Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Fujifilm X-T10

Seite 2 von 2, vom 2016-03-15 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Wenn man es schafft, die ungünstig platzierte Videotaste dennoch zu verwenden, so nimmt die X-T10 bis zu 60 Bilder pro Sekunde in Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080) auf. Dabei lässt sich beispielsweise der Tonpegel korrigieren. Vorsicht ist geboten, weil die X-T10 keinen speziellen Videomodus kennt. Das heißt bei der Betätigung des Aufnahmeknopfes werden oben und unten Teile vom Bild ohne vorherige Kontrollmöglichkeit abgeschnitten (3:2 auf 16:9). Auch der Belichtungszeitenspielraum ist natürlich eingeschränkt, denn länger als 1/Bildwiederholrate kann selbstverständlich nicht belichtet werden. Das sollte beim Einstellen der Belichtungszeit, wenn diese manuell erfolgt, berücksichtigt werden. Immerhin lassen sich sowohl die Verschlusszeit, als auch die Blende während der Aufnahme verstellen. Den Fokus führt die X-T10 während der Aufnahme nach, allerdings können allzu große Schärfeverlagerungen dies auch verhindern, das Bild bleibt dann unscharf. Auch der optische Bildstabilisator des Objektivs bleibt aktiv und ist genauso wie der Fokusmotor nahezu unhörbar. Eine zusätzliche elektronische Stabilisierung erfolgt nicht.

Auf den ersten Blick scheint die X-T10 wie die große Schwester X-T1 keinen Blitz zu besitzen, so gut ist dieser in den kleinen Superbuckel integriert. Löst man die mechanische Verriegelung mittels des entsprechenden Hebels, so poppt der kleine eingebaute Blitz erstaunlich hoch auf. Automatisch geschieht dies nicht, man muss also wissen, wann man blitzen möchte. Mit einer Langzeitsynchronisation, den Blitzen am Ende der Belichtung und einer Blitzbelichtungskorrektur fehlt eigentlich nichts Wichtiges. Zudem bietet die X-T10 einen TTL-Blitzschuh mit ISO-Anschluss auch für einfache Standardblitze mit Mittenkontakt. Die kürzeste Blitzsynchronzeit ist mit 1/180 Sekunde allerdings nicht allzu schnell.

Sind die Aufnahmen im Kasten, beschränken sich die Bearbeitungsmöglichkeiten in der Kamera bei JPEGs auf rudimentäre Grundfunktionen wie drehen, beschneiden oder eine Größenänderung. Die einzige Retuschefunktion entfernt rote Augen. Raw-Bilder können umfangreicher bearbeitet werden, etwa mit der Korrektur des Weißabgleichs oder der Auswahl eines Filmsimulationsmodus. Zudem besitzt die X-T10 einen Fotobuch-Assistenten und unterstützt die Instax-Drucker von Fujifilm direkt. Auch eine WLAN-Funktion ist verbaut, mit der sich Bilder automatisch auf den PC übertragen lassen. Mit Hilfe der passenden App ist eine Kamerafernsteuerung möglich, auch Fotos lassen sich auf diesem Wege auf Smartphones und Tablets mit Android oder iOS übertragen.

Bildqualität

Ihre Bildqualität musste die Fujifilm X-T10 vor allem im digitalkamera.de-Testlabor beweisen. Dabei kam das bessere Kitobjektiv XF 18-55 F2.8-4 R LM OIS zum Einsatz. Dieses Objektiv empfiehlt sich nicht nur, weil es mit seinem Blendenring im Gegensatz zum billigeren XC 16-55 F3.5-5.6 besser zur X-T10 passt, sondern weil es sich, anders als der "Standard"-Brennweitenbereich vermuten lässt, gar nicht um ein billiges Kit, sondern ein gutes Mittelklassezoom handelt, mit dem man die Bildqualität der X-T10 schon ganz gut ausreizen kann. Das 18-55 erreicht mit 50 Linienpaaren pro Millimeter bei 50 Prozent Kontrast (MTF50) eine gute Auflösung am 16-Megapixel-Sensor der X-T10. Dabei zeigt das Objektiv kaum einen nennenswerten Randabfall der Auflösung. Zudem verrichtet der Lens-Modulation-Optimizer sehr gute Dienste bei der Korrektur optischer Fehler. So fallen Verzeichnung, Vignettierung und Farbsäume gering bis nicht sichtbar aus.

Mit 16 Megapixeln löst der CMOS-Sensor für ein APS-C-Modell verhältnismäßig gering auf, bedenkt man, dass die meisten anderen aktuellen Kameras inzwischen bei 24 Megapixeln angelangt sind. Dafür besitzt die X-T10 einen hohen Signal-Rauschabstand, der im Bereich von ISO 100 bis 400 mit über 40 dB gut ist. Von ISO 800 bis 3.200 liegt der Signal-Rauschabstand im akzeptablen Bereich von 35 bis 40 dB, bei höheren ISO, maximal ISO 51.200 sind möglich, aber teilweise deutlich darunter. Dabei zeigen die Bilder ein feinkörniges Helligkeitsrauschen, das erst ab ISO 12.800 sichtbar wird. Das unschönere Farbrauschen spielt praktisch keine Rolle. Bis ISO 800 hält sich die Rauschunterdrückung stark zurück, hier zeigt die Fujifilm sehr viele Details. Oberhalb von ISO 800 gehen die Details mit jeder ISO-Stufe deutlich zurück. Bei ISO 3.200 sind gerade noch ausreichend Details erhalten, aber darüber werden die Bilder sichtbar weicher und feine Strukturen lassen sich kaum noch erahnen.

Die Eingangsdynamik erreicht von ISO 200 bis 800 ihre höchsten Werte, liegt aber nur bei guten zehn Blendenstufen. Ab ISO 3.200 sind es nur noch neun Blendenstufen und oberhalb von ISO 12.800 bricht die Eingangsdynamik vollends ein. Hierbei handelt es sich allerdings um die beiden "High"-Einstellungen, das heißt hier rechnet auch der Hersteller nicht mehr mit guter Bildqualität. Die Tonwertkurve verläuft kontrastreich angesteilt, und bis ISO 400 ist der Ausgangs-Tonwertumfang mit 224 und mehr Helligkeitsabstufungen sehr gut, wobei der Grünkanal besser anschneidet als die Rot- und Blaukanäle. Kein Wunder, der Sensor hat mehr grüne als rote und blaue Pixel, zumal die grünen Pixel in Blöcken auftreten. Bis ISO 3.200 ist der kontinuierlich sinkende Ausgangs-Tonwertumfang mit mindestens 160 Helligkeitsstufen gut, oberhalb von ISO 12.800 hingegen schlecht mit deutlich weniger als 100 Stufen. Die Farbtreue der X-T10 ist erfreulich gut. Zwar weichen auch bei ihr einige Farbtöne stärker ab als andere, etwa das blauere Cyan oder gesättigtere Rottöne, aber sie ist genauer als viele andere Kameras. Der manuelle Weißabgleich zeigt sich ebenfalls sehr genau. Die gute Farbwiedergabe spiegelt sich auch bei der tatsächlichen Farbtiefe wieder, wo die Fujifilm bis ISO 6.400 über vier Millionen Farbabstufungen unterscheidet. Bei niedrigen Empfindlichkeiten sind es sogar rund acht Millionen.

Fazit

Die Fujifilm X-T10 ist eine gut verarbeitete und reichhaltig ausgestattete spiegellose Systemkamera mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis. Sie empfiehlt sich für ambitionierte Hobbyfotografen, die lieber etwas mehr Geld in die guten Fujifilm-Objektive als in den Body stecken möchten. Zwar bietet die X-T10 auch eine einfach erreichbare Vollautomatik, aber das gesamte Bedienkonzept ist doch eher auf Fotografen ausgerichtet, die gerne selbst Einstellungen an der Kamera vornehmen. Die X-T10 arbeitet flott, auch wenn die angegebene Autofokusgeschwindigkeit bei weitem nicht erreicht wird, hier hat Fujifilm einfach zu hoch gegriffen. Die Bildqualität des 16-Megapixel-Sensors ist tadellos und zeigt vor allem bis ISO 800 sehr gute Ergebnisse. Bis ISO 3.200 lässt sie sich gut verwenden, erst darüber gibt es deutlich sichtbare Einbußen. Das getestete XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS ist ebenfalls eine klare Empfehlung wert, es ist das ideale Setobjektiv zu der Kamera. Nur sehr gute Festbrennweiten können noch etwas mehr Bildqualität herauskitzeln.

Kurzbewertung

  • Gut verarbeitetes Gehäuse aus Metall und Kunststoff
  • Wahlweise klassische oder moderne Bedienung inklusive Auto-Funktion
  • Umfangreiche Ausstattung
  • Sehr gute Bildqualität, vor allem bis ISO 800
  • Videoaufnahmeknopf sehr schlecht zu drücken
  • Bildschirm ohne Touch-Funktion
  • Stativgewinde außerhalb der optischen Achse und zu nah am Akku- und Speicherkartenfach
  • Weitaus langsamerer Autofokus als vom Hersteller versprochen, wenn auch nicht wirklich träge
Kommentare

3 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

apaoai 2016-03-30

Schöner Test, den ich als XT10-Besitzer bestätigen kann. Insbesondere die überragenden Lowlight-Fähigkeiten, die Möglichkeit, fast jede Taste neu belegen zu können und tolle Features wie die Auswahl zwischen mechanischem und vollkommen lautlosem elektronischen Verschluss gaben den Ausschlag. Neu für mich war die inzwischen geliebte Iso-Automatik, bei der Blende und Zeit vorgegeben werden und die Empfindlichkeit bis zu einer definierten Grenze automatisch gewählt wird.

Dass die von Fuji angegebenen Geschwindigkeitswerte in der Praxis nicht erreicht werden, kann ich bestätigen. Allerdings ist die XT10 flotter als die meisten anderen bezahlbaren Kameras mit sehr guter Bildqualität.

Nicht bestätigen kann ich die Kritik, das Rad zur Belichtungskorrektur wäre zu leichtgängig. Im Gegenteil, die einhändige Bedienung ist nur mit einigem Kraftaufwand möglich, ein versehentliches Verstellen trotz wenig zimperlichen Umgangs beim Bergsteigen noch nie vorgekommen (ich habe die XT10 seit ihrer Vermarktung im Juni 2015).

apaoai 2016-03-30

Nicht nachvollziehen kann ich auch die Aussage, der Filmknopf wäre schwer zu bedienen. Wer einen Film drehen will, findet ihn schnell und unproblematisch. Was mich bei meiner letzten Sony unsäglich genervt hat, war das ständige versehentliche Drücken des Filmknopfs. Das Aufrufen und Abbrechen des Films hat mir so manches schöne Bild verhindert. Das kann bei der XT10 kaum passieren; also für mich alles richtig gemacht. Wer v.a. Filme aufnehmen möchte, ist eh mit anderen Kameras besser bedient.

Insgesamt für mich momentan eine der besten Kameras, wenn neben Bildqualität Gewicht, Größe und Preis eine Rolle spielen. Echte Schwächen gibt es vom Videomodus abgesehen keine. In Versuchung komme ich erst wieder, wenn der neue 24MP-Sensor von Fuji bezahlbar angeboten wird.

chrismos 2016-04-21

Vielen Dank für diesen sehr ausführlichen Test, sehr hilfreich für mich, da ich gerade auf der Suche nach einer Neu-Anschaffung bin. ich bin auch sehr gerne draußen unterwegs und da klingt mir dieses Modell nach einer sehr guten und auch robusten Möglichkeit! Danke!

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Hersteller Fujifilm
Modell X-T10
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
16,7 Megapixel (physikalisch)
16,3 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 4,8 µm
Auflösung (max.) 4.896 x 3.264 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS (Zoom-Objektiv)
Videosucher EVF, 100 % Bildfeldabdeckung, 2.360.000 Bildpunkte Auflösung, 0,93-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,62-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), Dioptrienausgleich (-4,0 bis 2,0 dpt)
Monitor 3,0" (7,6 cm)
  Auflösung 920.000 Bildpunkte
  kippbar ja
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen
AV-Anschlüsse
Videoausgang (HDMI-Ausgang Micro (Typ D))
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion
Panoramafunktion ja, Schwenkpanorama
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (256 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Blitz eingebauter Blitz
  Synchronzeit 1/180 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Fujifilm, Standard-Mittenkontakt
WLAN ja
NFC
GPS extern
Fernauslöser ja, Kabelauslöser, Drahtauslöser, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme ja
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC)
Empfindlichkeit
  automatisch ISO 200-6.400
  manuell ISO 100-51.200
Weißabgleich
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  manuelle Farbtemp. ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 49 Phasensensoren
77 Kontrastsensoren
  Geschwindigkeit 0,43 s bis 0,44 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen 118 x 83 x 41 mm
Gewicht (betriebsbereit) 373 g (nur Gehäuse)
745 g (mit Objektiv)
Stativgewinde außerhalb der optischen Achse
Zoom
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 350 (gem. CIPA-Standard)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"

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Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.