Kompaktkamera

Testbericht: Samsung NV8

2007-11-19 Vor knapp einem Jahr war die NV10 als erste Vertreterin von Samsungs neuer Produktlinie bei digitalkamera.de zum Test. Sie hatte damals schon 10 Megapixel auf einem 1/1,8-Zoll-CCD-Sensor. In Zeiten einer 6-Megapixel-Initiative ist es somit durchaus erfreulich, dass Samsung mit der NV8 eine neuere Version der NV10 mit nur noch 8 Megapixeln auf dem Markt hat – auch wenn sie die Billigste ihrer Linie ist –, die ansonsten identischen NV15 und NV20 sind teurer und lösen 10 bzw. 12 Megapixel auf. Ob 8 Megapixel reichen und ob es gegenüber der NV10 Verbesserungen gab, soll unser Kurztest zeigen.  (Benjamin Kirchheim)

Samsung NV8 [Foto: MediaNord] Zwar ist die Samsung NV8 im August 2007 zu einem Preis von 280 EUR auf den Markt gekommen, doch nun ist sie schon für knapp 160 EUR zu haben, was sie insgesamt sehr attraktiv macht. Denn die Verarbeitung ist absolut super, für den Preis erst recht. Das Gehäuse ist in edlem Schwarz (wahlweise auch Silber) gehalten und besteht aus Aluminium. Der leicht hervorstehende Objektivtubus und der Handgriff lassen die Kamera nach "Kamera" aussehen, die blauen Ringe am Objektiv und um die Einschalttaste setzen Designakzente. Einen kleinen Abstrich muss man beim Stativgewinde machen, das bei der NV8 im Gegensatz zur NV10 nicht aus Metall, sondern aus Kunststoff besteht. Auch der Samsung-eigene Multifunktionsanschluss an der Kameraunterseite macht – zumindest mit eingestecktem Kabel – keinen besonders vertrauenerweckenden Eindruck, hier besteht akute Bruchgefahr für den Stecker. Ebenfalls an der Kameraunterseite befindet sich das Akku- und Speicherkartenfach. Die NV8 nimmt darin SD- und SDHC-Speicherkarten auf, so dass auch hohe Kartenkapazitäten kein Problem darstellen. Eine hohe Akkukapazität gehört dagegen nicht zu den Stärken der Kamera, der Akku mit 3,7 V und 800 mAh reicht gerade einmal für ca. 200 Aufnahmen – immerhin 20 mehr als noch bei der NV10.

Einmalig ist das Bedieninterface mit Sensortasten, die unterhalb und seitlich des Bildschirms angeordnet sind. Ähnlich wie bei Handys sind die Tasten nicht beschriftet, sondern mit der Funktion belegt, die gerade auf dem Bildschirm eingeblendet ist. Dadurch spart sich die Kamera ein tief verschachteltes Menü. Wo die Konkurrenten ein Aufnahme-, Wiedergabe-, Setup- und womöglich Einstellungsmenü benötigen, die jeweils mehrere Bildschirmseiten lang sind, kommt die NV8 mit einem einzigen Setupmenü aus, das sich auf vier Bildschirmseiten verteilt. Samsung NV8 [Foto: MediaNord] Darüber hinaus sind die Tasten berührungsempfindlich, geben also schon beim Darüberstreichen ein optisches Feedback auf dem Bildschirm. Man muss sich an diese Art der Bedienung gewöhnen, aber sie ist innovativ und effektiv. Das Streichen über die Tasten löst in einigen Situationen auch das Scrollen oder Weiterschalten aus, so kann man auf diese Weise z. B. in der Wiedergabe schnell durch die gemachten Fotos blättern. Allerdings ist die Steuerung dabei gewöhnungsbedürftig oder viel mehr überarbeitungsbedürftig. Besser man drückt die Tasten, statt darüber zu streichen, dann kann man auch bei dem Foto stoppen, was man sehen möchte, ohne dass die Kamera unkontrolliert weiter blättert.

Bei den Funktionen und Einstellungen hat sich die NV8 gegenüber der NV10 weiter entwickelt. In unserem Test der NV10 bemängelten wir noch, dass viele Einstellungen nur im manuellen Modus möglich waren. Die Kritik hat Samsung sich offenbar zu Herzen genommen, denn nun kann der Weißabgleich auch in anderen Programmen eingestellt werden. Neu hinzu gekommen ist eine Gesichtserkennung, die allerdings etwas träge ist – wir dachten im ersten Moment, sie würde gar nicht funktionieren. Hat sie aber erst einmal ein Gesicht identifiziert, führt sie den Markierungsrahmen zuverlässig nach, wenn man die Kamera schwenkt. Etwas Besonderes ist die elektronische Bildstabilisierungsfunktion, die bei Samsung ASR heißt. Sie nimmt in kurzem Abstand zwei Fotos auf – eines mit hohem Rauschen und kurzer Verschlusszeit zur Erfassung der Konturen und ein lang Belichtetes, um die Flächen farbrichtig und rauscharm aufzuzeichnen. In der Praxis ist das zwar besser, als einfach nur die Empfindlichkeit hoch zu schrauben, einen richtigen Bildstabilisator ersetzt das aber nicht. Das Rauschen ist durchaus erhöht. Mit bewegten Motiven kommt die Bildstabilisierung sowieso nicht klar, aber das Problem haben auch andere Systeme, da das Motiv nicht zum Einfrieren gebracht werden kann.

Samsung NV8 [Foto: MediaNord] Die Empfindlichkeitseinstellung reicht nun bis ISO 3.200 – Samsung folgt damit dem Trend anderer Kompaktkamerahersteller und übertrumpft sogar so manche ausgewachsene digitale Spiegelreflexkamera. Doch für viel mehr als Dokumentationszwecke reicht dies nicht, bei so hohen Empfindlichkeiten kann man nicht einmal mehr von einer Bild-"Qualität" sprechen. Besser belässt man die Empfindlichkeit bei ISO 100 oder 200, zur Not mal ISO 400. Bei ISO 100 und 200 kann man durchaus von einer guten Qualität der Fotos sprechen. Die Farben wirken sehr natürlich und knackig. Die Bildauflösung ist hingegen – trotz 8 Megapixeln – nicht sehr hoch. Trotzdem neigt die Kamera an feinen Strukturen zu verschiedenen Arten von Artefakten, die zumindest die Eignung zur Weiterverarbeitung mit Bildbearbeitungsprogrammen einschränken. Doch das ist auch nicht unbedingt die Zielgruppe einer solchen Kamera, vielmehr erwartet "man" von ihr knackige Fotos. Entsprechend geht auch die Scharfzeichnung nicht unbedingt vorsichtig zu Werke, was dem visuellen Eindruck der Fotos aber durchaus gut tut. Überraschend gut ist die Bewältigung von Bildkontrasten. Auch bei Sonnenschein bietet die Kamera noch Zeichnung in den Schatten, wo so manche Konkurrentin nur noch Schwarz zeigt. Auch der automatische Weißabgleich kann sich sehen lassen, einzig bei Glühlampenlicht neigt die Kamera sowohl beim automatischen wie auch bei der Glühlampen-Voreinstellung zu einem Grünstich, der sich aber mit einem manuellen Abgleich beseitigen lässt.

Samsung NV8 Einstellungsmenü [Foto: MediaNord] Samsung NV8 Wiedergabemodus [Foto: MediaNord] Samsung NV8 Weißabgleichseinstellung [Foto: MediaNord]

Die Einschaltzeit der Kamera ist recht kurz, das Ausfahren des Objektivs macht ein geradezu hektisches "sssst". Mit einem 34-102 mm Kleinbild entsprechendem 3-fachem Zoombereich ist die Kamera klassenüblich ausgestattet, die Lichtstärke ist im Weitwinkel mit F2,8 in Ordnung, am Teleende fällt sie allerdings auf magere F5,2 ab, so dass man zur Vermeidung von Verwackelungen kräftig Licht braucht. Beim Autofokus hingegen stellt die NV8 weder positive noch negative Rekorde auf, mit ca. 0,5 Sekunden Autofokuszeit braucht sie sich aber keineswegs zu verstecken. In dunklen Situationen wird der AF noch durch ein rotes Hilfslicht unterstützt. Viel Wert legt Samsung auf den Filmaufnahmemodus, der mit einer MPEG4-Komprimierung arbeitet und somit gegenüber herkömmlichen Motion-JPEG-Komprimierungen viel Speicherplatz spart. Ein wirkungsvoller, elektronischer Bildstabilisator ist ebenfalls eingebaut, er kostet allerdings ein paar Grad Bildwinkel. Filme können sogar in der Kamera bearbeitet und geschnitten werden, auch die Fotobearbeitungsfunktionen sind zahlreich, verspielte Naturen werden hier ihre Freude haben.

Fazit Die Samsung NV8 ist eine leistungsfähige, gut verarbeitete Designkamera mit innovativem Bedienkonzept zu einem kleinen Preis. Die Fortschritte gegenüber der Vorgängerin NV10 sind nicht zu übersehen, Samsung ist hier auf dem richtigen Weg. Die visuelle Gefälligkeit der Fotos hat zugelegt, so dass man die Fotos bedenkenlos ohne Bildbearbeitungskenntnisse direkt in Form von Abzügen verwerten kann.

Kurzbewertung

  • gefällige Bildergebnisse
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • innovatives Sensortasten-Bedienkonzept
  • sehr gute Verarbeitung und Design
  • geringe Auflösung
  • Akkukapazität reicht nur für ca. 200 Aufnahmen
  • etwas träge Gesichtserkennung

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.