Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Panasonic Lumix DMC-GX7
2013-09-26 Leicht, kompakt und dennoch eine Ausstattungsliste, die alle Wünsche erfüllen will: Panasonic will sich mit der Lumix einen Platz auf dem Olymp der handlichen spiegellosen Systemkameras sichern. Dazu hat die GX7 ein paar hilfreiche Features mit im Gepäck: Einen elektronischen Sucher etwa, der sich senkrecht nach oben schwenken lässt. Oder eine WiFi-Anbindung zur drahtlosen Bildübertragung und Fernsteuerung der Kamera. Auch den Bildsensor hat Panasonic kräftig überabeitet, auf dass er noch weniger rauscht. Wie sich die neue Premium-Systemkamera im praktischen Einsatz sowie im Labor von digitalkamera.de schlägt, klärt unser ausführlicher Testbericht. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Die erste Kontaktaufnahme mit der Lumix GX7 lässt einen unwillkürlich denken: „Ist die breit geraten“. Doch ein Blick in die technischen Daten stellt schnell klar: Das muss eine optische Täuschung sein. Zwar ist die GX7 ein paar Millimeter breiter und höher als eine vergleichbare Sony NEX6, wirkt aber deutlich voluminöser. Verantwortlich für diesen Eindruck ist das Objektiv mit der sperrigen Bezeichnung G Vario 14-42/1:3.5-5.6 II Asph Mega O.I.S., mit dem unsere Testkamera ausgestattet war und mit dem die GX7 auch im Set angeboten wird. Es hat einen sehr geringen Durchmesser und lässt dadurch die Kamera größer erscheinen, als sie tatsächlich ist. Bestückt mit diesem Standardzoom drückt die GX7 rund ein Pfund auf die Waage. Damit ist sie einerseits noch gut tragbar, liegt anderseits aber auch angenehm fest in der Hand. Ein ordentlich ausgeformter und rutschfest genarbter Handgriff trägt sein Übriges dazu bei, dass sich die GX7 sicher halten lässt – notfalls auch nur mit einer Hand. Das ist letztendlich wichtiger als ein schmuckes Design, insbesondere unser reinschwarzes Testmodell wirkt eher nüchtern. Es gibt die GX7 indes auch in einer Variante, bei der Ober- und Unterseite in Silber ausgeführt sind, was ihr einen Hauch von Retro-Look verleiht.
Die Bedienelemente hat Panasonic rechts außen am Gehäuse konzentriert. Sie lassen sich bequem mit dem Daumen beziehungsweise Zeigefinger erreichen und sind weitgehend so platziert, dass man kaum etwas versehentlich verstellt. Nur etwas größer dürften die kleinen Drucktaster gerne sein. Doch darüber lässt sich hinwegsehen, weil man sie sowieso nicht so oft benötigt: Die Lumix GX7 wartet mit einem berührungsempfindlichen Display auf, über das sich die Kamera sehr bequem steuern lässt. Dieser Bildschirm löst mit über einer Million Bildpunkten fein auf und lässt sich waagerecht nach oben klappen sowie um
rund 45 Grad nach unten. Touch-Steuerung, eine ordentliche Anzahl an Tasten und Knöpfen sowie das praktische Schnellmenü tragen dazu bei, dass im Alltag das Hauptmenü selten bemüht werden muss. Falls einmal doch, findet man sich darin gut zurecht. Panasonic hat es vorbildlich in fünf Hauptregister aufgeteilt, die dann jeweils noch in Unterregister gegliedert sind. Diese Struktur verhindert, dass man umständlich ellenlange Listen durchblättern muss – praktisch jeder Parameter lässt sich flott aufrufen.
Wem die Sucherbildkontrolle am ausgestreckten Arm nicht liegt, dem bietet die GX7 mit ihrem elektronischen Sucher (EVF) eine wirklich gute Alternative. Er ist ganz links außen platziert und steht ein gutes Stück über das rückwärtige Gehäuse hervor. So läuft man nicht Gefahr, sich die Nase am Display plattzudrücken – zumindest nicht, wenn man mit dem rechten Auge in den Sucher blickt. Nahezu einzigartig ist, dass sich der EVF auch um bis zu 90 Grad nach oben schwenken lässt. Auf diese Weise erhält man eine Art Schachtsucher, der insbesondere bei bodennahen Aufnahmen eine
sehr genaue Sucherbildkontrolle ermöglicht. Mit seinen 2,76 Millionen Bildpunkten löst der EVF der GX7 extrem fein auf. So fein, dass bei der Detailwiedergabe kaum noch Unterschiede zum klassischen optischen Sucher wahrnehmbar sind. Das ist der Verdienst der speziellen „Feld-Sequenz-Display“-Technik: Jeder Bildpunkt zeigt im rasend schnellen Wechsel eine der der Grundfarben Rot, Grün oder Blau. So schnell, dass das Auge nur einen einzelnen Farbwert wahrnimmt. Das funktioniert wirklich gut, die Farbwiedergabe des EVF ist sehr nah an den Farben der Aufnahme, laut Panasonic deckt der EVF nahezu den Farbraum „Adobe RGB“ ab. Bei diesen prächtigen Farben nimmt man gerne in Kauf, dass der EVF nicht ganz so fix auf Änderungen im Sucherbild reagiert. Wird die GX7 flott geschwenkt, wirkt das Sucherbild verwischt, stabilisiert sich aber augenblicklich, sobald die Kamera wieder zur Ruhe gekommen ist. In Sachen Auflösung, Kontrastdarstellung und Farbwiedergabe gehört dieser EVF sicherlich zum Besten, was derzeit zu haben ist. Brillenträger werden ihn trotzdem nicht uneingeschränkt mögen: Die Austrittspupille ist auf einen Augenabstand von sehr kurzen 17,5 Millimeter berechnet – so nah kommt man mit Brille nicht an den Sucher heran. Bleibt das Auge jedoch weiter weg, verschwindet das Sucherbild in einer dunklen Röhre und lässt sich nicht mehr zur Gänze überblicken. Wenigstens hat Panasonic den EVF mit einer weitreichenden Dioptrienkorrektur versehen, sodass man die Brille notfalls in die Stirn schieben kann.
Während sich die meisten Knöpfe und Schalter auf der rechten Seite der GX7 drängeln, sind die Anschlüsse für USB- und HDMI-Kabel sowie die optionale Fernsteuerung linksseitig unter einer schnöden Plastikklappe untergebracht. Die wirkt beim sehr hochwertigen Magnesium-Aluminium-Gehäuse der GX7 nicht nur etwas deplatziert, sondern ist auch noch umständlich zu öffnen. Dazu muss man nämlich erst das Display etwas abklappen. Aufgeräumt geht es am Boden der Kamera zu. Hier gibt es ein Stativgewinde, das ordentlich in der optischen Achse sitzt, sowie ein kombiniertes Akku- und Speicherkartenfach. Es sitzt weit genug vom Stativgewinde entfernt, sodass Massenspeicher und Energiespender auch bei angesetzter Schnellwechselplatte zugänglich bleiben. Auf der Oberseite wirkt die Kamera etwas unordentlicher, der große Auslöser steht hier deutlich hervor. Der Ergonomie kommt dies indes durchaus entgegen, durch ihre eigenwillige Form sind die Bedienelemente sicher zu ertasten.
Ausstattung Wer einmal das Hauptmenü der GX7 durchblättert, sieht schnell, wie umfangreich der Funktionsumfang der Kamera ist. Das mag Einsteiger und weniger versierte Fotografen zunächst abschrecken – doch keine Angst: Panasonic hat die GX7 mit cleveren Vollautomatiken versehen, die einem praktisch alles abnehmen. Wer will, kann in der „intelligenten Automatik“ Belichtungsmesser, Weißabgleich sowie die Blendenzahl zur Kontrolle der Schärfentiefe übersteuern. Ob der Bordblitz zum Einsatz kommt oder nicht, entscheidet jedoch immer der Fotograf: Die GX7 blitz nur dann, wenn das kleine Blitzgerät zuvor manuell ausgeklappt wurde. Neben der Vollautomatik stellt die GX7 über 20 Motivprogramme zur Wahl – was vielleicht schon wieder etwas zu viel des Guten ist. Ähnlich verhält es sich mit den Kreativeffekten, hier hat man die Qual der Wahl zwischen 22 Optionen von „Sternefilter“ über „Miniatureffekt“ bis hin zu „Bleach-Bypass“.
Versierte Fotografen, die ihre Kamera ganz nach ihrem Geschmack auf die jeweilige Aufnahmesituation einstellen möchten, werden bei der GX7 kaum eine Möglichkeit vermissen. Die Ausstattungsliste ist derart umfangreich, dass man sie fast schon als „komplett“ bezeichnen muss. Etwa die Funktionen zur Bändigung hoher Motivkontraste. Das überlässt man zum Beispiel der intelligenten Tonwertkorrektur i.Dynamik. Alternativ bietet die GX7 eine HDR-Automatik, die drei unterschiedlich belichtete Aufnahmen zu einem Bild mit perfekt durchgezeichneten Tiefen und Lichtern vereint. Als weitere Möglichkeit lässt sich dem Bildprozessor eine editierbare Tonwertkurve vorgeben; sie legt fest, wie sehr Tiefen und/oder Lichter angehoben beziehungsweise abgesenkt werden.
Sehr ausgereift gibt sich das Blitzsystem der GX7. Selbstredend, dass es mit Funktionen wie Langzeitsynchronisation oder Blitz auf dem zweiten Verschlussvorhang aufwartet. Keine Selbstverständlichkeit ist dagegen die sehr kurze Blitzsynchronzeit von 1/320 s mit dem Bordblitz und immer noch kurze 1/250 s mit einem externen Systemblitzgerät. Vorbildlich sind die Funktionen zur Steuerung eines drahtlos angebundenen Systemblitzes. Bis zu drei Gruppen kann die GX7 ansprechen, wobei sich jede Gruppe individuell konfigurieren lässt. Bei der Blitzbelichtungskorrektur patzt die Kamera jedoch etwas – sie lässt sich nur in den Tiefen des Hauptmenüs aufrufen und kann weder ins Schnellmenü aufgenommen werden noch lässt sie sich auf eine Funktionstasten legen. Das ist schade, denn (wie so viele Kameras) meint es die GX7 beim Aufhellblitz in Gegenlichtsituationen zu gut und schält das Hauptmotiv daher unschön aus seiner Umgebung heraus.
Wenn schnelle Serienaufnahmen gefordert sind, legt die GX7 mit einem eindrucksvollen Tempo los: 9,3 Fotos per Sekunde (fps) nimmt sie in JPEG auf, im Raw-Format sind es immerhin noch 8,0 fps. Dabei zeigt sie durchaus einen langen Atem, 25 JPEG-Aufnahmen sind bei dem hohen Tempo möglich, im Raw-Format ist jedoch bereits nach neun Fotos Schluss mit dem Spurt. Anschließend geht’s im Dauerlauf dafür umso gemächlicher weiter mit 2,1 fps in JPEG und langsamen 0,4 fps in Raw. In der Praxis dürfte die hohe Ausdauer im Sprint jedoch wichtiger sein, als das gemütliche Tempo beim Dauerlauf. Kleiner Schönheitsfehler: Bei High-Speed-Serien zeigt die GX7 kein Live-View-Bild, stattdessen erscheint für einen kurzen Moment die letzte Aufnahme im Sucher. Lästig ist das insbesondere bei Mitziehern, hier wandert das Motiv leicht aus dem Bildausschnitt. Wer das vermeiden möchte, kann auch Serien mit Sucherbildkontrolle aufnehmen, dann sinkt die Bildrate jedoch auf rund 3,8 fps. Bei dieser verringerten Bildrate kann die GX7 dann auch den Fokus nachführen (bei High-Speed-Serien wird er auf das erste Bild fixiert). Der Nachführ-Autofokus hat indes etwas Probleme, nicht alle Aufnahmen waren in der Praxis scharf.
Keine Probleme hat der Nachführ-AF dagegen bei Videoaufnahmen. Die GX7 filmt mit einer maximalen Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel (also in Full-HD) bei einer hohen Datenrate von 28 Mbit/s. Bei Filmaufnahmen stehen praktisch alle Optionen zur Verfügung, die es auch für Fotos gibt. So lässt sich beispielsweise eine Blende zur Steuerung der Schärfentiefe vorgeben, die GX7 richten dann die Belichtungszeit daran aus. Eigens für gleichmäßige Zoomfahrten bietet Panasonic Power-Zoom-Objektive an, etwa das Vario PZ 45-175/4.0-5.6 oder das sehr kompakte Vario PZ 14-42/3.5-5.6. Simultan zur Videoaufnahme können auch Fotos aufgenommen werden, alternativ erlaubt es die GX7 im Wiedergabemodus Einzelbilder aus einem Video zu extrahieren. Ansonsten sind die nachträglichen
Bildbearbeitungsmöglichkeiten etwas begrenzt: Bilder zuschneiden, zu einem Stop-Motion-Film zusammenfassen – das war’s dann schon im Wesentlichen.
Sehr großzügig sind dagegen die Möglichkeiten, die die WiFi-Funktion der GX7 bietet (siehe auch den Fototipp zum Thema in den weiterführenden Links). Zunächst einmal hat sie NFC an Bord, Smartphone und Kamera lassen sich also ohne lästige Eingabe von SSID und Passwort miteinander verbinden. Steht die Verbindung, sendet die GX7 Aufnahmen an das verbundene Gerät und lässt sich auch vom Smartphone oder Tablet aus fernsteuern. Dazu ist lediglich die kostenlose „Panasonic Image App“ nötig, die mit einem erfreulich großen Funktionsumfang aufwartet. Praktisch auch, dass die GX7 die GPS-Daten von einem verbundenen Mobile Device übernimmt – so kann die Kamera selber auf einen GPS-Empfänger verzichten. Selbstverständlich kann die GX7 Bilder und Videos auch an einen PC oder ein TV-Gerät im Netzwerk übertragen.
Objektiv Für unseren Test war die Lumix GX7 mit dem Standardzoom „G Vario 14-42/1:3.5-5.6 II Asph Mega O.I.S.“ versehen, das bezogen auf Kleinbild einen Brennweitenbereich von 28 bis 84 Millimeter abdeckt. Der Auftritt des kleinen Zooms ist unspektakulär, Tubus und Bajonett bestehen weitgehend aus Kunststoff. Diese Sparmaßnahme kommt immerhin dem Gewicht zu Gute, das Objektiv drückt gerade einmal etwas mehr als 100 Gramm auf die Waage. Bei der Technik hat Panasonic indes nicht gespart: Gleich neun Linsen in acht Gruppen kümmern sich um die Abbildung, zwei Linsen sind zudem asphärisch geformt. Außerdem ist das Objektiv mit einem optischen Bildstabilisator versehen.
Als Alternative zum optischen Bildstabilisator setzt Panasonic bei der GX7 erstmals auch einen sensorbasierten Stabilisator ein. Er kommt dann zum Zuge, wenn ein nicht-stabilisiertes Objektiv an die Kamera angesetzt wird. Das können nicht nur Micro-Four-Thirds-Objektive sein, etwa von anderen Herstellern, sondern auch Objektive, die per Adapter an der GX7 angeschlossen
werden. Beim Adaptieren von Fremdoptiken zeigt sich die GX7 übrigens dank ihres geringen Auflagenmaßes von rund 19,6 Millimeter sehr flexibel und bietet sich so durchaus auch als Systemträger für Leica-M-Objektive an.
Beim Autofokus vertraut Panasonic bei der GX7 auf die sehr genaue, jedoch prinzipiell eher langsame Kontrastmessung. Doch grau ist alle Theorie, die Lumix GX7 stellt nämlich pfeilschnell scharf. Die Auslöseverzögerung inklusive automatischer Fokussierung von Unendlich auf zwei Meter beträgt maximal 0,2 Sekunden. So fix ist kaum eine andere Kamera, auch keine Profi-DSLR! Der Trick, mit dem Panasonic dem Autofokus Beine macht, ist nicht mehr ganz neu, verblüfft aber immer noch: Beim Scharfstellen liest die GX7 das Sensorsignal mit einer sehr hohen Rate von 240 Hertz aus. Zudem sind Prozessor und Stellmotoren offenbar in der Lage, schnell genug zu reagieren. Sogar beim Nachführ-AF funktioniert das Verfahren, was auch Videofilmer freuen wird: Die GX7 regelt den Fokus blitzschnell und kaum pumpend nach. Mit der automatischen Gesichtserkennung hält die GX7 Portraits im Fokus, sobald sie einmal erkannt wurden. Wer manuell scharf stellen möchte (oder mit einem adaptierten Objektiv muss), wird von der GX7 tatkräftig unterstützt. Zum einen durch Fokus-Peaking, das Motivkanten innerhalb der Schärfeebene farbig hervorhebt. Und zum anderen gibt es eine sehr weit anpassbare Fokuslupe. Die Lumix GX7 wartet übrigens mit einem AF-/MF-Umschalter auf, sodass man blitzschnell zwischen Autofokus und manuellem Scharfstellen wechseln kann.
Bildqualität Um die Digitalisierung des Abbilds kümmert sich bei der Lumix GX7 ein Bildsensor im Four-Thirds-Format mit 16 Megapixeln Auflösung. Mit lediglich 25 Prozent der Fläche eines Kleinbildfilms ist dieser Bildwandler also recht hoch integriert, was theoretisch Nachteile beim Signal-Rauschabstand sowie der Eingangsdynamik nach sich zieht. Panasonic will diesen
Nachteilen unter anderem mit einem neuen Design begegnen, bei dem größere Photodioden und spezielle Mikrolinsen eine signifikant höhere Lichtausbeute ermöglichen. Im Testlabor von digitalkamera.de musste die GX7 zunächst zeigen, inwiefern die Messwerte vom neuen Sensordesign profitieren. Aber auch in der Aufnahmepraxis hatte sich die GX7 zu bewähren. Wie immer, gibt es das detaillierte und ausführlich kommentierte Laborprotokoll gegen ein kleines Entgelt zur Einsicht und als PDF-Download – mehr dazu in den weiterführenden Links am Ende des Beitrags.
Selbst bei niedrigen ISO-Stufen glänzt die GX7 nicht gerade mit einem herausragenden Signal-/Rauschabstand, die kritische Grenze von 35 dB wird jedoch erst bei ISO 3.200 gerade so unterschritten. ISO 3.200 ist auch die Grenze, bis zu der das Luminanzrauschen messtechnisch unkritisch bleibt. In der Praxis bleibt das Helligkeitsrauschen aber auch bei noch höheren ISO-Stufen unproblematisch, weil die GX7 bis hinauf zur maximalen Empfindlichkeit von ISO 25.600 mit einem sehr feinen Korn glänzt. Ebenso hat sie das besonders lästige Farbrauschen fest im Griff, Farbstörungen werden über den gesamten Empfindlichkeitsbereich hinweg wirksam unterdrückt. Dennoch ist nicht alles Gold, was an diesen Messwerten glänzt: Bereits jenseits der ISO 200 nimmt die Texturschärfe kontinuierlich ab, zunächst nur moderat, jenseits der ISO 800 dann stärker. Das ist ein klares Indiz dafür, dass die Rauschunterdrückung früh und kräftig ins Geschehen eingreift. Ein Befund, der sich beim Betrachten der Aufnahmen bestätigt: Fotos mit ISO 1.600 wirken bereits deutlich flacher und detailärmer als solche mit der Basisempfindlichkeit von ISO 200. Kurzum: Die Rauschunterdrückung der GX7 übertreibt es in den
Standardeinstellungen etwas. Zum Glück lässt sie sich individuell konfigurieren, eine Rauschunterdrückung nach Maß ist zudem mit Raw-Dateien möglich.
Rein gar nichts zu kritisieren gibt es bei der Eingangsdynamik der GX7. Sie verarbeitet praktisch über den gesamten Empfindlichkeitsbereich hinweg einen Kontrastumfang von nahezu elf Blendenstufen – ein hervorragendes Ergebnis! Mit der Differenzierung feinster Helligkeitsabstufungen tut sich die GX7 dagegen etwas schwer, der Ausgabe-Tonwertumfang bleibt aber bis ISO 1.600 gut. Die Tonwertkurve ist standardmäßig eher knackig abgestimmt, lässt sich aber wunschgemäß anpassen. Weiter verbessern dürfte Panasonic die Farbwiedergabe – hier bleibt die GX7 in der unrühmlichen Tradition und verschiebt vor allem Cyan- und Orangetöne kräftig in Richtung warm. Im Mittel gehen die Farbabweichungen jedoch durchaus in Ordnung, wenngleich andere Kameras ihrer Preisklasse es da noch etwas genauer nehmen.
Unterm Strich wissen die Leistungen des neuen Bildsensors gepaart mit der internen Bildaufbereitung der GX7 durchaus zu überzeugen – zumal sich letztere sehr detailliert an die eigenen Vorstellungen anpassen lässt. Wie sieht es aber aus, wenn das preisoptimierte Set-Objektiv mit ins Spiel kommt? Gar nicht mal schlecht: Die Schärfe verläuft über das gesamte Bildfeld schön gleichmäßig, insbesondere wenn etwas abgeblendet wird. Vignettierung ist zwar messbar, fällt aber nicht auf. Gutmütig zeigt sich das G Vario 14-42 auch in Sachen chromatische Aberration, lediglich in den äußersten Bildecken können Farbsäume an Kontrastkanten etwas stören. Beim Auflösungsvermögen macht das preisoptimierte Objektiv indes keine sonderlich gute Figur.
Es schafft im günstigsten Fall gerade einmal gut 40 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm), wohlgemerkt nur im Bildzentrum. Da hält so manche hochwertige Kompaktkamera problemlos mit. Zu den Bildrändern hin nimmt das Auflösungsvermögen nochmals kräftig ab, insbesondere im Weitwinkel- und Telebereich unterschlägt das Objektiv feine Details, die der Sensor mühelos abbilden könnte.
Unterm Strich liefert die Lumix GX7 eine eindrucksvolle Bildqualität, jedoch nicht unbedingt mit den Werksvorgaben. Das Nachsehen hat sie allerdings, wenn sehr hohe ISO-Stufen erforderlich sind, auch bei optimaler Konfiguration ist spätestens ab ISO 3.200 mit einem sichtbaren Qualitätsverlust zu rechnen.
Fazit Einen Platz auf dem Olymp der spiegellosen Systemkameras hat sich die Lumix GX7 zweifelsohne verdient. Ihr Funktionsumfang ist überragend, zudem lässt sich die Kamera sehr weit individualisieren. Ein echtes Highlight ist der elektronische Sucher, der sehr fein auflöst, einen weiten Farbraum abdeckt und auch hohe Motivkontraste nachvollziehbar wiedergibt. Einzigartig ist, dass sich der EVF nach oben schwenken lässt und so auch für bodennahe Aufnahmen gut zu gebrauchen ist. Schade nur, dass Brillenträger nicht in den Genuss des tollen EVFs kommen, dazu liegt die Austrittspupille zu nah am Auge. Das Gehäuse der GX7 ist tadellos verarbeitet, die Kamera liegt gut in der Hand und lässt sich mithilfe des Touchscreens und der vielen frei belegbaren Funktionstasten einfach bedienen. Zudem glänzt die Kamera mit einer hohen Serienbildrate sowie einem pfeilschnellen Autofokus. Wenn es überhaupt einen Anlass zur Kritik gibt, dann höchstens bei der Bildqualität. Der recht kleine Micro-Four-Thirds-Sensor hat kleinere Probleme mit Bildrauschen, das der Bildprozessor allzu forsch bekämpft. Dennoch liefert die GX7 bis hinauf zu recht hohen ISO 3.200 wirklich brauchbare Bildergebnisse, wenn man bei der Rauschunterdrückung etwas Gas wegnimmt. Das preisoptimierte Standardzoom schlägt sich ebenfalls wacker, nur das Auflösungsvermögen dürfte besser sein. Wer eine kompakte Systemkamera sucht und keine Kompromisse eingehen möchte, wird derzeit nur wenige Alternativen zur Lumix GX7 finden.
Kurzbewertung
- Sehr großer Ausstattungsumfang
- Extrem schneller Autofokus
- Klappbarer EVF mit hervorragendem Sucherbild
- Gute Bildqualität bis ISO 3.200 mit sehr hoher Eingangsdynamik
- Schwache Auflösungsleistung des Set-Objektivs
- Blitzbelichtungskorrektur nur umständlich via Hauptmenü erreichbar
- EVF mit Brille kaum nutzbar
- Etwas kräftige Rauschunterdrückung führt zu Detailverlusten