Neben diesen Serienbildfunktionen ohne Sucherunterbrechung gibt es auch noch zwei "normale" Serienbildmodi mit Livebildunterbrechung, die ebenfalls mit AF-C arbeiten: Mit elektronischem Verschluss sind wahlweise 5, 10, 15 oder 20 Bilder pro Sekunde möglich und mit mechanischem ein bis zehn Bilder pro Sekunde. Zudem lässt sich jeweils eine Begrenzung der Bildanzahl festlegen. Apropos begrenzte Bildanzahl: Wir haben auch diese Modi durchgemessen. In JPEG konnten wir bei 20 Bildern pro Sekunde 235 Bilder in Folge aufnehmen, danach waren es noch 12,7 Bilder pro Sekunde. In Raw waren es nach 141 Bildern in Folge noch 7,8 Bilder pro Sekunde.
Bei zehn Bildern pro Sekunde mit mechanischem Verschluss konnten wir in JPEG fotografieren, bis die Speicherkarte voll war. In Raw konnten wir bei der Geschwindigkeit 444 Bilder aufnehmen, bevor sich die Geschwindigkeit auf etwa 7,9 Bilder pro Sekunde reduzierte. Stellt man also acht Bilder pro Sekunde ein, dürfte man auch in Raw nahezu endlos lange Serien aufnehmen können. Bei einer Raw-Dateigröße von 23 MByte ergeben rund acht Bilder pro Sekunde eine Schreibgeschwindigkeit auf die Speicherkarte von etwa 180 MByte pro Sekunde. In JPEG dauert es keine 7,5 Sekunden, bis der Puffer wieder leer ist, in Raw sind es etwa 11,5 Sekunden. Daraus ergibt sich eine Pufferspeichergröße von etwa 2 Gigabyte.
Übrigens braucht man keine Angst um den mechanischen Verschluss zu haben, denn dieser ist für 400.000 Auslösungen ausgelegt. Er bietet bis zu 1/8.000 Sekunde kurze Verschlusszeiten und kam bereits in der Olympus OM-D E-M1X und E-M1 Mark III zum Einsatz. Elektronisch kann man sogar 1/32.000 Sekunde kurz belichten. Dank der Sensorauslesung mit 120 Bildern pro Sekunde fällt der Rolling-Shutter-Effekt noch geringer aus als bisher und fällt nur noch selten auf.
Auch beim Sensor-Shift-Bildstabilisator gibt es eine leichte Verbesserung: Die Einheit ist um zehn Prozent leichter. Nur mit Kamera-Bildstabilisator sollen wie bisher bis zu sieben Blendenstufen längere Belichtungszeiten möglich sein, zusammen mit einem Objektiv-Bildstabilisator sollen es sogar bis zu acht Blendenstufen sein (bisher 7,5 EV). Tatsächlich konnten wir bei einer Brennweite von 200 Millimetern (400 Millimeter Kleinbildäquivalent) noch bei 1/4 Sekunde Belichtungszeit scharfe Aufnahmen erzielen. Das entspricht zwar nicht sieben Blendenstufen, aber etwa 6 1/3 Blendenstufen, was sehr beachtlich ist. Interessanterweise konnten wir bei kürzeren Brennweiten nicht ganz so eine hohe Bildstabilisatoreffektivität feststellen. Bei 80 Millimeter Kleinbildäquivalent war beispielsweise bei 1/2 Sekunde Schluss, was 5 1/3 EV entspricht.
Neu ist eine Anzeige im Livebild, die die Arbeit des Bildstabilisators anzeigt, auch während der Belichtung. Sowohl die Position des Sensors in seinem Bewegungsrahmen als auch die Rotation werden angezeigt. Das ist vor allem bei längeren Belichtungszeiten hilfreich, da man das Motiv während der Belichtung nicht sieht. Allerdings ist es kein Garant für verwackelungsfreie Aufnahmen, selbst wenn die Anzeige nicht an den Rand stößt, was sehr schade ist. Bei längeren Belichtungszeiten dürfte die Effektivität aber ohnehin eine sehr individuelle Sache sein, hier sollte man sich an seine Grenzen herantasten, wenn man den Stabilisator ausreizen möchte.
Mit an Bord der OM-1 ist auch die bekannte, sehr gut funktionierende High-Res-Shot-Funktion, die vom Stativ 80 Megapixel liefert und aus der Hand immerhin noch 50 Megapixel. Im Fotomodus ist sie über einen langen Druck auf die Videotaste und einen gleichzeitigen Dreh an einem der Einstellräder ganz einfach erreichbar. Das Rauschen soll im High-Res-Modus übrigens um zwei Blendenstufen geringer sein und die Verrechnung dauert dank des schnelleren Bildprozessors und Sensors nur noch fünf statt zwölf Sekunden.
Die High-Res-Shot-Funktion steht in allen Aufnahmeprogrammen (P, A, S und M) bei allen Blenden und fast allen Belichtungszeiten (1/8.000 bis 60 Sekunden) zur Verfügung. Der Empfindlichkeitsbereich ist hingegen stark eingeschränkt. Obwohl OM Digital Solutions ein um zwei Blendenstufen geringeres Rauschen verspricht, liegt die Obergrenze weiterhin bei ISO 1.600. Immerhin lässt sich die ISO-Erweiterung nach unten nutzen, so dass der Bereich nicht bei ISO 200 beginnt, sondern sich auch ISO 80 und 100 einstellen lassen. Im Bereich von ISO 200 bis 1.600 lässt sich die Empfindlichkeit in 1/3-EV-Stufen einstellen.
Zudem kommt der Live-ND-Filter aus der OM-D E-M1X und E-M1 Mark III zum Einsatz (siehe Fototipp in den weiterführenden Links). In der OM-1 erreicht er nun bis zu Faktor 64, was sechs Blendenstufen entspricht. Bei früheren Kameras war maximal ND32 möglich, also fünf Blendenstufen. Der Minimalwert liegt weiterhin bei ND2. Damit lassen sich auch ohne Graufilter bei hellem Licht (und/oder offener Blende) Langzeitbelichtungen realisieren.
Zudem haben diese Funktionen (Live ND und High-Res-Shot) nun eine eigene Seite im neuen Menü namens "Rechnerische Modi" bekommen und lassen sich damit noch einfacher aufrufen und konfigurieren. Auch die Mehrfachbelichtung, Fokus-Stacking und die HDR-Funktion sind auf dieser neuen Menüseite zu finden. Die HDR-Automatik setzt die Bilder direkt in der Kamera zusammen. Damit sind bei drei und fünf Bildern +/- 2 oder 3 EV-Schritte möglich und bei sieben Bildern bis zu +/-2 EV-Schritte.
Auf einer anderen Menüseite sind hingegen alle Reihenaufnahmefunktionen zusammengefasst. Das umfasst nicht nur Belichtungsreihen mit drei, fünf oder sieben Aufnahmen bei bis zu 1 EV Belichtungsabstand (0,7 EV bei 7 Bildern), insgesamt wird also ein Bereich von maximal +/- 5 EV abgedeckt, sondern auch Weißabgleichs-Reihenaufnahmen, Blitzbelichtungs-Reihenaufnahmen, ISO-Aufnahmereihen, Art-Filter-Reihenaufnahmen sowie die bereits erwähnte Fokus-Aufnahmereihenfunktion.
Auch Live Bulb, Live Time und Live Composite sind an Bord. Sie lassen sich nun sogar mit dem Sensor-Shift-Bildstabilisator kombinieren. Bei Live Bulb und Live Time wird der Belichtungsfortschritt bereits während der Langzeitbelichtung auf dem Bildschirm angezeigt und ständig aktualisiert. Man muss also nicht mehr auf gut Glück belichten, sondern sieht, wann man die Belichtung beenden kann. Live Composite hingegen wiederholt eine vorgegebene Belichtung beliebig oft. Dabei werden die Aufnahmen so verrechnet, dass nur neue, helle Bildbereiche hinzukommen. So lassen sich bei Nachtaufnahmen Leuchtspuren ohne Überbelichtung des Hintergrunds erzeugen. Beide Funktionen haben wir in einem Fototipp erläutert, der über die weiterführenden Links am Ende des Testberichts zu finden ist.
Der Videomodus der OM System OM-1 erreicht maximal eine Auflösung von 4.096 x 2.160 Pixel, also Cinema-4K im 17:9-Seitenverhältnis. Die Bildfrequenz beträgt dann 24, 25, 30, 50 oder 60 Bilder pro Sekunde, gleiches gilt für 16:9-4K-Aufnahmen mit 3.840 x 2.160 Pixeln Auflösung. Beide Modi arbeiten mit voller Sensorbreite. In Full-HD sind sogar bis zu 240 Bilder pro Sekunde für Zeitlupeneffekte möglich.
Bei den Videoaufnahmen gibt es weder eine Zeitbegrenzung noch Wärmeprobleme. Auch nach 50 Minuten 4K-Videoaufnahme bei 60 Bildern pro Sekunde erhielten wir keine Hitzewarnung. Die Kamerarückwand war zwar bereits nach zehn Minuten gut warm, wurde aber nicht schmerzhaft heiß. Dennoch empfiehlt es sich, den Bildschirm für eine bessere Wärmeableitung von der Rückseite wegzuklappen.
4K-Aufnahmen sind wahlweise mit 10 Bit und H.265- oder 8 Bit H.264-Kompression möglich, gespeichert wird jeweils im MOV-Format. Dabei landet eine dauerhafte Videoaufnahme in einer einzigen, mehrere dutzend Gigabyte riesigen Datei, es findet also kein Splitting statt (jedenfalls nicht bis 45 GByte, größere Dateien haben wir nicht ausprobiert). Leider muss vor der Aufnahme gewählt werden, auf welcher Speicherkarte die Videos landen. Ein nahtloser Übergang bei voller Speicherkarte ist im Gegensatz zum Fotomodus also nicht möglich. Dank USB-C mit Power Delivery ist auch die Energieversorgung völlig unproblematisch.
Der Autofokus steht bei Videoaufnahmen zwar zur Verfügung, aber nur mit der Gesichts- und Augenerkennung, andere Motive werden hingegen nicht explizit erkannt. Dabei arbeitet der Fokus sehr sanft und mit Hilfe des Touchscreens ist es problemlos möglich, den Fokus von einem auf ein anderes Detail zu legen. Timecode steht genauso zur Verfügung wie Zebra, Fokus-Peaking und OM-Log400 für eine spätere Gradation. Neu ist zudem ein HLG-Modus für die interne Aufzeichnung von HDR-Videos. Für normale Endkonsumenten fehlt aber eine Speicherung als MP4-Videodatei.
Hervorzuheben ist auch hier wieder der fantastische Bildstabilisator. Der Videograf kann entscheiden, ob nur der mechanische Stabilisator unter Beibehaltung der vollen Sensor-Bildbreite zum Einsatz kommt oder ob er zugunsten einer noch besseren Bildstabilisierung den elektronischen Bildstabilisator zuschaltet und etwas Bildbeschnitt in Kauf nimmt. Verwendet man beide zusammen, sieht das Videobild bei Schwenks aus der Hand so aus, als hätte man ein Stativ verwendet und selbst "Kamerafahrten" im Gehen wirken fast aus wie auf Schienen. Der Bildstabilisator gehört damit zu den besten am Markt.
Über die Micro-HDMI-Schnittstelle lassen sich Videos extern als ProRes-Raw mit 12 Bit und einem Farbsubsampling von 4:4:4 auf einem Atomos Ninja aufnehmen. Andere HDMI-Rekorder werden mit 4:2:2 10 Bit versorgt. Ein Video-Streaming per USB ist hingegen nicht möglich. Für die Tonaufzeichnung steht neben dem integrierten Stereomikrofon auch ein 3,5mm-Klinkenanschluss zu Verfügung, auch eine Pegelanzeige fehlt nicht. Der Tonpegel lässt sich sogar per Touchscreen direkt anpassen. Auch ein Kopfhöreranschluss zur Tonkontrolle ist vorhanden.
Zwar besitzt die OM System OM-1 keinen integrierten Blitz, aber sie verfügt sowohl über einen TTL-Systemblitzschuh (ISO-Mittenkontaktblitze funktionieren ebenfalls) als auch eine klassische Blitz-Synchronbuchse. Die Blitz-Synchronzeit liegt bei 1/250 Sekunde, aber auch Highspeed-Blitzen, die Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang, eine Langzeitsynchronisation sowie eine Blitzbelichtungskorrektur beherrscht die OM-1. Zudem ist die Kamera in der Lage, bei Verwendung eines Blitzes auf Wunsch auf den automatischen Weißabgleich oder den Blitz-Weißabgleich zu wechseln, selbst wenn ein anderes Preset aktiv ist. Das ist praktisch, wenn unter bestimmten Lichtbedingungen zwischen Blitznutzung und der Fotografie mit dem Umgebungslicht gewechselt wird.
Bluetooth und WLAN runden das Schnittstellenangebot der OM-1 ab. Passend dazu gibt es eine neue App OM Image Share, die die bisherigen Apps für die Kamerafernbedienung, das Geo-Logging und die Bildbearbeitung wieder vereint, nachdem Olympus sie vor einigen Jahren getrennt hatte. Neu ist die Möglichkeit einer dauerhaften Bluetooth-Verbindung mit Übertragung der Positionsdaten direkt während der Aufnahme. Das lästige Logging mit nachträglicher Übertragung entfällt somit endlich. Zudem soll die neue App Firmwareupdates an die Kamera übertragen können. Ausprobieren konnten wir die neue App leider noch nicht.
Auch eine integrierte Webcam-Funktion fehlt, stattdessen muss man sich mit der Webcam-PC-Software begnügen (für Mac OS und Windows kostenlos erhältlich), die die Kamera lediglich mit einer Auflösung von 1.280 x 720 Pixeln bei 30 Bildern pro Sekunde ansteuert. Für den Ton muss man zudem ein Mikrofon an den Computer anschließen, denn das Kameramikrofon wird nicht unterstützt. Eine gute Alternative dazu ist ein einfacher HDMI-Grabber, denn Clean-HDMI samt Ton beherrscht die OM-1.
Bildqualität
OM Digital Solutions hält sowohl am 17,3 mal 13 Millimeter kleinen Four-Thirds-Sensor mit seinem 4:3-Seitenverhältnis als auch an der effektiven Auflösung von "nur" 20 Megapixeln fest. Dennoch handelt es sich um einen völlig neu entwickelten Bildsensor, der mit seinem Stacked-BSI-Aufbau dem aktuellen technischen Stand entspricht. Mit dem neuen Bildsensor und Bildprozessor verspricht OM Digital Solutions eine verbesserte Bildqualität mit höherem Dynamikumfang und verringertem Rauschen. Dafür sollen neue Rauschunterdrückungsalgorithmen zum Einsatz kommen. Der Standard-Empfindlichkeits-Bereich arbeitet nun von ISO 200 bis ISO 25.600, mit Erweiterung stehen ISO 80 bis 102.400 zur Verfügung.
Bereits rein visuell können wir der OM System OM-1 anhand unserer Testbildaufnahmen eine sehr gute Bildqualität attestieren. Von ISO 80 bis 800 ist die Bildqualität sehr gut, bei ISO 1.600 ist sie gut, während sich bei ISO 3.200 Einbußen der Detailtreue auf einem gerade noch akzeptablen Niveau zeigen. Die JPEGs wirken neutral, gut durchgezeichnet, der Weißabgleich exakt und dank des guten 12-40mm-Objektivs ist auch die Auflösung in den Bildecken äußerst hoch.
Um den visuellen Eindruck objektiv untermauern zu können, haben wir die OM-1 zusammen mit dem bewährten 12-40 mm F2.8 Pro im Testlabor durchgemessen. Zwar kam bei unserem Test noch die alte Olympus-Version zum Einsatz, aber die soll mit der verbesserten Version von OM System optisch identisch sein. Lediglich bei der Vergütung und den Wetterschutz ist die neue Version besser, was sich vor allem draußen in der Praxis bemerkbar machen dürfte, nicht jedoch unter kontrollierten Laborbedingungen. Die ausführlichen Ergebnisse mit allen Diagrammen sind über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt abrufbar. Auch die erwähnte Testbildreihe in Raw und JPEG bei allen ISO-Empfindlichkeiten kann über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt heruntergeladen werden.
Das 12-40mm-Objektiv zeigt nicht nur die gewohnt gute Leistung, sondern wir scheinen sogar ein noch besseres Exemplar ergattert zu haben als in so manchem anderen Test. Das zeigte sich im Labor mit einer noch gleichmäßigeren Auflösung über alle Brennweiten und einen geringeren Auflösungs-Randabfall von selbst im Maximum lediglich 25 Prozent.
Für ein Standardzoom ist das 12-40 mm wirklich sehr gut. Die Randabdunklung bleibt stets deutlich unter einer Blendenstufe und steigt zum Bildrand hin unsichtbar sanft an. Auch die Verzeichnung ist minimal, die 0,5 Prozent Tonnenform im Weitwinkel sind eher akademischer als praxisrelevanter Natur. Chromatische Aberrationen erreichen im Mittel nur rund 0,5 Pixel. Selbst das Maximum von rund einem bis 1,4 Pixel wird allenfalls leicht sichtbar.
Als Auflösungsmaximum haben wir knapp über 55 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast ermittelt. Diese werden im Weitwinkel im Bildzentrum bei Offenblende F2,8 und F4 erreicht. Beim weiteren Abblenden sinkt die Auflösung langsam, bleibt aber bis F11 auf hohem Niveau. Weiter würden wir bei keiner Brennweite abblenden. Bei mittlerer Brennweite haben wir 52 lp/mm – ebenfalls bereits bei Offenblende – und im Tele 51 lp/mm bei F4 und F5,6 als Maximum erreicht, jeweils im Bildzentrum.
Der Auflösungs-Randabfall ist im Weitwinkel mit 16 bis 25 Prozent am höchsten, die Randauflösung bewegt sich hier mit 42 bis 45 lp/mm jedoch auf gutem Niveau. Beim Zoomen nimmt der Randabfall ab und die Randauflösung steigt. Bei mittlerer Brennweite sind es nur noch vier bis zehn Prozent bei 43 bis 48 lp/mm und im Tele vier bis sieben Prozent bei 45 bis 48 lp/mm (wegen der Beugung jeweils nur bis F11 berücksichtigt).
Der Signal-Rauschabstand bewegt sich bis ISO 200 auf gutem Niveau von über 40 und bis ISO 3.200 auf akzeptablem Niveau von über 35 dB. Helligkeitsrauschen wird ab ISO 6.400 leicht sichtbar und springt bei ISO 102.400 sprunghaft nach oben. Farbrauschen spielt praktisch keine Rolle, wieder mit Ausnahme von ISO 102.400, wo es sprunghaft nach oben schnellt und deutlich sichtbar wird. Dabei bleibt das Rauschbild stets feinkörnig.
Die OM System OM-1 schärft zwar stark mit sichtbaren Artefakten nach, aber die Rauschunterdrückung sorgt bereits vorher für einen gewissen Detailverlust, je höher man die Empfindlichkeit einstellt. Bis ISO 400 ist die Wiedergabe feiner Texturen nahezu verlustfrei, bei ISO 800 und 1.600 sieht man bereits erste Verluste, bei ISO 3.200 werden sie stärker. Bei ISO 6.400 sind manche Details nur noch schwer auszumachen und bei ISO 12.800 sind die Verluste unverkennbar. Hier kommt der 20 Megapixel auflösende Four-Thirds-Sensor deutlich an seine Grenzen, schließlich bietet er mit 17,3 mal 13 Millimeter nur ungefähr ein Viertel der Fläche eines Kleinbildsensors.
Nicht zu verstecken braucht sich der Dynamikumfang der OM-1. Von ISO 80 bis 3.200 sind es über 11,5 Blendenstufen Dynamikumfang und bei ISO 100 und 200 sogar über zwölf. Damit bietet die OM-1 im gesamten qualitativ nutzbaren Empfindlichkeitsbereich einen sehr hohen Dynamikumfang. Selbst bei ISO 51.200 beträgt er noch gut zehn Blendenstufen. Nur ISO 102.400 fällt mit lediglich 7,5 Blendenstufen wieder völlig aus dem Rahmen.
Auch die Ausgangsdynamik ist gut. Bis ISO 200 werden über 224 der 256 möglichen Helligkeitsabstufungen in JPEG genutzt. Bis ISO 800 sind es über 160 Stufen und bis ISO 6.400 immerhin noch knapp 128 Stufen. Dabei verläuft die Tonwertkurve jedoch stark angesteilt, was für knackige, kontrastreiche Bilder sorgt. Beim Sprung von ISO 51.200 auf ISO 102.400 sackt der Tonwertumfang übrigens sehr deutlich von 96 auf nur noch 50 Helligkeitsstufen ab. Von der höchsten Empfindlichkeit sollte man also definitiv die Finger lassen, damit hat OM Digital Solutions der Kamera keinen Gefallen getan.
Farben gibt die OM System OM-1 sehr neutral und exakt wieder. Die Abweichung ist im Mittel gering, eine starke Übersättigung warmer Farbtöne gibt es nicht. Dennoch sind hier die stärksten Abweichungen zu verzeichnen, die jedoch deutlich geringer ausfallen als bei manch anderer Kamera. Bis ISO 400 gibt die OM-1 über vier Millionen Farben wieder und selbst bei ISO 12.800 sind es noch rund zwei Millionen, was ein guter Wert ist.
Auch die verbesserte High-es-Shot-Funktion der OM System OM-1 haben wir im Labor auf ihre Auflösung getestet und beurteilen die Bildqualität anhand der Testbilder. Wer sich die Bilder selbst ansehen möchte, kann das mit dem kostenpflichtigen Testbildpaket tun. Neben Raw+JPEG-Aufnahmen im normalen Fotomodus bei allen ISO-Stufen sind nämlich auch High-Res-Shot-Aufnahmen im 80-Megapixel-Modus vom Stativ bei ISO 200, 400, 800 und 1.600 enthalten.
Im Testlabor haben wir bei den 80-Megapixel-Aufnahmen im Bildzentrum eine Auflösung von 87 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast gemessen. Das entspricht etwa einer Kleinbildkamera mit 45-50 Megapixeln Sensorauflösung, wobei es hier stark auf die Kamera und ihre Bildaufbereitung ankommt. Am Bildrand lag die Auflösung mit 71 lp/mm um weniger als 20 Prozent darunter.
Verwendet man hingegen die Freihand-Funktion, sinkt die Auflösung etwas, aber nicht einmal so stark, wie man annehmen würde. Im Bildzentrum sind wir auf 77 lp/mm bei 50 Prozent Kontrast gekommen, was immer noch einer guten 42-Megapixelkamera entspricht. Allerdings haben wir bei der Freihandaufnahme am Bildrand eine deutlich geringere Auflösung gemessen von nur 49 lp/mm bei 50 Prozent Kontrast. Das entspricht einem Randabfall von 36 Prozent und könnte daran liegen, dass bei handgehaltenen Aufnahmen das Verdrehen der Kamera während der Aufnahme am Bildrand zu größeren Bewegungen führt als im Bildzentrum.
Betrachtet man die Jpeg-Aufnahmen, so fallen doch recht kräftige Schärfeartefakte auf. Vor allem an harten Kontrastkanten, etwa schwarzer Schrift auf weißem Hintergrund, stechen sie sehr ins Auge. Vor allem bei höheren Empfindlichkeiten sind die Ergebnisse wirklich phänomenal gut. Bei ISO 1.600 rauscht es im Vergleich zu ISO 200 kaum mehr und fast alle Details sind vorhanden. Dennoch muss man klar sagen, dass die Aufnahmen bei ISO 200 noch mehr Klarheit und Brillanz besitzen. Man muss sich jedoch keineswegs scheuen, die Empfindlichkeit raufzudrehen, wenn es beispielsweise für eine kürzere Belichtungszeit erforderlich ist.
Im Vergleich zu einer einzelnen Aufnahme bei ISO 1.600 zeigt die High-Res-Shot-Aufnahme klare Vorteile nicht nur bei der Auflösung, sondern auch mit geringerem Rauschen. Details, die kaum noch zu erkennen waren, werden auch bei ISO 1.600 mit der High-Res-Shot-Funktion klar herausgearbeitet. Vom Rauschlevel entspricht die High-Res-Shot-Aufnahme bei ISO 1.600 tatsächlich einer Einzelaufnahme bei ISO 400, wobei hier die High-Res-Shot-Aufnahme trotzdem klar bei der Detailwiedergabe gewinnt.
Fazit
Ob die OM System OM-1 wirklich eine "Wow-Kamera" ist, wie es lange propagiert wurde, liegt sicher im Auge des Betrachters. Definitiv kann man aber feststellen, dass kein anderer Hersteller eine derart kompakte Kamera mit einer solchen Robustheit und Leistungsfähigkeit zu einem so niedrigen Preis anbietet, auch wenn die OM-1 auf den ersten Blick teuer zu sein scheint. Sie leistet sich jedoch keine eklatanten Schwächen und bietet ein überaus gutes Gesamtpaket an Ausstattung. Der neue Sensor bringt zwar nicht unbedingt bei der Bildqualität bahnbrechende Fortschritte, bei der Performance hingegen schon – wenn man diesen Sprung überhaupt noch benötigt, denn schon die Vorgängermodelle waren hier für die meisten Anwendungen mehr als schnell genug. Im täglichen Gebrauch wird man wohl am meisten von der verbesserten Bedienung und vor allem dem übersichtlichen Menü profitieren, auch wenn eingefleischte Olympus-Fotografen etwas Einarbeitungszeit dafür benötigen dürften. Diese ist aber deutlich kürzer als beim alten Olympus-Menü.