Kompaktes APS-C-Standard-Motorzoom

Sony E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ II (SELP16502) im Test

2024-10-21 Mit dem E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ II (SELP16502) erneuerte Sony sein elf Jahre altes APS-C-Setobjektiv, ohne jedoch an der optischen Rechnung selbst etwas zu ändern. Stattdessen gibt es ein leichteres Kunststoffgehäuse, das keine Metallkomponenten mehr hat, und einen verbesserten Autofokus, vor allem beim Zoomen während Videoaufnahmen. Ob damit die Bildqualität genauso kritikwürdig geblieben ist und ob es noch mehr zu kritisieren, aber vielleicht such zu loben gibt, haben wir an der 26 Megapixel auflösenden Sony Alpha 6700 getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Das Sony E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ II ist als besonders kompaktes Standardzoom für die APS-C-Kameras des Sony-Alpha-Systems konzipiert. Dabei geht der 3,1-fache Zoombereich von 24 bis 75 Millimeter Kleinbildäquivalent völlig in Ordnung, deckt das doch eine große Bandbreite an Fotomotiven ab und bietet genügend Möglichkeiten zum Experimentieren, um sich dann gegebenenfalls mit einem spezielleren Objektiv weiterzuentwickeln.

Die Lichtstärke ist zwar nicht besonders hoch, aber auch üblich für ein solches Objektiv, das im Set mit der Kamera nur gut 100 Euro Aufpreis kostet. Einzeln muss man hingegen neu über 300 Euro auf den Tisch legen – da ist der Kauf eines gebrauchten Objektivs wesentlich attraktiver.

Mit einem Durchmesser von 6,6 Zentimeter ist das 16-50 mm recht schlank, begeistert aber vor allem mit seiner geringen Länge von nur 3,1 Zentimeter und seinem geringen Gewicht von lediglich 107 Gramm. Damit trägt es wenig auf, man könnte es fast als Pancake-Zoom (Pfannkuchen-Zoom) bezeichnen.

Das geringe Gewicht kommt aber nicht von ungefähr, denn das gesamte Gehäuse inklusive Bajonett besteht aus Kunststoff – ein Rückschritt gegenüber der ursprünglichen Version von 2013, die noch ein Metallbajonett und zumindest ein teilweise aus Metall bestehendes Gehäuse besaß. Immerhin ist der Kunststoff matt und wirkt dadurch sogar edler als das glänzende und schnell speckige Hochglanz-Metall der alten Version.

Dichtungen zum Schutz vor Spritzwasser und Staub gibt es nicht. Sogar ein Bajonett zum Anbringen einer Streulichtblende fehlt. Nur ein 40,5 mm kleines Filtergewinde ist an der Objektivfront zu finden. Positiv hervorzuheben ist hingegen der verbaute optische Bildstabilisator. Der ist angesichts der vielen APS-C-Kameras von Sony ohne Sensor-Shift-Bildstabilisator wichtig. Drei Blendenstufen längere Belichtungszeiten sind damit problemlos möglich.

Zoom

Möglich macht das kompakte Format der einfahrbare Tubus, der beim Einschalten der Kamera automatisch um etwas mehr als 2 Zentimeter ausfährt. Dabei ist ein ratterndes Geräusch des Motors zu hören. Dieser Motor steuert auch die Brennweite, was vor allem für Videoaufnahmen, aber auch beim Fernbedienen sehr praktisch ist. Aber auch beim Zoomen, zumindest mit hoher Geschwindigkeit, hört sich der ganze Mechanismus ratterig an und macht keinen besonders vertrauenerweckenden Eindruck. Die Brennweite wird jeweils beim Zoomen millimetergenau im Livebild eingeblendet, verschwindet dann allerdings wieder.

Gezoomt werden kann wahlweise mit dem für die Größe durchaus breiten, geriffelten Kunststoffring an der Objektivfront oder über die seitliche Zoomwippe. Während es beim Zoomen mit dem Ring schnell rattert, da er sehr kurz übersetzt ist, lässt sich die Zoomgeschwindigkeit der seitlichen Wippe in fünf Stufen per Menü einstellen. In der langsamsten Zoomstufe gelingen durchaus sanfte Zoomfahrten und ein Rattern ist kaum zu vernehmen. Während die Zoomwippe nur "an" oder "aus" kennt, lässt sich das Zoom über den Ring auch feinfühlig langsam oder eben schnell bewegen. Aber auch bei der feinfühligsten Bedienung rattert die Zoomeinstellung über den Ring.

Fokus

Die Fokussierung des E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ II arbeitet mit einem leisen, schnellen Schrittmotor. Er hält den Fokus beim Zoomen laut Sony besser als beim Vorgängermodell, was vor allem bei Videoaufnahmen wichtig ist. Am Autofokus gibt es auch tatsächlich nichts zu kritisieren.

Möchte man manuell fokussieren, erfolgt die Umschaltung mangels entsprechendem Bedienelement über das Kameramenü unserer Testkamera Sony Alpha 6700 beziehungsweise über das Fn-Schnellmenü. Auf manuellen Fokus umgeschaltet, arbeitet der Zoomring des Objektivs als Fokusring. Hier hat Sony jedoch nicht an Videografen gedacht (für die das Objektiv ja beim Autofokus optimiert wurde), denn der Fokusring arbeitet nicht-linear. Das bedeutet, dass die Drehgeschwindigkeit Einfluss auf den zurückgelegten Fokusweg hat. Langsam gedreht braucht man über eine halbe Umdrehung zum Durchfahren des Zoombereichs, schnell gedreht reicht auch eine Achtelumdrehung. Für Fotografen ist das natürlich gut, können sie so doch wahlweise schnell oder feinfühlig manuell fokussieren.

Als Fokusunterstützung gibt es die üblichen Hilfen wie eine Fokuslupe und Fokuspeaking sowie einer Entfernungsanzeige mit einer Auflösung von 0,1 bis 1 m, die von der Kamera zur Verfügung gestellt werden.

Die Naheinstellgrenze ist leicht brennweitenabhängig, sie beträgt 25 Zentimeter bei kürzester und 30 Zentimeter bei längster Brennweite. Sony verspricht einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:4,7, womit sich im Kleinbildäquivalent die eine oder andere Nahaufnahme realisieren lässt.

In der Praxis konnten wir noch etwas näher fokussieren. Bei 16 Millimeter Brennweite haben wir 20 Zentimeter ab Sensorebene beziehungsweise 13,1 Zentimeter ab Objektivfront gemessen. Damit konnten wir ein minimales Bildfeld von 21,4 mal 14,3 Zentimeter einfangen, was einem wenig beeindruckenden Abbildungsmaßstab von etwa 1:9,1 entspricht. Viel störender dabei sind aber die deutlich unscharfen Bildränder.

Bei 50 Millimeter Brennweite konnten wir bis auf 28,2 Zentimeter an die Sensorebene heran fokussieren, der Abstand des Motivs von der Objektivfront betrug dabei 21,4 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 9,7 mal 6,5 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:4,1 entspricht. Das ist recht ordentlich, entspricht es doch einem Kleinbildäquivalent von 1:2,7. Dabei sind die Bildränder auch kaum unschärfer als das Bildzentrum.

Bildqualität

Der optische Aufbau des Sony E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ II besteht aus 9 Linsen, die in 8 Gruppen angeordnet sind. Dabei kommen neben einer ED-Linse ganze 4 asphärische Linsen zum Einsatz. Sie sollen optische Bildfehler reduzieren, wobei jedoch auch die Sony-Kameras elektronisch der Randabdunklung, Farbsäumen sowie der Verzeichnung entgegenwirken. Dabei lässt sich die Verzeichnungskorrektur im Gegensatz zu den anderen nicht in der Kamera abschalten.

Die kreisförmige Blende setzt sich aus 7 Lamellen zusammen und soll für ein natürliches Bokeh sorgen. Das funktioniert in der Praxis nur so semi-gut. Das Bokeh ist zwar einigermaßen weich, jedoch weisen vor allem die Unschärfescheibchen punktueller Lichtquellen einen sichtbar hellen Außenring auf. Besonders prägnant ist das im Vordergrund und wirkt sehr störend. Angesichts der vier asphärischen Linsen bleiben auch Zwiebelringe nicht ganz aus. Am besten vermeidet man entsprechende Spitzlichter, dann ist das Bokeh brauchbar.

Angesichts der fehlenden Möglichkeit, eine Streulichtblende anbringen zu können, ist das Gegenlichtverhalten essenziell. Auch hier patzt das Setobjektiv. Neben einem sichtbaren Kontrastverlust gibt es auch deutliche Blendenreflexe. Manch einer findet das kreativ und weiß es einzusetzen, manches Billigobjektiv wird sogar mit entsprechenden Eigenschaften beworben. Kreativ einsetzen lässt sich auch die Blende, wenn man sie stark schließt. Ab F11 entstehen an punktuellen Lichtquellen nämlich 14 Sternstrahlen, die im Weitwinkel etwas stärker ausgeprägt sind. Weiteres Abblenden macht diese prägnanter.

Im Testlabor an der Sony Alpha 6700 zeigt das E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ II fast keine Randabdunklung und auch die Verzeichnung ist perfekt (digital) auskorrigiert. Etwas anders sieht es bei den Farbsäumen aus, die im Mittel zwar gering sind, an harten Kontrasten in Richtung Bildrand aber bei kürzester und längster Brennweite leicht sichtbar werden können. Zumindest bei langer Brennweite hilft Abblenden, am besten auf F11.

Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast (siehe Diagramm aus dem Labortest unten) ist bei kurzer und mittlerer Brennweite im Bildzentrum in Ordnung, wobei sie im Weitwinkel mit 45 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent nicht allzu hoch ist. Abblenden auf F8 hilft dagegen, dann wird mit 53 lp/mm die absolut höchste Auflösung erreicht. Richtig viel ist das für den 26-Megapixel-Sensor der Testkamera nicht, mit der wir auch schon 65 lp/mm gemessen haben (mit Sony E 18-135 mm F3.5-5.6 OSS, kurz SEL18135, Test siehe weiterführende Links). Abblenden ist auch das Stichwort für die Auflösung im Tele, denn bei Offenblende ist sie recht niedrig und kommt erst bei F11 auf ihren höchsten Wert von 48 lp/mm.

Viel schlimmer ist jedoch der deutliche Auflösungs-Randabfall bei kürzester Brennweite. Während er sich bei F3,5 und F4 mit knapp über 25 Prozent noch in Grenzen hält, was an der nicht so hohen Auflösung im Bildzentrum liegt, steigt er auf bis zu 50 Prozent bei F8. Auch die 40 Prozent Abfall bei F5,6 und F11 sind kaum besser. Insgesamt kommt die Randauflösung im Weitwinkel mit maximal 34 lp/mm kaum auf einen grünen Zweig. Das reicht gerade einmal für etwas mehr als DIN-A4. Bei mittlerer Brennweite (28 mm) hingegen gibt es kaum Randabfall und 48 bis 49 lp/mm von Offenblende F4,5 bis F11, was fast dem Niveau des Bildzentrums von 49 bis 50 lp/mm entspricht.

Fazit

Das Sony E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ II (SELP16502) ist ein Kitobjektiv, wie man es von früher kennt. Es ist billig verarbeitet, das Motorzoom ist ratterig und auch die Bildqualität weiß nicht sonderlich zu überzeugen. Vor allem im Weitwinkel sind die Bildränder unscharf, im Tele muss man für ordentliche Auflösung abblenden. Immerhin verschwinden dabei die Farbsäume. Auch das Bokeh und das Gegenlichtverhalten sind nicht sonderlich gut. Letzteres ist mangels Möglichkeit, eine Streulichtblende anbringen zu können, besonders ärgerlich. Den Kit-Aufpreis im Vergleich zur nackten Kamera ist das Objektiv kaum wert, den dreifachen Einzel-Verkaufspreis erst recht nicht.

Kurzbewertung

  • Geringe Größe und Gewicht
  • Schneller Autofokus
  • Geringe Ranbdabdunklung und Verzeichnung
  • Gehäuse, Bajonett und Filtergewinde bestehen lediglich aus Kunststoff
  • Teilweise erheblicher Auflösungs-Randabfall
  • Hohe Gegenlicht-Empfindlichkeit
  • Unschöne Bokeh-Spitzlichter
  • Ratteriges Motorzoom

Sony E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ II (SELP16502) mit Sony Alpha 6700

Auflösung MTF


Alpha 6700

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell E 16-50 mm F3.5-5.6 OSS PZ II (SELP16502)
Unverbindliche Preisempfehlung 329,00 €
Bajonett E-Mount
Brennweitenbereich 16-50 mm
Lichtstärke (größte Blende) F3,5 bis F5,6
Kleinste Blendenöffnung F36
Linsensystem 9 Linsen in 8 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nein
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 250 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 40,5 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 66 x 31 mm
Objektivgewicht 107 g

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