Spiegellose Profi-Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Nikon Z 9

Seite 2 von 2, vom 2022-01-28 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Das Autofokussystem der Z 9 arbeitet mit 493 Phasenautofokussensoren, die bis weit an den Randbereich den Bildaufnahmesensors verteilt sind. Von unendlich auf zwei Meter fokussiert die Z 9 mit dem verwendeten Testobjektiv Z 24-120 mm F4 S innerhalb von 0,11 bis 0,17 Sekunden, was sehr schnell ist. Die kurze Auslöseverzögerung von 0,05-0,06 Sekunden ist darin bereits enthalten.

Neben der reinen Einzel-AF-Geschwindigkeit und der Anzahl von Autofokuspunkten sind aber vor allem die Erkennungsfunktionen und die Motivverfolgung entscheidend. Hier wartet die Z 9 mit dem fortschrittlichsten System auf, das Nikon zu bieten hat. Dabei stehen 405 der 493 Autofokusfelder zur Verfügung und zehn Modi erlauben dem Fotografen die Anpassung des Autofokus an die Motivsituation.

Der Autofokus erkennt nicht nur Gesichter und Augen von Menschen, Tieren und speziell Vögeln, sondern auch Köpfe, Helme, Fahrzeuge wie Autos, Motorräder und Züge, aber auch Flugzeuge. Das funktioniert alles erstaunlich gut und das 3D-Tracking leistet sich selbst bei schnellen 20 Serienbildern pro Sekunde keine nennenswerten Schwächen. Dabei arbeiten Fokus- und Belichtungs-Nachführung mit schnellen 120 Bildern pro Sekunde.

Setzt man ein F1,2 lichtstarkes Objektiv ein, arbeitet der Autofokus übrigens noch bis -6,5 EV- Als wäre das nicht genug, lässt sich auch noch ein spezieller Low-Light-AF aktivieren, der bis -8,5 EV fokussieren kann. Das ist so dunkel, dass es einem Fotografen mit klassischem Spiegelreflexsucher nicht mehr möglich wäre, noch zuverlässig manuell zu fokussieren.

Mit den nativen Z-Objektiven arbeitet der Autofokus am schnellsten, aber über den FTZ-Adapter angeschlossene Objektive fokussieren ebenfalls flott, im AF-S nicht langsamer als an einer DSLR. Uneingeschränkt funktionieren AI-, AF-S- und AF-P-Objektive. Der Adapter macht praktisch nichts anderes, als etwas Luft zu umbauen, dunkel abzuschirmen sowie den Unterschied der Bajonettauflagemaße (F und Z) anzupassen und natürlich den Anschluss selbst.

Die Serienaufnahmefunktion soll 20 Bilder pro Sekunde erreichen, was sich auch in unserer Messung bestätigte. Dafür müssen aber alle Parameter stimmen, denn für 20 Bilder pro Sekunde muss man beispielsweise mindestens 1/250 Sekunde kurz belichten, bei längeren Belichtungszeiten geht die Serienbildrate runter, beispielsweise 15 Bilder pro Sekunde bei 1/200 Sekunde Belichtungszeit.

Die Länge der Aufnahmeserie hängt hingegen stark vom verwendeten Dateiformat, aber auch von der Bildaufbereitung ab. So kann etwa die Verzeichnungskorrektur, bei der die Bildverarbeitung etwas länger dauert, den Serienbildpuffer schneller "verstopfen". Umso ärgerlicher ist es, dass diese Korrektur sich bei manchen Objektiven nicht abschalten lässt. In höchster JPEG-Qualität konnten wir immer 1.125 Fotos bei 20 Bildern pro Sekunde in Folge aufnehmen, das sind über 56 Sekunden! Doch auch bei vollem Puffer betrug die Serienbildrate noch durchschnittlich 18,8 Bilder pro Sekunde.

Etwas anders sieht es bei Raw-Bilder aus, wobei hier erstmal einige Erklärungen nötig sind. Die Nikon Z 9 bietet drei Raw-Komprimierungen an, unkomprimierte Rohdaten lassen sich nicht aufnehmen. Es gibt eine verlustfreie Kompression für höchste Bildqualität sowie zwei unterschiedlich stark verlustbehaftete Kompressionsoptionen. Bei der weniger verlustbehafteten verspricht Nikon, dass praktisch keine visuellen Verluste auftreten, auch bei der stärkeren Komprimierung sollen sie nur minimal ausfallen und in jedem Fall eine deutlich höhere Bildqualität als JPEG bieten, obwohl die Raw-Dateien dann sogar minimal weniger Speicherplatz als die JPEGs belegen sollen.

Bei unserer Messung mit verlustfreier Kompression fielen die Bilddateien mit 68,2 MByte deutlich größer aus als die von Nikon versprochenen 55,1 MByte. Dadurch schafften wir nicht etwa 79 Bilder am Stück, sondern nur 61. Danach sinkt die Serienbildrate jedoch lediglich auf kontinuierlich 13,5 Bilder pro Sekunde ab, was immer noch irre schnell ist. Über 920 MByte werden dabei pro Sekunde auf die Speicherkarte geschrieben. Das ist gut viermal so schnell wie bei der Nikon Z 7II und mehr als doppelt so schnell wie bei der Canon EOS R5, aber auch der bisherigen Rekordhalter Sony Alpha 1 (mit knapp 560 MB/s) wird sehr deutlich geschlagen. Mit einer Canon EOS-1D X Mark III oder EOS R3 (noch nicht von uns getestet) sind übrigens derart hohe Datenraten nicht nötig, weil die Kameras eine viel geringere Sensorauflösung haben und somit auch nur gut die Hälfte der Daten anfällt.

Belichtet man mit 1/200 Sekunde, sinkt die Serienbildrate wie bereits erwähnt auf 15 Bilder pro Sekunde, dann läuft der Puffer erst nach 155 verlustfrei komprimierten Raw-Aufnahmen voll. So oder so dauert es nach Beendigung einer Bildserie maximal zwei Sekunden, bis der Puffer wieder leer ist – er dürfte also rund 2 GByte groß sein. Weil nicht immer 20 Serienbilder pro Sekunde sinnvoll sind, sondern oft auch langsamere Bildraten genügen, kann man die Bildrate entsprechend herunterregeln. In der Einstellung H stehen wahlweise 20, 15, 12 oder 10 Bilder pro Sekunde zur Verfügung. In der Einstellung L sind es 10, 8, 6, 5, 4, 3, 2 und 1 Bilder pro Sekunde.

Dank des beweglich gelagerten Bildsensors sind mit der Nikon Z 9 theoretisch und auch praktisch bis zu fünf Blendenstufen längere Belichtungszeiten ohne Stativ möglich als ohne Stabilisator. Der Sensor wird auf drei Achsen verschoben (horizontal, vertikal und in der Rotation), ausgeglichen werden fünf Achsen: Neben der Rotation sind das horizontale und vertikale Verschwenkungen sowie Verschiebungen der Kamera. Je nach Aufnahmedistanz ist mal das eine, mal das andere stärker. Bei weit entfernten Motiven sind die Verschwenkungen ein Problem, bei den nahen eher Verschiebungen.

Der Bildstabilisator macht sich durch ein sehr leises akustisches Rauschen bemerkbar, vor allem aber mit seiner effektiven Arbeit. Auch mit adaptierten Objektiven funktioniert er. Besitzt das Objektiv selbst einen optischen Bildstabilisator, so übernimmt das Objektiv den Ausgleich der Verschwenkungen. Das ist vor allem bei Teleobjektiven äußerst nützlich und viel effektiver. Die verbliebenen drei Achsen gleicht der Kamera-Bildstabilisator aus. Sonderfunktionen wie eine Pixel-Shift-Auflösungssteigerung gibt es bei Nikon nicht. Immerhin erhöht sich bei der Z 9 als erste Nikon die Effektivität bei der Kombination aus Objektiv- und Sensor-Shift-Stabilisator. Laut Nikon sollen dann bis zu sechs Blendenstufen erreicht werden. Ebenfalls eine Besonderheit des Sensor-Shift-Bildstabilisators der Nikon Z 9: In ausgeschaltetem Zustand wird der Sensor fixiert und klappert somit nicht im Bewegungsrahmen herum.

Videos zeichnet die Z 9 maximal in 8K-Auflösung (7.680 mal 4.320 Pixel) bei zum Testzeitpunkt bis zu 30 Bildern pro Sekunde auf. In 4K (3.840 x 2.160) und Full-HD (1.920 x 1.080) sind bis zu 120 Bilder pro Sekunde für Zeitlupeneffekte oder besonders flüssige Bewegungsabläufe möglich. Die Tonaufnahme bleibt dabei genauso aktiv wie der Sensor-Shift-Bildstabilisator, und so kann die gesamte Sensorbreite für die Filmaufnahme verwendet werden. Erst bei zusätzlicher Aktivierung des digitalen Bildstabilisators gibt es, zusätzlich zum Beschnitt vom 3:2-Sensorformat auf das 16:9-Videoseitenverhältnis, einen zusätzlichen Bildwinkelverlust. Der Digital-VR steht bis maximal 4K60 und Full-HD 60p zur Verfügung.

Je nach Auflösung und Bildwiederholrate sowie Bildausschnitt erfolgt die Videoaufnahme mal mit einem Full-Sensor-Readout und mal im Lineskipping-Verfahren. Da der Sensor in 8K-Auflösung alle Pixel ausliest, erfolgt bei der dort möglichen maximalen Bildwiederholrate von 30 Bildern pro Sekunde auch in 4K ein entsprechendes Downsampling mit hervorragender Qualität. Anders sieht es bei höheren Bildraten aus, bei denen das Lineskipping zum Einsatz kommt. Nikon will im Laufe des Jahres aber noch ein Firmwareupdate veröffentlichen, das 8K-Aufnahmen mit 60 Bildern pro Sekunde ermöglicht (angekündigt ist es für das Frühjahr 2022). Dann sollten auch die niedrigeren Auflösungen bis 60 Bilder pro Sekunde ohne Lineskipping auskommen, sofern die Prozessorleistung dafür genügt, wovon wir aber stark ausgehen.

Aktuell stehen bei der Z 9 vier Videodateiformate zur Verfügung, was sich aber ebenfalls mit einem späteren Firmwareupdate noch erhöhen soll, bei dem auf jeden Fall ein Nikon-eigenes Raw-Format mit bis zu 12 Bit Farbtiefe und der Möglichkeit der 8K60-Aufzeichnung hinzukommen soll, die im aktuell zur Verfügung stehenden 10 Bit Apple ProRes 422 PQ wohl nicht möglich wären. Daneben sind auch Aufnahmen mit H.265-HEVC-Kompression im MOV-Format mit 8 oder 10 Bit sowie MP4-Aufnahmen mit H.264-Kompression möglich. Letztere bietet jedoch lediglich maximal Full-HD-Auflösung, im MOV-Format gibt es hingegen in 8 und 10 Bit keine Auflösungseinschränkungen.

Die Tonaufnahme sampelt die Nikon Z 9 mit 24 Bit in hoher Qualität. Für das externe Mikrofon lässt sich die Spannungsversorgung wahlweise deaktivieren, um Störgeräusche zu minimieren. Erwähnenswert ist außerdem Nikons Versprechen einer geringen HDMI-Latenz, was beispielsweise beim Einsatz von Kontrollmonitoren nützlich ist. Als weitere Funktionen stehen beispielsweise ein Fokuspeaking und Zebra zur Verfügung. Auch flache Tonwertkurven für eine spätere Gradation bietet die Z 9 selbstverständlich.

Den Autofokus führt die Z 9 bei Videoaufnahmen sanft und sicher nach, zudem stehen die Erkennungsfunktionen zur Verfügung, lediglich das 3D-Tracking entfällt. Dank der guten Wärmeabführung konnten wir die Z 9 auch bei einer 40 Minuten langen 8K-Videoaufnahme nicht zum Überhitzen bringen, das Gehäuse wurde lediglich etwas warm, aber nicht einmal heiß. Mehr gab unsere 160 GByte kleine Speicherkarte nicht her. Nikon verspricht sogar bis zu 125 Minuten lange 8K-Videoaufnahmen am Stück.

Nikon verbaut in der Z 9 nicht nur Bluetooth und WLAN, die im von Nikon Snapbridge genannten System zusammenarbeiten, sondern sogar ein GPS. Dank dauerhafter Bluetooth-Verbindung ist eine Hintergrundübertragung kleiner Vorschaubilder aufs Smartphone möglich. Für alles, was eine höhere Datentransferrate benötigt, wird WLAN zugeschaltet. Es dient nicht nur der Übertragung hochauflösender Bilder auf das Smartphone, sondern auch zur Kamerafernsteuerung via App samt Livebildübertragung. Seit der zweiten Generation von Snapbridge sind dabei umfangreichere Kameraeinstellungen möglich. Mehr Details zu Snapbridge sowie dem Webcam-Utility sind in den über die weiterführenden Links erreichbaren Fototipps beschrieben.

Im Gegensatz zu früheren Snapbridge-Versionen – das war ein großer Kritikpunkt – ist die WLAN-Schnittstelle nicht mehr an Snapbridge gebunden, sondern kann unabhängig arbeiten. Das ermöglicht das drahtlose Übertragen der Fotos an Computer. Auch im Studio ist eine drahtlose Fernbedienung der Nikon Z 9 vom Computer aus möglich, was selbstverständlich auch kabelgebunden funktioniert (so genanntes Tethering). Zudem können Firmwareupdates via Snapbridge vorgenommen werden. Eine entsprechende Benachrichtigungsfunktion für Firmwareupdates bot die Snapbridge-App bisher schon, nur musste man das Update früher umständlich via Speicherkarte vornehmen, Das sollte nun deutlich einfacher und intuitiver gehen.

Bildqualität

Die Nikon Z 9 ist zwar mit einem 45,7 Megapixel auflösenden Kleinbildsensor (36 mal 24 mm) ausgestattet, es handelt sich trotz identischer Auflösung jedoch um einen völlig anderen Sensor als in der Z 7II. Der CMOS-Sensor der Z 9 ist nämlich nicht nur rückwärtig belichtet (BSI), sondern besitzt auch eine Stacked-Architektur mit integrierten AD-Wandlern samt DRAM, was erst die hohe Performance ermöglicht. Dank der BSI-Struktur ist die lichtempfindliche Fläche gegenüber herkömmlichen CMOS-Sensoren, bei denen die Leiterbahnen über der lichtempfindlichen Fläche liegen, größer. Als Nebeneffekt kann der Sensor auch Licht, das nicht ganz senkrecht einfällt, besser verarbeiten. Das sorgt für weniger Farbsäume, Vignettierung und Randunschärfe.

Um die Bildqualität der Nikon Z 9 genau zu analysieren, haben wir sie nicht nur in der Praxis getestet, sondern auch in unserem Testlabor. Dabei kam das Nikon Z 24-120 mm F4 S zum Einsatz, wobei die Z 9 im Gegensatz zu den bisher von uns getesteten Z-Systemkameras nicht die typische etwas dunkle Belichtung zeigte.

Sowohl die Testbilder (eine ISO-Reihe in Raw und JPEG) als auch der Labortest der Z 9, auf dem die folgenden Betrachtungen beruhen, sind über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt abrufbar. Der Labortest enthält zahlreiche Diagramme mit allen Messwerten und Erklärungen zu den Diagrammen. Zudem bieten wir eine Prepaid-Labortest-Flatrate für den zeitlich begrenzten Zugriff auf das gesamte Archiv mit über 1.900 Labortests, Testbildpaketen von über 200 Kameras und über 70 Premium-Kameratests mit erweitertem Informationsgehalt im PDF-Format an.

Eine mögliche Verzeichnung des Z 24-120 mm F4 S gleicht die Nikon Z 9 dank nicht abschaltbarer Korrektur laut Labormessung nahezu perfekt aus. Mit maximal 0,2 Prozent Tonnenform ist sie kaum der Rede wert. Auch die Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind minimal bis nicht vorhanden. Selbst im Maximum erreichen sie kaum 0,5 Pixel und werden damit praktisch nicht sichtbar.

Bei der Randabdunklung, die eigentlich ebenfalls von der Kamera korrigiert wird, sieht es schon etwas anders aus. Vor allem bei 24 Millimetern zeigt sich, dass der Bildkreis des Objektivs sehr knapp gehalten wurde. 1,3 Blendenstufen fällt die Helligkeit bei Offenblende zum Bildrand ab, wobei sich das vor allen in der äußersten Bildecke mit einem sprunghaften Anstieg zeigt. Das sieht man auch auf Fotos deutlich.

Sobald man zoomt oder abblendet, verschwindet diese spontane Vignettierung und die Randabdunklung bewegt sich nur noch um den Wert von etwa einer halben Blendenstufe, wobei das dank des sanften Anstiegs zum Bildrand nicht sichtbar wird. Nur bei maximaler Brennweite ist die Randabdunklung bei offener Blende mit 0,8 Blendenstufen nochmal etwas höher, aber aufgrund des sanften Verlaufs ebenfalls unproblematisch.

Am spannendsten aber ist sicherlich die gemessene Auflösung bei 50 Prozent Kontrast am 45-Megapixel-Sensor, zumal sich die Verzeichnungskorrektur negativ auf die Randauflösung auswirken könnte.

Bei der Auflösung bei 50 Prozent Kontrast erreicht das Nikon Z 24-120 mm F4 S in der Bildmitte bereits im Weitwinkel bei Offenblende mit über 85 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) seinen Maximalwert, der auch für einen 45-Megapixel-Sensor sehr gut ist. Zum Bildrand fällt die Auflösung trotz der Verzeichnungskorrektur nur um 15 bis 20 Prozent ab, was für ein Zoomobjektiv ein sehr guter Wert ist. Lediglich bei F22 ist der Randabfall zwar höher, aber bei der Blende schlägt die Beugung ohnehin so kräftig zu, dass man sie besser nicht verwendet.

Bei mittlerer und langer Brennweite liegen die gemessenen Auflösungen in der Bildmitte und am Bildrand bei allen Blenden sehr dicht beieinander, nur die Beugung sorgt jenseits von F11 für einen deutlichen Auflösungsabfall. Zwar erreicht die Auflösung im Bildzentrum bei 50 und 120 Millimetern mit jeweils gut 76 lp/mm nicht ganz das Niveau des Weitwinkels, bei der Randauflösung sind sie aber teilweise sogar leicht besser und so bewegt sich der Auflösungs-Randabfall zwischen Null und lediglich 13 Prozent. Das Nikon Z 24-120 mm F4 S ist in der Summe sogar so gut, dass kaum ein anderes Nikon-Standard-Zoom hier mithalten kann.

Die Nikon Z 9 bietet eine ISO-Empfindlichkeit von 64 bis 25.600, die sich auf ISO 32 und bis zu 102.400 erweitern lässt. Diese Erweiterungen gehen allerdings mit diversen Einbußen bei der Bildqualität einher. Der Signal-Rauschabstand bewegt sich bis ISO 200 auf einem guten Niveau von über 40 dB, bis ISO 1.600 bleibt dieser mit über 35 dB akzeptabel, oberhalb von ISO 6.400 sinkt er deutlich ab.

Dabei bleibt das Rauschen stets feinkörnig, zeigt sich ab ISO 3.200 aber mit leichtem Helligkeitsrauschen, das oberhalb von ISO 6.400 stark zunimmt (alle Messungen im JPEG-Format). Farbrauschen spielt hingegen praktisch keine Rolle, es wird nur bei ISO 102.400 deutlich sichtbar. Bis ISO 3.200 zeigt die Z 9 eine hohe Texturschärfe, die dann aber schnell abnimmt. Während bis ISO 12.800 noch leidlich ausreichend Details vorhanden sind, zeigen die Bilder spätestens ab ISO 25.600 deutliche Verluste feiner Strukturen.

Während die Eingangsdynamik bei ISO 32 aufgrund der Signaldämpfung nur knapp über zehn Blendenstufen beträgt, erreicht diese bei ISO 64 elf Blendenstufen. Bis ISO 6.400 bewegt sich die Eingangsdynamik mit über zehn Blendenstufen auf hohem Niveau und ist bei ISO 12.800 und 25.600 mit über neun Blendenstufen noch im akzeptablen Bereich.

Die Tonwertübertragung zeigt, mit Ausnahme der signalgedämpften ISO 32 mit einem flacheren Verlauf, eine deutliche Steigerung der Kontraste vor allem im mittleren Helligkeitsbereich, was zu einer knackigen Bilddarstellung führt. Schärfeartefakte durch die Bildaufbereitung halten sich mit maximal unter 14 Prozent aber noch in Grenzen.

Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 64 mit gut 256 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen ausgesprochen gut und sinkt dann bis ISO 1.600 recht gleichmäßig mit der ansteigenden Empfindlichkeit auf 160 Helligkeitsstufen ab. Bei ISO 3.200 und 6.400 sind es nur noch um die 128 Stufen, bei ISO 12.800 sogar deutlich unter 96, was stark sichtbare Abstufungen in Helligkeitsverläufen bedeutet.

Die Farbabweichung der Nikon Z 9 ist bei einigen Farbtönen ungewöhnlich hoch für eine Profikamera. Die Farben sind im Rot- bis Magentabereich recht poppig. Cyantöne sind deutlich Richtung Blau verschoben. Das sorgt für einen subjektiv schönen, farbenfrohen Bildeindruck, ist aber alles andere als neutral. Dabei kann man sich über die vielfältigen Einstellmöglichkeiten des Weißabgleichs inklusive einer konfigurierbaren Automatik eigentlich nicht beschweren, zumal der manuelle Weißabgleich äußerst exakt arbeitet. Auch die tatsächliche Farbtiefe ist gut, bis ISO 800 werden über vier Millionen Farbtöne differenziert, selbst bei ISO 6.400 ist der Wert mit zwei Millionen Farben noch gut (entspricht etwa der Farbauflösung des durchschnittlichen menschlichen Auges).

Fazit

Mit der Z 9 setzt sich Nikon in der Summe aller Eigenschaften mit Abstand die Krone der spiegellosen Systemkameras auf. Zwar können andere Spitzenkameras wie die Sony Alpha 1 oder Canon EOS R5 ihr in einzelnen Disziplinen das Wasser reichen, aber keine dieser Kameras ist über alle unsere Testkriterien hinweg so konstant gut wie die Nikon Z 9. Dafür hat sie zwar einen entsprechend hohen Preis, aber verglichen mit anderen derartigen Kameras relativiert er sich beziehungsweise erscheint sogar fast als "Schnäppchen". Bei der Größe und dem Gewicht muss man allerdings kompromissbereit sein. Immerhin bekommt man dafür eine hervorragend verarbeitete, sehr ergonomische, umfangreich ausgestattete und äußerst performante Kamera mit einer obendrein exzellenten Bildqualität. Nicht nur bei der Auflösung weiß die Nikon Z 9 zu begeistern, sondern auch bei moderat höheren ISO-Empfindlichkeiten ist sie sehr gut. Nur mit den Farben nimmt sie es, zumindest in JPEG, teilweise nicht ganz so genau.

Kurzbewertung

  • Robustes, wettergeschütztes, hochwertiges, ergonomisches Gehäuse
  • Äußerst hohe Geschwindigkeit (Autofokus, Speicherzeit, Serienbilder)
  • Umfangreiche Ausstattung samt effektivem Sensor-Shift-Bildstabilisator
  • Exzellente Videoqualität in 8K30 und 4K30
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 3.200
  • Teilweise etwas ungenaue Farbwiedergabe (JPEG)
  • Bildschirm nicht in Selfie-/ Video-Kontrollmonitor-Position klappbar
  • Schlechte automatische Übersetzung des englischen Online-Handbuchs

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Steckbrief

Hersteller Nikon
Modell Z 9
Sensor CMOS Kleinbild 36,0 x 24,0 mm (Cropfaktor 1,0)
52,4 Megapixel (physikalisch)
45,7 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 4,3 µm
Auflösung (max.) 8.256 x 5.504 (3:2)
Video (max.) 7.680 x 4.320 60p
Objektiv Nikon Z 24-120 mm F4 S (Zoom-Objektiv)
Videosucher EVF, 100 % Bildfeldabdeckung, 3.690.000 Bildpunkte Auflösung, 0,80-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), Dioptrienausgleich (-4,0 bis 3,0 dpt)
Monitor 3,2" (8,0 cm)
  Auflösung 2.100.000 Bildpunkte
  kippbar ja
  drehbar
  schwenkbar ja
  Touchscreen ja
AV-Anschluss HDMI-Ausgang (Typ A)
Vollautomatik
Motivautomatik
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion nein
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung, Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/32.000 s
Blitz
  Synchronzeit 1/250 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Nikon
WLAN ja
NFC
GPS intern
Fernauslöser ja, Kabelauslöser, Bluetooth-Auslöser, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme ja
Speichermedium
CFexpress Typ B
XQD
  Slot 2
CFexpress Typ B
XQD
  automatisch ISO 64-25.600
  manuell ISO 32-102.400
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 493
  Geschwindigkeit 0,11 s bis 0,17 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen 149 x 150 x 91 mm
Gewicht (betriebsbereit) 1.331 g (nur Gehäuse)
1.960 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 770 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.