Reisezoom-Objektiv

Testbericht: Canon EF-M 18-150 mm 3.5-6.3 IS STM

2017-03-30 Zusammen mit der EOS M5 stellte Canon wenige Tage vor Beginn der Photokina 2016 im September mit dem EF-M 18-150 mm 3.5-6.3 IS STM das erste Super- beziehungsweise Reisezoomobjektiv des EOS-M-Systems vor. Dank des 8,3-fachen Zoomfaktors wird eine kleinbildäquivalente Brennweite von 29 bis 240 Millimetern abgedeckt. Das ist ideal für alle, die ungern das Objektiv an ihrer Systemkamera wechseln oder bei einer Reise nur ein Objektiv einstecken wollen. Solche Zoomriesen genießen jedoch nicht gerade den besten Ruf. Wie es beim Canon 18-150 ausschaut, zeigt unser Labor- und Praxistest.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung und Ausstattung

Mit einem Gewicht von lediglich 290 Gramm, zusammen mit der EOS M5 sind es knapp über 700 Gramm, sowie einer Länge von 8,5 Zentimetern bei einem Durchmesser von gut sechs Zentimetern fällt das EF-M 18-150 mm 3.5-6.3 IS STM durchaus reisetauglich aus. Zur Schlankheitskur gehören allerdings ein Kunststoffgehäuse sowie ein Kunststoffbajonett. Letzteres wirkt nicht unbedingt vertrauenserweckend. Die als schwarz bezeichnete Farbe fällt wie bei den anderen Objektiven des Systems in der Realität Dunkel- oder auch Titangrau aus, passend zur EOS M5. Von einer silbernen Gehäusevariante gibt es zwar Produktbilder, jedoch ist diese aktuell nicht in der Preisliste von Canon zu finden. Vielleicht wird die silberne Variante später Teil eines Bundles mit einer weißen Kamera. Apropos Bundle: Das EF-M 18-150 mm 3.5-6.3 IS STM ist nicht nur einzeln für gut 450 bis 500 Euro erhältlich, sondern auch im gut 1.500 Euro teuren Set mit der EOS M5. Diese Kombination lag uns zum Test vor.

Auch wenn das Gehäuse des Canon EF-M 18-150 mm 3.5-6.3 IS STM aus Kunststoff besteht, macht es doch einen ordentlich verarbeiteten Eindruck, der sehr breite Zoomring ist großzügig geriffelt und mit Markierungen bei 18, 24, 35, 50, 70, 100 und 150 Millimetern versehen. Diese entsprechen im Kleinbildäquivalent 29, 38, 56, 80, 112, 160 und 240 Millimetern. Während also die absoluten Werte klassischen Brennweiten entsprechen, trifft dies auf die Kleinbildäquivalente nicht zu. Dafür wären Aufdrucke bei 22 (35), 31 (50), 53 (85), 63 (100), 84 (135), 125 (200) und 150 (240) mm nötig gewesen. Der gesamte Zoombereich wird übrigens mit einer Viertel-Umdrehung durchfahren, wobei der Tubus zum Tele hin um bis zu vier Zentimeter ausfährt.

Das aus 17 Linsen in 13 Gruppen aufgebaute Objektiv verfügt über einen optischen Bildstabilisator, was angesichts der geringen Lichtstärke vor allem im Telebereich mehr als sinnvoll ist. Gut drei Blendenstufen längere Belichtungszeiten hält man dank des Bildstabilisators problemlos aus der Hand, das entspricht 1/30 Sekunde in Telestellung. Da muss das Motiv schon ruhig halten, um keine Bewegungsunschärfen zu verursachen. Einen Schalter zur Deaktivierung des Stabilisators ist leider nicht am Objektiv zu finden, dies ist nur über das Menü der Kamera möglich. Wie bei fast allen EOS-M-Objektiven spart sich Canon die Sonnenblende, die nur optional erworben werden kann. Das hält immerhin den Objektivpreis niedrig. Ein entsprechendes Bajonett ist jedenfalls an der Objektivfront vorhanden. Auch ein Filtergewinde, das in diesem Fall 55 Millimeter misst, fehlt nicht. Wie bei modernen Innenfokusobjektiven üblich, dreht es sich selbstverständlich weder beim Zoomen noch beim Fokussieren.

Fokussierung

Der Autofokus arbeitet intern und dank des STM-Schrittmotors schnell und völlig lautlos. Nur bestimmte (wenige) Motive können den Dual-Pixel-CMOS-AF der EOS M5 etwas aus dem Tritt bringen, was an der Arbeitsweise liegen dürfte. Ansonsten arbeitet er zuverlässig und flott. Die Naheinstellgrenze variiert mit der Brennweite, bei 18 mm sind es 25 Zentimeter und bei 150 mm sind es 40 Zentimeter. Dennoch wird bei maximaler Brennweite der größte Abbildungsmaßstab von 1:3,2 erreicht, was eine sehr ordentliche Vergrößerung ist und mitunter das Makroobjektiv ersparen kann. 7,2 mal 4,8 Zentimeter kleine Motive lassen sich nämlich formatfüllend ablichten. Die Aufnahmedistanz ab Frontlinse beträgt dabei gut 25 Zentimeter.

Möchte man manuell fokussieren, so muss die Umstellung mangels Bedienelement am Objektiv über die Kamera erfolgen. Die EOS M5 bietet dafür eine eigene Taste. Die manuelle Fokussierung erfolgt elektronisch über den Ring ganz vorne am Objektiv. Die eigentliche Einstellung übernimmt dabei der STM-Antrieb, was für eine sehr feine Abstufung und damit genaue Fokussierung sorgt. Die EOS M5 bietet als Einstellhilfen sowohl eine Fokuslupe als auch Fokuspeaking an, eine Entfernungsanzeige fehlt jedoch ebenso wie der Luxus mancher Konkurrenzkamera, die die Schärfentiefe blendenabhängig anzeigt. Dies ist aber eher der Kamera als dem Objektiv anzulasten und könnte sich mit neueren Modellen ändern.

Bildqualität

Bei Gegenlicht verhält sich das Canon EF-M 18-150 mm 3.5-6.3 IS STM weitgehend unauffällig. Die Kontraste bleiben dank der guten Vergütung hoch. Nur mit der direkten Sonne im Bild lassen sich leichte Blendenreflexe provozieren, wo aber die Sonnenblende auch nicht mehr helfen würde. Das Bokeh ist mittelmäßig, so zeigen Spitzlichter im Unschärfebereich scharfe, helle Kanten, was das Bokeh etwas unruhig wirken lässt. Am auffälligsten bei der Bildqualität sind die starken Verzeichnungen bei allen Brennweiten, im Weitwinkel tonnen- und im Telebereich kissenförmig. Auch die für Superzooms typischen Randunschärfen werden bei genauem Hinsehen deutlich. Als eines der wenigen spiegellosen Systeme lassen sich die Objektive zudem weit jenseits von F22 abblenden, was man tunlichst vermeiden sollte. Das EF-M 18-150 mm geht bis F40, wo vor lauter Beugung nur noch Matsch übrigbleibt.

Der Labortest an der Canon EOS M5 bestätigt wie erwartet die Praxisbeobachtungen. Die Verzeichnung ist im Weitwinkel mit drei Prozent Tonnenform und bei mittlerer und langer Brennweite mit 1 bis 1,5 Prozent Kissenform stark. Die Randabdunklung hingegen fällt mit einem Maximum von 0,3 Blendenstufen verschwindend gering aus. Auch die Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen halten sich mit selten über einem, sondern meist eher unter einem Pixel in Grenzen.

Die Auflösung erreicht mit bis zu 65 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast einen sehr guten Wert, der allerdings nur im Weitwinkel bei F5,6 im Bildzentrum machbar wird (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Doch auch schon bei Offenblende ist die Auflösung im Bildzentrum mit über 57 lp/mm sehr hoch, erst auf F11 abgeblendet wird die Marke von 50 lp/mm unterschritten. Die mittlere und lange Brennweite schlagen sich im Bildzentrum ebenfalls sehr gut und lösen kaum geringer als im Weitwinkel auf. Das Maximum von knapp 59 lp/mm bei 54 Millimetern Brennweite und 55 lp/mm bei 150 Millimetern Brennweite wird jeweils bereits bei Offenblende erreicht. Zwischen F8 und F11 wird die Marke von 50 lp/mm unterschritten. Zum Bildrand hin jedoch fällt die Auflösung bei allen drei Brennweiten deutlich ab, am stärksten im Weitwinkel, wo bis zu 47 Prozent Randabfall erreicht werden, bei den anderen gemessenen Brennweiten sind es knapp unter 30 Prozent. Immerhin werden jedoch bei allen Brennweiten auch am Bildrand knapp unter oder über 40 lp/mm Auflösung erreicht.

Fazit

Das Canon EF-M 18-150 mm 3.5-6.3 IS STM ist ein ordentlich verarbeitetes und durchaus preisgünstiges Reisezoomobjektiv für das Canon-EOS-M-System. Nur beim Bajonett hätten wir uns Metall als Material gewünscht, während das restliche Kunststoffgehäuse völlig ausreichend ist und Gewicht sowie Kosten spart. Der Autofokus arbeitet leise und flott, der Bildstabilisator ist zuverlässig wie auch, angesichts der mäßigen Lichtstärke, unverzichtbar. Die Bildqualität ist, wie nicht anders zu erwarten, durchwachsen. So zeigt das Objektiv starke Verzeichnungen, während sich die Randabdunklung sowie Farbsäume erstaunlich zurückhaltend geben. Die Auflösung ist vor allem im Bildzentrum sehr gut, egal bei welcher Brennweite man fotografiert. Allerdings zeigt sich ein starker Randabfall der Auflösung, der im Weitwinkel am stärksten ausfällt und bei großformatigeren Ausdrucken sichtbar wird. Insgesamt schlägt sich das Canon EF-M 18-150 mm 3.5-6.3 IS STM für ein Reisezoomobjektiv wacker.

Kurzbewertung

  • Hohe Auflösung im Bildzentrum
  • Schneller Autofokus
  • Geringe Randabdunklung
  • Das Bajonett besteht lediglich aus Kunststoff
  • Hohe Verzeichnung bei allen Brennweiten
  • Schwache Randauflösung, vor allem, aber nicht nur, im Weitwinkel

Canon EF-M 18-150 mm 3.5-6.3 IS STM mit Canon EOS M5 (v6.0)

Auflösung MTF


EOS M5

F3,5F4,0F5,6F6,3F8,0F11,0F16,0F22,0F32,0F36,0F40,0
18 mm57,2 / 34,8 (39 %)62,2 / 35,7 (43 %)65,1 / 34,3 (47 %)55,7 / 37,8 (32 %)49 / 39,8 (19 %)42,5 / 36,8 (13 %)34 / 28,3 (17 %)
54 mm58,6 / 41,5 (29 %)52,6 / 42,2 (20 %)47,5 / 44,1 (7 %)41,9 / 40,5 (3 %)34,6 / 33,3 (4 %)23,1 / 21,9 (5 %)19,2 / 18,4 (4 %)
150 mm55 / 39,9 (27 %)51,3 / 40,2 (22 %)48,1 / 42,4 (12 %)41,9 / 39,3 (6 %)33,8 / 31,9 (6 %)21,8 / 20,6 (6 %)15,8 / 15,3 (3 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Canon
Modell EF-M 18-150 mm 3.5-6.3 IS STM
Unverbindliche Preisempfehlung 469,00 € bis 499,00 € (je nach Version)
Bajonett Canon EF-M
Brennweitenbereich 18-150 mm
Lichtstärke (größte Blende) F3,5 bis F6,3
Kleinste Blendenöffnung F38
Linsensystem 17 Linsen in 13 Gruppen
KB-Vollformat nein
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 250 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 55 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 61 x 87 mm
Objektivgewicht 300 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.