Obwohl Video bisher nicht unbedingt zu den Stärken von Fujifilm gehört und auch die X-T3 mit ihrem Retro-Design nicht gerade nach einer Kamera aussieht, die exzellente Videoaufnahmen beherrscht, ist sie ein echter Videospezialist und aktuell sogar führend unter den APS-C-Kameras. Als bisher einzige beherrscht sie 4K-Videoaufnahmen mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde und hoher 10-Bit-Farbtiefe mit der Möglichkeit, diese Daten direkt auf die SD-Karte zu speichern und/oder verlustfrei via HDMI (sogar mit Farbsubsampling 4:2:2 statt 4:2:0) auszugeben. Die Micro-HDMI-Schnittstelle ist dafür allerdings aufgrund ihrer geringen mechanischen Stabilität nicht so optimal. Wenn es um die Kombination der verschiedenen Optionen geht, gibt es aber dennoch ein paar Einschränkungen. In eine Videokamera verwandelt man die X-T3, indem man den "Drive"-Hebel, mit dem man auch die Serienbildfunktion auswählt, auf Video stellt. Sogleich reduziert sich der Livebildausschnitt vom 3:2-Foto auf das 16:9- oder 17:9-Videoformat, wobei dies je nach Modus sogar ohne jeglichen Crop erfolgt. Erst bei 4K-Videoaufnahmen mit mehr als 30 Bildern pro Sekunde wird auch rechts und Links ein Stück vom Videobildausschnitt abgeschnitten.
Gespeichert werden die Videos wahlweise mit H.264- oder H.265-Kompression. Die höchsten Videoqualitäten und Bildwiederholraten in 4K-Auflösung stehen nur bei Verwendung von H.265 (HEVC) zur Verfügung, wofür man auch entsprechend leistungsfähige Abspielgeräte benötigt. Zudem empfiehlt sich eine SD-Karte mit mindest V60 als Videoklasse, denn bei 400 Mbps mit All-Intra werden konstant 50 MB/s auf die Speicherkarte geschrieben. Die X-T3 beherrscht bei Videoaufnahmen die Zebra-Anzeige in einstellbaren Stufen und auch Fokus-Peaking. Eine HDR-Videoaufzeichnung mit HLG (Hybrid Log Gamma) soll Ende 2018 mittels Firmwareupdates nachgereicht werden. Wer möchte, kann den Autofokus verwenden, der Motive gut in der Schärfeebene hält. Wie bei den Serienbildern lässt sich zudem konfigurieren, wie der Autofokus auf Bewegungen reagieren soll. Auch eine Aussteuerung für den Mikrofonpegel und eine Timecode-Funktion fehlen nicht.
Die Speicherkarten werden bei der Fujifilm X-T3 praktischerweise an der Seite entnommen. Beide SD-Schächte sind mit SDHC und SDXC sowie UHS II kompatibel. [Foto: MediaNord]
Erfreulich vollständig ist bei der Fujifilm X-T3 die Blitzausstattung, obwohl sie gar keinen integrierten Blitz besitzt. Fujifilm liefert den kleinen Aufsteckblitz EF-X8 mit, der von der Kamera via Blitzschuh mit Strom versorgt wird. Er klappt äußerst hoch auf, was die Bildung von roten Augen reduziert. In den TTL-Blitzschuh lassen sich aber auch normale Blitzgeräte mit Mittenkontakt (dann ohne TTL-Leistungssteuerung durch die Kamera) oder entsprechende kompatible TTL-Blitzgeräte verwenden. Auch das Drahtlosblitzen bietet das Fujifilm-Blitzsystem an. Wir maßen beim EF-X8 eine Leitzahl von knapp über acht, er hält also, was Fujifilm in den technischen Daten verspricht. Zudem lässt sich der Blitz in seiner Leistung korrigieren, zündet auf Wunsch am Ende der Belichtung und sogar eine manuelle Leistungsregelung ist via Menü möglich. Doch damit nicht genug: Als eine der wenigen Kameras dieser Klasse bietet die X-T3 einen Blitzsynchronanschluss, falls die Buchse noch jemand nutzen möchte, beispielsweise im Fotostudio. Die kürzeste Blitzsynchronzeit beträgt übrigens 1/250 Sekunde und mit entsprechenden Systemblitzgeräten ist Highspeedblitzen möglich.
Im Wiedergabemodus bietet die Fujifilm einige wenige Bearbeitungsfunktionen, etwa das Drehen der Bilder oder die nachträgliche Retusche roter Augen. Eine größere Bearbeitungsbandbreite bietet der integrierte Rohdatenkonverter. So lassen sich jederzeit schnell ein paar JPEGs mit individuell angepassten Einstellungen direkt in der Kamera zaubern. Als Fujifilm-Besonderheit lassen sich zudem Fotobücher mit Kamera erstellen, um die Aufträge dann an einen entsprechenden Dienstleister, der Fujifilm-Fotobücher anbietet, weiterleiten zu können.
Ebenfalls sehen lassen können sich die Drahtlosfunktionen. Bereits bei der Ersteinrichtung fragt die X-T3 nach einer Verbindung zu einem Smartphone, die zunächst via Bluetoothkoppelung hergestellt wird. Der Vorteil dieser Verbindung liegt im geringen Energieverbrauch, wenn diese dauerhaft bestehen bleibt. Damit lassen sich beispielsweise die GPS-Daten des Smartphones nutzen, sie werden direkt beim Fotografieren in die EXIF-Daten geschrieben. Via WLAN lässt sich die X-T3 mittels einer App inklusive Livebildübertragung fernsteuern, aber auch eine Übertragung der Bilder ist möglich, was selbst in Massen recht flott von der Hand geht. Nach entsprechender Einrichtung überträgt die X-T3 sogar die Bilder automatisch im Heimnetzwerk, sodass man die Kamera gar nicht mehr an einen PC anschließen muss. Auch für Firmwareupdates braucht es keinen PC mehr, diese können via Smartphone drahtlos an die Kamera übertragen werden.
Hinter dieser Klappe verstehen sich die meisten Schnittstellen der Fujifilm X-T3: USB-C und Micro-HDMI sowie zwei 3,5mm-Klinkenanschlüsse für Stereomikrofon und Kopfhörer. [Foto: MediaNord]
Wer nur über einen leistungsschwachen PC verfügt, aber trotzdem die großen Rohdaten der Fujifilm bearbeiten möchte, braucht dafür nur die X-T3 an den Computer anzuschließen und kann dann mit der entsprechenden Fujifilm-Software den leistungsfähigen Prozessor der Kamera für die Rohdatenentwicklung nutzen, die damit viel schneller erfolgt als mit dem eingebauten Hauptprozessor älterer PC-Systeme. Darüber hinaus ist übrigens eine Fernsteuerung der Kamera via PC möglich, beispielsweise im Fotostudio oder beim Abfotografieren von Büchern oder ähnlichen Anwendungen.
Bildqualität
Herzstück der Fujifilm X-T3 ist neben dem Vierkernprozessor der neue, 26 Megapixel auflösende APS-C-Sensor. Das ist eigentlich nur minimal mehr als die bisherigen 24-Megapixel-Sensoren bieten, insofern erscheint das Versprechen Fujifilms, der Signal-Rauschabstand sei identisch geblieben, bei entsprechenden technologischen Fortschritten durchaus glaubhaft. Immerhin handelt es sich um einen BSI-Sensor, der durch die rückwärtige Belichtung etwas mehr lichtempfindliche Fläche bietet als herkömmliche Bildsensoren. Um die Bildqualität zu ermitteln, haben wir sie in unserem Testlabor mit dem Fujifilm-Mittelklassezoom Fujinon XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS durchgemessen. Die Ergebnisse, auf denen die folgenden Betrachtungen beruhen, sind wie immer über die weiterführenden Links gegen eine kleine Gebühr abrufbar. Außerdem bieten wir neben dem Einzelabruf auch eine zeitlich begrenzte Prepaid-Flatrate für den Zugriff auf das gesamte Labortestarchiv mit über 1.800 Tests an, darunter zahlreiche Tests von zur X-T3 passenden Objektiven. Mit einem Kauf wird übrigens auch unsere Arbeit an kostenlosen Tests wie diesem unterstützt.
Die effektive Auflösung der X-T3 ist laut Labormessung praktisch nicht höher als bei der X-T2, was bei dem marginalen Sprung von 24 auf 26 Megapixel (das sind je vier Prozent mehr Pixel in der Breite und Höhe) nicht anders zu erwarten war. Knapp 63 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent werden bei 50 Prozent Kontrast im Bildzentrum bei kurzer und mittlerer Brennweite erreicht, wenn man auf F5,6 abblendet. Fujifilm setzt eine digitale Optimierung ein, die die Auflösung im Bildzentrum und auch an den Bildrändern blendenabhängig durch unterschiedlich starke Kontrastanhebung (Nachschärfung) anhebt. Das führt zu leichten "Wellen" in der Auflösungsmessung und auch bei der Ermittlung der Schärfeartefakte, denn jedes Exemplar eines Objektivs verhält sich individuell, während die Bildqualitätsoptimierung einen guten Mittelweg für das jeweilige Modell gehen muss. In der Praxis bietet das 18-55 eine hohe Auflösung von der Bildmitte bis zum Bildrand auch schon bei Offenblende, die einzige Ausnahme ist die Randauflösung bei mittlerer Brennweite und Offenblende, die etwas hinter den anderen Messwerten zurückbleibt. Insgesamt kann sich das Objektiv, das man für etwa 400 Euro Aufpreis bei der knapp 1.500 Euro teuren X-T3 miterwerben kann, aber sehen lassen. Optische Fehler wie Verzeichnung, Randabdunklung und Farbsäume treten in der Kombination praktisch gar nicht auf.
Der Akku der Fujifilm X-T3 reicht für fast 400 Aufnahmen und lässt sich wahlweise in der Kamera via USB-C oder extern im mitgelieferten Ladegerät aufladen. [Foto: MediaNord]
Den versprochenen, trotz höherer Auflösung identischen Signal-Rauschabstand bestätigt unsere Labormessung. Gute 42 dB sind es bei ISO 80 und bis ISO 400 bleibt die X-T3 im guten Bereich von über 40 dB. Erst oberhalb von ISO 1.600 fällt sie unter die kritische Marke von 35 dB, bei ISO 3.200 aber nur ganz leicht. Dabei zeigt sich das Rauschen über den gesamten Empfindlichkeitsbereich feinkörnig und frei von Farbrauschanteilen. Das leichte Helligkeitsrauschen wird mit steigender Empfindlichkeit langsam stärker und oberhalb von ISO 3.200 langsam sichtbar, bei den beiden höchsten Empfindlichkeiten von ISO 25.600 und 51.200 stärker. Diese zählt Fujifilm jedoch zur ISO-Erweiterung, man sollte also mit Bildqualitätseinbußen rechnen. Gleiches gilt für ISO 80 und 100, dazu gleich mehr.
Die Rauschunterdrückung greift erst oberhalb von ISO 800 messbar ein, sorgt dann bei steigender Empfindlichkeit aber schnell für sichtbare Detailverluste. Bei ISO 1.600 halten sie sich noch im Rahmen, werden bei ISO 3.200 aber schon erheblich stärker, sodass man schnell kleine Detailverluste in feinen Strukturen bemerkt. Ein High-ISO-Monster ist die X-T3 also nicht unbedingt. Als Ausgleich dafür bietet das Fujifilm-X-System viele lichtstarke Objektive, die bereits bei Offenblende eine hohe Auflösung erreichen, was hier am Rande angemerkt sei.
Die Eingangsdynamik war, zumindest in JPEG, in dem unsere Labormessungen erfolgen, bisher nicht gerade eine Stärke von Fujifilm. Das hat sich mit der jüngsten Kamerageneration gebessert und auch die X-T3 profitiert davon. Im Bereich von ISO 160 bis 12.800 liegt dieser bei über zehn Blendenstufen und erreicht teilweise fast elf Blendenstufen. Interessanterweise liegt das Maximum bei ISO 1.600, was durch die hier stärker einsetzende Rauschunterdrückung zu erklären ist, die hellere Rauschpixel aus dunklen Bereichen herausfiltert und damit als Nebeneffekt die Dynamik etwas verbessert. Bei ISO 80 und 100 beträgt der Dynamikumfang weniger als zehn Blendenstufen. Das ist ein Resultat der Signaldämpfung, die zum Erreichen einer niedrigeren Empfindlichkeit als der Grundempfindlichkeit von ISO 160 des Bildsensors erforderlich ist. Auch an der Tonwertkurve lässt sich das ablesen: Sie verläuft bei ISO 80 und 100 flacher als ab ISO 160, wo eine deutliche Ansteilung der Mittenkontraste für knackigere Bildergebnisse zu beobachten ist.
Der Ausgangs-Tonwertumfang ist im Bereich von ISO 80 bis 400 mit über 224 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen sehr gut und sinkt bis ISO 1.600 kontinuierlich herab auf einen akzeptablen Wert von kapp unter 128 Abstufungen. Feine Helligkeitsverläufe zeigen sich also immer schlechter differenziert, je höher man die Empfindlichkeit schraubt. Kritisch wird es oberhalb von ISO 6.400 mit weniger als 96 Abstufungen.
Der VPB-XT3 Batteriegriff verbessert nicht nur die Ergonomie, sondern bietet auch zwei zusätzlichen Akkus für eine längere Laufzeit Platz. [Foto: Fujifilm]
Die Farben sind seit jeher eine Stärke der Fujifilm-Sensoren, was nicht zuletzt an der abweichenden Farbfiltermatrix liegt, die in jeder Zeile und Spalte alle drei Grundfarben abdeckt. Entsprechend ist die mittlere Farbabweichung gering, selbst die größeren Abweichungen fallen nicht allzu extrem aus. Das sorgt für ausgewogene, subjektiv schöne Farben, etwa ein leicht Richtung Blau verschobenes Cyan oder leuchtendere warme Farbtöne im Rotbereich. Die Genauigkeit des manuellen Weißabgleichs ist (objektiv) laut Messung nahezu perfekt, aber auch die Automatik arbeitet (subjektiv) gut. Die tatsächliche Farbtiefe ist sehr hoch, bei niedrigen Empfindlichkeiten unterscheidet die Fujifilm X-T3 nahezu acht Millionen Farbnuancen. Sogar bis hinauf zu ISO 3.200 sind es noch über vier Millionen, was sich wirklich sehen lassen kann.
Fazit
In der Summe ist die Fujifilm X-T3 eine hervorragende Kamera, die fast alles richtig macht. Zu Kritisieren gibt es eigentlich nur ein paar Kleinigkeiten, die in der Masse der positiven Eigenschaften fast untergehen. Die Gehäuseverarbeitung ist bei sehr guter Ergonomie nochmals verbessert worden, die Schnittstellen sind nun noch sinnvoller gewählt und angeordnet. Die Performance der Kamera ist unheimlich hoch, auch wenn sie nicht den allerschnellsten Autofokus besitzt. Bei der Fülle an Funktionen muss man sich zugegebenermaßen etwas in die Bedienung einarbeiten, vor allem wenn es in die Tiefen der Menüs geht. Erstaunlich gut für eine solche Retrokamera zeigt sich zudem die Videofunktion, bei der Fujifilm sogar teilweise neue Maßstäbe setzt. Die Bildqualität ist bis hinauf zu ISO 800 hervorragend, aber auch bei ISO 1.600 nicht schlecht. Teilweise baut die Fujifilm dann aber schnell ab, etwa bei der Detailschärfe, die ab ISO 3.200 niemanden mehr vom Hocker haut. Eine High-ISO-Kamera ist die X-T3 nicht, aber dafür kann man sie mit vielen lichtstarken, offenblendtaugflichen Objektiven kombinieren, die Fujifilm anbietet.
Um auf die in der Einleitung gestellte These zurückzukommen, ist die Fujifilm X-T3 tatsächlich eine spiegellose Systemkamera zu einem mit 1.500 Euro leistbaren Preis, mit der man wunschlos glücklich werden kann beziehungsweise bei der sich der Fokus auf die Objektivwünsche verschiebt, wobei Fujifilm auch hier bereits eine breite, hochwertige Auswahl anbietet. Das "Setobjektiv" XF 18-55 F2,8-4 ist dabei für 400 Euro Aufpreis ein nicht zu verachtender guter Einstieg als kompaktes, universelles Alltagsobjektiv mit hoher optischer Leistung und guter Lichtstärke bei gleichzeitig kompakten Abmessungen.