Kompaktkamera

Testbericht: Olympus C-1400XL

1999-05-19 Als Nachfolgerin der überaus populären Olympus C-1400L ergänzt die "XL" deren gute Bildqualität und den Spiegelreflex-Sucher um die 16- und 32-MByte-SmartMedia-Tauglichkeit und einen riesigen Zwischenspeicher, der Serienbilder in voller Bildqualität ermöglicht und auch im Einzelbild-Modus gute Dienste leistet.  (Jan-Markus Rupprecht)

Olympus C-1400XL FrontansichtMit ihrem hochauflösenden CCD-Sensor definierte das Vorgängermodell C-1400L im Herbst 1997 den Maßstab an Auflösung und Bildqualität neu. Bis dahin waren CCD-Sonsoren mit 850.000 Bildpunkten das Maß aller Dinge und die C-1400L erreichte mit ihren 1,41 Millionen Bildpunkten eine um 66% höhere Auflösung – ein Quantensprung wie wir ihn wohl nicht wieder erleben werden. An der Bildqualität dieser Kamera gab es folgerichtig nichts zu verbessern. Olympus hat im Zuge der Modellpflege einige Ausstattungsmerkmale nachgerüstet und nennt das aktualisierte Modell C-1400 XL. Allerdings kann die Kamera das eigentliche Alter ihrer Konstruktion nicht ganz verleugnen: Ihr LCD-Monitor ist für diese Preisklasse unangemessen schlecht und wird sonst heute nur noch bei Kameras der Einsteigerklasse eingebaut. Und einen Video-Ausgang – heute längst Standard – sucht man vergebens. Aber wie ihre Vorgängerin ist die C-1400 XL eben eine Kamera zum Bilder machen, nicht zum Bilder anschauen.

Und diesen Job beherrscht sie prächtig. Wenn es sein muß, sogar bis zu drei Mal pro Sekunde in voller Auflösung! Eine wichtige Neuerung ist nämlich der riesige interne Arbeitsspeicher, der die Rohdaten von fünf kompletten Bildern in voller Auflösung von 1.280 x 1.024 Bildpunkten aufnimmt. Danach kann die Kamera die Bilder "in aller Ruhe" komprimieren und auf die SmartMedia-Karte schreiben. Und sobald wieder Platz für ein oder mehr Bilder im Arbeitsspeicher frei geworden ist, kann der Fotograf bereits die entsprechende Anzahl neuer Bilder in den Pufferspeicher fotografieren, noch während die vorherigen auf die Komprimierung und Speicherung warten. Damit war die Olympus C-1400 XL die erste wirklich für Action-Fotografie geeignete bezahlbare Digitalkamera.

Serienbilder und Blitzanschluß als Modellpflege

Olympus C-1400 XL mit Metz 45 CL-1 (Foto: MediaNord)Die zweite Neuerung ist der Blitz-Synchronanschluß, der den Betrieb der C-1400 XL in Verbindung mit einem externen Blitzgerät oder einer Studio-Blitzanlage ermöglicht. Besondere Anforderungen an das Blitzgerät stellt die Kamera nicht, da sie diesen nur auslöst und nicht sonst in irgendeiner Weise steuert. Das externe Blitzgerät muß die Lichtmenge also selbst dosieren und dazu auf die Lichtempfindlichkeit ISO 100 und Blende 2.8 einstellbar sein. Empfohlen wird ein einfaches, leistungsstarkes Stabblitzgerät wie das Metz 45 CL-1, das komplett mit Montageschiene und Synchronkabel geliefert wird. Auch wenn die zierliche Kamera neben dem gigantischen Blitzgerät schon etwas kurios aussieht, sind die beiden ein gutes Team. Mit einer Leitzahl (guide no.) von 45 hat das Blitzgerät Power ohne Ende und wird meist ohnehin im Teillastbereich betrieben. Dann sind auch fünf geblitzte Bilder nacheinander im 1/3-Sekunden-Abstand überhaupt kein Problem. Durch den in alle Richtungen frei schwenkbare Blitzkopf ist indirektes Blitzen über Decken oder Wände im Querformat genauso möglich wie im Hochformat.

Olympus C-1400 XL Rückseite mit Schnellfokustasten    
Olympus C-1400 XL in der Makrofotografie
Olympus Portrait-Studio mit C-1400 XL

Ein Trick löst Autofokus-Probleme

Gerade im Dunkeln oder Halbdunkeln bei Blitzbetrieb fällt der Autofokus der C-1400 XL genau wie bei ihrer Vorgängerin dadurch unangenehm auf, daß er zu wenig Kontrast im Motiv vorfindet, um scharf zu stellen. Nach dem Motto "Lieber gar kein Foto als ein unscharfes" ist die Kamera dann scheinbar gar nicht zum Auslösen zu bewegen. Aber dafür gibt es eine Lösung, die so simpel wie wirkungsvoll ist: Die Kamera besitzt auf der Rückseite drei sogenannte Schnellfokus-Tasten, mit denen sich die Kamera beim Auslösen unter Umgehung des Autofokus fest auf den Nah-, Mittel- oder Fernbereich fokussieren läßt. Damit verbucht die Kamera weitere Pluspunkte für die Action-Fotografie mit und ohne Blitz, denn mit diesem Trick löst sie sofort ohne jede Verzögerung aus. Zusätzlich besteht dadurch die Möglichkeit auch im Stockdunkeln ganz unvermittelt Blitzaufnahmen zu machen – ohne Vorwarnung durch Autofokus-Hilfslichter, die einigen anderen Modellen das Scharfstellen bei unzureichenden Lichtbedingungen ermöglichen. Die perfekte Kamera für Paparazzi also!

Durch ihre Bauähnlichkeit zur populären Vorgängerin konnte die C-1400 XL bereits bei ihrem Erscheinen auf ein ansehnliches Zubehörprogramm zurückgreifen, das oft weitere Einsatzbereiche erschließt. Neben einem Tele- und einem Weitwinkelkonverter gibt es von Olympus einen Makrokonverter, der die Möglichkeiten der Kamera im Nahbereich erweitert. Gute Erfahrungen haben wir im Nahbereich auch mit dem aus drei Nahlinsen bestehenden Set von Hama gemacht. Für eine bessere Abbildungsqualität sollte an der C-1400 XL die 49-mm-Variante in Verbindung mit einem Adapterring 43 auf 49 mm verwendet werden. Sowohl mit dem Konverter von Olympus als auch mit dem Set von Hama kann man dem Motiv bis auf wenige Zentimeter auf die Pelle rücken und so interessante Aufnahmen machen.

Spezielle Modellvariante für Studioblitzanlagen

Neben der bevorzugten Anwendung in der Sport- und Action-Fotografie eignet sich die Olympus C-1400 XL durch ihr optisches Zubehör oft auch für Spezialanwendungen wie die Makrofotografie zur Qualitätssicherung. Zusammen mit den direkt anschließbaren, kleinformatigen Thermosublimationsdruckern P-300E und P-330E ergibt sich ein komplettes Sofortbildsystem, das ohne PC auskommt (Achtung: Das beim P-300E beiligende, passende Anschlußkabel muß beim P-330E für rund 100 DM separat erworben werden!). Für etwa 200 DM Aufpreis gibt es die Sonderausführung "C-1400 XL Studio" mit einer für Studioblitzanlagen modifizierten Blendensteuerung (bei externem Blitzbetrieb Blende 5.6 statt 2.8). Die Verbindung mit den genannten Druckern ergibt ein Paßbildsystem, für das Olympus spezielles Verbrauchsmaterial anbietet, bei dem der Drucker nach den drei Druckfarben eine vierte transparente Schicht vollflächig als Laminat aufträgt. So entstehen im Handumdrehen stempelfeste Ausweisfotos per Digitalkamera.

Detaillierte Informationen über die Ausstattung der Olympus Camedia C-1400 XL finden Sie im "Steckbrief" links und im ausführlichen digitalkamera.de-Datenblatt. Testbilder der Kamera enthält unsere Rubrik ComputerFoto-Testbilder.

Kurzbewertung

  • Schnellfokus-Tasten
  • großer Bild-Zwischenspeicher
  • wenig Möglichkeiten zur Bildbeeinflussung
  • kleiner, gering auflösender Monitor

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Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Olympus
Modell Camedia C-1400 XL
Preis ca. 2.000 DM
Bildauflösung
physikalisch
1.280 x 1.024
Auflösung CCD-Sensor 1.410.000
Brennweite 36 – 110 mm
Filtergewinde 43 mm
Weitwinkelkonverter* 0,8-fach
Telekonverter* 1,45-fach
optischer Sucher
   Dioptrienausgleich
ja
ja
Spiegelreflex ja
LCD-Monitor
   Auflösung
   schwenkbar
   als Sucher
   verzögerungsfrei
1,8"
61.000


PAL-Videoausgang
   als Sucher
   verzögerungsfrei


Serienbilder
   Auflösung
   Geschwindigkeit
   Anzahl
   mit Blitz
ja
1.280 x 1.024
3 Bilder/s
5
externer Blitz*
Programmautomatik ja
Zeitautomatik
Blendenautomatik
Manuelle Belichtung
TTL-Belichtungs-
messung
ja
Blitz eingebaut ja
Blitzanschluß Synchronbuchse
Empfohlene Blitzgeräte Automatik-
Blitzgeräte
(ISO 100, Blende 2.8)
TTL-Blitzsteuerung
externer Blitz
Multitasking
Einhandbedienung** ja
Fernauslöser
Intervall-Aufnahmen
Steckplatz für
Speichermedium
SmartMedia
(auch 32 MByte)
unkomprimierte
Speicherung
Tonaufzeichnung
 
– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"

* optionales Zubehör erforderlich, vom Kamerahersteller angeboten
** mindestens Zoom und Auslöser mit einer Hand bedienbar

In unserem Test verwendetes Blitzgerät: Metz mecablitz 45 CL-1 (Batterieausführung ca. 370 DM, Akku-Ausführung ca. 440 DM, Synchronkabel ca. 55 DM)

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Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.