Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Nikon D5500

Seite 2 von 2, vom 2015-07-23 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Die Nikon D5500 will sowohl Einsteigern als auch ambitionierten Hobbyfotografen gerecht werden. Sie bietet neben einer Vollautomatik auch 16 Motivprogramme, die sogar gewisse Eingriffe seitens des Fotografen erlauben, etwa eine Belichtungskorrektur. Außerdem gibt es zehn Effektfilter. In den Kreativprogrammen P, A, S und M hat der Experimentierfreudige Zugriff auf den vollen Funktionsumfang und alle Einstellparameter. So lässt sich etwa die ISO-Empfindlichkeit den eigenen Bedürfnissen anpassen (maximale Empfindlichkeit, längste Verschlusszeit). Die ISO-Automatik steht übrigens auch bei manueller Belichtung zur Verfügung. Sogar an die Belichtungskorrektur hat Nikon dabei gedacht, diese lässt sich im Bereich von -5 bis +5 EV regeln.

Der eingebaute Pop-Up-Blitz der Nikon D5500 springt in der Automatik bei Bedarf von selbst auf. Ansonsten genügt ein Druck auf das kleine Knöpfchen links vom Blitz. Neben der Aufhellblitzfunktion oder des Blitzens am Ende der Belichtung kann auch eine Blitzbelichtungskorrektur von -3 bis +1 EV eingestellt werden. Als kürzeste Synchronzeit steht 1/200 Sekunde zur Verfügung. Dank des TTL-Blitzschuhs lassen sich Systemblitzgeräte von Nikon verwenden. Eine drahtlose Steuerung externer Blitzgeräte ist aber nur möglich, wenn ein Systemblitzgerät im Blitzschuh die Steuerung übernimmt – der integrierte Blitz kann dies nicht.

Neben Belichtungsreihen kann die D5500 auch HDR-Fotos aufnehmen. Interessant ist zudem die Intervallaufnahmefunktion mit bis zu 9.999 Fotos. Der Serienbildmodus verspricht fünf Bilder pro Sekunde. Das reicht für die meisten Alltagssituationen aus. Bei Videoaufnahmen sind freilich ganz andere Bildwiederholfrequenzen gefragt, um Bewegungen flüssig einzufangen. Erfreulicherweise bietet die D5500 bei Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080) bis zu 60 Bilder pro Sekunde. Gespeichert wird H.264-komprimiert (MPEG-4) im Quicktime-Format (MOV). Um Videos aufzunehmen reicht es, im Live-View die Videoaufnahmetaste zu drücken. Dabei verrichtet der optische Bildstabilisator lautlos seinen Dienst. Das kann man von der Autofokusnachführung hingegen nicht behaupten. Diese arbeitet träge, ständig pumpend und deutlich auf der Tonspur vernehmbar.

Nikon widmet der Bildbearbeitung ein eigenes Menü. Hier lassen sich beispielsweise Raw-Aufnahmen in ein JPEG wandeln. Auch die D-Lighting-Funktion, eine aktive Schattenaufhellung, die sich auch für die Aufnahme aktivieren lässt, fehlt nicht. Des Weiteren steht eine automatische Bildverbesserung zur Verfügung. Zudem gibt es hier eine Verzeichnungs- und Perspektivkorrektur, zahlreiche Effekte, eine Bildmontagefunktion und noch viel mehr. Sogar Videos lassen sich bearbeiten, zumindest können Start- und Endpunkt neu gewählt werden und ein Standbild lässt sich ebenfalls extrahieren. Per WLAN schickt die Nikon drahtlos Bilder an Android- oder iOS-Smartphones, auf denen die kostenlose App von Nikon installiert ist. Diese erlaubt auch eine Fernsteuerung der Kamera, wenn auch nur mit rudimentären Funktionen.

Bildqualität

Im digitalkamera.de-Testlabor musste die Nikon D5500 zusammen mit dem Setobjektiv 18-105 mm ihre Bildqualität unter Beweis stellen. Der komplette kostenpflichtige Labortest, auf dem die folgenden Betrachtungen beruhen, ist über die weiterführenden Links abrufbar. Das Objektiv zeigt bei kurzer und langer Brennweite eine etwas höhere Randabdunklung als bei mittlerer Brennweite, fällt aber mit maximal einer Blendenstufe nicht dramatisch aus. Um ein bis zwei Stufen abgeblendet nimmt die Vignettierung deutlich ab. Etwas mehr zu kämpfen hat das 18-105 mm mit der Verzeichnung. Im Weitwinkel beträgt sie deutlich sichtbare 3,5 Prozent Tonnenform, bei mittlerer Brennweite wechselt die Verzeichnung auf eine mit zwei Prozent störend sichtbare Kissenform. Farbsäume in Form von chromatischer Aberration wiederum hat Nikon gut im Griff.

Die Auflösungsmessung bei 50 Prozent Kantenkontrast (MTF50) zeigt bei allen drei Brennweiten bei F8 bis F11 ihr Auflösungsmaximum, das knapp unter 60 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) liegt. Bei Offenblende hingegen liegt die Auflösung je nach Brennweite bei etwa 40 bis 45 lp/mm, ein immer noch ordentlicher Wert. Jenseits von F11 begrenzt Beugung die Auflösung. Am Bildrand liegt die Auflösung konstant um etwa 20 Prozent unter der Auflösung im Bildzentrum, je nach Blende und Brennweite mal etwas mehr, mal etwas weniger. Das ist zwar bei kritischem Blick durchaus sichtbar, für ein Zoomobjektiv liegt der Auflösungsverlust jedoch im durchschnittlichen Rahmen.

Beim Signal-Rauschabstand erreicht die Nikon D5500 zwar keine Höchstwerte, bleibt aber bis ISO 1.600 im akzeptablen Bereich von 35 bis 40 dB. Erst bei ISO 3.200 wird die kritische Marke von 35 dB unterschritten. Helligkeitsrauschen wird erst ab ISO 3.200 leicht sichtbar, das Farbrauschen hat die Nikon sogar noch besser im Griff. Details erhält die Nikon trotzdem bis ISO 1.600 sehr gut, selbst bei ISO 3.200 sind noch ausreichend Einzelheiten sichtbar. Erst darüber wirken die Bilder weicher, dramatisch wird der Detailverlust vor allem oberhalb von ISO 6.400.

Die Eingangsdynamik der Nikon D5500 ist bis ISO 400 mit rund 10,5 Blendenstufen schön hoch. Selbst bei ISO 1.600 werden noch hohe zehn Blendenstufen erreicht. Erst ab ISO 6.400 wird die Eingangsdynamik deutlich schlechter. Die Tonwertkurve ist mäßig angesteilt, Schärfeartefakte hingegen fallen sehr gering aus. Nikon bereitet die JPEGs also verhältnismäßig zurückhaltend auf. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 800 hoch, bei ISO 1.600 werden nur noch etwas mehr als 128 der 256 möglichen Helligkeitsabstufungen tatsächlich genutzt. Insbesondere bei noch höheren Empfindlichkeiten leiden feine Helligkeitsabstufungen und werden gröber dargestellt. Anders sieht es bei der tatsächlichen Farbtiefe aus. Bis ISO 6.400 werden über zwei Millionen (von 16,7 Million möglichen) Farbabstufungen dargestellt, bis ISO 1.600 sind es sogar um die vier Millionen Farben. Der manuelle Weißabgleich zeigte sich im Testlabor zwar äußerst präzise, die Farbtafel aber wird durchaus mit einigen Abweichungen vor allem bei Cyan-, Blau- und Violetttönen wiedergegeben. Im Bereich Gelb, Grün, Orange, Rot sowie den Hauttönen arbeitet die D5500 hingegen sehr präzise.

Fazit

Gegenüber dem Vorgängermodell D5300 scheinen die Änderungen nur marginal zu sein, dennoch ist die D5500 ein guter Schritt nach vorne für die Hobby-DSLR-Klasse von Nikon. Das Monocoque-Gehäuse ist deutlich ergonomischer und hängt auch die direkte Konkurrenz in Sachen Griffsicherheit ab. Die Ausstattung lässt fast nichts vermissen, so gibt es eine Intervallfunktion, Belichtungsreihen und sogar eine HDR-Funktion. Auch WLAN ist an Bord, die Steuermöglichkeiten der App sind allerdings mittlerweile angesichts der viel besseren Konkurrenz beschämend. Der große dreh- und schwenkbare Touchscreen macht viel Freude, zumal der Näherungssensor am Sucher den Bildschirm automatisch abschaltet, aber die Touchfunktion als zusätzliche Funktionstaste erhält. Keinen Spaß hingegen macht der langsame Live-View-Autofokus, der Fokusgeschwindigkeiten des letzten Jahrtausends bietet. Auch die Serienbildgeschwindigkeit ist nicht das Gelbe vom Ei, aber für die meisten Anwendungen durchaus ausreichend. Keine Blöße gibt sich Nikon bei der Bildqualität. War die D5300 noch trotz des fehlenden Tiefpassfilters kein Schritt nach vorn, so ist es jetzt die D5500. Trotz der zurückhaltenden Bildaufbereitung liefert die Nikon eine hohe Auflösung und eine sehr gute Bildqualität bis hin zu hohen ISO 1.600.

Kurzbewertung

  • Ergonomischer, tiefer Griff
  • Schwenk- und drehbarer Touchscreen
  • Bis ISO 1.600 sehr hohe Bildqualität
  • Großer Ausstattungsumfang
  • Keine Abblendtaste/-funktion
  • Recht kleiner Sucher
  • 18-105mm-Setobjektiv mit hoher Verzeichnung
  • Kaum Steuermöglichkeiten über WLAN

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Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 89 %
Ausstattung 12,5 % 96 %
Handhabung 12,5 % 90 %
Geschwindigkeit 12,5 % 87 %
Bildqualität 50,0 % 89 %
Gesamtnote 90 %

Steckbrief

Hersteller Nikon
Modell D5500
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
24,2 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 3,9 µm
Auflösung (max.) 6.000 x 4.000 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv Nikon AF-S 18-105 mm 3.5-5.6 G DX ED VR (Zoom-Objektiv)
Spiegelreflexsucher Spiegelsucher, 95 Prozent Bildfeldabdeckung, 0,82-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,55-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), Dioptrienkorrektur, fest verbaute Mattscheibe
Monitor 3,2" (8,1 cm)
  Auflösung 1.037.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar ja
  schwenkbar ja
  Touchscreen ja
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Mini (Typ C)
Vollautomatik ja
Motivautomatik
Motivprogramme 15
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion ja
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung, Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Blitz eingebauter Blitz
  Synchronzeit 1/200 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Nikon, Standard-Mittenkontakt
WLAN ja
NFC
GPS extern, kabelgebunden oder Aufsteck-Empfänger
Fernauslöser ja, Kabelauslöser, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme ja
Speichermedium
SD (SDXC, SDHC)
  automatisch ISO 100-25.600
  manuell ISO 100-25.600
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 9 Kreuzsensoren
30 Liniensensoren
  Geschwindigkeit Phasen-Autofokus: 0,46 s bis 0,60 s
Live-View-Autofokus: 1,86 s bis 3,02 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen 124 x 97 x 70 mm
Gewicht (betriebsbereit) 464 g (nur Gehäuse)
883 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 820 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.