Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Fujifilm X-Pro2

Seite 2 von 2, vom 2016-05-23 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Die hohen Aufnahme- und Datenverarbeitungsraten verdankt die X-Pro2 ihrem leistungsfähigen Sensor mit Kupferleiterbahnen sowie dem schnellen Bildverarbeitungsprozessor. Sowohl der Sensor als auch der Bildprozessor sowie das Speicherkarteninterface könnten problemlos 4K-Videoaufnahmen ermöglichen. Doch ausgerechnet darauf verzichtet Fujifilm bei seinem Spitzenmodell und setzt weiterhin konservativ auf die Full-HD-Auflösung, immerhin mit flüssigen bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Den Fokus führt die X-Pro2 problemlos während der Aufnahme nach, das interne Stereomikrofon leistet gute Dienste und lässt sich durch ein extern angeschlossenes ersetzen. Dass die Videofunktion keine zentrale Rolle spielt, ist schon daran zu erkennen, dass die X-Pro2 keine Videoaufnahmetaste besitzt. Stattdessen fungiert die Fn-Taste auf der Kameraoberseite als solche, sofern man sie nicht mit einer anderen Funktion belegt hat.

Etwas stiefmütterlich behandelt die X-Pro2 im Speziellen beziehungsweise Fujifilm im Allgemeinen das Blitzthema. Die X-Pro2 verzichtet trotz des wuchtigen Gehäuses auf einen integrierten Blitz. Ein kleiner Aufsteckblitz gehört nicht zum Lieferumfang. Der TTL-Systemblitzschuh erlaubt aber die Verwendung kompatibler externer Blitzgeräte mit allen nötigen Einstellungen, nur echtes Drahtlos-TTL hat das Fujifilm-System leider nicht zu bieten. Dank Blitzsynchronbuchse versteht sich die X-Pro2 aber auch wunderbar mit Studioblitzanlagen.

Die Bildbearbeitung in der Kamera bietet mit Drehen, Roter-Augen-Korrektur, Ausschnittswahl und Verkleinerung für JPEGs nur Standardkost. Dank des eingebauten Rohdatenkonverters sieht das für Raw-Aufnahmen schon besser aus. Zudem unterstützt die X-Pro2 den Direktdruck auch auf Instax-Druckern, sogar Aufträge für Fotobücher können mit der Kamera erstellt werden. Dank WLAN verschließt sich die X-Pro2 auch modernen Smartphones nicht, wobei zur drahtlosen Sicherung der Aufnahmen auf einem PC gar kein Smartphone erforderlich ist. Die kostenlose Smartphone-App jedenfalls erlaubt neben der Bildübertragung auch eine Fernsteuerung der Kamera und bietet obendrein die Option der Übertragung von Positionsdaten, was erstaunlich gut funktioniert (siehe Fototipp in den weiterführenden Links).

Bildqualität

Besonders spannend war natürlich die Frage nach der Bildqualität, schließlich handelt es sich nicht nur um die erste Fujifilm-X-Systemkamera mit 24-Megapixel-Sensor, sondern auch um eine der ersten Kameras mit dem neuen APS-C-Kupfer-Sensor von Sony. Die Kupfertechnologie verspricht nicht nur eine schnellere Datenverarbeitung und damit geringeres Rauschen, sondern durch die dünneren Leitungen auch eine bessere Lichtausbeute. Um einen rückwärtig belichteten CMOS-Sensor handelt es sich indes nicht. Nachdem uns bereits das Vorserienmodell Anfang Januar in einem ersten Praxistest von der Bildqualität überzeugen konnte, musste die X-Pro2 nun im digitalkamera.de-Labortest ran. Der ausführliche Labortest mit allen Diagrammen, auf denen die folgenden Betrachtungen beruhen, ist wie üblich für 1,40 Euro im Einzelabruf über die weiterführenden Links erwerbbar. Die Prepaid-Labortestflatrate für einen zeitlich begrenzten Zugriff auf alle Labortests ist bereits ab einem Monatsäquivalent von 2,08 Euro erhältlich. Ein Kauf unterstützt uns bei der Arbeit an den kostenfreien Tests wie diesem, zudem gibt es bei der Labortestflatrate als Bonus die Möglichkeit, digitalkamera.de werbefrei zu schalten.

Beim Test kam das Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS als Standardzoom zum Einsatz. Das Mittelklasseobjektiv löst an der X-Pro2 bis zu 60 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast (MTF50) im Kleinbildäquivalent auf. Dies ist für einen 24-Megapixel-Sensor ein guter Wert. Um diese Auflösung zu erreichen, muss man das Zoom bei mittlerer Brennweite und Offenblende verwenden. Beim weiteren Abblenden und am Bildrand ist die Auflösung geringer. Blenden bis F11 lassen sich jedoch problemlos verwenden, hier löst das Objektiv bei mittlerer Brennweite knapp unter 50 lp/mm auf. Am Bildrand liegt die Auflösung nur maximal 15 Prozent darunter, was einen nur geringen Randabfall bedeutet. 50 lp/mm sind auch am Bildrand kein Problem. An den beiden Brennweitenenden liegt die Auflösung etwas niedriger. Maximal 55 lp/mm gibt es im Weitwinkel im Bildzentrum, maximal 50 lp/mm am Bildrand. Auch hier ist der Randabfall mit maximal 20 Prozent für ein Zoom gering, zumal es sich um die Weitwinkelbrennweite handelt. In Telestellung ist die Auflösung mit maximal 53 lp/mm am geringsten, aber auch hier sind am Bildrand 50 lp/mm möglich und der Randabfall liegt bei weniger als 15 Prozent.

Die anderen objektivbezogenen Messwerte können sich ebenfalls sehen lassen, selbst wenn man bedenkt, dass Fujifilms Lens Modulation Optimizer hier kräftig eingreift. Es zählt, was hinten rauskommt, und das ist gut. Denn trotz der digitalen Korrekturen ist beispielsweise die Randauflösung hoch. So bleiben chromatische Aberrationen gering, auch die Verzeichnung spielt keine große Rolle. Im Weitwinkel ist sie noch am größten, liegt aber bei deutlich unter einem Prozent Tonnenform und fällt damit kaum auf. Die Randabdunklung beträgt maximal eine halbe Blendenstufe und damit unter 30 Prozent Lichtverlust. Der sanfte Verlauf des Helligkeitsabfalls sorgt ebenfalls dafür, dass dies praktisch nicht auffällt. Das XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS ist also ein rundum empfehlenswertes Standardzoom für die X-Pro2, wenn es mal keine der hochwertigen Festbrennweiten sein soll. Nur ein zur Kamera passender Spritzwasserschutz fehlt dem vom Preis und Lichtstärke her eigentlich als Mittelklassezoom einzuordnendem Objektiv, dessen Bildqualität aber eher in der Oberklasse angesiedelt ist.

Der Signal-Rauschabstand des neuen Sensors beginnt bei ISO 100 auf einem hohen Niveau von über 40 dB und unterschreitet diese Marke erst oberhalb von ISO 400. Bis ISO 3.200 bleibt der Wert mit über 35 dB im akzeptablen Bereich. Im direkten Vergleich zum Vorgängermodell X-Pro1 liegt der Signal-Rauschabstand aber bis ISO 3.200 unter dem Niveau der X-Pro1, ab ISO 6.400 liegen X-Pro1 und X-Pro2 gleichauf. Das Rauschen der X-Pro2 fällt feinkörnig aus, oberhalb von ISO 3.200 wird jedoch Helligkeitsrauschen sichtbar, Farbrauschen spielt hingegen keine Rolle. Hier ist das Verhalten mit der X-Pro1 vergleichbar. Die Rauschunterdrückung sorgt ab ISO 800 bereits für leichte Verluste feiner Texturen, auffällig wird dies aber erst ab ISO 3.200. Das Niveau jedenfalls liegt leicht, jedoch nicht dramatisch unterhalb von dem der X-Pro1.

Die Eingangsdynamik der X-Pro2 bewegt sich um etwa zehn Blendenstufen. Ein guter, aber kein so herausragender Wert wie noch bei der X-Pro1, die es auf bis zu elf Blendenstufen brachte. Bei einer gut angesteilten Tonwertkurve für eine knackige Bildwiedergabe sinkt der Ausgangs-Tonwertumfang von sehr guten nahezu 256 Stufen von ISO 100 an kontinuierlich, bei ISO 3.200 ist er mit 160 Stufen gerade noch gut. Die Farbreproduktion fällt erstaunlich neutral aus. Zwar gibt es kleinere Abweichungen für eine etwas schönere Bildwiedergabe, aber insgesamt bleiben die Abweichungen im Rahmen. Die tatsächliche Farbtiefe von über vier Millionen Farben bis einschließlich ISO 3.200 unterstreicht die gute Farbwiedergabe der Fujifilm X-Pro2.

Fazit

Nicht nur bei der äußerst guten Gehäuseverarbeitung mitsamt Spritzwasser-, Staub- und Frostschutz legt die Fujifilm X-Pro2 gegenüber der X-Pro1 nochmal eine Schippe drauf, sondern vor allem bei der Performance. Der Autofokus arbeitet sehr schnell und auch die Serienbildgeschwindigkeit sowie die Speicherzeit sind auf einem sehr hohen, einem Spitzenmodell würdigen Niveau. Schade, dass Fujifilm die von der Performance her problemlos realisierbare 4K-Videofunktion dem Image als Fotokamera geopfert hat. Die X-Pro2 ist auf jeden Fall eine Digitalkamera für Liebhaber dedizierter Bedienelemente, die gerne selbst Hand an die Einstellungen legen. Automatikfotografen sollten indes lieber zu einem anderen Modell greifen. Dank der Filmsimulationsmodi inklusive dem neuen, genialen Schwarzweiß-"Film" Acros kommen aber auch solche Fotografen auf ihre Kosten, für die die Kreativität nicht bei der Einstellung von Blende und Belichtungszeit endet. Insbesondere solche Fotografen, die gerne ein fertiges individuelles Ergebnis direkt aus der Kamera wünschen, das sie live am Motiv eingestellt haben, bekommen mit der X-Pro2 ein gutes Werkzeug dafür. Die Bildqualität des neuen 24-Megapixel-Sensors ist insgesamt als gut zu bezeichnen, auch wenn manche Messwerte nicht an die des 16-Megapixel-Vorgängers herankommen. Ein High-ISO-Monster ist die X-Pro2 jedenfalls nicht. Die Auflösung jedoch ist zweifelsohne höher und vor allem die Farben der X-Pro2 kann man nur loben.

Kurzbewertung

  • Hochwertig verarbeitetes, solides, spritzwassergeschütztes Metallgehäuse
  • Einzigartiger Optisch-elektronischer Hybridsucher
  • Schneller Hybrid-Autofokus
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 1.600
  • Umständliche Umschaltung zwischen ISO 25.600 und 51.200
  • Fest verbauter, berührungsunempfindlicher Bildschirm
  • Etwas magere Akkulaufzeit, die sich durch Verwendung des optischen Suchers deutlich verlängern lässt
  • Schlechte Ergonomie aufgrund hohen Gewichts und fehlendem Handgriff

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Steckbrief

Hersteller Fujifilm
Modell X-Pro2
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
24,3 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 3,9 µm
Auflösung (max.) 6.000 x 4.000 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv Fujifilm XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS (Zoom-Objektiv)
Sucher Optischer Sucher mit Parallaxenausgleich, 0,59-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.)
Videosucher EVF, 100 % Bildfeldabdeckung, 2.360.000 Bildpunkte Auflösung, 0,89-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,59-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), Dioptrienausgleich (-4,0 bis 2,0 dpt)
Monitor 3,0" (7,6 cm)
  Auflösung 1.620.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Vollautomatik
Motivautomatik
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion
Panoramafunktion nein
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (256 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/8.000 s
Blitz
  Synchronzeit 1/250 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Fujifilm, Standard-Mittenkontakt
WLAN ja
NFC
GPS extern, dauerhafte Smartphone Verbindung
Fernauslöser ja, Kabelauslöser, Drahtauslöser, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme ja
Speichermedium
SD (UHS I, SDXC, SDHC, UHS II)
  Slot 2
SD (UHS I, SDXC, SDHC)
  automatisch ISO 200-12.800
  manuell ISO 100-51.200
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 169
273 Kontrastsensoren
  Geschwindigkeit 0,15 s bis 0,25 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen 141 x 83 x 46 mm
Gewicht (betriebsbereit) 481 g (nur Gehäuse)
789 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 250 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.