Klassische Porträt-Festbrennweite
Panasonic S 85 mm F1.8 (S-S85E) im Test
2025-06-15 Das Panasonic S 85 mm F1.8 (S-S85E) soll als klassisches Porträtobjektiv auch bei Offenblende eine hohe Auflösung und ein schönes Bokeh zeigen. Gleichzeitig verspricht mit seiner nicht ganz so großen Offenblende von F1,8 nicht zu schwer und zu teuer zu sein. Mit einer UVP von unter 650 Euro ist letzteres definitiv gegeben. Wie es aber um die Bildqualität bestellt ist, zeigt unser Test an der 44 Megapixel auflösenden Vollformat-Systemkamera Panasonic Lumix DC-S1RII. (Benjamin Kirchheim)
L-Mount
Das Panasonic S 85 mm F1.8 gehört zu einer Reihe von 5 äußerlich identischen Objektiven mit 18, 24, 35, 50 und 85 Millimeter Brennweite. [Foto: Panasonic]
Das Panasonic S 85 mm F1.8 bietet einen knapp 3 Zentimeter breiten Fokusring sowie einen AF-MF-Schalter. [Foto: Panasonic]
Der Straßenpreis des Panasonic S 85 mm F1.8 (S-S85E) liegt sogar teilweise unter 550 Euro. Zum Lieferumfang gehört eine 39 Gramm leichte, röhrenförmige, innen matte und geriffelte, aus Kunststoff gefertigte Streulichtblende, die sich zum Transport verkehrt herum montieren lässt, wobei sie den kompletten Fokusring verdeckt. Praktischerweise verriegelt die Blende automatisch im Bajonett, mittels einer Taste lässt sie sich wieder lösen.
Verarbeitung
Trotz 85 mm Brennweite ist das Panasonic S 85 mm F1.8 nur 8,2 Zentimeter lang, wobei der Tubus mit 7,4 Zentimetern Durchmesser recht schlank ausfällt. Das 85er ist Teil einer ganzen Serie von Festbrennweiten, bei denen Gehäuse samt Bedienelementen und Filtergewinde, Lichtstärke und Bildcharakteristik identisch sind. Neben dem 85er gibt es noch die Brennweiten 18, 24, 35 und 50 Millimeter. 357 Gramm bringt das 85mm auf unsere Waage. Betriebsbereit mit Streulichtblende an der Testkamera S1RII montiert, sind es fast 1,2 Kilogramm. Damit ist das 85er auch das schwerste Objektiv der Serie, das 35er soll mit knapp unter 300 Gramm das leichteste sein.
Das Panasonic Lumix S 85 mm F1.8 besitzt Dichtungen gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser. Auch Frost bis -10 °C soll kein Problem sein. [Foto: Panasonic]
Das Gehäuse des S 85 mm F1.8 besteht komplett aus Kunststoff, nur das Bajonett ist aus Metall gefertigt. Hier befindet sich eine Dichtlippe, die den Anschluss gegen das Eindringen von Feuchtigkeit und Staub schützen soll. Das Objektiv ist wie auch die Testkamera S1RII gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Auch das 67 Millimeter große Filtergewinde besteht aus Kunststoff, entsprechende Sorgfalt ist beim Anbringen optischer Filter gefragt (siehe auch Fototipp in den weiterführenden Links).
Fokus
Die einzigen beiden Bedienelemente des S 85 mm F1.8 kümmern sich um die Fokuseinstellungen. Einen optischen Bildstabilisator besitzt es nicht, schließlich ist dieser direkt in den Kameras verbaut und bei dieser Brennweite auch effektiv. 5,5 Blendenstufen konnten wir gegenüber der Faustregel 1/Brennweite länger belichten, sprich: auch bei 0,6 Sekunden langen Belichtungszeiten waren die Fotos auf Pixelebene knackscharf. Erst bei 0,8 Sekunden zeigten sich leichte Unschärfen.
Mit 8,2 Zentimetern ist das Panasonic S 85 mm F1.8 etwas kürzer als seine Brennweite. [Foto: MediaNord]
Mit dem Schalter links am Objektiv wechselt man zwischen automatischer und manueller Fokussierung, wobei der Autofokus auch im MF-Modus jederzeit mit der AF-On-Taste aktiviert werden kann. Der schön breite Fokusring ist mit einer geriffelten Gummierung versehen und somit sehr griffig. Ob man nicht-linear oder linear fokussieren möchte, kann man bei Panasonic im Kameramenü einstellen – sogar der Drehwinkel lässt sich festlegen. Hier sollte also jeder seine Wünsche verwirklichen können. Als Fokushilfen stehen neben einer Fokusskala mit echten Entfernungsangaben auch eine Fokuslupe sowie Fokuspeaking zur Verfügung.
Der Autofokus arbeitet mit zwei linearen Antrieben, die die Fokusgruppe ohne Rotation präzise, schnell und leise direkt vor und zurück bewegen. Zwar verspricht Panasonic ein geringes Fokusatmen, in der Praxis sieht es jedoch völlig anders aus. Es ist äußerst stark und wirkt bei Videoaufnahmen sehr störend.
Die Naheinstellgrenze beträgt laut technischen Daten 80 Zentimeter ab Sensorebene. In der Praxis konnten wir mit 78,3 Zentimeter minimal näher fokussieren, der Abstand der Objektivfront zum Motiv betrug dabei komfortable 68,4 Zentimeter. Panasonic verspricht einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:7,7 – auch den konnten wir mit 1:7,5 minimal unterbieten. Als kleinstes Motiv konnten wir 27,1 x 18,1 Zentimeter aufnehmen. Das haut zwar niemanden vom Hocker, für ein klassisches Porträtobjektiv ist das aber völlig ausreichend.
Bildqualität
Der optische Aufbau des Panasonic S 85 mm F1.8 (S-S85E) setzt sich aus 9 Linsen zusammen, die in 8 Gruppen angeordnet sind. Zwei ED-Linsen sollen für eine hohe Auflösung bis an den Bildrand bereits ab Offenblende und minimierte Farbfehler sorgen. Beides lässt sich bereits im Praxiseindruck bestätigen. Zudem zeigt das Objektiv selbst im direkten Gegenlicht hohe Kontraste und kaum Blendenreflexe.
Mit dem Panasonic S 85 mm F1.8 (S-S85E) konnten wir ab 78,3 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 27,1 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:7,5 entspricht. [Foto: MediaNord]
Das von neun abgerundeten Blendenlamellen gleichmäßig rund geformte Bokeh kann sich sehen lassen. Es weist keine Doppelkonturen auf und die Unschärfescheibchen sind wunderbar homogen. Nicht einmal Farbsäume konnten wir im Unschärfebereich ausmachen. Schließt man die Blende stark, kann man allerdings keinen schönen Blendenstern für kreative Zwecke erzielen.
Den Labortest des S 85 mm F1.8 haben wir an der neuen Panasonic Lumix DC-S1RII vorgenommen, die über einen neuen, 44 Megapixel auflösenden Kleinbildsensor verfügt. Laut Labortest tritt keine Verzeichnung auf, auch die Randabdunklung hält sich mit maximal einer halben Blendenstufe und sanftem Helligkeitsabfall in Grenzen. Beides wird elektronisch von der Kamera korrigiert. Die Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind zwar im Mittel gering, können aber im Maximum an harten Kontrastkanten im Randbereich minimal sichtbar werden. Die Ausdehnung beträgt allerdings kaum mehr als ein Pixel.
Am 44 Megapixel auflösenden Kleinbildsensor der Lumix DC-S1RII zeigt das Panasonic S 85 mm F1.8 kaum optische Fehler, ein schönes Bokeh und abgeblendet eine sehr hohe, gleichmäßige Auflösung. [Foto: MediaNord]
Die Auflösung ist zwar im Bildzentrum bereits ab Offenblende recht hoch, lässt sich aber beim Abblenden bis F5,6 aber von knapp 74 auf ein Maximum von 85 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast steigern. Jenseits von F11 fällt die Auflösung erheblich ab. Bei Offenblende zeigt sich ein Randabfall von über 20 Prozent. Die Randauflösung erreicht erst bei F8 ihr Maximum von 79 lp/mm, bei Offenblende sind es nur 58. Für Porträts ist das aber weniger kritisch und wer wirklich knackscharfe Fotos bis an den Rand wünscht, sollte auf F5,6 oder besser noch F8 abblenden.
Fazit
Mit einem Straßenpreis von unter 550 Euro bietet das Panasonic S 85 mm F1.8 (S-S85E) ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, selbst mit der UVP von 650 Euro ist es nicht zu teuer bezahlt. Das Kunststoffgehäuse ist tadellos verarbeitet und wetterfest. Der Autofokus ist schnell und leise, wenn auch nicht frei von Fokusatmen, was bei Videoaufnahmen stört. Vor allem das Bokeh ist wunderschön und so meistert das klassische Porträttele seine Bestimmung perfekt. Die optischen Fehler sind gering und die Auflösung ist hoch, lässt sich allerdings beim Abblenden noch steigern. Auf F8 abgeblendet ist es auch bis zum Bildrand knackscharf.
Kurzbewertung
- Spritzwasser- und Staubschutz sowie Frostfest
- Breiter, griffiger Fokusring
- Schneller, leiser Autofokus
- Frei von Verzeichnungen
- Sehr schönes Bokeh
- Kunststoff-Filtergewinde
- Starkes Fokusatmen
- Bei Offenblende nicht ganz so hochauflösend, vor allem am Bildrand
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.