Aufsteiger-DSLR

Testbericht: Nikon D5600

Seite 2 von 2, vom 2017-03-14 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Eine Videofunktion darf bei einer modernen DSLR natürlich nicht fehlen. Trotz 24 Megapixel auflösendem Sensor beschränkt sich diese jedoch auf die Full-HD-Auflösung, aber immerhin mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde. Das integrierte Mikrofon nimmt in Stereo auf, auch der Pegel wird auf dem Display angezeigt. Auf Wunsch kann ein externes Stereomikrofon angeschlossen werden. Der kontinuierliche Autofokus (AF-F im Live-View) arbeitet bei Videoaufnahmen jedoch nur leidlich gut. Er reagiert etwas verzögert auf sich ändernde Aufnahmeentfernungen und stellt dann etwas pumpend die Schärfe nach. Manchmal fokussiert er auch nicht nach und filmt unscharf weiter. Eine Stärke ist die Videofunktion damit bei DSLRs weiterhin nicht, jedenfalls nicht für Automatikvideografen. Die Blendeneinstellung wirkt sich bei Videoaufnahmen übrigens nicht aus, dafür nimmt das integrierte Mikrofon Bediengeräusche nur allzu deutlich auf.

Das integrierte Blitzgerät klappt in den Motivprogrammen automatisch auf und bietet mit einer Leitzahl von zwölf auch eine gute Leistung. Zudem verfügt die D5600 über verschiedene Blitzmodi, etwa eine Langzeitsynchronisation oder ein Blitzen am Ende statt am Anfang der Belichtung. Die Blitzsynchronisationszeit von 1/200 Sekunde geht in Ordnung, auch eine Blitzbelichtungskorrektur lässt sich aktivieren. Die Rote-Augen-Reduktion wird mit Hilfe des weißen AF-Hilfslichts realisiert, die aufgenommene Personen vor der eigentlichen Aufnahme blendet, damit die Pupillen sich verengen und kein Blitzlicht in roter Farbe reflektieren. Dank des TTL-Systemblitzschuhs kann zudem Nikons gut ausgebautes Systemblitzprogramm verwendet werden. Eine drahtlose Steuerung externer Blitzgeräte mit dem integrierten Blitz ist jedoch nicht möglich, hierfür muss ein Systemblitzgerät auf die Kamera gesteckt werden.

Nikons Snapbridge-Funktion ist eine der größten Neuerungen der D5600. Bisher waren unsere Erfahrungen damit eher durchwachsen, was vor allem an der rudimentären, nicht besonders zuverlässigen App liegt. Daran hat sich leider nichts geändert. Die Bluetooth-Verbindung mit oder ohne NFC funktionierte bei der D5600 zuverlässig. Fotos mit zwei Megapixeln Auflösung wurden im Hintergrund auf das Smartphone übertragen, sofern die Funktion aktiviert war. Auch die Uhrzeitsynchronisation sowie die GPS-Funktion arbeiteten zuverlässig. Anders sah es mit der WLAN-Verbindung aus. Ein Sony Xperia XZ mit Android 7.0 konnten wir nicht dazu bewegen, sich per WLAN mit der Nikon zu verbinden, um hochauflösende Fotos zu übertragen oder die Kamera fernzusteuern. Ein billiges China-Smartphone mit Android 6.0 hingegen ließ sich problemlos koppeln. Die Fernbedienungsfunktion bleibt mit Live-View und lediglich einem aktivierbaren Selbstauslöser jedoch weiter hinter der Funktionalität ähnlicher Apps anderer Hersteller zurück, die eine umfangreiche Konfiguration der Aufnahmeparameter erlauben. Auch eine reine Fernauslösefunktion, für die die Bluetoothverbindung ausreichend wäre, gibt es leider nicht. Diese ist den Keymission-Actioncams von Nikon vorbehalten, für die Nikon einen kleinen Bluetooth-Handfernauslöser anbietet. Schade, das wäre ein adäquater Ersatz für die entfallene Infrarotschnittstelle gewesen.

Bildqualität

Gute Bildqualität ist weiterhin eine der Haupteigenschaften, die Menschen mit einer DSLR verbinden und häufig genau deswegen zu einer solchen Kamera greifen, selbst, wenn viele Käufer kaum Gebrauch von der Flexibilität der Wechselobjektive machen. Die Nikon D5600 besitzt mit einem 24 Megapixel auflösenden Sensor im APS-C-Format gute Voraussetzungen, die gesetzten Erwartungen auch zu erfüllen. Ob dies tatsächlich der Fall ist, haben wir nicht nur in der Praxis, sondern auch in unserem Testlabor geprüft. Der ausführliche Labortest mit allen detaillierten Diagrammen und Erklärtexten ist wie üblich gegen ein kleines Entgelt von 1,40 € im Einzelabruf oder ab umgerechnet 2,08 € im Rahmen einer Prepaid-Flatrate abrufbar (siehe weiterführende Links). Auch wer sich nicht für den Labortest interessiert, aber diesen kostenlosen Testbericht honorieren und damit die Arbeit unserer Redaktion unterstützen möchte, kann dies am besten mit dem Kauf eines Labortests tun.

Zu unserem Test ist die Nikon D5600 mit dem relativ neuen Setobjektiv AF-P 18-55 VR angetreten, das nicht nur eine kompakte Bauform, sondern auch einen sehr schnellen Autofokus, selbst im Live-View, besitzt (siehe dritter Absatz des Abschnitts "Ergonomie und Verarbeitung"). Es deckt mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 27 bis 83 Millimeter (Umrechnungsfaktor 1,5) einen alltäglichen Bereich ab. Auch die Bildqualität ist ordentlich. So löst das Objektiv bereits bei Offenblende hoch auf, abgeblendet steigert sich die Auflösung kaum noch. Bis zu 60 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent werden bei kurzer und mittlerer Brennweite im Bildzentrum erreicht, bei langer Brennweite ist es mit 57 lp/mm kaum weniger. Am Bildrand sind es jedoch bis zu 33 Prozent weniger Linienpaare, die aufgelöst werden. Beim Abblenden steigt die Randauflösung aber stärker an als im Bildzentrum, so dass man bei ca. F8 bis F11 mit recht gleichmäßiger Auflösung und hoher Randschärfe (50 bis 53 lp/mm) fotografieren kann. Weiter als bis F11 sollte man möglichst nicht abblenden, denn die Beugung setzt dann massiv ein und reduziert die Auflösung erheblich.

Auch die Randabdunklung wird besser (also geringer), wenn man abblendet. Im Weitwinkel erreicht diese bei Offenblende 1,3 Blendenstufen, was 60 Prozent Lichtverlust in den Ecken entspricht. Doch nicht nur abblenden, auch zoomen verringert die Randabdunklung. Ebenfalls stark brennweitenabhängig ist die Verzeichnung, die naturgemäß im Weitwinkel am stärksten auftritt und dort mit 3,5 Prozent Tonnenform deutlich ins Auge fällt. Bei mittlerer und langer Brennweite bemerkt man die dann etwa 0,5-prozentige Verzeichnung hingegen kaum noch. Einen weiteren Kritikpunkt muss das Objektiv bei den chromatischen Aberrationen einstecken. Diese fallen im Mittel zwar kaum ins Gewicht, im Weitwinkel am Bildrand jedoch sind sie äußerst kräftig und nicht zu übersehen. Wie alle preiswerten Setobjektive zeigt das Nikon AF-P 18-55 VR also einige Schwachpunkte, vor allem am unteren Brennweitenende, insgesamt handelt es sich jedoch um ein recht ordentliches Setobjektiv.

Die Kamera selbst zeigt bis ISO 1.600 eine sehr gute Bildqualität. Der Signal-Rauschabstand macht zwar keine Höhenflüge, bewegt sich aber bis ISO 1.600 im akzeptablen Bereich von über 35 dB. Das feine Rauschkorn wird erst bei stark erhöhter ISO-Empfindlichkeit gröber. Helligkeitsrauschen wird ab ISO 3.200 leicht und ab ISO 12.800 stärker sichtbar, Farbrauschen hingegen spielt mit Ausnahme einer leichten Sichtbarkeit bei der höchsten Empfindlichkeitseinstellung von ISO 25.600 keine Rolle. Die Rauschunterdrückung arbeitet also gut, ohne aber bis ISO 800 feine Texturen sichtbar zu reduzieren. Erst bei ISO 1.600 werden feinste Strukturen etwas weicher, selbst bei ISO 3.200 sind aber noch ausreichend Details sichtbar. Darüber werden die Bilder jedoch unverkennbar weicher.

Der Dynamikumfang bewegt sich bis ISO 800 auf einem soliden Niveau von knapp über zehn Blendenstufen, bei ISO 1.600 sind es knapp unter zehn. Erst ab ISO 6.400 wird der Dynamikumfang deutlich schlechter, vor allem bei ISO 25.600. Die Tonwertkurve verläuft ausgewogen angesteilt, um für knackigere Kontraste vor allem in mittleren Helligkeiten zu sorgen. Auch die Scharfzeichnung ist gut abgestimmt, so dass die Schärfeartefakte mit maximal zehn Prozent nicht störend wirken, während die Bilder dadurch aber einen scharfen Eindruck vermitteln. Nicht ganz so gut schneidet die D5600 beim Ausgangs-Tonwertumfang ab. Hier sind insbesondere starke Unterschiede in den Farbkanälen auszumachen, das heißt in Grün werden wesentlich mehr Helligkeitsabstufungen wiedergegeben als in Rot, Blau liegt sogar noch darunter. Während der Helligkeitskanal bei ISO 100 sehr gut (über 224 von 256 möglichen Abstufungen) abschneidet und bis ISO 1.600 mit knapp 160 Abstufungen gerade noch gut ist, startet der Blaukanal bereits bei ISO 100 mit unter 160 Abstufungen im lediglich akzeptablen Bereich und unterschreitet bei ISO 1.600 sogar knapp die Marke von 128 Abstufungen, was gerade einmal die Hälfte der 256 möglichen ist. Kritisch wird es aber erst oberhalb von ISO 6.400, wo der Wert sogar unter 100 sinkt. In der Praxis bedeutet das, dass Farbverläufe, gerade wenn sie innerhalb eines Farbkanals verlaufen, mitunter etwas gestuft wirken können. Im Fall von Blau beispielsweise im Himmel.

Der Weißabgleich hingegen arbeitet gut, auch die Farbwiedergabe zeigt im Mittel nur geringe Abweichungen, mit jedoch einigen typischen Maxima wie einer stärkeren Sättigung von violetten und magenta Farbtönen oder ein leicht rotlastiges Orange oder blaulastiges Cyan. Insgesamt kann man das unter dem Begriff "Nikon-Farben" zusammenfassen und es sorgt letztlich zwar nicht für eine originalgetreue Farbreproduktion, wohl aber einen subjektiv schönen Farbeindruck. Diesen Eindruck kann man auf die gesamte Bildqualität übertragen. Die D5600 besitzt in JPEG eine ausgewogene Bildaufbereitung mit einer schönen Bildwiedergabe. Farben, Kontraste und Auflösung sind moderat für einen angenehmen Bildeindruck aufgewertet, ohne aber großartige Nachteile nach sich zu ziehen. Wer es exakter oder individueller mag, hat in JPEG zahlreiche Möglichkeiten, die entsprechenden Bildparameter in der Kamera anzupassen. Auch im Rohdatenformat kann die Nikon aufzeichnen, was dem Fotografen am PC ohnehin die volle Freiheit, angefangen bei der Wahl des Rohdatenkonverters bis hin zu allen einzelnen Bildparametern, lässt.

Fazit

In der Summe der Eigenschaften hinterlässt die Nikon D5600 einen positiven Eindruck. Das Gehäuse ist ordentlich verarbeitet und die Ausstattungsliste lässt kaum Wünsche übrig. Auch die Ergonomie ist gut; und das nicht nur beim Anfassen, sondern auch beim Bedienen. Vor allem bei der Bildqualität enttäuscht die APS-C-DSLR nicht und liefert das ab, was man von ihr erwartet, nämlich sehr gute Bildergebnisse hinauf bis zu ISO 1.600, aber auch bei ISO 3.200 sind die Bilder noch gut. Leichte Kritik muss sich die D5600 bei ihrem etwas mickrigen Sucher gefallen lassen, wohingegen sie mit dem dreh- und schwenkbaren Touchscreen punkten kann. Das Snapbridge funktioniert in Teilen sehr gut, etwa bei der Bluetoothverbindung und damit der GPS-Anbindung. Die Fernbedienungsfunktionen sind hingegen sehr rudimentär. Noch ärgerlicher sind die Verbindungsprobleme, die stark vom verwendeten Smartphonemodell abhängen. Beides spiegelt sich auch in den Nutzerbewertungen der Snapbridge-App wieder. Nichtsdestotrotz ist die Nikon D5600 ein guter Fotoapparat, der seine Hauptfunktion ohne gravierende Schwächen sehr gut erledigt.

Kurzbewertung

  • Gute Ergonomie mit ausgeprägtem Handgriff
  • Beweglicher Touchscreen mit AF-Touchpad- oder Fn-Funktion
  • Sehr schneller Autofokus
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 1.600
  • Kleiner Sucher
  • Keine Abblendfunktion (Schärfentiefevorschau)
  • Für heutige Verhältnisse betagte Serienbildfunktion (nur 5 fps für nur 9 Raw-Bilder)
  • Eigentlich gar nicht so langsamer Kontrastautofokus im Video gelegentlich überfordert

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Steckbrief

Hersteller Nikon
Modell D5600
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
24,8 Megapixel (physikalisch)
24,2 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 3,9 µm
Auflösung (max.) 6.000 x 4.000 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv Nikon AF-P 18-55 mm 3.5-5.6 G DX VR (Zoom-Objektiv)
Spiegelreflexsucher Spiegelsucher, 95 Prozent Bildfeldabdeckung, 0,82-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,55-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), 17 mm Augabstand, Dioptrienkorrektur von -1,7 bis 0,5 dpt, fest verbaute Mattscheibe
Monitor 3,2" (8,1 cm)
  Auflösung 1.037.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar ja
  schwenkbar ja
  Touchscreen ja
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Mini (Typ C)
Vollautomatik ja
Motivautomatik
Motivprogramme 16
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion nein
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (2.016 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Blitz eingebauter Blitz
  Synchronzeit 1/200 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Nikon, Standard-Mittenkontakt
WLAN ja
NFC ja
GPS extern, dauerhafte Smartphone Verbindung, kabelgebunden oder Aufsteck-Empfänger
Fernauslöser ja, Kabelauslöser, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme ja
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
  automatisch ISO 100-25.600
  manuell ISO 100-25.600
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 9 Kreuzsensoren
30 Liniensensoren
  Geschwindigkeit Phasen-Autofokus: 0,17 s
Live-View-Autofokus: 0,73 s bis 0,77 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen 124 x 97 x 70 mm
Gewicht (betriebsbereit) 465 g (nur Gehäuse)
661 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 970 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.