Kleine spiegellose Mittelklasse-Systemkamera

Testbericht: Fujifilm X-T30 II

2021-11-23, aktualisiert 2021-12-20 Mit der X-T30 II bietet Fujifilm in seiner Mittelklasse nur eine leichte Aufwertung des Vorgängermodells an. Dennoch bietet sie wichtigsten Schlüsselmerkmale der nächsthöheren Kameraklasse an, etwa den 26 Megapixel auflösenden APS-C-Sensor mit 2,16 Millionen integrierten Phasen-AF-Sensoren und 4K-Videoaufnahme (allerdings nur 30p) sowie der aktuelle X-Prozessor 4. Was sich außer den technischen Daten im Vergleich zum Vorgängermodell X-T30 verbessert hat und wie es um die Bildqualität bestellt ist, verrät unser Testbericht.  (Benjamin Kirchheim)

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm X-T30 II haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 34-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

Ergonomie und Verarbeitung

Mit rund zwölf mal acht mal fünf Zentimetern ist die Fujifilm X-T30 II eine sehr kompakte spiegellose Systemkamera, auch wenn sie spürbar höher ausfällt als beispielsweise eine Sony Alpha 6400. Fujifilm setzt im Gegensatz zu Sony oder der eigenen X-S10 bei der X-T30 II auf ein sehr klassisches Kameradesign im Stil der 80er Jahre, was auch bei der Bedienung mit analogen Rädern deutlich wird (dazu später mehr). Dabei fällt das Gehäuse mit einem betriebsbereiten Gewicht von knapp 380 Gramm sogar minimal leichter aus als die oben zum Größenvergleich herangezogene Sony Alpha 6400 (Test siehe weiterführende Links). Das Set der X-T30 II mit unserem Mittelklasse-Testobjektiv XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS wiegt knapp unter 700 Gramm und kostet gut 1.300 Euro.

Die Fujifilm fühlt sich sehr hochwertig an und ist sauber verarbeitet. Die Top- sowie die Bodenplatte bestehen aus einer Magnesiumlegierung und sind wahlweise schwarz (wie bei unserem Testexemplar) oder silber lackiert. Eine Anthrazit-Version wie noch beim Vorgängermodell gibt es nicht mehr. Der mittlere Teil des Gehäuses besteht aus Kunststoff, wovon man aber nicht viel sieht, denn die X-T30 II ist ganz klassisch großzügig beledert, wobei es sich um griffiges, genarbtes Gummi handelt.

Der Handgriff ist im Vergleich mit einer X-S10 nur wenig ausgeformt, bietet aber dennoch einen gewissen Halt. Der kleine Finger greift jedoch ins Leere. Dafür bietet die Daumenmulde einen spürbar besseren Halt, sodass sich die Kamera in der Summe besser halten lässt, als man vom Ansehen erwarten würde.

Wer mit dem Griff dennoch unzufrieden ist, kann ihn wahlweise mit der Grifferweiterung MHG-XT10 oder der Leder-Halbschale BLC-XT10 erweitern, die beide erfreulicherweise auch mit den Vorgängermodellen kompatibel sind. Einen Multifunktionsgriff mit Zusatzakku, Bedienelementen und Hochformatgriff gibt es für die X-T30 II hingegen nicht. Auch auf einen Spritzwasser- und Staubschutz muss man bei Fujifilms Mittelklasse gänzlich verzichten.

Vom klassischen Bedienkonzept weicht Fujifilm bei der X-T30 II keinen Deut ab. So thronen auf der Oberseite drei Bedienräder sowie der klassische Auslöser mit Gewinde für einen Draht-Fernauslöser. Aber auch ein Kabelfernauslöser oder noch modernere Lösungen lassen sich verwenden, doch dazu später mehr. Moderne Multifunktionsräder sind ebenfalls vorhanden und liegen in gut erreichbarer Position für Daumen und Zeigefinger. Die Griffigkeit dieser Räder ist leidlich gut, zudem sind sie drückbar, was je nach Modus eine Funktion auslöst, aber den Grip nicht unbedingt verbessert, da man zum reinen Drehen nicht zu stark andrücken darf, sonst löst man versehentlich den Tastendruck aus.

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Das Belichtungskorrekturrad sitzt ganz prominent an der hinteren, rechten Ecke und lässt sich gut mit dem Daumen drehen. Es rastet so straff, dass wir es im Alltag nicht geschafft haben, es versehentlich zu verdrehen. Das Vorgängermodell ohne die römische II war da noch etwas leichtgängiger. Vorsicht ist im Vollautomatikmodus geboten, denn hier behält das Belichtungskorrekturrad seine Funktion.

Ein kleines Ärgernis ist die auf der Spitze der Daumenmulde platzierte Quick-Menü-Taste. Beim Hantieren der Kamera schaltete sich immer wieder unbeabsichtigt das Quick-Menü ein, obwohl die Taste bei ganz kurzen Berührungen nicht reagiert. Das Problem hat Fujifilm leider von der X-T30 übernommen und nicht wesentlich verbessert.

Ansonsten lässt sich die X-T30 II gut bedienen. Mit dem linken Wahlrad stellt man den Aufnahmemodus ein, also Einzelaufnahme, Reihenaufnahmen, Serienbilder, Filterfunktionen etc. Nur der darunter befindliche Blitzhebel wirkt irgendwie deplatziert. An dieser Stelle würde man ihn eher nicht vermuten. Rechts vom Sucherbuckel sitzt das Belichtungszeitenrad mit Automatikstellung und Belichtungszeitaufdrucken in ganzen Blendenstufen von 1/4.000 bis eine Sekunde.

Per Multifunktionsrad lassen sich die Zwischenschritte in Drittelstufen einstellen. Praktischer ist es aber, bei manueller Belichtung den in Drittelstufen laufenden Blendenring am Objektiv dafür zu verwenden, denn auf den geringen Blendenunterschied kommt bezüglich der Schärfentiefe meist nicht an. Stellt man das Belichtungszeitenrad auf T, lässt sich die Belichtungszeit bequem über das Multifunktionsrad einstellen wie bei jeder anderen modernen Kamera auch.

Auf der Kamerarückseite kommt ein Joystick statt Vierwegetasten zum Einsatz. Damit lässt sich der Autofokuspunkt bequem platzieren, während er bei der Navigation in den Menüs praktisch keinen Unterschied zu Tasten macht. Apropos Menüs: Diese sind bei Fujifilm sehr umfangreich und bieten viele Individualisierungsmöglichkeiten der Kamera von der Funktions- und Tastenbelegung bis hin zu Spezialfunktionen. Das Menü ist in sechs Bereiche plus Individualmenü unterteilt, die ihrerseits bis zu drei Bildschirmseiten umfassen.

Das Einrichtungsmenü arbeitet sogar mit zwei Ebenen, wobei die untere Ebene wiederum bis zu drei Bildschirmseiten umfasst. Zwar lassen sich diese Unterebenen stufenlos durchschalten, aber die Übersicht leidet doch etwas. Zum Glück gibt es ein My-Menü, das man sich mit bevorzugten Menüoptionen bestücken kann sowie das Quick-Menü mit zwölf ebenfalls individualisierbaren Funktionen, wobei es jedoch im Gegensatz zum My-Menü mit sinnvollen Funktionen vorbelegt ist. Bei so einer umfangreich ausgestatteten Kamera wie der Fujifilm X-T30 II ist es jedoch unumgänglich, sich etwas länger mit dem Menü zu befassen und einzuarbeiten.

Ohne Superlative kommt der elektronische Sucher aus. Er ist fest verbaut und löst mit seinem OLED nur 2,36 Millionen Bildpunkte auf. Immerhin zeigt er einen hohen Kontrast und eine schöne Farbbrillanz. Helligkeit und Farbabgleich lassen sich einstellen, wobei der Sucher in der Standardeinstellung seine Helligkeit automatisch regelt. Der Sucher arbeitet quasi verzögerungsfrei und mit einer hohen Bildwiederholrate, sodass er bei ausreichend Umgebungslicht nicht ruckelt. Dank des Näherungssensors aktiviert sich der Sucher automatisch. Mit der kleinbildäquivalenten 0,62-fachen Vergrößerung ist er ausreichend groß, lässt sich aber mit aufgesetzter Brille nicht gänzlich überblicken. Die Dioptrienkorrektur ist bequem erreichbar und man sollte sie entsprechend nutzen, sofern der Einstellbereich von -4 bis +2 Dioptrien zur Korrektur der eigenen Fehlsichtigkeit ausreicht.

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm X-T30 II haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 34-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.