APS-C-Ultraweitwinkel-Motorzoom

Sony E 10-20 mm F4 G PZ (SEL1020G) im Test

2022-07-06 Zwar pries Sony im Jahr 2021 mit der Vorstellung der Vlogger-Systemkamera ZV-E10 das bereits seit 2012 erhältliche E 10-18 mm F4 als perfektes Vlogger-Objektiv an, aber eigentlich war klar, dass es dafür ein neues Objektiv braucht. Mit dem Sony E 10-20 mm F4 G PZ (SEL1020G) ist es seit Sommer 2022 erhältlich. Es richtet sich zwar an eben jene Zielgruppe, eignet sich aber genauso für Fotografen. So beeindruckt das geradezu winzige Objektiv mit innenliegendem Motorzoom, schnellem Autofokus, großem Bildwinkel, geringer Naheinstellgrenze sowie Spritzwasser- und Staubschutz. An der 24 Megapixel auflösenden Alpha 6400 haben wir es einem ausführlichen Labor- und Praxistest zu unterzogen.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Das Sony E 10-20 mm F4 G PZ (SEL1020G) gehört zu den nun nicht mehr ganz so wenigen, speziell auf den APS-C-Sensor abgestimmten Objektiven von Sony, denn parallel zu diesem wurden mit dem E 11 mm F1.8 und dem E 15 mm F1.4 G noch zwei APS-C-Festbrennweiten vorgestellt. Ersteres haben wir bereits getestet (siehe weiterführende Links), der Test zum letzterem erscheint demnächst. Aufgrund des APS-C-Sensors beträgt der Bildwinkel des 10-20 mm 109° bis 70°, entspricht also einem Kleinbildobjektiv mit 15-30 Millimetern Brennweite.

Dabei ist das E 10-20 mm F4 G PZ mit knapp unter 180 Gramm erstaunlich leicht und mit einer Länge von sieben und einem Durchmesser von lediglich 5,5 Zentimetern verblüffend klein. Möglich ist das nicht nur aufgrund des kleinen APS-C-Bildkreises, sondern auch des geringem Auflagemaßes (Abstand Sensor-Bajonett) von nur 18 Millimetern (das "E" in Sony E steht für Eighteen). Bei einer ähnlichen Länge ist es sogar etwas schlanker und gut 20 Prozent leichter als das alte, weiterhin erhältliche E 10-18 mm F4. Dabei haben die Ingenieure das Kunststück vollbracht, ein Motor-Innenzoom zu verbauen. Das kommt zusammen mit dem Spritzwasser- und Staubschutz der Robustheit des süßen Objektivs zugute.

Zusammen mit der mitgelieferten, 13 Gramm leichten Streulichtblende und der Testkamera Alpha 6400 baumeln weniger als 600 Gramm am Kameragurt. Angesichts des geringen Gewichts überrascht es wenig, dass das Gehäuse komplett aus – wenn auch gut verarbeitetem – Kunststoff besteht. Immerhin kommt beim Bajonett – im Gegensatz zu manch anderem Hersteller – Metall zum Einsatz. Man darf aber auch nicht vergessen, dass das kleine Zoom der G-Klasse angehört, also der guten Mittelklasse der Sony-Objektive zuzuordnen ist und mit 850 Euro nicht ganz günstig ist.

Das 62mm-Filtergewinde besteht lediglich aus Kunststoff und hat damit dieselbe Größe wie bereits beim 10-18 mm. Zum Lieferumfang des Sony E 10-20 mm F4 G PZ gehört neben den üblichen Deckeln auch die passende tulpenförmige Streulichtblende. Sie besteht ebenfalls aus Kunststoff und wird per Bajonett an der Objektivfront befestigt. Sie kann wie üblich zum Transport verkehrt herum montiert werden und fällt mit einem maximalen Durchmesser von 8,4 Zentimetern sowie einer Länge von 2,5 Zentimetern sehr kompakt aus. In Transportstellung kann dank der tulpenförmigen Ausführung an den kurzen Enden der Tulpe immerhin noch der Zoomring bedient werden, der Fokusring wird hingegen komplett verdeckt. Da sich die Funktion der Ringe nicht vertauschen lässt, ist so auch keine Abhilfe zu schaffen (das Zoom wäre dank der Wippe dennoch bedienbar gewesen).

Ausstattung und Bedienung

Das Ultraweitwinkelzoom besitzt nicht nur zwei Einstellringe, sondern auch einen Schalter, eine Wippe und einen Funktionsknopf. Das ist ganz schön viel für ein so kleines Gehäuse, so dass der AF-MF-Schalter fast schon an der Unterseite sitzt, wodurch man ihn von der Seite kaum noch sehen kann. Einen optischen Bildstabilisator bietet das 10-20 mm hingegen nicht, was angesichts der kurzen Brennweite aber verschmerzbar ist. Mit einer Alpha 6500 oder 6600 sind dank deren Sensor-Shift-Bildstabilisator aber auch längere Belichtungszeiten möglich, für die es bei unserer Testkamera Alpha 6400 mangels Bildstabilisators eines Stativs bedarf.

Das optische Zweifach-Zoom wird wahlweise über den hinteren der beiden Ringe, der mit neun Millimetern etwas breiter ausfällt als der vordere Fokusring, oder die seitliche Zoomwippe gesteuert. Praktischerweise wird dabei die Brennweite im Livebild eingeblendet, jedoch nur in vollen Millimeterschritten. Eine feinere Anzeige wäre aufgrund der großen Bildwinkeländerungen zwischen den vollen Millimetern wünschenswert, immerhin lässt sich das Zoom entsprechend fein steuern. Die Zoomwippe bietet einen großen Verstellbereich, betätigt man sie nur minimal, fährt das Zoom fast in Zeitlupe, während es bei vollem Ausschlag schnell den Zoombereich durchfährt. Damit lassen sich problemlos weiche Zoomfahrten auch während Videoaufnahmen realisieren, zumal das Objektiv den Fokus dabei hält und der Zoom unhörbar ist.

Der Autofokus arbeitet dank der beiden Linear-Motoren unhörbar und schnell; das Fokusatmen ist gering. Zudem unterstützt das Objektiv die digitale Korrektur des Fokusatmens durch die Kamera, was jedoch logischerweise minimal Bildwinkel kostet. Drückt man die Funktionstaste, wird defaultmäßig der Autofokus gestoppt, man kann die Taste über das Kameramenü aber auch mit einer anderen Funktion belegen.

Der vordere der beiden Einstellringe fällt mit einer Breite von sechs Millimetern ziemlich schmal aus, ist aber vollständig geriffelt und damit wie der Zoomring griffig genug. Der Fokusring arbeitet wie der Zoomring rein elektronisch und gibt nur Stellbefehle an die beiden Autofokusmotoren weiter. Zwar gibt es keine exakte Entfernungsanzeige, aber mit Hilfe der Balkenanzeige, der Fokuslupe und Kontrastkantenanhebung lässt sich präzise manuell fokussieren. Auch wenn der Ring dabei linear arbeitet, wie es für Videografen wichtig ist, können auch Fotografen dank der feinfühligen Elektronik präzise damit fokussieren.

Spannend sind die Naheinstellgrenzen, denn diese hängen nicht nur vom Zoom, sondern obendrein auch noch der Fokus-Art ab. Dadurch bietet das Zoom bei manueller Fokussierung eine kürzere Naheinstellgrenze als mit Autofokus. Sony gibt die Naheinstellgrenze ab Sensorebene mit 20 Zentimetern bei Autofokus und 13-17 Zentimetern beim manuellen Scharfstellen an. Die Abbildungsmaßstäbe betragen 1:7,1 mit Autofokus und manuell fokussiert 1:5,6. In der Praxis konnten wir jedoch mit Autofokus bereits ab 15 Zentimetern bei minimaler und 17,5 Zentimetern bei maximaler Brennweite fotografieren, die Abstände von der Frontlinse betragen dabei rund 7,5 beziehungsweise zehn Zentimeter. Damit konnten wir Abbildungsmaßstäbe von 1:9 bis 1:5,5 erreichen (minimale Aufnahmefläche 12,9x8,6 bis 21,2x14,1 Zentimeter).

Manuell fokussiert konnten wir bei kürzester Brennweite sogar bereits ab 11,5 Zentimetern und bei längster Brennweite ab 15,5 Zentimetern von der Sensorebene fokussieren (Abstand von der Objektivfront ca. 4-8 cm). Damit ließ sich ein Abbildungsmaßstab von 1:4,4 (bei 20 mm) beziehungsweise 1:5,3 (bei 10 mm) und minimale Aufnahmeflächen von 10,3x6,9 bis 12,5x8,3 Zentimetern erreichen. Wahrscheinlich dürften die einzelnen Serienexemplare bei dieser Disziplin leicht streuen, aber die Herstellerangaben werden höchstwahrscheinlich sicher erreicht.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.