Makro-Objektiv mit großem Abbildungsmaßstab

OM System 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro im Test

2023-02-09, aktualisiert 2023-02-16 Lange hat es gedauert, bis die treuen Micro-Four-Thirds-Enthusiasten endlich ein langbrennweitiges Makro-Objektiv bekommen. Das Warten ist jetzt vorbei, denn OM System hat nun mit dem 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro geliefert. Das zur Pro-Serie gehörende Objektiv besitzt wie seine "Geschwister" einen zertifizierten Staub- und Spritzwasserschutz und ermöglicht Aufnahmen mit einem enormen Abbildungsmaßstab von 2:1. Ob das OM System 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro auch in der Praxis und bei der Bildqualität überzeugen kann, verraten wir in diesem Test.  (Harm-Diercks Gronewold)

Lange hat es gedauert, bis mit dem OM System 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro ein langbrennweitiges Makro von Olympus beziehungsweise nun OM System das Licht der Welt erblickte. Zwar hatte Olympus bereits vor mehr als 10 Jahren (2008) ein langbrennweitiges Makro für Four Thirds auf einer Roadmap "angekündigt", doch das Objektiv wurde nie veröffentlicht. Besser gesagt, es wurde einfach klammheimlich von der Roadmap wieder entfernt und es wurde still um eine lange Makro-Brennweite. Anstelle von Olympus löst nun OM System das Versprechen in Form des 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro ein. Das Objektiv besitzt den Bildwinkel eines 180 Millimeter Objektivs an einer Vollformat-Kamera.

Ausstattung und Verarbeitung

Das OM System 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro ist, wie es sich für ein Objektiv der Pro-Serie gehört, gegen Spritzwasser- und Staub abgedichtet und das sogar mit IP53-Zertifizierung. IP5X besagt, dass keine Fremdkörper eindringen können, die die Funktion beeinträchtigen würden. Der Spritzwasserschutz IPX3 verhindert das Eindringen von Sprühwasser, was in einem 60-Grad-Winkel zur Senkrechten auf das Gerät trifft. Darüber hinaus ist die Frontlinse mit einer Fluor-Vergütung bedampft, die einen Lotus-Effekt hat und so Spritzwasser einfach abperlen lässt.

Das Gehäuse des etwas mehr als 450 Gramm wiegenden 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro besteht größtenteils aus Metall. nur in der Mitte befindet sich ein etwa 3,5 cm breiter Bereich aus Kunststoff, in dem die Schalter untergebracht sind. Am vorderen Ende befindet sich das zudem das Kunststoffbajonett der Streulichtblende und ein 67 Millimeter großes Filtergewinde, das ebenfalls aus Kunststoff besteht. Ohne Streulichtblende misst das Makro etwa 13,6 Zentimeter in der Länge und hat einen Durchmesser von knapp sieben Zentimetern.

Die Streulichtblende LH-66E gehört zum Lieferumfang des 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro. Sie besteht aus Kunststoff und besitzt einen kleinen Entriegelungsschalter, um sie schnell vom Objektiv entfernen zu können. Für den Transport lässt sich die klassische Streulichtblende umgedreht am Objektiv befestigen.

Wie alle Pro Objektive besitzt auch das 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro die Fokus-Clutch-Funktion. Diese ermöglicht die schnelle Umschaltung zwischen Autofokus und manueller Fokussierung, indem einfach der Fokusring zur Kamera gezogen wird. Zur Reaktivierung wird der Ring einfach wieder nach vorne geschoben. Diese Funktion lässt sich in den Kameraeinstellungen auch deaktivieren. Wird der Fokusring heruntergezogen, so wird eine Skala sichtbar, die Vergrößerungsfaktoren und den Fokusabstand in Metern und Fuß anzeigt. Der Fokusring besitzt dann einen mechanischen Anschlag und arbeitet linear.

Es kann aber auch ohne die Nutzung der Fokus-Clutch manuell fokussiert werden. Dann arbeitet der Ring nach Aktivierung des manuellen Fokus durch die Kamera nicht-linear. Je schneller der Ring gedreht wird, desto größer ist auch der Fokusabstand. Allerdings gibt es bei der manuellen Fokussierung des 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro eine merkliche Verzögerung, wenn der Fokusring sehr schnell gedreht wird.

Der Fokusring ist mit drei Zentimetern breit genug, um volle Kontrolle über die manuelle Fokussierung zu haben. Auf eine weiche Gummierung hat OM System verzichtet. Stattdessen besteht der Fokusring aus geriffeltem Aluminium. Bei der Fokussierung verändert sich die Baulänge des 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro dank der Innenfokussierung übrigens nicht.

An der linken Seite des OM System 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro befinden sich zwei Schiebeschalter und eine über die Kamera konfigurierbare Funktionstaste. Der untere von beiden Schiebeschaltern deaktiviert den optischen Bildstabilisator im Objektiv und der Kamera. Der obere der Schalter steuert den Fokus-Limiter und die Umschaltung in den Super-Makro-Modus.

Nachtrag vom 16.02.2023 Hinter dem Bedienfeld ist ein glatter Bereich am Tubus vorhanden, der vermuten lässt, dass man hier eine Stativschelle anbringen könnte. Besitzer des Olympus 40-150 mm F2.8 Pro können sich glücklich schätzen: Auch wenn es offiziell nicht bestätigt wird, passt die Stativschelle dieses Objektivs. Die Schelle ist nicht einzeln erhältlich, jedoch gibt es Nachbauten davon zu kaufen. Zudem dürfte es früher oder später wohl offiziell eine passende Stativschelle geben. Sobald es Informationen dazu gibt, werden wir das an dieser Stelle ergänzen.

Der optische Bildstabilisator des OM System 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro soll sechs Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen, in Kombination mit einem Sync-IS-kompatiblen Sensor-Shift-Bildstabilisator einer Kamera wie der OM-1 sind laut OM System sogar 7 EV drin. Bei einigen Metern Entfernung konnten wir in der Praxis bis etwa 1/13 Sekunde noch verwackelungsfrei fotografieren, was gut vier Blendenstufen entspricht. Je näher allerdings das Motiv ist, desto größer werden Verschiebungen im Bildausschnitt durch kleinste Wackler. Dennoch lassen sich auch Makros aus der Hand halten, wenn das Objekt der Begierde denn mitmacht. In unserem Test waren Freihandaufnahmen bei genügend Licht gar kein Problem. Bei maximalem Abbildungsmaßstab ist es aber empfehlenswert, ein Stativ zu benutzen.

Die Autofokus-Geschwindigkeit des OM System 90 mm F3,5 Macro IS ED Pro ist nicht gerade flott, selbst bei Verwendung als normales Teleobjektiv für entferntere Motive. Viel wichtiger ist bei einem solchen Spezialobjektiv jedoch eine präzise Steuerung des Fokusmotors durch das AF-System der Kamera. Wir haben das 90 mm mit der OM-1 getestet und die Kamera war sehr präzise beim Einstellen der gewünschten Fokusebene, solange genug Kontrast vorhanden war. Die Umstellung auf die manuelle Fokussierung stellte sich dank der Fokuskupplung als sehr leicht heraus.

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.