Lichtstarkes Standardzoom

OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II im Test

2022-12-27 Mit dem 12-40 mm F2.8 ED Pro II bietet OM System als Nachfolgefirma der Olympus-Kamerasparte erstmals eine überarbeitete Version des Standardzoom-Klassikers im Micro-Four-Thirds-System an. Da bereits die Olympus-Version optisch äußerst gut ist, fand die Überarbeitung nur bei einigen Details statt. So kommt eine verbesserte Oberflächenvergütung "ZERO" zum Einsatz und der Spritzwasser- und Staubschutz besitzt nun eine IP53-Zertifizierung. Da das Olympus 12-40 zwar schon oft als Standardzoom bei vielen unserer Kameratests zum Einsatz kam und stets von uns gelobt wurde, wir es aber noch nie explizit einzeln getestet haben, holen wir dies nun endlich nach.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Mit 8,4 Zentimetern ist das OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II nicht sonderlich lang, wenn man bedenkt, dass es sich um ein 24-80mm-Objektiv im Kleinbildäquivalent handelt. Jedoch fährt der Tubus während des Zoomens noch heraus. Der Durchmesser beträgt genau sieben Zentimeter, wobei das Filtergewinde 62 Millimeter misst. Während das Objektiv inklusive der Einstellringe aus Metall besteht, ist das beim Filtergewinde sowie dem gesamten ausfahrenden Tubus samt Bajonett für die Streulichtblende leider nicht der Fall, denn all dies besteht aus Kunststoff. Beim Einsatz von Metallfiltern ist also etwas Sorgfalt Pflicht (siehe auch Fototipp in den weiterführenden Links), denn hier ist das ansonsten sehr robuste Objektiv nicht ganz so stabil.

Apropos robust: Zahlreiche Dichtungen, eine davon am Bajonett, sollen das Eindringen von Spritzwasser und Staub verhindern – trotz des beweglichen Tubus. Sogar eine IP-Schutzklasse gibt OM System an: IP53. Das bedeutet einen Staubschutz nach IP5X, der das Eindringen von für die Funktion schädlichem Staub verhindert. Der IPX3-Schutz soll Sprühwasser aus einem Winkel von bis zu 60 Grad gegenüber der Senkrechten abhalten. Ein Frostresistenz bis -10 °C ist ebenfalls gegeben.

Das Gewicht von 382 Gramm ist dem robusten Äußeren sehr angemessen. Zusammen mit der kleinen Testkamera OM System OM-5 sowie der Streulichtblende ist man mit 824 Gramm dabei, also immer noch deutlich unter der Marke von einem Kilogramm. Zum Vergleich: Das ist etwa die Gewichtsklasse eines F2,8 lichtstarken 24-70mm-Vollformat-Zoomobjektivs – ohne Kamera wohlgemerkt.

Die 22 Gramm leichte Streulichtblende besteht aus Kunststoff. Sie ist tulpenförmig gestaltet und innen matt geriffelt. Sie ist 3,7 Zentimeter lang und misst maximal acht Zentimeter im Durchmesser. Zum Transport kann die Blende verkehrt herum am Objektiv angebracht werden und verdeckt dabei nur einen Teil des Fokusrings, der sich dadurch zur Not noch bedienen lässt.

Ausstattung und Bedienung

Das OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II besitzt zwei Einstellringe und einen Taster. Beim mit 2,6 Zentimeter breiteren der Einstellringe handelt es sich um den Zoomring. Er ist auf einer Breite von 2,1 Zentimetern mit einer griffigen Metallriffelung versehen und sitzt in der Mitte des Objektivs. Im hinteren, bläulich schimmernden Bereich sind die Brennweiten 12, 14, 18, 25, 35 und 40 Millimeter gut lesbar weiß aufgebracht. Sie entsprechen Kleinbildäquivalenten von 24, 28, 36, 50, 70 und 80 Millimetern, sind also sehr sinnvoll gewählt. Zusätzlich wird die Brennweite millimetergenau im Livebild der Kamera angezeigt, jedoch nur während man zoomt. Sogar die Drehrichtung wird dabei eingeblendet, so dass man schnell ablesen kann, in welche Richtung man drehen muss, um die Brennweite zu verringern oder zu vergrößern.

Gezoomt wird mit einer viertel Umdrehung, wobei der Tubus je nach Brennweite unterschiedlich weit herausfährt. Bei 16 Millimetern ist er am kürzesten, bei kürzester Brennweite fährt er um vier Millimeter heraus, bei längster Brennweite dagegen um immerhin drei Zentimeter. Die Hinterlinse bleibt dabei übrigens starr, es wird also keine Luft zwischen Objektiv und Bildsensor gepumpt, sondern nur innerhalb des Objektivs selbst.

Der vordere Einstellring hingegen dient zur Einstellung des manuellen Fokus. Er ist zwar 2,1 Zentimeter breit, aber nur auf 1,2 Zentimetern geriffelt. Im hinteren Bereich ist er hingegen glatt, was einen besonderen Grund hat: Zieht man den Ring nach hinten, wird vor dem Ring eine Fokusskala sichtbar und das Objektiv kann linear mit einem relativ kurzen Einstellbereich von knapp über einer viertel Umdrehung manuell fokussiert werden. Dank dieses Mechanismus kann man blitzschnell und intuitiv zwischen manuellem und automatischem Fokus wechseln.

Es kann jedoch auch über die Kamera auf manuellen Fokus umgeschaltet werden, dann muss der Ring nicht nach hinten gezogen werden, sondern kann in der vorderen Position verbleiben. Dann arbeitet er nicht-linear und besitzt keinen festen Anschlag. Das hat den Vorteil, dass man mit langsamen Bewegungen äußerst fein manuell fokussieren kann, weil dann viel weitere Wege zum Einstellen zurückgelegt werden müssen als bei schnellen Drehungen.

Wer sich aber an dem relativ leichtgängigen Vor- und Zurückziehen des Fokusrings stört, denn der verstellt sich manchmal unbeabsichtigt beim hantieren oder Herausholen aus der Tasche, kann diesen Mechanismus über die Kamera gänzlich deaktivieren. Dann wird nur manuell fokussiert, wenn man es an der Kamera so einstellt, das Zurückziehen des Fokusrings wechselt dann nur noch vom nicht-linearen in den linearen Betrieb.

Als Einstellhilfen für den manuellen Fokus bietet die Kamera nicht nur eine Fokuslupe an, die sich auf Wunsch automatisch aktiviert, sondern auch Fokuspeaking, das sehr gut funktioniert. Obendrein gibt es einen Fokusbalken, jedoch ohne Entfernungsangaben. Zudem zeigen Pfeile an, in welche Richtung man gerade dreht und ob man damit die Distanz verkürzt oder verlängert. Auch die Drehrichtung des Fokusrings lässt sich einstellen, jedoch sollte man beachten, dass dann je nach Stellung der Fokusringkupplung die Drehrichtung wechselt, wenn man diese entgegengesetzt des linearen Einstellbereichs wählt, denn im linearen Betrieb ist die Drehrichtung vorgegeben.

Unabhängig davon arbeitet der Fokusring immer rein elektronisch, denn auch wenn OM System es nicht explizit erwähnt, kommt ein linearer Fokusantrieb zum Einsatz. Bei ausgeschalteter Stromversorgung bewegt sich die Fokusgruppe der Schwerkraft folgend frei im Objektiv vor und zurück. Der Autofokus arbeitet damit äußerst schnell und relativ leise, wenn auch nicht ganz unhörbar. Unabhängig von der Brennweite haben wir an der OM-5 eine Fokusgeschwindigkeit von nur 0,07 Sekunden zum Fokussieren von unendlich auf zwei Meter gemessen.

Als letztes Bedienelement bietet das OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II eine Funktionstaste, die auf der linken Seite etwas oberhalb der Mitte relativ dicht am Bajonett sitzt. Defaultmäßig ist sie mit der AF-Stopp-Funktion belegt, das heißt, solange die Taste gedrückt gehalten wird, stoppt der Autofokus (sinnvoll beispielsweise im AF-C-Betrieb). Hier können aber auch sämtliche andere programmierbare Funktionen der Kamera konfiguriert werden, beispielsweise die Aktivierung der Fokuslupe, des Fokus-Peakings, der AF-Limiter-Funktion, aber auch die Weißabgleichseinstellung, die Abblendtastenfunktion etc.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.