Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-G70

Seite 2 von 2, vom 2015-09-01 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Die Panasonic Lumix DMC-G70 musste sowohl im Testlabor als auch in der Praxis ihre Bildqualität unter Beweis stellen. Die Labormessung erfolgte in JPEG mit dem Lumix G Vario 14-42 mm 3.5-5.6 II Asph O.I.S., das als Setobjektiv mit der G70 verkauft wird (zusammen ca. 800 Euro). Die ausführlichen Laborergebnisse inklusive Diagrammen mit Erläuterungen können über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt abgerufen werden. Mit dem 14-42 II erreicht die G70 eine maximale Auflösung von 44 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm), was zwar eine gute Auflösung darstellt, aber bei 16 Megapixeln ist noch Luft nach oben, wie etwa Olympus mit dem 16 Megapixel auflösenden Micro-Four-Thirds-Sensor zeigt. Allerdings stimmt Panasonic seine Bildaufbereitung zurückhaltender ab als Olympus. So zeigt die G70 insgesamt nur recht geringe Schärfeartefakte. Selbst in JPEG ist durchaus noch gutes Potential für Nachschärfung vorhanden. Gegenüber dem Vorgängermodell Lumix DMC-G6 zeigt die G70 aber eine leicht höhere Auflösung bei deutlich geringeren Schärfeartefakten. Das sieht man den Bildern auch an, sie wirken natürlicher und dennoch scharf.

Die höchste Auflösung erreicht das 14-42 II im Weitwinkel im Bildzentrum. Am Bildrand hingegen ist die Auflösung gut ein Drittel geringer. Während man auf 20 mal 30 Zentimeter großen Bildern diesen Auflösungsabfall nicht sieht, tritt er bei größeren Ausgabeformaten durchaus in Erscheinung. Je weiter man zoomt, desto gleichmäßiger wird die Auflösung vom Bildzentrum zum Bildrand. In der Hauptsache liegt das aber nicht etwa an einer höheren Auflösung am Bildrand, sondern vielmehr an einer niedrigeren Auflösung im Bildzentrum. Bei langer Brennweite erreicht das 14-42 II maximal nur 33 lp/mm und muss dafür um zwei Stufen auf F11 abgeblendet werden. Ein beugungsbedingter Auflösungsrückgang macht sich im Weitwinkel ab Blenden über F11 bemerkbar, bei mittlerer und langer Brennweite erst über F16. Ansonsten macht das Objektiv, auch dank digitaler Korrektur durch die Kamera inklusive Beugungsreduktion, einen guten Eindruck. Randabdunklung, chromatische Aberrationen (Farbsäume) und Verzeichnung sind zwar messbar, bleiben aber gering und sind kaum sichtbar.

Der Signal-Rauschabstand ist nur bei ISO 100 und 200 im guten Bereich von über 40 dB, immerhin bis ISO 1.600 bleibt er im akzeptablen Bereich von über 35 dB und sinkt erst bei höheren Empfindlichkeiten unter diesen kritischen Wert. Farbrauschen wird nicht sichtbar, Helligkeitsrauschen hingegen tritt ab ISO 3.200 ganz leicht, ab ISO 6.400 dann aber sichtbarer in Erscheinung. Der feinkörnige Charakter sorgt jedoch für einen angenehm natürlichen Eindruck, sofern man beim Rauschen von natürlich sprechen kann. Panasonic lässt also Rauschen im gewissen Maße zu, was für eine nicht zu übertriebene Rauschunterdrückung spricht, denn eine zu starke Rauschunterdrückung unterdrückt auch Bilddetails, die erhalten werden sollten. Die Messung der feinen Texturen zeigt, dass bis ISO 1.600 praktisch keine feinen Details der Rauschunterdrückung zum Opfer fallen. Selbst bei ISO 6.400 greift die Rauschunterdrückung feine Details nicht zu stark an, erst bei noch höheren Empfindlichkeiten werden die Bilder mess- und sichtbar weicher. Hier zeigt die G70 im Bereich von ISO 800 bis 6.400 einen deutlichen Fortschritt gegenüber dem Vorgängermodell G6.

Auch in der Dynamikmessung hat die G70 deutlich zugelegt: Sie erreicht nun im Bereich von ISO 200 bis 1.600 fast elf Blendenstufen Dynamikumfang und ist damit eine knappe Blendenstufe besser als ihr Vorgängermodell. Selbst bei noch höheren Empfindlichkeiten bewegt sich der Dynamikumfang mit rund 10,5 Blendenstufen auf einem erstaunlich hohen Niveau. Lediglich bei ISO 100 beträgt die Dynamik weniger als zehn Blendenstufen, ein Resultat der Signaldämpfung bei der niedrigsten Empfindlichkeit, denn der Bildsensor besitzt eine Grundempfindlichkeit von ISO 200. Mit Ausnahme der gedämpften Tonwertkurve bei ISO 100 verläuft die Bildaufbereitung mit angesteilten, aber nicht übertriebenen Kontrasten. Vor allem bis ISO 400 besitzen die Bilder über 196 (von maximal 256 möglichen) fein abgestufte Helligkeiten, oberhalb von ISO 1.600 wird der Wert mit weniger als 160 Stufen schlechter, bleibt aber bis ISO 6.400 bei noch akzeptablen über 128 Stufen.

Mit Ausnahme von Cyan, das etwas stark bläulich wiedergegeben wird, zeigt die G70 die Originalfarbtöne sehr gut. Im Bereich von Violett und Rot ist eine etwas stärkere Sättigung zu beobachten, die aber nicht dramatisch ausfällt. Die G70 besitzt also eine recht natürliche Farbwiedergabe, auch der manuelle Weißabgleich arbeitet äußerst genau. Bei Kunstlicht tendiert der automatische Weißabgleich hingegen zu einer leicht wärmeren Farbwiedergabe, was aber in der Regel die Stimmung gut einfängt. Bei ISO 100 erreicht die G70 gut die Hälfte der maximal möglichen 16,7 Millionen Farbabstufungen, bis ISO 1.600 sind es immer noch über vier Millionen. Aber auch zwei Millionen Farben sind für die Wahrnehmung des menschlichen Auges immer noch gut genug und die werden bis hinauf zu ISO 6.400 auch erreicht.

Fazit

Mit der Lumix DMC-G70 ist Panasonic ohne Zweifel eine technisch hervorragende spiegellose Systemkamera gelungen, der man die Hobbyklasse beziehungsweise den entsprechenden Preisdruck allerdings an dem etwas billig wirkenden, aber keinesfalls schlecht verarbeiteten Gehäuse anmerkt. Die vielen Drehräder und programmierbaren Funktionstasten lassen eine individuell konfigurierbare Bedienung zu, die Menüs jedoch sind durch die langen Scrolllisten zuweilen etwas unübersichtlich und man sucht sich einen "Wolf" nach bestimmten Funktionen. Nichtsdestotrotz liegt die Digitalkamera im Alltag gut in der Hand und lässt sich für die programmierten und Standardfunktionen flott bedienen. Vor allem der Sucher ist für diese Klasse eine Wucht, auch beim dreh- und schwenkbaren Touchscreen bleiben keine Wünsche offen. Die 4K-Videofunktion bietet eine herausragende Qualität nicht nur auf 4K-Bildschirmen, sondern auch bei Full-HD. Der AF-C allerdings weiß im Video mit seinem gelegentlichen Hang zur Fokussierung auf den Hintergrund nicht immer zu überzeugen. Die Bildqualität zeigt sich, mit einigen kleineren Abstrichen, gut. Panasonic schafft es nicht, die 16 Megapixel des Sensors bei der Auflösung auszureizen. Gegenüber der G6 hat sich aber vor allem der Dynamikumfang um eine Blendenstufe verbessert. Die etwas zurückgenommene Rauschunterdrückung bei ISO 1.600 und 3.200 sorgt bei diesen Empfindlichkeiten nun für eine gut brauchbare Bildqualität mit vernünftigem Detailerhalt, sogar bei ISO 6.400 gehen nicht zu viele Details verloren, obschon sich hier die Grenzen des Micro-Four-Thirds-Sensors aufzeigen.

Hinweis Wir arbeiten aktuell noch an der technischen Umsetzung für die Anzeige unseres neuen Bewertungsschemas, das bei diesem Kameratest erstmals zur Anwendung kam. Daher werden wir die Testnoten demnächst nachreichen.

Kurzbewertung

  • Sehr guter, hoch auflösender, großer Sucher
  • Hervorragende Videoqualität mit externem Mikrofonanschluss
  • Sehr schneller Autofokus
  • Bis ISO 3.200 gute Bildqualität
  • Zwar sauber verarbeitetes, aber dennoch billig wirkendes Gehäuse
  • Durch lange Scrolllisten unübersichtliche Menüs
  • AF-C fokussiert im Videomodus gerne auf den Hintergrund
  • Für einen 16-Megapixel-Sensor in der Messung etwas geringe Auflösung

Passende Publikationen

digitalkamera.de-Bezahlinhalte (in Premium enthalten)


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Steckbrief

Hersteller Panasonic
Modell Lumix DMC-G70
Sensor CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0)
16,8 Megapixel (physikalisch)
16,0 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 3,7 µm
Auflösung (max.) 4.592 x 3.448 (4:3)
Video (max.) 3.840 x 2.160 25p
Objektiv Panasonic Lumix G Vario 14-42 mm 3.5-5.6 II Asph OIS (H-FS1442AEKA) (Zoom-Objektiv)
Videosucher EVF, 100 % Bildfeldabdeckung, 2.360.000 Bildpunkte Auflösung, 1,40-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,70-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), Dioptrienausgleich (-4,0 bis 4,0 dpt)
Monitor 3,0" (7,5 cm)
  Auflösung 1.040.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar ja
  schwenkbar ja
  Touchscreen ja
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Motivprogramme 23
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion ja
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (1.728 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/16.000 s
Blitz eingebauter Blitz
  Synchronzeit 1/160 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt
WLAN ja
NFC
GPS extern, Smartphone als GPS-Logger
Fernauslöser ja, Kabelauslöser, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC, UHS I, UHS II)
  automatisch ISO 200-25.600
  manuell ISO 100-25.600
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 49 Kontrastsensoren
  Geschwindigkeit 0,13 s bis 0,15 s
  AF-Hilfslicht ja
Abmessungen 125 x 86 x 77 mm
Gewicht (betriebsbereit) 415 g (nur Gehäuse)
512 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 360 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.