Hochauflösende spiegellose Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Sony Alpha 7R III / 7R IIIA

2018-01-04, aktualisiert 2022-12-20 Die Alpha 7R III ist das neue Vollformat-Auflösungsflaggschiff von Sony. Nominell löst sie zwar nur so hoch auf wie die Alpha 7R II, jedoch gibt es Verbesserungen bei der Vergütung des Tiefpassfilters, beim Autofokus und der Bildverarbeitung samt deutlich leistungsfähigerer Serienbildfunktion. Nicht zuletzt wurde das Gehäuse überarbeitet. Es soll nun robuster und ergonomischer sein, das Bedienkonzept ähnelt der Alpha 9. Wie sich die Änderungen auswirken und was die Kamera leistet, nicht nur bei der Bildqualität, zeigt unser Test.  (Benjamin Kirchheim)

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Seit ca. Mitte 2021 hat die Sony Alpha 7R IIIA die 7R III abgelöst. Mit Ausnahme eines höher auflösenden Bildschirms (2,36 statt 1,44 Millionen Bildpunkte), einer damit einhergehenden um zehn Bilder verkürzten Akkulaufzeit und einer "Umbenennung" der USB-Version von 3.1 Gen 1 auf 3.2 Gen 2 unter Beibehaltung der Geschwindigkeit von 5 Gbps gibt es jedoch keine Änderungen, so dass wir auf einen separaten Test der 7R IIIA verzichten.

Ergonomie und Verarbeitung

Knapp über 650 Gramm drückt die Sony Alpha 7R III auf die Waage, damit liegt sie genau zwischen dem Vorgängermodell Alpha 7R II und dem Sport-Flaggschiff Alpha 9. Das neue Gehäuse entspricht fast 1:1 dem der Alpha 9, nur, dass der Drehknopf links des Sucherbuckels bei der 7R III fehlt. Gegenüber der Alpha 7R II gibt es einige Änderungen, etwa den neuen Fokus-Joystick, für den andere Knöpfe Platz machen mussten und etwas gewandert sind. Einem Umsteiger sollte die Umgewöhnung aber nicht allzu schwerfallen.

Das Gehäuse besteht aus einer robusten Magnesiumlegierung, das verstärkte Bajonett wird nun von ganzen sechs Schrauben Gehalten. Selbst ein Objektiv, das doppelt so viel wiegt wie die Kamera, sitzt nun bombenfest. Etwas schwammig gibt sich Sony beim Spritzwasser- und Staubschutz. Dieser wurde gegenüber der Alpha 7R II definitiv verbessert, so sind nun etwa Dichtungen am Akku- sowie am Speicherkartenfach zu finden. An den Schnittstellen wurden hingegen keine vertrauenserweckenden Dichtungen eingesetzt. So schreibt Sony auch von einem weitgehenden Feuchtigkeits- und Staubschutz, weist jedoch darauf hin, dass die Kamera nicht komplett geschützt ist. Andere Hersteller werben da offensiver mit einem besseren Schutz, unter einen Wasserhahn sollte man die Sony definitiv nicht halten, aber den einen oder anderen Regenschauer wird sie sicher klaglos überstehen.

Vor allem das Gehäuse selbst wirkt nun nochmal etwas dicker, aber auch robuster. Zudem ist der Handgriff noch besser ausgeprägt und erreicht damit nun eine ergonomische Größe. Trotzdem passt der kleine Finger nur knapp mit an den Handgriff, so eine Alpha 7R III ist für eine Vollformatkamera nach wie vor recht kompakt. Dank der Mulde für den Ringfinger und der großzügigen Belederung mit einem genarbten Gummi liegt sie sehr sicher in der Hand, eine Daumenmulde auf der Rückseite tut ihr Übriges. Der Zeigefinger kann den Auslöseknopf problemlos erreichen. Der Auslöser ist weich, bietet aber einen gut spürbaren ersten Druckpunkt. Hier hat Sony gegenüber früheren Modellen definitiv nachgebessert.

Drei Einstellräder, elf Tasten, einen Joystick, zwei Einstellräder mit festen Funktionen und einen Vierwegeregler konnte Sony am Gehäuse unterbringen, ohne dass die Bedienelemente zu gedrängt wirken. Sämtliche Tasten sind gut fühlbar und bieten einen ordentlichen Druckpunkt. Das obere Daumenrad sowie das vordere Einstellrad lassen sich ebenfalls wunderbar bedienen, das dritte Einstellrad, das die Vierwegewippe umschließt, ist hingegen nicht so griffig, wie wir uns das gerne wünschen würden. Auch das Belichtungskorrekturrad gefällt uns nicht zu hundert Prozent. Es rastet recht laut, aber nicht fest genug, so kam es vor, dass es sich gelegentlich ungewollt verstellte. Das Programmwählrad ist hingegen gesichert, wobei diese Sicherung nicht deaktiviert werden kann, man muss zum Drehen also immer den Knopf in der Mitte drücken. Hier zeigen andere Hersteller, dass es mit einer deaktivierbaren Arretierung noch besser geht. Denn fest genug rasten tut das Programmwählrad durchaus.

Viele der Tasten lassen sich mit Funktionen programmieren. Sie sind zwar vorbelegt, aber lediglich mit C1, C2 etc. beschriftet. Wichtige Funktionen wie AEL, AF-On, ISO und der Serienbildmodus liegen auf entsprechend beschrifteten Tasten. Ein bisschen einarbeiten muss man sich in das Bedienkonzept, aber dann geht es gut von der Hand. Ergänzt werden die Tasten von einem Schnellmenü (Fn-Taste), das man sich mit bevorzugten Einstellungen belegen kann, falls einem die Herstellervorgabe nicht gefällt. Das Hauptmenü ist in sechs Registerkarten unterteilt, die ihrerseits bis zu 14 nummerierte Menüseiten bieten. Das ist nicht immer ganz übersichtlich, jedoch lässt sich das Menü schnell durchblättern und eine der Hauptkategorien enthält ein Favoritenmenü, das man sich mit bevorzugten Menüpunkten belegen kann. Man sollte sich also etwas Zeit nehmen, die Kamera und ihre reichhaltigen Funktionen und Individualisierungsmöglichkeiten kennen zu lernen.

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Der rückwärtige Bildschirm ist nach oben und unten klappbar, fügt sich angeklappt aber sehr schön in das Design ein. Dass es sich um einen Touchscreen handelt, merkt man fast gar nicht, denn die Touchfunktion dient ausschließlich der Wahl des Autofokuspunkts alternativ zum Joystick. Keine Funktionen oder Menüs oder die Kamerawiedergabe lassen sich per Touch bedienen, was wirklich schade ist. Wer möchte, kann das Touchinterface übrigens komplett abschalten. Mit seiner Diagonale von 7,5 Zentimetern ist der Bildschirm ausreichend groß und er liefert mit 1,44 Millionen Bildpunkten (2,36 Millionen bei der 7R IIIA) eine feine Auflösung. Stellt man die Displayhelligkeit auf sonnig, wird einem die Netzhaut weggebrannt, denn hier leuchtet der Bildschirm mit 1.140 cd/m² äußerst hell (bei der 7R IIIA möglicherweise dunkler). Die Funktion sollte man wirklich nur in sehr hellen Umgebungen aktivieren, und nicht im Redaktionsbüro an einem trüben Nachmittag. Dann lässt sich der Bildschirm auch bei Sonnenschein wunderbar ablesen.

Auch der elektronische Sucher ist eine wahre Augenweide. Dank Näherungssensor aktiviert er sich automatisch, sobald man die Kamera ans Auge nimmt. Ein abgeklappter Bildschirm deaktiviert den Augensensor praktischerweise. Während der Verwendung des Suchers, also bei ausgeschaltetem Bildschirm, bleibt die Touchfunktion auf Wunsch weiterhin aktiv, um den Autofokuspunkt verschieben zu können. Das funktioniert gut, zumal man die Touchpad-Funktion auf eine der beiden Bildschirmhälften begrenzen kann, um sich nicht mit dem Finger ins geschlossene Auge zu piksen. Mit der 0,78-fachen Vergrößerung ist das Sucherbild angenehm groß, kann jedoch trotz der mit 23 mm großen Austrittspupille mit aufgesetzter Brille nicht gänzlich überschaut werden. Wohl dem, der die weitreichende Dioptrienkorrektur anstelle einer Brille verwenden kann.

Mit 3,7 Millionen Bildpunkten ist das Sucherbild äußerst fein auflösend, zudem zeigt es sich farbenfroh, kontrastreich und reaktionsschnell. Sowohl die Helligkeit als auch die Farbe lassen sich anpassen. Die Bildwiederholrate beträgt bis zu 120 Bilder pro Sekunde. Empfehlenswert ist die Aktivierung des High-Quality-Modus, der ein nochmals feineres und natürlicheres Sucherbild anzeigt, was jedoch mehr Energie erfordert und damit die Laufzeit etwas reduziert. Im Livebild sind sowohl auf dem Monitor als auch im Sucher eine Wasserwaage, Gitterlinien mit verschiedenen Mustern und ein Live-Histogramm einblendbar. Außerdem gibt es eine Belichtungsvorschau. Wer möchte, kann den Sucher zudem für die Bildbetrachtung nutzen und auch die Menüs hier bedienen.

Ebenfalls reichhaltig ist die Ausstattung mit Schnittstellen. Oben auf der Kamera befindet sich ein Multi-Interface-Blitzschuh für TTL-Systemblitzgeräte und anderes Zubehör. Außerdem kann über die seitliche Synchronbuchse eine Studioblitzanlage angeschlossen werden. Des Weiteren sind hier ein Stereo-Mikrofonanschluss, eine Kopfhörerbuchse und eine Micro-HDMI-Schnittstelle mit Clean-Out zur externen Videoaufzeichnung oder für einen Kontrollmonitor zu finden. USB-Schnittstellen gibt es sogar gleich zwei: Eine normale Micro-USB- und eine moderne USB-C-Buchse mit USB 3.1.

Beide Buchsen können zum Laden des Akkus verwendet werden, der aber auch extern in der mitgelieferten Ladeschale aufgeladen werden kann. Praktischerweise funktioniert die USB-Stromversorgung auch während des laufenden Betriebs der Kamera. Mit Hilfe einer Powerbank lässt sich also die Akkulaufzeit verlängern. Zudem erlaubt die USB-C-Schnittstelle eine besonders schnelle Datenübertragung. Über die Micro-USB-Schnittstelle wiederum lässt sich auch ein Fernauslösekabel anschließen, sogar einen Infrarot-Fernauslöser mit entsprechendem Empfänger bietet Sony. Dank der zwei USB-Schnittstellen können Fernauslösekabel und USB-Stromversorgung gleichzeitig angeschlossen werden. Die Schnittstellenklappen an der linken Gehäuseseite sind allerdings ziemlich "windig" und werden der hochwertigen Verarbeitung der Kamera nicht gerecht.

Auf der Handgriffseite befindet sich der Doppel-Speicherkartenschacht. Slot 1 ist zu SD, SDHC und SDXC sowie UHS II kompatibel und schreibt mit gut 150 Megabyte pro Sekunde sehr schnell, den Rekord hält aber weiterhin die ein Jahr alte Olympus OM-D E-M1 Mark II mit 170 MB/s. Slot 2 der Sony beherrscht hingegen nur UHS I, dies ist wohl der Kompatibilität zu den MemorySticks geschuldet, die weiterhin alternativ zu einer SD-Karte eingesetzt werden können. Wann Sony diesen alten Zopf wohl mal abschneidet?

Der Akku wird an der Kameraunterseite entnommen. Es handelt sich um den großen NP-FZ100 mit 16,4 Wh. Er liefert Saft für 650 Aufnahmen nach CIPA-Standard bei der Verwendung des Monitors (640 Aufnahmen bei der 7R IIIA), der elektronische Sucher hingegen ist energiehungriger und erlaubt maximal 530 Aufnahmen mit einer Akkuladung. Dank prozentgenauer Ladestandanzeige ist man auch stets perfekt über den Ladestand informiert. Das Metallstativgewinde befindet sich in der optischen Achse und ist ausreichend weit vom Akkufach entfernt, so dass sich dieses auch mit Stativwechselplatte problemlos öffnen lässt. Zudem bietet Sony einen Hochformatgriff an, der nicht nur die Bedienung im Hochformat verbessert, sondern auch zwei Akkus aufnimmt und damit die Laufzeit deutlich verlängert.

Ausstattung

Das Programmwählrad der Sony Alpha 7R III verfügt über eine Vollautomatikstellung, in der nicht einmal das Belichtungskorrekturrad aktiv ist. Damit kann man wunderbar sorglos schnell zwischendurch einen Schnappschuss machen. Ihr volles Potential entfaltet die spiegellose Systemkamera freilich bei Verwendung der Kreativprogramme P, A, S und M, wo man beispielsweise halbautomatisch oder manuell belichten kann. Zudem lassen sich bevorzugte Einstellungen speichern und als Benutzerprogramm abrufen – gleich drei Stück, direkt über das Programmwählrad abrufbar, bietet die Sony davon. Die ISO-Empfindlichkeit beziehungsweise die entsprechende Automatik lässt sich im Verhalten anpassen und funktioniert auch im manuellen Belichtungsmodus. Das Belichtungskorrekturrad bleibt dabei aktiv.

Ein klein wenig vermissen wir die klassische Schwenkpanoramafunktion, deren Erfinder Sony quasi ist. Wer hingegen gerne Belichtungsreihen aufnimmt, kommt voll auf seine Kosten. Bis zu neun Bilder lassen sich mit bis zu einem EV Belichtungsabstand untereinander aufnehmen, bei bis zu fünf Bildern sind sogar zwei oder drei EV Belichtungsabstand möglich. Das ist eine prima Basis für am Computer generierte HDR-Fotos. Fotografen ohne HDR-Programm können einfach den HDR-Modus der 7R III nutzen, der sich in der "DRO"-Einstellung verbirgt. Die "Software"-Lösung DRO optimiert den Dynamikbereich eines Fotos. Wählt man hier HDR, so kann man sich auf eine Automatik verlassen oder aber manuell Belichtungsabstände von einem bis sechs EV wählen, wobei die Kamera immer drei Bilder aufnimmt und automatisch verrechnet.

Äußerst leistungsfähig ist der Autofokus. Die 399 auf dem Bildsensor untergebrachten Phasen-AF-Sensoren arbeiten bereits ab -3 EV und verfolgen Motive zuverlässig über einen großen Bereich des Bildfelds. Unterstützend steht ein Kontrastautofokus mit 425 Messfeldern zur Verfügung. Im Menü lässt sich zudem einstellen, wie der Autofokus bei der Motivverfolgung reagieren soll. Auch eine Gesichtserkennung samt Augen-Autofokus bietet die Sony, wobei die Gesichtserkennung auch bei teilweise verdecktem Gesicht oder beim nach unten Sehen noch arbeitet. So gelingen Porträtfotos, ohne vorher die Fokuspunkte auf das Gesicht legen zu müssen. Mit dem FE 24-105 mm Standardzoom wird innerhalb von knapp über 0,3 Sekunden von unendlich auf zwei Meter fokussiert und ausgelöst – und zwar quasi unabhängig von der gewählten Brennweite. Dabei beträgt die reine Auslöseverzögerung ohne Fokussierung lediglich 0,02 bis 0,03 Sekunden, ein hervorragender Wert.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.