Spiegellose Modul-Systemkamera

Testbericht: Sigma fp

Seite 2 von 2, vom 2020-04-06 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Wie bereits weiter oben erwähnt, besitzt die Sigma fp kein Programmwählrad, sondern stattdessen eine Moduswahltaste. Das ist bei Profikameras nicht unüblich. Dementsprechend richtet sich die Sigma weniger an Einsteiger, sondern an Foto- und Videografen, die ihr Handwerk verstehen. Es gibt keine Vollautomatik und auch keine Motivprogramme oder gar eine Motiverkennung. Nur die klassischen Belichtungsprogramme P, A, S und M bietet die Sigma fp, wobei man die Programmautomatik bei aktivierter ISO-Automatik durchaus als Vollautomatik nutzen kann, nur dass die Aufnahmeparameter eben nicht motivspezifisch gesteuert werden. Auch Blendenringe werden unterstützt, das 45 mm F2.8 DG DN Contemporary besitzt beispielsweise einen.

Das heißt aber nicht, dass Nutzer sich nicht die Bildaufbereitung anpassen können. Es gibt diverse Tönungseffekte und Color-Modi, man kann die Schärfe und den Kontrast sowie die Farbsättigung einstellen und sogar ein "Fill-Light" bietet die Sigma in fein einstellbaren Stufen. Das Fill-Light ist nichts anderes als eine Schattenaufhellung ohne Einfluss auf die Lichter, damit die Details im Dunkeln nicht so absaufen. Übertreiben sollte man es damit aber nicht, sonst sehen die Bilder schnell unnatürlich aus. Auch die Tonwertkurve lässt sich übrigens anpassen.

  • Bild Das auf der Vorderseite schnörkellose Metallgehäuse der Sigma fp ist mit einer matten und durch seine raue Struktur etwas rutschfesten Beschichtung versehen. [Foto: MediaNord]

    Das auf der Vorderseite schnörkellose Metallgehäuse der Sigma fp ist mit einer matten und durch seine raue Struktur etwas rutschfesten Beschichtung versehen. [Foto: MediaNord]

Eine kleine Besonderheit der Sigma fp sind die ISO-Empfindlichkeitseinstellungen. Der Standardbereich von ISO 100 bis 25.600 lässt sich nämlich auf ISO 6 bis 102.400 erweitern. Insbesondere die extrem niedrigen Empfindlichkeiten sind für die Arbeit in hellem Umgebungslicht sehr interessant, zumal die Kamera dabei im Gegensatz zu vielen Konkurrenzmodellen nicht so deutlich an Dynamikumfang einbüßt (so viel sei aus unserem Labortest der Bildqualität vorweggenommen). Selbstverständlich verfügt die Sigma auch über eine ISO-Automatik mit einstellbarem Regelbereich.

Die Sigma fp arbeitet nur mit einem elektronischen Verschluss, dessen kürzeste Verschlusszeit 1/8.000 Sekunde beträgt. Entsprechend kann mit der fp lautlos fotografiert werden, wenn man denn das defaultmäßig aktivierte Auslösegeräusch, das aus dem Lautsprecher ertönt, abschaltet. Der fehlende mechanische Verschluss spart Platz und Verschleiß, Vibrationen (Shutter Shock) gibt es auch nicht. Theoretisch könnten dafür zwar Rolling-Shutter-Effekte auftreten, die will Sigma aber dank einer schnellen Sensorauslesung und digitaler Kompensation im Griff haben. Uns sind jedenfalls keine negativen Effekte aufgefallen.

Wer sich mit der Geschichte der Sigma-Kameras ein wenig auskennt, der weiß von dem besonderen Staubschutz, auf den Sigma setzt: Zwischen Bajonett und Sensor verbaut der japanische Hersteller eine Glasscheibe, damit kein Staub auf den Sensor gelangen kann. Das ist bei Kameras mit mechanischem Verschluss etwas problematisch, denn durch den entstehen Abrieb und Luftverwirbelungen hinter dem Schutzglas, so dass sich doch mal Dreck auf dem Sensor wiederfinden kann. Diese Probleme hat die fp nicht, bei der sich ebenfalls eine vergütete Glasscheibe zwischen Sensor und Bajonett befindet. Staub und Dreck, die sich hier absetzen, sind daher weit weniger störend, als wenn sie auf dem Sensor sitzen würden und zum Putzen muss man nicht so tief ins Bajonett greifen. Dennoch empfehlen wir dringend, geeignetes Reinigungswerkzeug zu verwenden.

Die Sigma fp ist zwar keine Kamera mit Aufnahmespielereien, ein paar nützliche Funktionen bietet sie dennoch. Dazu gehört etwa eine Intervallaufnahmefunktion. Auch die Reihenaufnahmefunktionen können sich sehen lassen. Allen voran natürlich die ganz normale Belichtungsreihenfunktion, mit der sich drei oder fünf Aufnahmen mit bis 0,3 bis 3 EV Belichtungsabstand anfertigen lassen. Das ist sehr gut für HDR brauchbar. Wer keine HDRs am Computer bearbeiten möchte, kann sie gleich innerhalb der Kamera erstellen lassen, hier stehen neben einer Automatik auch manuell wählbare Belichtungsabstände von 1, 2 oder 3 EV für die drei aufgenommenen Bilder zur Verfügung. Des Weiteren umfasst die Reihenaufnahmefunktion Weißabgleichs-Reihenaufnahmen, Farbmodus-Reihenaufnahmen, Fill-Light-Reihenaufnahmen und sogar Fokus-Reihenaufnahmen. Letztere Funktion ermöglicht drei bis 15 Aufnahmen (in Zweierschritten einstellbar) mit einem Regelbereich von 1 bis 10 für die Fokussprünge.

  • Bild An drei von vier Gehäuseseiten besitzt die Sigma fp ein je Stativgewinde zur Montage von Zubehör. Kühlrippen an allen vier Gehäuseseiten sorgen für eine bessere Wärmeabfuhr. Das ist auch nötig, denn das Metallgehäuse wird im normalen Betrieb schnell warm. [Foto: MediaNord]

    An drei von vier Gehäuseseiten besitzt die Sigma fp ein je Stativgewinde zur Montage von Zubehör. Kühlrippen an allen vier Gehäuseseiten sorgen für eine bessere Wärmeabfuhr. Das ist auch nötig, denn das Metallgehäuse wird im normalen Betrieb schnell warm. [Foto: MediaNord]

  • Bild Neben der USB-C-Schnittstelle mit Akkuladefunktion und der Micro-HDMI-Schnittstelle sowie dem Blitzanschluss besitzt die Sigma fp auch einen Stereo-Mikofoneingang. Ein Kopfhörerausgang fehlt hingegen leider. [Foto: MediaNord]

    Neben der USB-C-Schnittstelle mit Akkuladefunktion und der Micro-HDMI-Schnittstelle sowie dem Blitzanschluss besitzt die Sigma fp auch einen Stereo-Mikofoneingang. Ein Kopfhörerausgang fehlt hingegen leider. [Foto: MediaNord]

Die Serienaufnahmefunktion erreicht laut Sigma rasante 18 Bilder pro Sekunde. Unsere Messwerte wichen etwas davon ab. Während in JPEG sogar 18,8 Serienbilder pro Sekunde aufgenommen werden, sind es in Raw (DNG-Format mit 14 Bit) "nur" 17,6. Der Pufferspeicher ist allerdings arg klein, in JPEG fasst er gerade einmal 20 Bilder, bevor die Serienbildgeschwindigkeit auf magere 3,6 Bilder pro Sekunde einbricht. In Raw sind es sogar nur 14 Bilder, bevor es mit mageren zwei Bildern pro Sekunde weitergeht. Da eine verlustlos komprimierte 14-Bit-DNG-Datei ungefähr 33-34 MB hat, sind das trotz knapp 300 MB/s schneller UHS-II-Speicherkarte gerade einmal 67 MB/s, die verarbeitet und auf die Speicherkarte geschrieben werden. Eine Sportskanone ist die Sigma fp also nicht.

Dabei arbeitet der Kontrast-Autofokus nicht einmal langsam. Er benötigt etwa 0,3 Sekunden, um von unendlich auf zwei Meter zu fokussieren. Die reine Auslöseverzögerung ist hingegen mit 0,11 Sekunden für eine Kamera ohne mechanische Komponenten (Verschluss, Spiegel) erstaunlich langsam, sodass sich eine Gesamtauslöseverzögerung von 0,41 Sekunden ergibt. Gesichter erkennt der Autofokus übrigens recht zuverlässig. Auch Augen soll er erkennen können, was in unseren Versuchen aber nur gelang, wenn die Augen recht groß im Bild erkennbar waren.

Beim manuellen Fokussieren arbeitet die Sigma fp geradezu vorbildlich und bietet fast alle Einstellhilfen, die man sich nur wünschen kann. Dazu gehören als Quasi-Standard eine Fokuslupe, die wahlweise vier- oder achtfach vergrößert sowie Fokuspeaking in einer wählbaren Farbe. Darüber hinaus wird eine Entfernungsskala über die gesamte Bildschirmbreite angezeigt, auf der die Anzeige sehr fein wandert. Stattdessen kann die Sigma fp die Fokusentfernung sogar Zentimetergenau anzeigen, leider aber nicht in Kombination mit der Entfernungsskala und auch eine Anzeige der Schärfentiefe ist nicht möglich; irgendwas ist ja immer, aber in diesem Fall ist das Jammern auf hohem Niveau.

Die Sigma fp ist aber nicht nur eine Foto-, sondern auch eine Video-Kamera. Schaltet man auf "Cine" um, ändert sich das Aufnahmemenü und der Videograf kann hier zahlreiche Einstellungen vornehmen. So hat er die Wahl, ob Filme in MOV oder CinemaDNG, mit der Komprimierung ALL-I oder GOP, mit Full-HD oder UHD-Auflösung und bei welcher Bildwechselfrequenz sie aufgenommen werden sollen. Bei CinemaDNG kann zudem abhängig von der Auflösung auch noch die Farbtiefe eingestellt werden, 8 Bit bei UHD und bis zu 12 Bit bei Full-HD. Die Bildwechselfrequenz reicht von 24p bis 30p bei UHD-Auflösung und 24p bis 120p bei Full-HD. Es gibt zudem einen Timecode sowie die Möglichkeit, den Mikrofoneingang auszuschalten oder den Pegel manuell statt automatisch anzupassen und einen Windfilter hinzuzuschalten. Leider fehlt der fp ein Kopfhörerausgang zur Tonkontrolle.

  • Bild Das untere Stativgewinde der Sigma fp befindet sich in der optischen Achse. Der Abstand zur Akkufachklappe ist allerdings nicht üppig. [Foto: MediaNord]

    Das untere Stativgewinde der Sigma fp befindet sich in der optischen Achse. Der Abstand zur Akkufachklappe ist allerdings nicht üppig. [Foto: MediaNord]

Auch im Cine-Modus können Tonwerte, Farben und andere Bildparameter angepasst werden. Einen HDR-Modus gibt es ebenfalls, bei ihm werden für jedes Einzelbild zwei Aufnahmen kombiniert. Die Videoaufnahmelänge ist zwar theoretisch nicht begrenzt, praktisch jedoch kann es insbesondere bei hohen Qualitäts- und Auflösungseinstellungen bereits nach kurzer Zeit zu einem Abbruch der Aufnahme kommen, das hängt unter anderem von der Speicherkarte ab. Leider stand uns keine SSD zur Verfügung, um zu prüfen, ob damit längere Aufnahmesequenzen bei hohen Qualitätseinstellungen möglich sind. Die fp unterstützt aber auch das ATOMOS Open Protocol für externe Aufzeichnungen via HDMI samt externer Start-Stopp-Steuerung.

Den Fokus führt die Sigma fp bei Videoaufnahmen nur leidlich gut nach. Zwar arbeitet die Fokus- wie auch die Belichtungsanpassung angenehm sanft, aber mangels auf dem Sensor integrierten Phasen-AF-Sensoren weiß der Fokus oft nicht, wohin er laufen soll, ist gelegentlich zögerlich, pumpt, wird plötzlich unscharf und so weiter. Manchmal hilft auch ein Tippen auf den Auslöser, damit der Fokus nachstellt oder aber ein Tippen auf ein anderes Motivdetail via Touchscreen. Der unentschlossene Fokus ist dann auch das Hauptproblem bei der Verwendung als Webcam.

Bildqualität

In der Sigma fp kommt ein rückwärtig belichteter, 24 Megapixel auflösender CMOS-Sensor im Kleinbildformat zum Einsatz. Zudem verzichtet Sigma auf einen Low-Pass-Filter, um die maximale Auflösung aus dem Sensor herauszuholen. Um die Bildqualität empirisch zu überprüfen, haben wir die Sigma fp mit dem Setobjektiv 45 mm F2.8 DG DN Contemporary in unserem Labor getestet. Die gesamten Ergebnisse mit allen Diagrammen können über die weiterführenden Links als PDF erworben werden, auch ein Testbilderpaket aus unserem Labor mit DNG- und JPEG-Aufnahmen bei allen ISO-Einstellungen zur visuellen Beurteilung der Bildqualität bieten wir zum Kauf an. Damit wird auch unsere Arbeit an kostenlosen Tests wie diesem unterstützt, vielen Dank. Die folgenden Betrachtungen beruhen in erster Linie auf den Laboraufnahmen und Analyseergebnissen.

  • Bild In der kleinen Sigma fp steckt ein großer, 24 Megapixel auflösender Kleinbildsensor. Wie bei Sigma üblich, wird er von einer mit deutlichem Abstand vorgesetzten Glasscheibe vor Staub geschützt, die sich ihrerseits damit leicht reinigen lässt. [Foto: MediaNord]

    In der kleinen Sigma fp steckt ein großer, 24 Megapixel auflösender Kleinbildsensor. Wie bei Sigma üblich, wird er von einer mit deutlichem Abstand vorgesetzten Glasscheibe vor Staub geschützt, die sich ihrerseits damit leicht reinigen lässt. [Foto: MediaNord]

Das Objektiv Sigma 45 mm F2.8 DG DN Contemporary zeigt nur geringe optische Fehler. Die Randabdunklung liegt stets unter einer Blendenstufe und zeigt einen sanften Helligkeitsabfall, bereits ab F4 geht nur noch rund ein Drittel des Lichts am Bildrand verloren. Farbsäume zeigt das Objektiv praktisch überhaupt nicht, auch eine Verzeichnung konnten wir nicht messen. Bereits bei Offenblende beträgt die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast knapp 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Bildzentrum, der Randabfall ist mit weniger als 20 Prozent gering. Das Auflösungsmaximum im Bildzentrum wird bei F5,6 mit 61 lp/mm erreicht. Jenseits von F8 sinkt die Auflösung zwar langsam wieder, liegt jedoch selbst bei F22 noch auf dem Niveau der Offenblendauflösung. Das Auflösungsmaximum am Bildrand wird bei F8 und F11 mit jeweils 59 lp/mm erreicht, hier ist die Auflösung praktisch auf demselben Niveau wie im Bildzentrum.

Die Auflösung bewegt sich für einen 24-Megapixel-Sensor also im sehr guten Bereich. Aber wie sieht es mit dem Bildrauschen und Detailverlust bei höheren Empfindlichkeiten aus? Hier hat sich Sigma in der Vergangenheit vor allem mit den Foveon-Sensoren nicht gerade mit Ruhm bekleckert. In der fp kommt aber ein herkömmlicher Sensor mit Bayer-Farbfilter zum Einsatz. So erreicht die Sigma problemlos das Niveau von Konkurrenzmodellen. Der Signal-Rauschabstand bewegt sich von ISO 6 bis 200 im guten Bereich von über 40 dB, im Maximum kratzt er sogar an der 45-dB-Marke. Feinkörniges Helligkeitsrauschen wird ab ISO 3.200 leicht sichtbar, bleibt aber bis ISO 12.800 auf einem geringen, nicht störenden Niveau. Darüber wird es hingegen immer deutlicher sichtbar. Das störendere Farbrauschen unterdrückt die fp hingegen sehr gut.

Die Texturschärfe bewegt sich bis ISO 400 auf höchstem Niveau und sinkt dann langsam bis ISO 6.400 ab, wo immer noch ein guter Detailgrad erreicht wird. Darüber reduziert die Rauschunterdrückung feine Bilddetails deutlicher, so dass die Bilder jenseits von ISO 12.800 sichtbar weicher werden, während man ISO 12.800 durchaus noch gut einsetzen kann.

Die Eingangsdynamik ist bei ISO 12, 25 und 100 mit über elf Blendenstufen am höchsten, doch selbst im Bereich von ISO 6 bis 1.600 bewegt sich der Dynamikumfang mit mehr als zehn Blendenstufen im guten Bereich. Neun Blendenstufen und weniger sind es nur bei ISO 51.200 und 102.400. Der Ausgangs-Tonwertumfang bewegt sich von ISO 6 bis 100 auf allerhöchstem Niveau von annähernd 256 von 256 möglichen Abstufungen, doch selbst bei ISO 1.600 sind Helligkeitsverläufe mit über 192 Stufen noch sehr fein. Bei höheren Empfindlichkeiten geht der Wert dann steil bergab, über noch gute 160 Stufen bei ISO 3.200 und akzeptable 128 Stufen bei ISO 6.400 geht es jenseits von ISO 12.800 auf inakzeptable Werte von weniger als 96 Helligkeitsstufen hinunter. Dabei zeigt die Sigma fp eine erstaunlich neutrale Tonwertkurve, die nur ganz leicht bauchig für minimal erhöhte Mittenkontraste sorgt. Bei der Scharfzeichnung geht die fp hingegen etwas stärker vor, mit unter 15 Prozent bleiben die Schärfeartefakte aber auf einem akzeptablen Niveau, schließlich möchte man die JPEG-Aufnahmen auch mal ohne Bildbearbeitung verwenden können.

  • Bild Akku und SD-Speicherkarte (mit SDHC-, SDXC- und UHS-II-Unterstützung) teilen sich bei der SIgma fp ein gemeinsames Fach am Kameraboden. Der kleine Akku ist schnell alle, für den Dauerbetrieb empfiehlt sich der optionale Dummy-Akku mit Netzteilanschluss. [Foto: MediaNord]

    Akku und SD-Speicherkarte (mit SDHC-, SDXC- und UHS-II-Unterstützung) teilen sich bei der SIgma fp ein gemeinsames Fach am Kameraboden. Der kleine Akku ist schnell alle, für den Dauerbetrieb empfiehlt sich der optionale Dummy-Akku mit Netzteilanschluss. [Foto: MediaNord]

Bei der Farbwiedergabe arbeitet die Sigma fp leider alles andere als genau. Zwar bewegt sich die Farbabweichung im Mittel mit unter 8 Delta-AB auf einem guten Niveau, das Maximum ist jedoch mit Werten von deutlich jenseits von 20 Delta-AB inakzeptabel. Hierbei fallen vor allem das zu gelbliche Grün, das deutlich Richtung Blau verschobene Cyan und viel zu stark gesättigte Violett- und Magentatöne auf. Der manuelle Weißabgleich arbeitet hingegen laut Labormessung sehr exakt und auch der automatische Weißabgleich regelt visuell (subjektiv) betrachtet gut. Die tatsächliche Farbtiefe ist ebenfalls sehr gut, bis ISO 50 differenziert die Sigma fp sogar über acht Millionen Farbnuancen, bis ISO 800 sind es immer noch knapp sehr gute vier Millionen und bis hinauf zu ISO 12.800 sind es gute über zwei Millionen Farben.

Fazit

Die Sigma fp als reinen Fotoapparat zu bewerten, wird ihrem modularen Konzept nicht gerecht. Direkt aus dem Karton fehlt es ihr an dem nötigen Zubehör, um beispielsweise gut in der Hand zu liegen. Dafür besitzt sie trotz ihrer geringen Abmessungen ein erstaunlich robustes Aluminiumgehäuse mit vernünftigem Staub- und Spritzwasserschutz. Sogar der Sensor ist selbst bei abgenommenem Objektiv speziell vor Staub geschützt. Auch bei der Bedienung und Ausstattung ist die fp für einen reinen Fotoapparat nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, man kann sie eher als puristische Kamera sehen, die mit Ausnahme von Tonwert- und Farbeinstellungen keine unnötigen Spielereien bietet. Dennoch verfügt sie über alle wichtigen Aufnahmefunktionen samt manuellen Einstellungen und sogar guten HDR- und Aufnahmereihenfunktionen.

Insbesondere im Videobereich spielt die Sigma einige Stärken aus und kann sogar als qualitativ äußerst hochwertige Webcam eingesetzt werden. Etwas störend sind jedoch fehlende Ausstattungsdetails wie USB-Power-Delivery zur Dauerstromversorgung, ein Kopfhörerausgang oder Drahtlosfunktionen samt GPS. Auch beim Autofokus und der Gesamtperformance läuft die Sigma fp nicht gerade zur Höchstform auf. Dabei stört insbesondere in Video- und Webcamaufnahmen der unentschlossene Kontrast-Autofokus, die Serienbildfunktion ist immerhin für ein paar Aufnahmen sehr schnell, bevor sie von einer langsamen Bildverarbeitung und Speichergeschwindigkeit arg ausgebremst wird. Wenig zu kritisieren gibt es hingegen bei der Bildqualität. Sowohl das 45mm-Objektiv als auch der 24-Megapixel-Sensor liefern eine sehr gute Bildqualität bis ISO 6.400 ab, einzig die etwas ungenaue Farbwiedergabe kann kritisiert zu werden.

Kurzbewertung

  • Äußerst kompaktes, robustes Gehäuse
  • Dank modularem Konzept vielfältige Erweiterungsmöglichkeiten
  • Gute Bildqualität bis ISO 6.400
  • Umfangreiche Videofunktion samt Webcam-Modus
  • Ohne Zubehör recht ungünstige Ergonomie
  • Teilweise etwas billig wirkende Schalter
  • Kurze Akkulaufzeit mit schnell warm werdendem Gehäuse
  • Keine USB-PD-Unterstützung für Dauerbetrieb

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Steckbrief

Hersteller Sigma
Modell fp
Sensor CMOS Kleinbild 36,0 x 24,0 mm (Cropfaktor 1,0)
25,4 Megapixel (physikalisch)
24,6 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 5,9 µm
Auflösung (max.) 6.000 x 4.000 (3:2)
Video (max.) 3.840 x 2.160 30p
Objektiv Sigma 45 mm F2.8 DG DN Contemporary (Objektiv mit fester Brennweite)
Monitor 3,2" (8,0 cm)
  Auflösung 2.100.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen ja
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Vollautomatik
Motivautomatik
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion nein
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung, Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/8.000 s
Blitz
  Synchronzeit k. A.
  Blitzanschluss Blitzschuh: Sigma, Standard-Mittenkontakt
WLAN
NFC
GPS
Fernauslöser ja, Kabelauslöser
Intervallaufnahme ja
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC, UHS I, UHS II)
  automatisch ISO 100-25.600
  manuell ISO 6-102.400
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 49 Kontrastsensoren
  Geschwindigkeit 0,40 s
  AF-Hilfslicht k. A.
Abmessungen 113 x 70 x 45 mm
Gewicht (betriebsbereit) 422 g (nur Gehäuse)
633 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 280 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 45, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.