Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-GF6

2013-08-08 Panasonic liefert mit der GF6 ein neues Einsteigermodell in seine spiegellose Systemtechnik an. Wobei Einsteigermodell etwas tief gestapelt scheint, betrachtet man den Preis. Für immerhin rund 550 Euro hat Panasonic aber zumindest an der Ausstattung nicht gegeizt, sogar ein WLAN-Modul ist mit an Bord. Ein respektables Objektivangebot steht ebenfalls bereit, da nicht nur die Panasonic-Linsen, sondern auch alle MFT-Objektive von Olympus angekoppelt werden können. Eine Kamera für unbekümmertes und vor allem unbeschwertes Fotografieren, aber mit dem Anspruch einer erwachsenen Bildqualität. Was sich gegenüber der Vorgängerin geändert hat und welchen Nutzen der Fotograf daraus ziehen kann, haben wir in Theorie und Praxis getestet.  (Stefan Meißner)

Ergonomie und Verarbeitung Etwas kantiger und größer ist die DMC-GF6 geworden, was ihr gegenüber der GF5 ein erwachseneres Aussehen verleiht. Deren etwas knuddelige und gedrungene Form ist einer eher glatten Schlichtheit gewichen, die man mittlerweile von vielen spiegellosen Modellen gewohnt ist. Für große Hände ist das Gehäuse der GF6 wohl immer noch etwas zu klein, dafür aber – zumindest mit einem Pancake-Objektiv – jackentaschentauglich. Auch beim Gewicht hat sie zugelegt, bleibt aber mit dem Kit-Zoom 14-42mm II OIS mit 480 Gramm angenehm tragbar. Das Gehäuse wirkt sehr solide verarbeitet, alle Schalter und der nun neu hinzugekommene Moduswähler rasten sauber und lassen sich gut bedienen. Die Abdeckung der beiden Anschlüsse (HDMI und AV/Digital) ist von hinreichender, Speicherkarten- und Akkufach wiederum ordentlicher Qualität. Das Stativgewinde sitzt korrekt in der optischen Achse und ist aus Stahl gefertigt, verwehrt aber bei angesetzter Schnellwechselplatte den Zugang zum Akku . Ein zwei Finger breiter Griffbuckel vorne und eine kleine Applikation aus Gummi für den Daumen an der Rückseite geben einigermaßen Halt, dennoch sollte die GF6 eindeutig besser mit beiden Händen gehalten werden. Dann lassen sich auch der Moduswähler auf der Oberseite und die Kreuzwippe auf der Rückseite komfortabel bedienen.

Auch etwas dicker ist die GF6 als ihre Vorgängerin, was vor allem am Schwenkdisplay liegt. Nach oben und unten kann es jetzt geklappt werden, wobei der pfiffige Mechanismus das Display vollständig nach vorne über die Kamera schwenken lässt, was bequem Selbstportraits ermöglicht. Nach unten reicht es allerdings nur bis etwa 45 Grad, was aber aufgrund der guten Winkelunabhängigkeit kaum einschränkt. Überhaupt macht das Display viel Freude. Mit über einer Millionen Bildpunkte bildet es sehr detailliert und brillant ab. Nur bei direktem Sonnenlicht wünscht man sich einen Sucher, der aber leider mangels Zubehörschuh auch nicht nachgerüstet werden kann. Begeistern kann wiederum die Berührungsempfindlichkeit. Blättern und ins Bild zoomen ist wie vom Smartphone gewohnt möglich, und auch die Bedienung der Menüs und vieler Kameraparameter geht mit einer Kombination aus Touchscreen und Schaltern schnell von der Hand. Gelegentlich funktioniert das sogar zu gut wenn man beim Hantieren versehentlich auf das Display tippt und damit unbemerkt das Fokusfeld an den Bildrand verschiebt. Das kann beim Fotografieren zu Überraschungen führen. Wem das zu häufig passiert, deaktiviert besser den Touch-AF. An Informationen bietet das Display alles, was sinnvoll ist: Histogramm, Gitter, Belichtungsinformationen und auch Bildeffekte können bei Bedarf direkt angezeigt werden.

Die Bedienung der GF6 gibt dem Anfänger keine Rätsel auf, denn ein einfacher Druck auf die iA-Taste macht die Kamera aus jeder Betriebsart zum Vollautomaten, so dass kaum etwas schief gehen kann. Sind individuelle Einstellungen gewünscht, kann die „Rundum-Sorglos-Automatik“ genau so leicht wieder abgeschaltet werden. Ein Quick-Menü ermöglicht den Zugriff auf die wichtigsten Parameter und besonders gern genutzte Einstellungen können auf die Positionen C1 und C2 des Moduswählers gelegt werden. Der Weg ins vollständige Menü bietet dann eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten und Individualisierungen, die selbst anspruchsvolle Fotografen zufriedenstellen dürfte. Dabei bleibt die Übersicht etwas auf der Strecke, denn die umfangreichen Parameter sind in fünf (bei bestimmten Einstellungen auch sechs) Hauptgruppen gegliedert, die jeweils bis zu sechs Bildschirmseiten enthalten. Blättern ist also angesagt.

Eine Besonderheit stellt der von Kompaktkameras gewohnte Zoomhebel am Auslöser dar: Nur bei Verwendung eines Motorzoom-Objektivs wie zum Beispiel des Lumix G Vario PZ 14-42 mm hat er die erwartete Funktion. Ist kein Motorzoom an der Kamera, wird damit die Belichtungskorrektur eingestellt, was aber sehr leicht zu unbeabsichtigten Fehlbelichtungen führen kann. Besser gefällt, dass bei manueller Belichtung mit dem Zoomhebel die Blende und mit dem Rädchen der Kreuzwippe die Belichtungszeit reguliert wird.

Ausstattung An Automatiken und Bildeffekten mangelt es der Panasonic DMC-GF6 wahrlich nicht. Allein 23 Szene-Modi, deren Wirkung glücklicherweise nicht nur mit zum Teil blumigen Beschreibungen, sondern auch mit kleinen Beispielbildern demonstriert wird, geben viel Raum für Experimente. Dazu kommen 19 Bildeffekte, die ebenfalls auf dem Display beurteilt werden können. Aus der Vielfalt der Einstellmöglichkeiten kann der Fotograf bis zu vier eigene Sets abspeichern und über den Moduswähler beziehungsweise den Touchscreen abrufen. Wer sich hier kreativ ausgetobt hat, wird möglicherweise zu den Standardautomatiken oder gar manueller Bedienung zurück finden, die selbstverständlich mit an Bord sind.

Gut zu gebrauchen ist die Panoramafunktion, die mit einer schnellen Bildfolge nahezu 180 Grad weite Schwenks abdeckt. Vor der Aufnahme können sowohl die Schwenkrichtung als auch die Ausrichtung der Kamera eingestellt werden. Bei hochformatigen Schwenks entstehen Bilder mit einer maximalen Auflösung von 8.176 x 2.560 Pixeln, was problemlos für Panoramen von einem Meter Breite ausreichen dürfte. Etwas Schwenk-Erfahrung vorausgesetzt sind Nahtstellen nur selten erkennbar, eher schon leichte Bewegungsunschärfen, da die Kamera ja während der Aufnahme bewegt wird. Dennoch überzeugen die Ergebnisse. Die Fernsteuerung per WLAN vom Smartphone aus kann ebenfalls begeistern. Notwendig ist nur eine App, die sowohl für Apple als auch Android kostenlos zur Verfügung steht. Im Nahbereich kommt man mit entsprechend ausgestatteten Geräten Dank NFC sogar ohne Verkabelung oder umständliche Netzwerkeinrichtung an die Bild- und Videodaten und auf einem DLNA-kompatiblen Fernseher sollten die Aufnahmen ebenfalls drahtlos betrachtet werden können. Mit einem aktuellen TV-Gerät von Samsung war das aber leider nicht möglich. Zwar klappte die Verbindung auf Anhieb, die Bilder darzustellen weigerte sich der Fernseher jedoch.

Trotz aller Automatik muss der eingebaute Mini-Blitz der Panasonic bei Bedarf von Hand ausgeklappt werden. Er ist nicht besonders leistungsstark und wirkt mit über zwei Blendenstufen Verlust zum Rand eher wie ein Spot. Außerdem sollte die Streulichtblende vom Objektiv abgenommen werden, will man deren deutlichen Schatten vermeiden. Außer dem erzwungenen Blitz zum Aufhellen bietet die GF6 Langzeitsynchronisation mit und ohne Vorblitz. Die Leuchtstärke kann dabei in allen Betriebsarten um plus/minus zwei Blenden angepasst werden. Außerdem dient der kleine Lichtspender zum drahtlosen Steuern von bis zu vier System-Blitzen. Einen Anschluss für externe Blitze wie zum Beispiel einen Zubehörschuh gibt es leider nicht.

Erfreulich schnell und treffsicher arbeitet der Autofokus. Besonders präzise wird er, schaltet man die automatische Wahl aus 23 AF-Feldern aus und den Punkt-AF ein. Absolut genau kann dann der Schärfepunkt vom Fotografen bestimmt und kontrolliert werden, denn die GF6 vergrößert den als Fokuspunkt ausgewählten Bildausschnitt für ein paar Sekunden! Aber natürlich sind auch AF-Verfolgung und Gesichtserkennung vorhanden, und im manuellen Betrieb wird der Fotograf von einer Fokuslupe unterstützt. Der Vergrößerungsfaktor ist dabei mit dem Zoomhebel wählbar. Bei vierfacher Vergrößerung wird nur der Bildausschnitt des AF-Feldes vergrößert dargestellt. Leider wirkt die Schärfeverstellung etwas indirekt und ein viel zu langer Drehwinkel erschwert die Arbeit. Ein Entfernungsbalken, dem leider eine exakte Skala fehlt, zeigt grafisch den ungefähren Abstand. Bei wenig Licht unterstützt ein orange-rotes Lämpchen den Autofokus.

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