Der Autofokus arbeitet kontrastbasiert mit DFD-Technik. Diese sorgt mit einem Trick für einen äußerst schnellen Autofokus: Zwei unterschiedlich scharfe Bilder werden in kurzer Folge aufgenommen und anhand des Vergleichs sowie der Objektiveigenschaften kann die Kamera den Fokuspunkt ziemlich genau bestimmen und ansteuern, über den Kontrastautofokus muss lediglich gegebenenfalls eine Feinjustage erfolgen. Konkret braucht die G9 lediglich 0,11 bis 0,13 Sekunden vom Drücken des Auslösers bis zur eigentlichen Aufnahme. Das beinhaltet bereits die 0,05 bis 0,06 Sekunden lange Auslöseverzögerung, die auch ohne Autofokus auftritt. Allerdings zeigt sich hier der allzu leichtgängige Auslöser. Zwar ist der erste Druckpunkt durchaus gut spürbar, aber bis dahin ist fast kein Widerstand zu spüren und auch darüber hinaus ist er sehr klein. So passiert es zu leicht, dass man auslöst, statt den Fokus zu halten.
Das Stativgewinde der Panasonic Lumix DC-G9 sitzt zwar vorbildlich in der optischen Achse, aber für die Balance etwas weit hinten. Zudem lässt sich hier ein optionaler Hochformatgriff anschrauben. [Foto: MediaNord]
Der Autofokus kann auch bewegten Motiven gut folgen. Hierfür stehen wahlweise ein Punktautofokus, der beliebig platziert werden kann, eine Tracking-Funktion sowie eine Mehrfeldsteuerung mit 221 Autofokuspunkten zur Verfügung, wobei man den aktiven Bereich in Zahl und Ort der genutzten Fokuspunkte verstellen kann. Bei der manuellen Fokussierung kann man sich nicht nur von einer Fokuslupe unterstützen lassen, sondern auch von einer Fokuspeaking-Funktion.
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Die Panasonic Lumix DC-G9 bietet zwar weder einen integrierten Blitz noch befindet sich ein kleiner Aufsteckblitz im Lieferumfang, jedoch gibt es nicht nur einen obligatorischen TTL-Systemblitzschuh, sondern auch eine Blitzsynchronbuchse. Es lassen sich also problemlos Studioblitze und große Systemblitze betreiben, mit entsprechendem Steuergerät auf der Kamera auch im Drahtlosbetrieb. Die Blitzsynchronzeit liegt bei 1/250 Sekunde, wobei entsprechende Systemblitze auch eine Highspeed-Synchronisation erlauben. Ohne Blitz ist der mechanische Verschluss bis zu 1/8.000 Sekunde schnell, der elektronische sogar bis zu 1/32.000.
Die Videofunktion arbeitet wie bei der GH5 mit 4K-Auflösung bei äußerst flüssigen 60 Bildern pro Sekunde. Mit bis zu 150 Mbps ist zudem eine hohe Videoqualität möglich. Bei Full-HD-Auflösung lässt sich die Bildwiederholrate sogar noch auf 180 Bilder pro Sekunde steigern. Der Ton gelangt wahlweise über das integrierte Stereomikrofon oder über ein extern angeschlossenes ins Video, eine Pegelanzeige, Aussteuerung sowie ein Windfilter stehen ebenfalls zur Verfügung. Videos können auf Wunsch manuell belichtet werden und auch einige der Filtereffekte stehen zur Verfügung. Gespeichert wird wahlweise im AVCHD- oder MP4-Format, jeweils mit H.264-Kompression. Den Autofokus führt die G9 ebenfalls auf Wunsch nach.
Die Panasonic Lumix DC-G9 ist mit einem äußerst effektiven Sensor-Shift-Bildstabilisator ausgestattet, der zusammen mit dem optischen Bildstabilisator des Objektivs im Dual-Modus läuft, was die Effektivität nochmal steigert. Damit sollen bis zu 6,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten verwackelungsfrei ermöglicht werden. Tatsächlich sind vier Blendenstufen überhaupt kein Problem, bei 1/8 Sekunde Belichtungszeit mit 120 Millimetern Brennweite (Kleinbildäquivalent) erhielten wir zuverlässig scharfe Aufnahmen. Bei fünf Blendenstufen (1/4 Sekunde Belichtungszeit) waren die meisten Aufnahmen scharf, bei sechs Blendenstufen (1/2 Sekunde Belichtungszeit) waren scharfe Aufnahmen möglich, aber der Ausschuss war groß. Das ist natürlich immer sehr individuell verschieden und hängt von zahlreichen Parametern ab wie dem eigenen "Zittern", der Aufnahmeentfernung etc. Bei kurzer Brennweite sind durchaus auch scharfe Aufnahmen im Sekundenbereich möglich. Bei Videoaufnahmen arbeitet übrigens auf Wunsch noch ein dritter, rein elektronischer Bildstabilisator mit.
Neben einem Microfonein- und einem Kopfhörerausgang sowie einer HDMI-A-Buchse bietet die Panasonic Lumix DC-G9 auch einen USB-3.1-Anschluss. Dabei kommt jedoch kein USB-C, sondern eine erweiterte Micro-USB-Buchse mit Ladefunktion zum Einsatz. [Foto: MediaNord]
Eine weitere interessante Funktion ist 4K- beziehungsweise 6K-Photo. Hier werden bei 60 beziehungsweise 30 Bildern pro Sekunde Videosequenzen mit H.265-Kompression aufgenommen, aus denen sich hinterher Standbilder mit 8,3 beziehungsweise 18 Megapixeln direkt in der Kamera extrahieren lassen. Die Qualität ist dabei allerdings nicht ganz so gut wie bei Fotos mit gleicher Megapixelzahl. Während man bei 4K-Photo die freie Seitenverhältniswahl von 1:1, 4:3, 3:2 und 16:9 hat, stehen bei 6K-Photo nur 3:2 und 4:3 zur Verfügung, für die anderen Seitenverhältnisse reicht die Sensorauflösung einfach nicht aus. Besonders spannend sind Post-Fokus-Aufnahmen. Hierbei durchfährt die Kamera mit 4K- oder 6K-Photo den Fokusbereich des Motivs, so dass man die Schärfe auch noch im Nachhinein wählen kann. Sogar ein Fokus-Stacking ist direkt in der Kamera möglich, was bei Makro- und Sachaufnahmen praktisch sein kann.
Im Wiedergabemodus lassen sich Rohdatenbilder zu JPEGs entwickeln, zudem stehen einige grundlegende Bearbeitungsmöglichkeiten wie ein Bildbeschnitt zur Verfügung. Auch Videos lassen sich aufteilen und zusammenfügen. Die Diashow-Funktion arbeitet sogar mit Effekten und Musikuntermalung, was beim Anschluss an einen Fernseher praktisch sein kann. Dank WLAN lassen sich die Bilder zudem drahtlos an Fernseher, Computer, Tablets oder Smartphones übertragen. Eine entsprechende App erlaubt sogar die Fernsteuerung der Kamera via WLAN inklusive der Einstellung von Aufnahmeparametern und einer Livebildübertragung. Details dazu sind unserem Fototipp in den weiterführenden Links zu entnehmen. Zudem bietet die G9 eine Bluetooth-Funktion zur energiesparenden dauerhaften Verbindung. Damit lassen sich die Positionsdaten des Smartphones anzapfen und direkt in die aufgenommenen Bilder übertragen.
Bildqualität
Ihre Bildqualität musste die Panasonic G9 in unserem Testlabor mit dem Setobjektiv Leica DG Vario-Elmarit 1:2.8-4.0/12-60 mm Asph. Power O.I.S. beweisen. Das Fünffachzoom deckt einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 24 bis 120 Millimeter ab und bietet mit seiner kurzen Naheinstellgrenze von 20 Zentimeter einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:3,3, was einem Kleinbildäquivalent von 1:1,65 entspricht und damit schöne Nah- beziehungsweise Makroaufnahmen erlaubt. Die gesamten Ergebnisse des Labortests, auf denen die folgenden Betrachtungen beruhen, sind gegen ein kleines Entgelt über die weiterführenden Links abrufbar. Mit dem Kauf werden auch kostenlose Inhalte wie dieser Kameratestbericht unterstützt.
Der 17,3 mal 13 mm große Micro-Four-Thirds-Sensor der Panasonic Lumix DC-G9 bietet einen guten Signal-Rauschabstand und hohen Dynamikumfang. Die effektive Auflösung ist jedoch erstaunlich niedrig, was an der geringen Nachschärfung liegen dürfte. [Foto: MediaNord]
Der Micro-Four-Thirds-Sensor der G9 bringt es auf eine physikalische Auflösung von gut 20 Megapixeln, was auf dem kleinen CMOS-Sensor einen Pixel-Pitch von 3,3 µm bedeutet. Dennoch besitzt die G9 einen erstaunlich hohen Signal-Rauschabstand. Dieser bewegt sich von ISO 100 bis 800 im guten Bereich von über 40 dB und unterschreitet erst bei ISO 6.400 knapp die kritische Marke von 35 dB. Farbrauschen und Helligkeitsrauschen bleiben dabei auf geringem Niveau. Erst bei den beiden höchsten ISO-Empfindlichkeiten 12.800 und 25.600 wird das Helligkeitsrauschen leicht sichtbar, wobei es jedoch feinkörnig bleibt. Eine leichte Verbesserung der Messwerte bei ISO 3.200 im Vergleich zu ISO 1.600 lässt eine ab dieser Empfindlichkeit stärkere Rauschunterdrückung vermuten.
Die Texturschärfe bewegt sich bis ISO 800 auf höchsten Niveau, bevor sie langsam zu sinken beginnt. Jedoch wird erst jenseits von ISO 1.600 ein leichter Verlust feinster Details sichtbar (was die ab dieser Empfindlichkeit vermutete stärkere Rauschunterdrückung bestätigt), aber selbst bei ISO 6.400 sind knapp noch ausreichend Details vorhanden. Mit ISO 3.200 ist man auf der sicheren Seite und erhält noch eine gute Bildqualität mit vielen Details und fast keinem Rauschen. Die Eingangsdynamik bewegt sich bis ISO 3.200 auf einem Niveau von über elf Blendenstufen und sinkt selbst bei noch höheren Empfindlichkeiten nicht unter zehn Blendenstufen, was ein hervorragender Wert ist. So kann die Lumix G9 Details von hellsten bis in dunkelste Bereiche gut einfangen.
Die Messung der Tonwertkurve zeigt eine sehr starke Ansteilung der Kontraste für eine knackige Wiedergabe. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 800 mit über 224 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen sehr gut und bis ISO 3.200 mit deutlich über 160 Stufen gut. Die tatsächliche Farbtiefe bewegt sich ebenfalls auf äußerst hohem Niveau, bis ISO 800 werden gut acht Millionen Farben reproduziert, selbst bei ISO 3.200 sind es noch über vier Millionen und bei ISO 12.800 noch über zwei Millionen. Dabei ist die Weißabgleichsgenauigkeit hoch und auch die Farbtreue sehr gut. Größere Abweichungen gibt es nur im Lila- und Rotbereich, wo vor allem die Sättigung für leuchtende Farben angehoben ist.
Der offensiven, aber äußerst guten Bildaufbereitung bei Farben und Kontrasten steht eine starke Zurückhaltung bei der Nachschärfung und Detailaufbereitung entgegen. Es kommt zu fast keinen Schärfeartefakten, was jedoch zu einer für 20 Megapixel Sensorauflösung relativ geringen effektiven Auflösung führt. Selbst im Maximum sind es nur 47 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent, eigentlich könnten es gut und gerne 20 Prozent mehr sein. Erreicht wird diese höchste Auflösung im Weitwinkel auf F4 abgeblendet im Bildzentrum. Egal, welche Brennweite man wählt, im Bildzentrum beträgt die Auflösung immer über 40 lp/mm, solange man nicht weiter als F8 abblendet. Dann setzt die Beugung ein und reduziert die Auflösung.
Auf der Griffseite der Panasonic Lumix DC-G9 erlaubt eine 2,5mm-Klinkenbuchse den Anschluss eines Fernauslösekabels. [Foto: MediaNord]
Die Randauflösung ist bei mittlerer Brennweite (50 mm Kleinbildäquivalent) am höchsten und bewegt sich von der Offenblende F3,5 bis F8 im Bereich von 34 bis 38 lp/mm. Im Weitwinkel hingegen muss man auf F4 abblenden, um an den 30 lp/mm zu kratzen, die kaum überschritten werden. Jenseits von F8 sinkt auch hier die Auflösung wieder. Am langen Brennweitenende muss man ebenfalls um eine Stufe abblenden, dann gibt es bis zu 32 lp/mm Auflösung. Damit beträgt der Randverlust der Auflösung bis zu 40 Prozent, was schon recht stark ist, lässt sich aber durch die richtige Wahl von Blende und Brennweite auf unter zehn Prozent drücken.
Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind insgesamt gering, allenfalls im Weitwinkel bei Offenblende werden diese in den Bildecken leicht sichtbar. Eine sichtbare Verzeichnung gibt es ebenfalls nur im Weitwinkel, sie bleibt jedoch unter zwei Prozent und ist damit nur moderat beziehungsweise für ein Weitwinkel sogar etwas geringer als üblich. Bei mittlerer und langer Brennweite gibt es in JPEG praktisch keine Verzeichnung. Auch die Randabdunklung fällt insgesamt gering aus. An den Brennweitenextremen tritt diese in den äußersten Bildecken bei Offenblende auf. Ab F5,6 spielt sie aber auch hier keine nennenswerte Rolle mehr.
Warum Panasonic bei der Bildaufbereitung so ambivalent vorgeht, bleibt ein Rätsel. Während die Kamera in JPEG bei der Tonwertaufbereitung und Rauschunterdrückung recht forsch zur Sache geht, übt sie bei der Auflösungs-Aufbereitung enorme Zurückhaltung. Den Foto-Enthusiasten, der seine Bilder ohnehin intensiv bearbeitet, wird das kaum stören, denn für ihn ist ohnehin das Rohdatenformat optimal. Wer seine Fotos hingegen nicht bearbeiten möchte und JPEG bevorzugt, bekommt dadurch kein optimales Ergebnis.
Die Panasonic Lumix DC-G9 bietet zudem eine High-Resolution-Aufnahme-Funktion. Vom Stativ aus werden vier Aufnahmen zu einem bis zu 80 Megapixel auflösenden Foto kombiniert. Das funktioniert direkt in der Kamera und führt zu einer sichtbar höheren Auflösung, die wir in der Labormessung bestätigen konnten. Das ist sozusagen eine Premiere, denn bisher konnte uns eine solche Funktion bei keinem Kamerahersteller so richtig überzeugen und im Labor in der Effektivität bestätigen. Zwar bleibt auch hier die effektive Auflösung deutlich unter der mit dieser Pixelzahl möglichen zurück, erreicht aber Werte wie mit einer über 40 Megapixel auflösenden Vollformatkamera – und das mit dem 12-60mm-Zoomobjektiv. Wir maßen an die 80 Linienpaare pro Millimeter im Bildzentrum, was deutlich über den maximal 47 lp/mm liegt, die mit einer einfachen Aufnahme möglich sind. Für statische Motive ist das eine exzellente Möglichkeit, die Auflösung deutlich zu steigern.
Beide SD-Speicherkartensteckplätze der Panasonic Lumix DC-G9 sind zu SDHC und SDXC kompatibel und unterstützen UHS II. Dafür ist die Schreibgeschwindigkeit mit 106 MB/s allerdinmgs nicht allzu hoch. [Foto: MediaNord]
Im direkten visuellen Vergleich liegt die Panasonic im High-Resolution-Modus bei 12 mm und F4 ungefähr gleichauf mit der 42 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R III und dem 24-105 mm bei 24 mm und F4. Die Qualität der 46 Megapixel auflösenden Nikon D850 mit dem 24-70 mm F2,8 bei 24 mm und F5,6 wird in der Bildmitte ebenfalls von der Panasonic erreicht, am Bildrand sticht sie die Nikon sogar mit großem Abstand aus. Nur die Canon EOS 5DS R kann hier alle anderen überflügeln, wobei diese aber mit der auf F4 abgeblendeten 35 mm F1,4 Festbrennweite einen Trumpf im Ärmel hatte und nicht mit einem Zoomobjektiv antreten musste. Schade nur, dass die High-Resolution-Aufnahme lediglich bei statischen Motiven vom Stativ aus funktioniert.
Fazit
Die Panasonic Lumix DC-G9 ist in vielerlei Hinsicht eine phantastische Kamera, was sich jedoch auch im hohen Preis widerspiegelt. Die Gehäuseverarbeitung bewegt sich auf höchsten Niveau, die Kamera ist sehr robust und bietet eine hervorragende Ergonomie. Allerdings ist das Gehäuse dafür groß und schwer. Der Funktionsumfang ist riesig und die Anpassbarkeit des Bedieninterfaces lässt kaum Wünsche offen. Bei einigen Detaillösungen bleibt jedoch durchaus noch etwas Luft nach oben. Zudem glänzt die G9 mit der hohen Performance auf Spitzenniveau, auch wenn sie bei der Serienbildrate und Speichergeschwindigkeit keine Rekorde aufstellt.
Darüber hinaus besticht die Lumix mit ihren überdurchschnittlichen Videofähigkeiten. Die Bildqualität zeigt sich hingegen ambivalent. Während die Panasonic etwa beim Dynamikumfang, dem Signal-Rauschabstand und dem geringen Rauschen bei hoher Detailrate zur Höchstform aufläuft, bleibt die erreichte Auflösung weit hinter den Möglichkeiten des Sensors zurück, was aber hauptsächlich an der in dem Bereich viel zu zurückhaltenden Bildaufbereitung liegt. Besonders beeindruckend ist der High-Resolution-Modus, der zwar nur für statische Motive taugt, aber bei der Panasonic zu atemberaubenden Bildergebnissen führt, die sich mit den besten Vollformatboliden messen kann.