Vielseitiges Motorzoom (nicht nur) für Videos

Fujifilm XF 18-120 mm F4 LM PZ WR im Test

2022-11-20 Mit dem XF 18-120 mm F4 LM PZ WR brachte Fujifilm vor zwei Monaten sein erstes "ernsthaftes" Motorzoom-Objektiv für das spiegellose X-APS-C-System auf den Markt. Zwar besitzt bereits das XC 15-45 mm F3.5-5.6 OIS PZ ein Motorzoom, aber dabei handelt es sich um ein günstiges Setobjektiv. Das 18-120 mm hingegen ist ein durchgehend F4 lichtstarkes, robustes Universalzoom mit 6,7-fachem Zoomfaktor, das eine kleinbildäquivalente Brennweite von 27 bis 180 Millimeter abdeckt und sich gleichermaßen an Video- und Fotografen richtet. Ob es aber auch eine gute Bildqualität liefert, haben wir an der 40 Megapixel auflösenden Fujifilm X-H2 getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Mit 12,4 Zentimetern ist das Fujifilm XF 18-120 F4 LM PZ WR überraschend lang, während der Durchmesser von 7,7 Zentimetern schon eher zum Brennweiten-Lichtstärken-Verhältnis passt. Das XF 16-80 mm F4 R OIS WR hat beispielsweise fast denselben Durchmesser, ist aber 3,4 Zentimeter kürzer. Der Grund für die Länge des 18-120 mm ist in der Konstruktion begründet: Es handelt sich um ein Innenzoom. Es ist also immer so lang, wie es für die längste Brennweite sein muss. Das 16-80 zum Vergleich hat einen ausfahrenden Tubus und ist trotz geringerer Maximalbrennweite ausgefahren sogar fast einen Zentimeter länger als das 18-120 mm.

Noch überraschender aber ist das verhältnismäßig leichte Gewicht des 18-120 mm: Mit gemessenen 457 Gramm ist es nur 17 Gramm schwerer als das 16-80, in der Hand wirkt das 18-120 aufgrund des größeren Volumens sogar vergleichsweise leichter. Das hat etwas mit der Materialwahl zu tun: Anders als gewohnt kommt beim 18-120 nämlich besonders viel Kunststoff zum Einsatz. Dieser ist zwar sauber verarbeitet, knarzt beim beherzten Zupacken aber an der einen oder anderen Stelle.

Die wichtigsten Gehäuseteile besteht jedoch aus Metall: Einerseits das Bajonett und andererseits die Objektivfront mitsamt des 72mm-Filtergewindes. Insbesondere letzteres begrüßen wir, zumal es keine Selbstverständlichkeit ist. Dennoch würden wir angesichts des Preises von knapp 1.000 Euro gerne mehr Metall am Gehäuse sehen beziehungsweise fühlen, schließlich kann Fujifilm das besser, wie andere Objektive zeigen. Das eine oder andere Gramm Mehrgewicht wäre sicherlich verschmerzbar. Immerhin muss man dank 13 Dichtungen nicht auf einen Staub und Spritzwasserschutz verzichten, auch bei Frost bis -10 °C soll das Objektiv noch einwandfrei arbeiten. Das Innenzoom und der Innenfokus tragen ihren Teil zur Robustheit bei, schließlich wird dadurch keine Luft ins Objektiv gesaugt oder rausgedrückt.

Betriebsbereit mit der 28 Gramm leichten Sonnenblende und Testkamera X-H2 samt SD-Speicherkarte, aber ohne Gurt haben wir 1143 Gramm gemessen. Die Sonnenblende ist tulpenförmig gestaltet und innen matt, aber nicht wie manch andere Streulichtblende von Fujifilm geriffelt. Sie ist 4,6 Zentimeter lang und misst maximal 9,3 Zentimeter im Durchmesser. Zum Transport kann die Blende verkehrt herum am Objektiv angebracht werden und verdeckt dabei nur einen Teil des Fokusrings, der sich aber zur Not auch so noch bedienen lässt.

Ausstattung und Bedienung

Das Fujifilm XF 18-120 mm F4 LM PZ WR besitzt zwei Einstellringe, einen Wippring und drei Knöpfe, um die wichtigsten Funktionen zu steuern. Einige müssen jedoch über die Kamera eingestellt werden. Dazu gehört die Umschaltung zwischen Autofokus und manuellen Fokus. Da es sich beim 18-120 mm um ein Motorzoom handelt, arbeiten alle Einstellringe elektronisch. Beim mit drei Zentimeter breitesten der Einstellringe handelt es sich um den Zoomring. Er ist auf einer Breite von 2,6 Zentimetern mit einer Kunststoffriffelung versehen und sitzt in der Mitte des Objektivs. Je nachdem, wie schnell oder langsam man den Ring dreht, wir das Zoom schneller oder langsamer verstellt. Nur bei sehr schnellen, ruckartigen Bewegungen zieht der Zoommotor etwas nach, sonst arbeitet er nahezu verzögerungsfrei und lässt sich recht feinfühlig, wenn auch nicht millimetergenau ansteuern.

Apropos Millimetergenau: Die Brennweite wird während des Zoomens im Livebild eingeblendet, jedoch nicht dauerhaft. Vor allem aber wird sie nicht eingeblendet, wenn man bei der minimalen oder maximalen Brennweite angekommen ist und versucht, weiter zu zoomen, was wir als etwas störend empfinden. Übrigens arbeitet der Zoommotor zwar leise, aber nicht unhörbar.

Der vordere Einstellring hingegen dient zur Einstellung des manuellen Fokus. Er ist 1,8 Zentimeter breit und bietet eine 1,5 Zentimeter breite Plastikriffelung. Defaultmäßig arbeitet der Fokusring nicht-linear. In diesem Modus bestimmt die Drehgeschwindigkeit, wie weit der Fokus verstellt wird. Dreht man den Ring langsam, lässt sich der Fokus in allerfeinsten Schritten sehr präzise einstellen. Dreht man schnell am Fokusring, werden sehr weite Verstellwege zurückgelegt. Per Menü lässt sich dieses Verhalten jedoch auf linear umschalten, dann bestimmt allein der Drehwinkel des Fokusrings, wie weit die Entfernungseinstellung verändert wird.

Der Fokus selbst wird von einem je nach Betriebsart lautlos bis leise arbeitenden Linearmotor eingestellt. Wählt man den Autofokus, so wird der Fokus sehr flott und präzise eingestellt. Dabei bietet die Kamera eine Fokus-Peaking-Funktion, aber auch eine Fokuslupe lässt sich aktivieren, die besonders bei manueller Fokussierung hilfreich ist. Je nach Kameramodell lässt sich zudem beispielsweise ein digitaler Schnittbildindikator aktivieren, so auch bei der X-H2.

Fujifilm nennt das dritte ringförmige Bedienelement ebenfalls einen Einstellring. Er ist 1,4 Zentimeter breit und nur links und rechts mit einer 1,2 Zentimeter breiten Riffelung versehen, oben und unten ist er dagegen glatt. Die Bezeichnung "Einstellring" täuscht jedoch ein wenig über dessen Funktion hinweg. Tatsächlich handelt es sich um einen Wippring. Er besitzt eine Nullstellung und lässt sich gegen steigenden Widerstand etwas in jede Richtung bewegen und kehrt selbstständig in die Nullstellung zurück. Leider macht der Ring wahrnehmbare Schabgeräusche und wirkt damit weniger hochwertig als die anderen beiden Einstellringe.

Hinter dem Ring befindet sich eine mit "Z/F" beschriftete Taste, über die gewählt wird, ob dieser Wippring den Fokus oder das Zoom verstellt. Der Ring arbeitet stufenlos, eine geringe Bewegung sorgt also für eine langsame Aktion, eine starke Bewegung für eine schnelle. Darüber lässt sich sehr fein der Zoom- oder Fokusmotor ansteuern. Vor allem beim Zoommotor aber ist das sehr sinnvoll, da er dann gleichmäßiger läuft als man es mit einer Drehbewegung am Zoomring hinbekommen würde. Übrigens lässt sich generell die Geschwindigkeit des Zoommotors und der Fokussierung über die Kamera in acht Stufen anpassen.

Unterhalb der Z/F-Taste befinden sich noch zwei weitere Tasten, die es in sich haben. Auch über diese kann das Zoom gesteuert werden. Defaultmäßig handelt es sich um An-Aus-Taster, bedeutet: Drückt man die Taste einmalig, setzt sich das Zoom in Bewegung und stoppt erst wieder, wenn man die Teste erneut betätigt oder die andere Taste drückt. Das ist vermutlich die gleichmäßigste Art, das Motorzoom fahren zu lassen. Per Kameramenü lassen sich die Tasten auch so umschalten, dass das Zoom so lange fährt, wie die Taste gedrückt bleibt, was wir als intuitiver empfinden. Wer möchte, kann übrigens alle drei Tasten am Objektiv mit vielerlei anderen Funktionen belegen.

Selbstverständlich hält das Objektiv während des Zoomens den Fokus konstant. Auch Fokusatmen ist praktisch nicht vorhanden. Von dem Zoommotor profitieren zudem auch Fotografen, die ihre Kamera fernsteuern möchten. Denn dank des Motorzooms sind Anpassungen der Brennweite ferngesteuert möglich, was bei einem mechanischen Zoom nicht funktioniert.

Ungewöhnlich ist übrigens, dass das Fujifilm XF 18-120 mm F4 LM PZ WR keinen Blendenring besitzt. Statt vor allem Videografen eine stufenlos und lautlos steuerbare Blende zu geben, schließlich besitzt alle Blendenringe bei Fujifilm-Objektiven keine De-Click-Funktion, lässt Fujifilm den Ring einfach weg und vertraut auf die Steuerung über die Bedienräder der Kamera.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.