Spiegellose Systemkamera mit Klappsucher

Testbericht: Panasonic Lumix DC-GX9

Seite 2 von 2, vom 2018-08-07 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Fast schon Standard sind die interessanten 4K-Foto-Funktionen, die auch die GX9 bietet. Damit kann man 30 Bilder pro Sekunde schnelle Bildserien mit immerhin 8,3 Megapixeln Auflösung pro Einzelbild anfertigen. Zudem ist die GX9 in der Lage, während einer solchen Serie den Fokusbereich zu durchfahren, sodass man später am Bildschirm auswählen kann, mit welcher Fokusebene das Foto am schönsten aussieht. Wenn ein größerer Bereich scharf sein soll, ist auch das kein Problem, die Fokus-Stacking-Funktion erweitert den Schärfebereich der 4K-Fotos auf Knopfdruck. Wer lieber die volle Sensorauflösung ausschöpfen möchte, kann mit Hilfe der Bracketingfunktion auch Fokus- statt klassischer Belichtungsreihen aufnehmen und die Fotos später am PC mit entsprechender Software miteinander verrechnen.

Trotz des kompakten Gehäuses konnte Panasonic sowohl einen kleinen Pop-Up-Blitz als auch einen TTL-Systemblitzschuh auf der Oberseite unterbringen. Der kleine Blitz fährt erst auf Knopfdruck mechanisch hoch, ist dann aber schnell geladen. Die geringe Leitzahl von 5,2 (laut unserer Messung) sorgt allerdings nur für eine kurze Reichweite. An Funktionen lässt der kleine Lichtspender bis auf eine Ausnahme nichts vermissen: Es gibt eine Automatik, eine Aufhellfunktion sowie eine Langzeitsynchronisation, auf Wunsch auch mit Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang. Die Blitzleistung lässt sich weitreichend korrigieren und sogar eine manuelle Blitzleistungseinstellung in 22 Stufen ist möglich. Allerdings lassen sich keine externen Blitze drahtlos per TTL auslösen, dafür braucht es schon einen passenden Systemblitz auf dem Blitzschuh.

Bei der Bildwiedergabe stehen ebenfalls zahlreiche Funktionen zur Verfügung, die über das absolut Nötige hinausgehen. Vor allem bietet die GX9 einen integrierten Rohdatenkonverter, falls man mal schnell ein JPEG benötigt. Sogar Videos lassen sich in zwei Stücke teilen. Diashows können sich ebenfalls sehen lassen, sogar mit einer Musikuntermalung und bewegten Bildeffekten kann die Panasonic aufwarten.

Dank der guten Konnektivität mit Bluetooth und WLAN nimmt die Lumix DC-GX9 Verbindung mit Smartphones, Tablets und sogar Computern auf. Dank Bluetooth kann die Kamera vom Smartphone aus aktiviert werden, außerdem kann die GX9 auf die Positionsdaten des Smartphones zugreifen, um die Bilder direkt während der Aufnahmen mit entsprechenden Koordinaten zu versehen. Das drahtlose Übertragen der Bilder ist ebenfalls problemlos möglich. Zudem erlaubt die entsprechende kostenlose App eine Fernsteuerung der Kamera samt Livebildübertragung und weitreichenden Einstellmöglichkeiten für die Aufnahmeparameter (siehe Fototipp in den weiterführenden Links).

Bildqualität

Die Lumix DC-GX9 liefert, wie bei Panasonic üblich, in JPEG recht zurückhaltend bearbeitete Bilder ab. Sie zeigen eine eher natürliche Bildaufbereitung, ohne mit knackiger Überschärfung in die Augen zu springen. Je nach Anspruch kann es aber nicht schaden, die Bilder leicht nachzubearbeiten oder die kamerainternen Bildaufbereitungsparameter entsprechend anzupassen. Der Live-MOS-Sensor in Micro-Four-Thirds-Größe liefert eine physikalische Auflösung von knapp 20 Megapixeln im 4:3-Seitenverhältnis, der Crop-Faktor beträgt 2,0. Das bedeutet, dass das im Test verwendete 12-60mm-Zoomobjektiv denselben Bildausschnitt wie ein 24-120mm-Zoom an einer Kamera mit Kleinbildsensor zeigt. Dadurch sind die Micro-Four-Thirds-Objektive verhältnismäßig kompakt und leicht, aber dafür ist die Schärfentiefe höher, was mal von Vor- und mal von Nachteil ist. Zudem sind die Pixel auf dem Sensor etwas kleiner, weshalb sie nicht optimal für besonders hohe ISO-Empfindlichkeiten geeignet sind.

Um der Bildqualität genau auf den Grund zu gehen, haben wir die GX9 in unserem Labor auf Bildqualität getestet. Die ausführlichen Ergebnisse in Form von Diagrammen, auf denen die folgenden Betrachtungen beruhen, können wie üblich über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt abgerufen werden. Zudem haben wir Labortests zu so gut wie allen Micro-Four-Thirds-Objektiven der beiden großen Hersteller Olympus und Panasonic in unserem Labortestarchiv, so dass sich gegebenenfalls eine Pre-Paid-Flatrate im Vergleich zum Einzelabruf lohnt. Mit dem Kauf werden außerdem kostenlose Inhalte wie dieser Test unterstützt. Des Weiteren sind in unserer Objektivtest-Rubrik kostenlose Tests zu zahlreichen Micro-Four-Thirds-Objektiven zu finden.

Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast erreicht mit dem 12-60 mm F3.5-5.6 ein Maximum von lediglich 48 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent, was für einen 20-Megapixel-Sensor nicht gerade viel ist. Wie eingangs erwähnt, bereitet die Panasonic die Bilder jedoch recht zurückhaltend auf und betont die Auflösung daher nicht so stark. Dennoch erreichen die Schärfeartefakte ein Maximum von über zehn Prozent, das jedoch nur im Weitwinkel im Bildzentrum. Erreicht wird das Auflösungsmaximum im Wetiwinkel, minimal abgeblendet bei F4. Jenseits von F5,6 nimmt die Auflösung ab, was den kleinen Pixeln geschuldet ist. Jedoch bleibt die Auflösung auch bei F8 mit 44 lp/mm noch hoch, bei F11 sind es allerdings nur noch 37 lp/mm. Bei mittlerer Brennweite muss das Objektiv ebenfalls etwas abgeblendet werden, hier von F4,5 auf F5,6, um das Auflösungsmaximum von 44 lp/mm zu erreichen. Am langen Brennweitenende ist kein Abblenden nötig, mit 43 lp/mm wird bereits bei Offenblende das Auflösungsmaximum erreicht, das zudem kaum unter der Auflösung bei mittlerer Brennweite liegt.

Wie für relativ preisgünstige Zooms üblich, fällt die Auflösung zum Bildrand hin kräftig ab, insbesondere im Weitwinkel. Hier werden kaum mehr als 30 lp/mm erreicht, was immerhin fast 40 Prozent Auflösungsverlust entspricht. Bei mittlerer Brennweite wird mit 33 lp/mm die höchste Randauflösung erreicht, womit sich das Objektiv ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert. Bei langer Brennweite sind es wieder lediglich 30 lp/mm, was nur knapp für randscharfe DIN-A4-große Ausdrucke reicht. Nicht ganz unschuldig daran dürfte die automatische Verzeichnungskorrektur sein, die die Randauflösung reduziert. Trotzdem zeigt sich zumindest im Weitwinkel mit 1,5 Prozent Tonnenform noch eine leicht sichtbare Verzeichnung, die beim Zoomen verschwindet. Chromatische Aberrationen spielen hingegen kaum eine Rolle, selbst im Maximum erreichen die Farbsäume höchstens einen Pixel Ausdehnung, und das auch nur am Bildrand. Auch die Randabdunklung ist mit weniger als einer Blendenstufe gering.

Der Signal-Rauschabstand erreicht zwar aufgrund der kleinen Pixel keine guten Werte von über 40 dB, hält sich aber über einen erstaunlich großen Empfindlichkeitsbereich im akzeptablen Bereich von über 35 dB. Erst jenseits von ISO 3.200 sinkt er darunter. Das Rauschen ist mit Ausnahme der höchsten Empfindlichkeit von ISO 25.600 feinkörnig, wobei sich lediglich ganz leichtes Helligkeitsrauschen oberhalb von ISO 3.200 zeigt, während Farbrauschen überhaupt keine Rolle spielt. Das lässt vermuten, dass die Rauschunterdrückung kräftig zu Werke geht, was sich in der Messung der Texturschärfe bestätigt. Bis ISO 400 nehmen die feinen Details praktisch nicht ab, darüber jedoch werden sie langsam weniger. Oberhalb von ISO 1.600 werden die Bilder leicht unscharf, oberhalb von ISO 3.200 zeigt sich ein deutlicher Verlust feinster Strukturen.

Immerhin sorgt die Rauschunterdrückung durch das tiefe, störungsfreie Schwarz für einen hohen Dynamikumfang über einen großen Empfindlichkeitsbereich. Von ISO 200 bis 12.800 liegt diese um und bei elf Blendenstufen. Bei ISO 100 ist sie etwas geringer, da es sich um eine "Low"-Einstellung handelt. Die Grundempfindlichkeit beträgt ISO 200, das Signal wird für ISO 100 also gedämpft, was eine knappe Blendenstufe Dynamikumfang kostet. Auch bei der Tonwertkurve macht sich das bemerkbar, die bei ISO 100 etwas flacher verläuft als bei den anderen Empfindlichkeiten, bei denen Panasonic für knackige Mittenkontraste sorgt, die die Fotos dynamischer wirken lassen. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bei ISO 100 und 200 mit knapp 224 von 256 Helligkeitsabstufungen am höchsten, bleibt aber bis ISO 3.200 im guten Bereich von über 160 Stufen.

Die Farbtreue der Panasonic GX9 ist ziemlich gut, das heißt sie gibt die meisten Farben ziemlich originalgetreu wieder. Doch selbst die Farben, die für eine subjektiv schönere Wiedergabe verändert werden, weichen nicht allzu stark vom Original ab. Dies betrifft vor allem die etwas erhöhte Sättigung der Rot- und Magentatöne, die minimalen Abweichungen von Gelb Richtung Grün und Cyan Richtung Blau sind dagegen kaum der Rede wert. Auch der Weißabgleich arbeitet im manuellen Modus einwandfrei und selbst im Automatikmodus hat der Fotograf die Wahl, ob er lieber möglichst neutrale Farben oder die Lichtstimmung erhalten möchte. Zudem kann der Weißabgleich sogar im Automatikmodus mittels einer Feinkorrektur den eigenen Bedürfnissen angepasst werden.

Fazit

Die Panasonic Lumix DC-GX9 ist ein solides Stück Kameratechnik, das mit seinem guten Preis-Leistungsverhältnis beeindruckt. Auch wenn das Gehäuse nicht aus Metall besteht und über keinen Spritzwasserschutz verfügt, ist es doch recht ordentlich verarbeitet. Den kleinen Griff dieser kompakten Bauform muss man mögen, dafür erhält man jedoch einen einmaligen klappbaren Sucher. Bei der Ausstattung lässt die GX9 kaum Wünsche offen, nur ein Stereo-Mikrofonanschluss hätte die Kamera noch perfekt abgerundet. Die Bedienung hat mit den vielen Rädern und Tasten, die teilweise programmierbar sind, aber auch den etwas unübersichtlich langen Menüs ihre Vorzüge und Schattenseiten. Die Bildqualität ist vor allem bis ISO 1.600 gut, aber selbst bei ISO 3.200 noch brauchbar. Einzig bei der Auflösung läuft die Panasonic Lumix DC-GX9 nicht zur Höchstform auf, dafür ist ihre Bildaufbereitung zu sehr auf Natürlichkeit getrimmt, was jedoch ganz sicher seine Fans findet.

Kurzbewertung

  • Großer Ausstattungsumfang
  • Praktischer klappbarer Sucher
  • Gute Bildqualität bis ISO 1.600
  • Sehr große Objektivauswahl
  • Kein Mikrofoneingang
  • Belichtungskorrekturrad zu leichtgängig
  • Kurze Akkulaufzeit
  • Schwachbrüstiger interner Blitz ohne Drahtlossteuerfunktion

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Steckbrief

Hersteller Panasonic
Modell Lumix DC-GX9
Sensor CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0)
21,8 Megapixel (physikalisch)
20,3 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 3,3 µm
Auflösung (max.) 5.184 x 3.888 (4:3)
Video (max.) 3.840 x 2.160 30p
Objektiv Panasonic Lumix G Vario 12-60 mm 3.5-5.6 Asph Power OIS (H-FS12060E-K) (Zoom-Objektiv)
Videosucher EVF, 100 % Bildfeldabdeckung, 2.760.000 Bildpunkte Auflösung, 1,39-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,70-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), Dioptrienausgleich (-4,0 bis 3,0 dpt)
Monitor 3,0" (7,5 cm)
  Auflösung 1.240.000 Bildpunkte
  kippbar ja
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen ja
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Motivprogramme 24
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion ja, Schwenkpanorama
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (1.728 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Blitz eingebauter Blitz
  Synchronzeit 1/200 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Olympus/Panasonic (auch Leica-Kompaktkamera), Standard-Mittenkontakt
WLAN ja
NFC ja
GPS extern, dauerhafte Smartphone Verbindung
Fernauslöser ja, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme ja
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
  automatisch ISO 200-25.600
  manuell ISO 100-25.600
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 49 Kontrastsensoren
  Geschwindigkeit 0,15 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen 124 x 72 x 47 mm
Gewicht (betriebsbereit) 450 g (nur Gehäuse)
662 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 260 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.