Kompaktkamera mit großem Sensor, Kompaktkamera

Testbericht: Ricoh GR

Seite 2 von 2, vom 2014-08-05 (Autor: Martin Vieten)Zur Seite 1 wechseln

Eine spezielle Funktion der GR ermöglicht es, den nutzbaren Dynamikumfang zu erweitern. Vereinfacht gesagt, nimmt sie dabei ein knapp belichtetes Foto auf, um die Lichterzeichnung zu verbessern, die Tiefen werden dann aufgehellt. Damit man auch bei hellem Licht möglichst mit Offenblende fotografieren kann, lässt sich bei der GR ein ND-Filter mit -2 EV Dämpfung in den Strahlengang schwenken. Dies ist umso wichtiger, als die kürzeste Belichtungszeit bei Offenblende lediglich 1/2.000 Sekunde beträgt, erst ab F5.6 steuert die GR noch kürzere Belichtungszeiten bis hin zu 1/4.000 Sekunde. Sollten die 28 Millimeter Brennweite der GR einmal zu kurz sein, bietet sie zwei Crop-Modi, die Aufnahmen entsprechend einer Brennweite von 35 oder 48 Millimeter zuschneiden.

So richtig in ihrem Element ist die GR, wenn es ums Scharfstellen geht. Der Autofokus arbeitet äußerst flott, bereits nach 0,16 Sekunden hatte die Kamera im Labor von digitalkamera.de fokussiert und ausgelöst. Wem selbst das noch zu lange dauert, der kann eine Distanz wie 2,5 oder 5 Meter aber auch Unendlich vorgeben, ab der die GR mit dem Fokussieren beginnt, oder mit der sie als Fixfokuskamera funktioniert – eine pfiffige Idee, etwa für schnelle Schnappschüsse oder Landschaftsaufnahmen. Die Naheinstellgrenze liegt standardmäßig bei 30 Zentimeter, lässt sich jedoch im Makro-Modus auf zehn Zentimeter verkürzen. Wer lieber manuell fokussiert, wird von der GR tatkräftig unterstützt. So blendet sie auf Wunsch unter dem aktuellen Fokusfeld eine vergrößerte Darstellung ein, Größe und Vergrößerung dieser Fokuslupe lassen sich anpassen. Was der GR allerdings wirklich fehlt, ist ein Bildstabilisator. Der kleine Bordblitz ist etwas schwach auf der Brust, reicht aber, um den Vordergrund aufzuhellen. Bei Bedarf lässt sich die GR via ISO-Schuh mit einem leistungsstärkeren Blitzgerät ausstatten.

Falls es um Videoaufnahmen geht, ist die GR nicht so ganz auf der Höhe der Zeit. Zwar filmt sie in Full-HD-Auflösung und nimmt den Ton in Stereo auf, die Framerate beträgt jedoch maximal 30 fps. Wenig praxistauglich ist zudem, dass sich weder Blende noch Belichtungszeit bei Filmaufnahmen vorgeben lassen. Reichhaltig sind dagegen die Bearbeitungsfunktionen im Wiedergabemodus. So erlaubt es die GR Raw-Dateien zu entwickeln und offeriert dabei sogar eine Funktion zur Reduzierung von Moiré. Auf GPS oder WiFi-Funktionen verzichtet die GR allerdings völlig.

Bildqualität Ricoh stattet die GR mit allen Zutaten aus, die für eine feinste Bildqualität nötig sind. Der Bildwandler im APS-C-Format löst mit gut 16 Megapixeln moderat hoch auf – beste Voraussetzungen für rauscharme und Aufnahmen und einen guten Dynamikumfang. Zudem verzichtet der Sensor auf einen üblichen Tiefpassfilter, der die nutzbare Auflösung begrenzt, um Moiré-Effekten vorzubeugen. Doch letztendlich zählt, was die Kamera aus diesen Zutaten macht. Das musste sie im Testlabor von digitalkamera.de zeigen. Das detaillierte und ausführlich kommentierte Laborprotokoll kann wie immer gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Datei heruntergeladen werden – siehe weiterführende Links am Ende des Beitrags.

In Sachen „Rauschen“ verhält sich die Ricoh GR klassisch: Mit jeder Erhöhung der ISO-Empfindlichkeit nimmt der Signal-Rauschabstand ab, die kritische Grenze von 35 dB erreicht sie bei ISO 1.600. Umgekehrt steigt das Luminanzrauschen nahezu linear an, bleibt jedoch bis ISO 6.400 unkritisch. Farbrauschen hat die GR besser im Griff, sichtbare Farbstörungen treten selbst bei maximalen ISO 25.600 nicht auf. Um den sichtbaren Einfluss der Rauschunterdrückung gering zu halten, schärft die GR kräftig nach – bei niedrigen ISO-Werten etwas zu kräftig. Die Texturschärfe liegt bis ISO 400 über 1,1, bei kontrastreichen Motiven zeigen Kanten durchaus Helligkeitssäume.

Eher professionell abgestimmt ist die Tonwertkurve der GR. Eine allzu knackige Aufbereitung von Kontrasten verkneift sie sich, die Aufnahmen wirken dadurch einerseits schön differenziert, anderseits aber auch etwas zurückhaltend. Fast schon vorbildlich ist die Farbtreue der GR, schade nur, dass der Weißabgleich bei höheren ISO-Werten nicht genau genug arbeitet. Der Dynamikumfang der GR ist bis ISO 800 sehr gut, bricht dann aber ein und erreicht bei ISO 3.200 noch so gerade gute Werte.

Das Objektiv der GR zeichnet sich dadurch aus, dass es kaum verzeichnet, Bildecken wenig abdunkelt und auch nahezu frei von Chromatischen Aberrationen ist. Das Auflösungsvermögen ist jedoch mit gut 40 Linienpaaren/Millimeter etwas gering. Im Gegenzug nimmt die Auflösung zu den Bildrändern hin kaum ab – gerade für ein Weitwinkelobjektiv ist das selten und daher hervorragend.

Fazit Die Ricoh GR vereint eine 28-Millimeter-Festbrennweite mit APS-C-Sensor in einem handlichen und wertigen Gehäuse. Die Leistung der leichten Kamera ist solide, insbesondere die über das gesamte Bildfeld sehr gleichmäßige Auflösung des Objektivs sticht hervor. Doch trotz des vergleichsweise großen Sensors kann die Bildqualität nur bis ISO 1600 auf ganzer Linie überzeugen. Bei höheren ISO-Werten bricht der Dynamikumfang ein, der Signal-/Rauschabstand wird kritisch. Abstimmung und Ausstattung der Ricoh GR richten sich eher an ambitionierte Fotografen. Der Autofokus ist sehr schnell und treffsicher, zum manuellen Fokussieren bietet die GR eine Vielzahl an Assistenzfunktionen. Es fehlen jedoch Motivprogramme, die Gesichtserkennung lässt sich nur in der Vollautomatik nutzen. Bei Videoaufnahmen gibt es praktisch keine Eingriffsmöglichkeiten, WiFi und GPS fehlen bei der GR. Sehr gut ist hingegen die Ergonomie der Kamera, die GR ist zudem gemessen an ihrer Größe ausgesprochen leicht. Unterm Strich empfiehlt sich die Ricoh GR vor allem als hochwertige Reise- und Reportagekamera, wobei der Verzicht auf ein Zoomobjektiv gewisse Beschränkungen auferlegt.

Kurzbewertung

  • Sehr schneller Autofokus
  • Leichtes und hochwertiges Kameragehäuse
  • Großer Funktionsumfang (für anspruchsvolle Fotografen)
  • Blitzschuh
  • Bildstabilisator, GPS und WiFi fehlen
  • Display starr verbaut, kein EVF
  • Bildqualität nur bis ISO 1.600 auf APS-C-Niveau

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Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 93 %
Ausstattung 12,5 % 88 %
Handhabung 12,5 % 91 %
Geschwindigkeit 12,5 % 90 %
Bildqualität 50,0 % 93 %
Gesamtnote 91 %

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Ricoh
Modell GR
Preis ca. 600 EUR
Sensor Auflösung 16,9 Megapixel
Max. Bildauflösung 4.928 x 3.264
(Seitenverhältnis) (3:2)
Objektiv F2,8 28mm
Filtergewinde 49 mm (optional)
Sucher optisch (optional)
  Dioptrienausgleich
  Auflösung
  Vergrößerung
  Bildfeldabdeckung
LCD-Monitor 3"
  Auflösung 1.230.000
  drehbar
  schwenkbar
  als Sucher ja
Videoausgang AV/HDMI (PAL/NTSC)
Programmautomatik ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
manuelle Belichtung ja
  BULB-Langzeit-
  belichtung
ja
Motivprogramme  
  Porträt
  Kinder/Baby
  Landschaft
  Makro
  Sport/Action
  weitere
Belichtungsmessung   Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot
Blitz ja
  Blitzanschluss ISO TTL-Systemblitzschuh
Fernauslöser Kabel
Intervallaufnahme ja
Speichermedium SD/SDHC/SDXC
Videomodus  
  Format MPEG
  Codec H.264
  Auflösung (max.) 1.920 x 1.080
  bei Bildfrequenz 30p
Empfindlichkeit  
  automatisch ISO 100-25.600 (auf ISO 800 begrenzbar)
  erweitert
  manuell ISO 100-25.600
Weißabgleich  
  Automatik ja
  Sonne ja
  Wolken ja
  Leuchtstofflampe ja
  Glühlampe ja
  Sonstiges WB-Feinkorrektur
  Manuell ja
Autofokus  
  Anzahl
  Messfelder
810
  AF-Hilfslicht grüne LED
  Geschwindigkeit ca. 0,16 s
Sprachen Deutsch
  weitere 16
Gewicht
(betriebsbereit)
249 g
Zoom  
  Zoomverstellung
Einhandbedienung
(Zoom und Auslöser)
Auslösung während d. Speicherns mögl. ja
Akkulaufzeit ca. 290 Aufnahmen (gem. CIPA)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"

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