Große Edelkompakte

Testbericht: Zeiss ZX1

2021-04-26, aktualisiert 2021-05-18 2018 stellte Zeiss die Entwicklung der ZX1 abseits der Photokina mit recht viel Tamtam vor und kündigte die Superedelkompakte für Anfang 2019 an. Dann wurde es 22 Monate lang sehr still und erst Ende 2020 wurde der Verkauf tatsächlich gestartet. Mit etwas Verspätung traf der 6.000 Euro teure, 37-Megapixel auflösende Vollformat-Bolide in der digitalkamera.de-Redaktion ein, so dass wir die Kamera im Labor und der Praxis auf Herz und Nieren testen konnten.  (Harm-Diercks Gronewold, Benjamin Kirchheim)

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Zeiss ZX1 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 40-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

Das von Zeiss für den Mai 2021 geplante Firmwareupdate ist inzwischen erschienen. Die Version 1.4 wird drahtlos an die ZX1 verteilt. Zu den zahlreichen Verbesserungen gehören unter anderem eine Gesichtserkennung, eine aktualisierte Version von Lightroom Mobile (6.2), die ein ein neues Farbkorrektur-Werkzeug mitbringt, eine Zoomansicht für DNGs bis zu einer 1:1-Ansicht und weitere Detailverbesserungen (siehe Meldung in den weiterführenden Links).

Die Zeiss ZX1 kommt in einem edlen Präsentationskarton. Zubehör und Kamera sind in Schaustoffmulden eingelegt. Kleine Anleitungen sind in schicken Pappen eingebunden, die dank unsichtbaren Magneten ohne sichtbare Befestigung im Karton halten. Siehe unseren Blogeintrag in den weiterführenden Links.

Ergonomie und Verarbeitung

Die ZX1 gehört zu den schöneren Kameras am Markt. Mit gerader Linienführung sowie nur wenigen Bedienelementen und Beschriftungen wirkt sie sehr minimalistisch. Das war auch das klare Entwicklungsziel der Kamera. Sie soll nur die wichtigsten Funktionen bieten, die auch tatsächlich von Fotografen benötigt werden, statt mit überfrachteten, selten benötigten Funktionen zu verwirren.

Das Gehäuse besteht aus sauber und präzise verarbeitetem Metall. Die samtige, schwarze Lackierung überzeugt und erst beim Anfassen zeigt sich, dass der Handgriff mit derselben Gummierung überzogen ist, die man auch von den modernen Objektiven von Zeiss kennt. Farblich passen die beiden Materialien perfekt zusammen und lassen die Kamera wie aus einem Guss wirken.

Bei all ihrer Eleganz ist die Zeiss ZX1 keine filigrane Kamera, vielmehr ist sie mit satten 840 Gramm ein echter Metallbrocken, von dem man denken mag, dass man damit Nägel in Wände treiben könnte. Auch die Abmessungen von 142 x 94 x 95 Millimeter (Breite x Höhe x Tiefe) sprechen keine subtile Sprache. Dennoch liegt die Kamera erstaunlich gut in normal großen Händen, sogar der kleine Finger findet seinen Platz. Trotz der massiven Bauweise der ZX1 hat Zeiss auf einen Spritzwasser- und Staubschutz verzichtet, es gibt nicht einmal eine Abdeckung der USB-C-Schnittstelle (USB 3.1 Gen 1), die sich an der linken Seite des Gehäuses befindet.

Auch wenn die ZX1 aufgrund ihrer großen Abmessungen von 142 x 94 x 95 Millimetern (Breite x Höhe x Tiefe) wie eine Systemkamera mit Wechseloptik wirkt, lässt sich das F2 lichtstarke Distagon mit 35 Millimetern Brennweite nicht von der Kamera trennen. Das Objektiv besitzt ein 52 Millimeter großes Metall-Filtergewinde und einen kleinen Front-Bajonett-Zierring. Letzterer lässt sich entfernen und offenbart dann den Bajonettanschluss für die zum Lieferumfang gehörende Metall Streulichtblende. Wie gut sich das Objektiv am 37 Megapixel auflösenden, 36 mal 24 Millimeter großen Aufnahmesensor schlägt, erklären wir im Abschnitt "Bildqualität".

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Bei den Bedienelementen zeigt sich die ZX1 übersichtlich. Neben dem angenehmen, zweistufigen Auslöser sind ein Ein-Aus-Modusschalter und zwei Drehräder auf der Kameraoberseite zu finden sowie eine Funktionstaste für den Belichtungs- und Fokusspeicher auf der Kamerarückseite. Am Objektiv ist ein Blenden- und ein Fokusring ebenso untergebracht wie ein kleiner Schalter, der den Wechsel zwischen automatischem und manuellem Fokus erlaubt.

Die beiden Einstellräder haben die Aufgabe, die Belichtungszeit von 1/1.000 bis 1 Sekunde in 1/2-EV-Schitten und die Empfindlichkeit von ISO 100 bis 6.400 in 1/3-EV-Stufen zu regeln. Beide Räder sind recht leichtgängig und wie der Blendenring (F2 bis F22 in 1/3-Blendenstufen) nicht verriegelbar, auch nicht dann, wenn die Automatik-Position "A" ausgewählt wurde. Dadurch besteht die Gefahr, dass man versehentlich die Kamera aus dem Automatikmodus in die Halbautomatik beziehungsweise den manuellen Modus versetzt.

Der Fokusring ist ebenfalls leichtgängig und kommt ohne Markierungen aus. Das liegt daran, dass er keine Begrenzung hat und nur elektrische Signale übermittelt, die dann vom Fokusmotor in die Fokussierung umgesetzt werden. Beide Ringe sind mit einer glatten Gummierung versehen, die nicht viel Traktion bietet; zudem sind sie recht schmal.

Der Modusschalter schaltet die Kamera ein, aus und wechselt zwischen Foto- und Videomodus. Beim Einschalten der ZX1 sollte man sich etwas Zeit lassen, denn der Kaltstart der Kamera nimmt etwas mehr als 20 Sekunden in Anspruch. Der Grund dafür ist das Android-Betriebssystem der ZX1. Dabei handelt es sich laut Zeiss um ein stark angepasstes Android, das daher keiner offiziellen Android-Version entspricht.

Zeiss versichert aber, dass bei der Anpassung auch bekannte und unbekannte Sicherheitslücken geschlossen wurden. Google-Apps oder einen Google-Play-Store gibt es nicht. Das soll sich laut Zeiss aus Sicherheitsgründen auch nicht ändern, es ist aber geplant, nützliche Apps mit späteren Firmwareupdates zur Verfügung zu stellen (siehe auch FAQs zur ZX1 auf der Zeiss-Website in den weiterführenden Links).

Wird die Kamera nach ihrem fotografischen Einsatz nur in den Standby-Modus versetzt (Modusschalter kurz nach unten ziehen und loslassen), dann beträgt die Einschaltzeit nur knapp 1,4 Sekunden. Allerdings schaltet sich die ZX1 aus dem Standby auch selbst ganz ab. Diese Ausschaltzeit kann eine, zwei, fünf oder zwölf Stunden betragen, je nachdem, was der Fotograf gerne möchte. Auch die Zeit, bis die Kamera vom Betrieb in den Standby geht, kann man selber wählen, dabei stehen 30 Sekunden beziehungsweise eine, fünf, zehn oder 30 Minuten zur Auswahl.

Bevor der Fotograf allerdings zum ersten Mal loslegen darf, muss die Kamera beziehungsweise das Android-Betriebssystem eingerichtet werden. Das ist immerhin selbsterklärend. Neben der Eingabe von Datum und Uhrzeit wird auch die Verbindung zu einem WLAN abgefragt. Danach kann der Fotograf sich noch ein Einführungsvideo ansehen, das ihn mit den Grundlagen der nicht immer selbsterklärenden Bedienung vertraut macht.

Die Rückseite der Zeiss ZX1 wird durch den elf Zentimeter (4,3") großen TFT-Touchscreen dominiert. Der 16:9-Bildschirm löst 1.280 x 720 Pixel auf, was 2,76 Millionen Bildpunkten und einer Pixeldichte von 338 ppi entspricht. Seine Glasabdeckung überragt mit etwa 105 x 70 Millimetern (Breite x Höhe) das mit 95 x 54 Millimetern kleinere Display deutlich. Die Besonderheit des Displays ist der Knick, der etwa 1,5 Zentimeter der rechten Displayseite für eine Menüleiste "abzweigt".

Leider bietet das Display keine automatische Helligkeitsregelung. Im Menü lässt sich die Helligkeit fein in Prozentstufen auf bis zu 560 cd/m² hochregeln, was für normale Aufnahmebedingungen hell genug ist. An bestimmten Orten mit besonders hoher Helligkeit (Strand oder Schnee mit Sonne) ist es allerdings nur eingeschränkt einsetzbar.

Dafür gibt es einen eingebauten elektronischen OLED-Sucher mit Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel beziehungsweise 6,22 Millionen Bildpunkte). Ein Dioptrienausgleich bis +/-3 dpt. lässt sich bequem direkt links neben dem Sucher einstellen. Der Sucher ist mit einer 0,74-fachen Vergrößerung recht groß und der Fotograf hat – ohne Brille – einen wirklich guten Überblick. Mit Brille wird es schon etwas enger. In beiden Fällen muss man allerdings mittig mit dem Auge in den Sucher blicken, denn ist man etwas zu weit links oder rechts, wird das Sucherbild durch die Sucheroptik unscharf.

Die Umschaltung vom Monitor zum Sucher erfolgt vollautomatisch. Der dafür verantwortliche, nicht abschaltbare Sensor rechts vom Sucher ist sehr empfindlich, so dass man nur leicht in die Nähe des Suchers kommen muss, um die Umschaltung auszulösen. Der rechte, abgeknickte Teil des Touchscreens mit der Schnellwahlleiste lässt sich während des Sucherbetriebes nutzen. Das muss man allerdings ein wenig üben. Leider kann man weder das Menü noch die Wiedergabe im Sucher verwenden. Insbesondere letzteres ist ärgerlich, da man die Tiefenzeichnung der Fotos in zu heller Umgebung mangels Leuchtkraft des Bildschirms nicht mehr erkennen kann.

Die Benutzerführung der ZX1 ist angenehm durchdacht, aber in einigen Bereichen unnötig kompliziert. Zum Glück gibt es ein Einführungsvideo auf der Kamera, das die Basisfunktionen erläutert. Dieses Video kann jederzeit im Android-Bereich der Kamera angesehen werden und wird nach dem erstmaligen Konfigurieren der Kamera abgespielt. Im Android-Bereich ist auch die Bedienungsanleitung der Kamera hinterlegt, allerdings ist die Schriftgröße dabei ziemlich winzig. Glücklicherweise gibt es die Anleitung auch als Onlineversion auf der Zeiss-Website (siehe weiterführende Links).

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Zeiss ZX1 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 40-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

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Autoren

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.

 

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.