstattung und Bedienung

Immerhin zwei Einstellringe und drei Schalter bietet das Canon RF 24-240 mm 4-6.3 IS USM zur Bedienung. Der Schalter in Handgriffnähe dient der Transportsicherung und fixiert das Zoom bei 24 Millimetern, was nicht nur die kürzeste Brennweite ist, sondern auch die geringste Länge des Objektivs, denn beim Zoomen fährt der Tubus aus. Das Zoom ist leichtgängig, fährt aber eigentlich nicht von alleine aus. Der Zoomring ist stolze fünf Zentimeter breit, vier Zentimeter sind mit einer griffigen Gummiriffelung versehen. Mit einer Viertel-Umdrehung zoomt man von 24 auf 240 Millimeter, wobei gut ablesbare Markierungen bei 24, 35, 50, 70, 100, 150 und 240 Millimetern angebracht sind und bei der Orientierung helfen. Nützlich ist das, falls man beispielsweise die Bildwirkung einer bestimmten Brennweite nutzen möchte. Leider blendet die Kamera die Brennweite nicht auf dem Bildschirm oder im Sucher ein.

Beim Zoomen fährt ein zweistufiger Kunststofftubus sieben Zentimeter weit aus, sodass das Objektiv eine stolze Länge von über 19 Zentimetern erreicht. Das Spiel des Tubus ist gering, er wirkt stabil und ist gut verarbeitet. Vor allem bei langer Brennweite macht sich der optische Bildstabilisator positiv bemerkbar, wodurch sich deutlich längere Belichtungszeiten aus der freien Hand mit unverwackeltem Bildergebnis halten lassen. Aber auch bei kürzeren Brennweiten hilft der Bildstabilisator und ermöglicht längere Belichtungszeiten. Drei Blendenstufen sind auch hier kein Problem. Über einen Schiebeschalter links am Tubus lässt sich der Bildstabilisator abschalten, beispielsweise für den Betrieb auf einem Stativ.

Hinter dem Zoomring sitzt ein 1,8 Zentimeter breiter, fein geriffelter Kontrollring, der ohne Rastung butterweich und mit angenehmem Widerstand läuft. Je nach Einstellung, die man links mit einem Schalter wählen kann, dient der Ring der manuellen Fokussierung oder aber als Kontrollring beispielsweise für die Blende, die sich bei Videos in 1/8 feinen Stufen geräuschlos einstellen lässt. Leider wird nicht automatisch auf manuellen Fokus gewechselt, sobald man den Ring auf die Fokusfunktion stellt. Da aber ein AF-MF-Schalter fehlt, muss man dafür sogar das Menü aufsuchen oder aber eine programmierbare Taste für die Umschaltung "opfern".

Für die manuelle Fokussierung stehen dann Hilfen wie eine Entfernungsskala auf dem Bildschirm oder im Sucher sowie eine Fokuslupe und Fokuspeaking bereit. Damit gelingt die manuelle Fokussierung problemlos, wobei der Fokusring rein elektronisch arbeitet und den Fokusmotor ansteuert. Dank des Ultraschallmotors arbeitet der Autofokus leise, präzise und schnell. Die Naheinstellgrenze liegt bei einem halben Meter. Was zunächst viel klingt, ist angesichts der maximalen Brennweite und der Objektivlänge dann doch recht nah vor der Linse: etwa 29 Zentimeter trennen die Frontlinse an der Naheinstellgrenze noch vom Motiv. Der maximale Abbildungsmaßstab beträgt dann 1:4, so dass etwa 14,4 mal 9,4 Zentimeter kleine Motive noch formatfüllend abgebildet werden können. Zwar ersetzt das kein Makroobjektiv, reicht aber für die eine oder andere Nahaufnahme völlig aus.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.