Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Fujifilm X-Pro1

2012-05-02 Die Fujifilm X-Pro1 verspricht die ideale spiegellose Systemkamera für Puristen und Liebhaber klassischer, edel verarbeiteter Kameras zu sein. Doch im Inneren werkelt viel innovative Technik. Etwa der optische Hybridsucher mit großem, klaren Bild und elektronischen Einblendungen, der auf einen rein elektronischen Sucher umgeschaltet werden kann. Oder aber der Sensor, der zwar ein RGB-Filter besitzt, das aber nicht im herkömmlichen Bayer-Muster angeordnet ist. Fujifilm verzichtet zudem auf ein Tiefpassfilter und verspricht durch die neue Pixelanordnung scharfe und gleichzeitig artefaktfreie Fotos. Im digitalkamera.de-Labor sowie in der Praxis haben wir die spannende X-Pro1 ausführlich getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Fujifilm X-Pro1 mit XF 35 mm F1.4 R [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Für eine spiegellose Systemkamera, normalerweise ist diese Spezies besonders kompakt, fällt die Fujifilm X-Pro1 ausgesprochen groß, ja geradezu klobig aus. Sie ist noch ein gutes Stück größer als die auch nicht gerade kompakte FinePix X100, eine Olympus OM-D oder Sony NEX sieht gegen die X-Pro1regelrecht mickrig aus. Das Gehäuse ist hervorragend verarbeitet und besteht aus solidem Metall, das großflächig mit einem genarbten Gummi beklebt ist. Dieses bietet guten Halt, was aber hauptsächlich der Struktur zu verdanken ist, denn besonders rutschfest ist das Guimmi nicht. Das Messsucherdesign der X-Pro1 erlaubt nur einen recht kleinen Handgriff, der etwas rutschfester ausfällt. Man mag das klassische Design durchaus gewöhnungsbedürftig finden, beziehungsweise fragt sich, ob es denn schon wieder ein Retrolook sein muss – aber zugegebenermaßen ist es Fujifilm sehr schlicht und edel gelungen.

Der große optische Sucher fügt sich gut in das Gehäuse ein. Er bietet ein sehr helles Sucherbild, so dass sich das Auge auch in hellsten Umgebungen nicht adaptieren muss. Ein digital eingeblendeter Leuchtrahmen zeigt , welcher Bereich aufgenommen wird – zumindest theoretisch. In der Praxis ist der Bildausschnitt deutlich größer, das hätte Fujifilm besser hinbekommen können. Auch hat der optische Sucher an einer Kamera mit Wechselobjektiven ein systembedingtes Problem: Er weist einen festen Blickwinkel auf, der der Objektive ändert sich hingegen mit der Brennweite. Einerseits ist dadurch die Weitwinkelabdeckung des Suchers Fujifilm X-Pro1 [Foto: MediaNord]begrenzt, andererseits wird der Leuchtrahmen mit zunehmender Brennweite immer kleiner. Für lange Telebrennweiten eignet er sich also weniger, da das Motiv dann nur noch einen kleiner Punkt in der Suchermitte ausmacht. Immerhin hat Fujifilm eine optische Lupe eingebaut, was das Problem zumindest für leichte Teleobjektive etwas abmildert. Fantastisch ist jedoch die Möglichkeit, elektronische Anzeigen in den optischen Sucher einblenden zu können.

Alternativ lässt sich aber der optische Sucher auch abdunkeln und nur ein elektronisches Bild anzeigen. Dieses ist im Vergleich zum optischen Sucher je nach Umgebungslicht deutlich dunkler, bei schummrigem Licht hingegen auch mal heller. Im elektronischen Sucher hat man eine perfekte Bildfeldabdeckung, Schärfekontrolle, manuelle Fokussiermöglichkeit mit Lupe, Weißabgleichsvorschau, Bildrückschaufunktion, kann das Menü bedienen etc. Der elektronische Sucher liefert ein gutes und mit seinen 800 x 600 Pixeln auch recht fein aufgelöstes Bild, aber dennoch merkt man natürlich, auf einen elektronischen Bildschirm zu schauen.

Große Unterschiede ergeben sich je nach Suchernutzung bei der Akkulaufzeit. Verwendet man den rückwärtigen Bildschirm, sind es nur rund 300 Fotos. Nutzt man den optischen Sucher, kann der Akku laut Fujifilm 1.000 Bilder durchhalten. Logisch, muss doch kein Bildschirm beleuchtet und kein Livebild ständig vom Sensor ausgelesen und verarbeitet werden. Im Akkufach an der Kameraunterseite hat Fujifilm auch den Speicherkartenschaft untergebracht. Hier lassen sich Karten des Typs SD, SDHC und Fujifilm X-Pro1 mit XF 35 mm F1.4 R [Foto: MediaNord]SDXC einlegen. Sehr unglücklich wurde hingegen das Stativgewinde platziert. Die Kameraunterseite bietet massig Platz, doch es ist direkt neben dem Akkufach, so dass man weder an den Akku noch an die Speicherkarte heran kommt, falls eine Wechselplatte angeschraubt ist oder die Kamera auf ein Stativ montiert wurde. Logischerweise ist das Gewinde somit auch nicht in der optischen Achse, wo es bei einer anspruchsvollen Kamera eigentlich hin gehört. Ins Akkufach lässt sich auch ein optional erhältlicher Dummy mit seitlich herausgeführten Kabel für den Netzbetrieb stecken.

Hinter der Klappe am Handgriff verbergen sich eine USB- und eine Mini-HDMI-Schnittstelle. Auf der anderen Gehäuseseite verdeckt ein unscheinbarer Stöpsel eine Blitzsynchronbuchse. Einen Kabelfernauslöseanschluss gibt es nicht, stattdessen verfügt der Auslöser über ein Schraubgewinde zum Anschluss eines mechanischen Drahtauslösers – Fujifilm meint es mit dem Retrodesign also einmal mehr ernst. Mit der Diagonalen von 7,5 Zentimetern wirkt der rückwärtige Bildschirm gar nicht so dominant wie bei manch anderer Kamera, was natürlich an der wuchtigen Größe der X-Pro1 liegt. Der Monitor besitzt 1,23 Millionen Leuchtpunkte, von denen jeweils vier einen Pixel bilden: Rot, Grün, Blau und Weiß. Damit beträgt die Auflösung etwa 640 x 480 Pixel wie bei herkömmlichen 921.000-Bildpunkte-Monitoren. Die weißen Leuchtpunkte sollen für eine bessere Helligkeit sorgen, was auch gut funktioniert: Der Bildschirm ist auch Fujifilm X-Pro1 mit XF 35 mm F1.4 R [Foto: MediaNord]in heller Umgebung gut ablesbar. Praktisch ist ferner der (abschaltbare) Näherungssensor auf der Kamerarückseite, der eine automatische Umschaltung zwischen Sucher und Bildschirm ermöglicht.

Die Bedienung der X-Pro1 gestaltet sich ganz klassisch. Die Blende wird am Objektiv verstellt, die Belichtungszeit und die Belichtungskorrektur jeweils über ein hochwertiges Rädchen am Kameragehäuse. Automatikstellungen entscheiden, ob einer Parameter manuell oder automatisch eingestellt wird, ein Programmwählrad ist damit überflüssig. Doch der Fotograf ist nicht an die Zeit- und Blendeneinstellungen der Bedienräder gebunden, die Zwischenstufen erreicht er auf Wunsch über Tasten, die ihm eine feinere Belichtungseinstellung ermöglichen. Weitere Einstellungen wie beispielsweise der Weißabgleich oder die ISO-Empfindlichkeit, auch hier gibt es jeweils Automatiken, werden über Tasten, ein Quick-Menü und das Hauptmenü vorgenommen. Vor allem durch das Quick-Menü profitiert die Bedienung, die nun weniger menülastig ist als noch bei der X100. Dabei kommt auch das rückwärtige Click-Daumenrad zum Einsatz, mit dem man die gewählten Parameter bequem einstellen kann. Benutzerspeicher und eine programmierbare Taste verbessern den Bedienkomfort noch weiter.

Fujifilm X-Pro1 – Aufnahmemenü [Foto: MediaNord]
Fujifilm X-Pro1 – LiveView [Foto: MediaNord]
Fujifilm X-Pro1 – Quick-Menü [Foto: MediaNord]
Fujifilm X-Pro1 – Filmsimulationsmodi [Foto: MediaNord]
Fujifilm X-Pro1 – Einstellung der Bildrückschaudauer im Hauptmenü [Foto: MediaNord]
Fujifilm X-Pro1 – Drive-Menü [Foto: MediaNord]
Fujifilm X-Pro1 – Bildwiedergabe mit Histogramm und Aufnahmeinfos [Foto: MediaNord]
Ausstattung Wer Motivprogramme sucht und einfach drauf los knipsen möchte, ist bei der X-Pro1 an der falschen Adresse. Zwar kann sie auch automatisch Fotos belichten, doch verschenkt man so das größte Potential der Kamera. Die X-Pro1 ist für Fotografie-Enthusiasten gebaut, die gerne alles selbst einstellen.  Wie man manuell belichtet, ist einfach zu erlernen, ein 3,50 EUR preiswertes E-Book dazu ist bei uns erhältlich (siehe weiterführende Links).

Die Fujifilm bietet durchaus ein großes Repertoire an Funktionen. So gibt es etwa die Filmsimulationsmodi, die verschiedene Fujifilm-Analogfilme nachahmen, darunter auch ein Sepia- und Schwarzweißmodus. Auch der Dynamikbereich lässt sich elektronisch anpassen, um Schatten und Lichtern mehr Zeichnung zu verpassen. Zahlreiche Bracketing-Funktionen erlauben Reihenaufnahmen, die wahlweise um die Belichtung, den Filmsimulationsmodus, den Dynamikbereich oder die ISO-Einstellung variieren. Die ISO-Empfindlichkeit ist im Standardbereich von 200 bis 6.400 in Drittelstufen einstellbar, die erweiterten Empfindlichkeiten von ISO 100, 12.800 und 25.600 dagegen nur in vollen EV-Stufen. Die ISO-Automatik lässt sich auf maximal ISO 400, 800, 1.600 oder 3.200 begrenzen.

Weitere Anpassungsmöglichkeiten gibt es für die Bildaufbereitung: Schärfe, Lichter, Schatten, Rauschreduzierung sowie die Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtungen lassen sich individuell anpassen. Sogar Mehrfachbelichtungen sind möglich. Die Serienbildfunktion erreicht wahlweise nach Herstellerangaben drei oder sechs Bilder pro Sekunde. Wir maßen jedoch höchstens 5,2 Bilder pro Sekunde in JPEG, nach dem 19. Bild bricht die Rate dann auf 1,4 Bilder pro Sekunde zusammen, schneller können die Bilddaten von gut 6,5 MByte pro Bild nicht auf die SDHC-Karte geschrieben werden. In RAW ist der Puffer bereits nach elf Bildern voll, die Daueraufnahmerate bricht dann auf magere 0,3 Bilder pro Sekunde ein – ein RAW-Bild ist indes auch stolze 25 Megabyte groß. Immerhin kann jederzeit, solange der Puffer nicht voll ist, weiter fotografiert werden, was ein flüssiges Fotografieren erlaubt.

Neben der Serienbildfunktion finden sich im Drive-Menü auch die Reihenaufnahmefunktion, eine Schwenkpanoramafunktion sowie die Videofunktion. Diese ist damit recht gut versteckt. Einen eigenen Videoaufnahmeknopf gibt es nicht, womit der Auslöser diese Aufgabe übernehmen muss. Ein schnelles Umschalten zwischen Fotos und Videos ist damit nicht möglich. Zwar werden Videos in FullHD-Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel mit moderner MPEG-4-Komprimierung im MOV-Format aufgezeichnet,  allerdings nur bei 24 Bildern pro Sekunde, was bei Schwenks oder schnellen Bewegungen unangenehm ruckelig auffallen kann. Der Ton wird über das interne Mikrofon in Stereo aufgenommen, eine externe Tonanschlussmöglichkeit gibt es leider nicht. Immerhin lässt sich die Blendenöffnung am Objektiv auch beim Filmen manuell einstellen, was den Kreativitätsspielraum erhöht. Die Belichtungszeit und die Empfindlichkeit werden dagegen automatisch geregelt, eine Belichtungskorrektur steht zur Verfügung. Der Fokus wird beim Filmen sanft und leise nachgezogen.

Über ein integriertes Blitzgerät verfügt die X-Pro1 leider nicht. Sie bietet aber einen TTL-Systemblitzschuh, und es gibt auch einen sehr schönen passenden kleinen Blitz, falls man keinen großen nehmen möchte. Diverse Standard-Blitzeinstellungen und eine Blitzbelichtungskorrektur stehen dann zur Verfügung. Über die Blitzsynchronbuchse lassen sich sogar Studio-Blitzanlagen betreiben.

Objektiv Fujifilm setzt bei der X-Pro1 auf ein eigenes Objektivbajonett, bietet aktuell jedoch nur drei passende Linsen an. Diese sind aber allesamt sehr hochwertig verarbeitet, kosten aber jeweils auch gut 600 Euro. Am kompaktesten fällt das 18-Millimeter-Weitwinkel aus, dessen Bildwinkel am APS-C-Sensor der X-Pro1 einem 27-Millimeter-Kleinbildobjektiv entspricht. Es bietet mit F2,0 eine hohe Lichtstärke. Das 35 Millimeter ist mit 53 Millimetern Brennweite bezogen auf Kleinbild das Standardobjektiv und mit einer größten Öffnung von F1,4 besonders lichtstark. Abgerundet wird das Trio durch das 60 Millimeter Macro. Es eignet sich aber nicht nur für Makroaufnahmen, sondern auch für Porträts und herkömmliche Teleaufnahmen. Mit F2,4 ist es das lichtschwächste der drei Objektive, gleichzeitig ist es das größte.

Der Autofokus der X-Pro1 geht recht rasant, aber auch gut hörbar zur Sache. In hellen Umgebungen hat er kein Problem, präzise und zielgerichtet den Schärfepunkt zu finden, was stets weniger als eine halbe Sekunde dauert. Anders sieht es in Innenräumen aus, selbst bei Tageslicht. Hier benötigt vor allem das Makro-Objektiv etwas höhere Kontraste, das Fokussieren auf Gesichter gestaltet sich mitunter schwierig. Der Autofokus wird langsamer und wenn sich das Motiv bewegt, wie etwa spielende Kinder, hat er noch größere Probleme. Das Umschalten auf manuellen Fokus ist leider kein guter Ausweg, denn der elektronische Fokussierring ist äußerst lang übersetzt, man dreht also sehr lange, kann dadurch zwar präzise, aber nicht schnell fokussieren. Als Ärgernis kommt hinzu, dass die Blende des Objektivs je nach Umgebungslicht im LiveView unabhängig von der am Objektivring gewählten Blende arbeitet. Je heller es ist, desto weiter schließt sich die Blende und desto schlechter lässt sich präzise fokussieren, wenn man mit offener Blende fotografieren will. Denn beim eigentlichen Foto kann der anvisierte Punkt, der im LiveView noch scharf erschien, unscharf sein, weil die Schärfentiefe nicht reicht. Leider hilft es auch nicht, die Schärfe in der Aufnahme per Lupe in der Wiedergabefunktion zu kontrollieren, denn unverständlicherweise wird beim Druck auf den Wiedergabeknopf Fujifilm X-Pro1 [Foto: MediaNord]die Schärfe am Objektiv automatisch von der Kamera verstellt. Es bleibt zu hoffen, dass Fujifilm beide Probleme mit einer neuen Firmware behebt und am besten auch die Fokusringübersetzung einstellbar macht oder auf zwei Geschwindigkeitsstufen erweitert.

Ein weiteres Ärgernis an den Objektiven ist der Blendenring, dem eine Arretierung in Automatikstellung fehlt. Die Rasterung ist nicht besonders stramm, und so kann sich beim Herausholen auf der Fototasche die Blende verstellen. Das Belichtungszeitenrad besitzt hingegen eine Arretierung in Automatikstellung. Übrigens lassen sich alle drei Objektive über einen Knopf an der Kamera in einen Makromodus umschalten, um auf Objekte auf kurze Distanz fokussieren zu können.

Als Verschluss kommt ein gewöhnlicher Schlitzverschluss zum Einsatz, der standardmäßig geöffnet ist. So produziert die X-Pro1 auch ein hörbares, natürliches Auslösegeräusch, das aber nicht zu aufdringlich wirkt. Der APS-C-Sensor verfügt über eine automatische Reinigungsfunktion, die bei jedem Ausschalten der Kamera aktiv wird. Zusätzlich lässt sich der Sensor aber auch per Menübefehl reinigen.

Fujifilm X-Pro1 Farbfilter [Foto: Fujifilm]Bildqualität Der CMOS-Sensor der X-Pro1 verfügt über ein neues Farbfiltersystem (siehe rechts), das sich deutlich vom klassischen Bayer-Pattern (siehe links unten) unterscheidet. Die neue Anordnung soll dem zufällig streuenden Filmkorn ähnlicher sein – und damit weniger anfällig für Artefakte und Moiré-Muster. Daher verzichtet Fujifilm sogar auf einen Tiefpassfilter, der das Bild normalerweise künstlich leicht unscharf macht, um Moiré zu unterdrücken. Tatsächlich ist die Kamera in der Praxis kaum anfällig für Moiré und zeigt eine sehr gute Bayer Farbfilter [Foto: Kodak]Pixelschärfe. Wir haben die Kamera aber auch in unserem Labor mit allen drei Objektiven getestet, um genauere Daten über die Bildqualität zu sammeln. Die Testprotokolle mit allen Diagrammen und Erklärungstexten sind wie immer gegen einen kleinen Obolus erhältlich (siehe weiterführende Links). Wer sich für das gesamte Labortestarchiv mit über 1.250 Tests interessiert, für den könnte die Flatrate mit unbeschränktem Zugriff interessant sein, die ab 4,16 EUR Monatspreis erhältlich ist und ohne automatische Verlängerung stets im Voraus bezahlt wird.

Wie schon eingangs erwähnt, zählen ISO 100, 12.800 und 25.600 nicht zum Normalbereich. Das zeigt sich unter anderem darin, dass einige Messungen bei ISO 25.600 nicht ausgewertet werden konnten und sich bei ISO 100 gegenüber ISO 200 mitunter Abweichungen zu schlechteren Werten hin zeigen. So zum Beispiel die Eingangsdynamik, die im Bereich von ISO 200 bis 1.600 ihre besten Werte mit über elf Blendenstufen erreicht. Aber auch bei ISO 100, 3.200 und 6.400 ist sie mit knapp zehn Fujifilm X-Pro1 mit XF 35 mm F1.4 R [Foto: MediaNord]Blendenstufen gut, bei ISO 12.800 zeigt sich bereits ein deutlicher Einbruch auf nur noch neun Blendenstufen. Beim Signal-Rauschabstand wird hingegen der Bestwert von 45 dB bei ISO 100 erreicht, bis ISO 800 bleibt die Kamera bei guten mehr als 40 dB. Schlecht wird der Signal-Rauschabstand ab ISO 6.400. Der nahezu lineare Abfall lässt vermuten, dass Fujifilm hier eine eher zurückhaltende Rauschunterdrückung fährt. Das zeigt sich auch beim Helligkeitsrauschen, das bis ISO 3.200 kaum sichtbar ist, danach aber immer deutlicher steigt. Farbrauschen wird dagegen gut unterdrückt.

Nahezu erstaunlich gut ist der Messwert der Detailwiedergabe über alle ISO-Empfindlichkeiten. Bis ISO 1.600 bewegt sich die X-Pro1 auf sehr gutem Niveau, es ist kein Verlust an Details auszumachen. Auch bei ISO 3.200 und 6.400 ist der Verlust gering und damit ist die Detailschärfe als gut zu bezeichnen. Erst bei den Extremwerten 12.800 und 25.600 werden die Details sichtbar weniger. Die Tonwertkurve zeigt bei ISO 100 eine recht neutrale Wiedergabe, ab ISO 200 aber ist sie steiler und gibt mittlere Helligkeitsstufen kontrastreicher wieder. Bis ISO 400 differenziert die X-Pro1 nahezu 256 Grauwertstufen und liegt damit fast beim Idealwert, bis ISO 3.200 bleibt sie bei guten über 160 Abstufungen. Die Farbdifferenzierung zeigt noch bessere Werte: Bis ISO 800 liegt sie bei über 23 von den maximal möglichen 24 Bit, bis ISO 6.400 bleibt sie bei guten über 22 Bit – das entspricht immer noch über vier Millionen Farben. Auch die Abweichung der aufgenommenen von den tatsächlichen Farben ist Fujifilm X-Pro1 mit XF 35 mm F1.4 R [Foto: MediaNord]im Mittel gering, zeigt aber vor allem bei Blau, Rot und Violett etwas stärkere Abweichungen, die man jedoch getrost unter "Herstellercharakteristik" verbuchen kann. Im Vergleich zu so mancher Konkurrenzkamera ist die Fujifilm X-Pro 1 in allen bisher betrachteten Belangen eine der besten.

Eine große Rolle bei der Bildqualität spielen zudem die Objektive. Das XF 35 mm F1.4 R löst im Bildzentrum bereits bei Offenblende äußerst gut auf, der Wert liegt bei über 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm), für eine 16-Megapixel-Kamera ein exzellenter Wert. Die Auflösung nimmt mit weiterem Abblenden nicht mehr zu, aber auch kaum ab, so dass selbst bei F16 noch fast 50 lp/mm im Bildzentrum erreicht werden. Allerdings beträgt die Randauflösung bei Offenblende nur etwas über 30 lp/mm. Erst um vier Stufen abgeblendet auf F5,6 werden am Bildrand die 40 lp/mm überschritten, die gleichmäßigste und höchste Leistung erreicht das Objektiv gar erst bei Blende F11. In der Praxis dürfte das indes kaum stören, denn beim Freistellen legt man selten die Schärfe in die Randbereiche und wenn es auf hohe Bildschärfe über das gesamte Bildfeld ankommt, blendet man sowieso ab und wählt dann Blende F8 oder F11, um auch eine große Schärfentiefe zu erreichen. Weder chromatische Aberrationen noch Verzeichnung spielen eine große Rolle. Das Objektiv verzeichnet minimal (etwa 0,3 Prozent) tonnenförmig, was in den Bildern kaum zu sehen ist. Auch die Randabdunklung ist sehr Fujifilm X-Pro1 mit XF 35 mm F1.4 R [Foto: MediaNord]gering, bei F1,4 erreicht sie knapp eine halbe Blendenstufe, ab F2,8 liegt sie bei weniger als einer Drittel Blendenstufe, was praktisch gesehen zu vernachlässigen ist. Das 35er überzeugt also als Normalobjektiv, es ist nur die verschmerzbare Randunschärfe bei Offenblende zu beklagen.

Das XF 18 mm F2 R sollte immer dann zum Einsatz kommen, wenn weite Landschaften, Architektur, enge Räume oder Personengruppen aufzunehmen sind. Verzeichnung und Vignettierung sind gut auskorrigiert, so dass sich das 18er hier keine Blöße gibt. Chromatische Aberrationen treten hingegen stärker als beim 35er auf. Im Mittel sind sie zwar kaum sichtbar, an starken Kontrastkanten vor allem zum Bildrand hin können sie jedoch störend in Erscheinung treten. Hierbei werden die Farbsäume umso ausgeprägter, je mehr man abblendet, was etwas unschön ist. Die Schärfe des Objektivs ist nicht ganz so hoch wie beim 35er. Erst bei F2,8 wird im Bildzentrum ein Wert von nahezu 50 lp/mm erreicht. Problematischer ist die Randauflösung, die bei keiner Blende mit dem Bildzentrum auch nur entfernt gleichziehen kann. Eine mögliche Ursache könnte die zu vermutende elektronische Korrektur der Verzeichnung sein, hier wurde also der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Die beste Blende ist auch hier F11, wo 49 lp/mm im Bildzentrum und 34 lp/mm am Bildrand Fujifilm X-Pro1 Speicherkartenfach und Akkufach [Foto: MediaNord]erreicht werden.

Das XF 60 mm F2.4 R Macro überzeugt dagegen auf ganzer Linie! Keine nennenswerten chromatischen Aberrationen, Randabdunklung, Verzeichnung oder Randabfall der Auflösung sind zu beklagen. Bei jeder Blende ist die Auflösung im Bildzentrum und am Bildrand nahezu identisch, mit rund 45 lp/mm reicht das 60er aber nicht ganz an die Auflösung des 35ers heran.

Fazit Für eine spiegellose Systemkamera fällt die Fujifilm X-Pro1 ausgesprochen klobig aus, weiß aber mit einer hervorragenden Verarbeitung zu überzeugen. Der optische Teil des Suchers ist aufgrund seiner nur zweistufigen Vergrößerung kompromissbehaftet, der elektronische weiß hingegen wie auch das extra helle Display zu überzeugen. Das an klassischen Kameras angelehnte Bedienkonzept funktioniert für die Grundfunktionen hervorragend, auch wenn beispielsweise eine Arretierung der Automatikstellung bei der Blende am Objektiv fehlt. Die Videofunktion ist dagegen gut versteckt und wer Motivprogramme sucht, liegt bei der X-Pro1 logischerweise völlig falsch. Am meisten aber kann die Systemkamera bei der Bildqualität überzeugen. Dazu tragen auch die hervorragenden Festbrennweiten bei, von denen vor allem das 35er und 60er optisch hervorragend sind. Selbst wenn Fujifilm das Objektivprogramm entgegen der Planungen nicht ausbauen sollte, wird man lange Spaß mit dieser zeitlosen Kamera haben.

Kurzbewertung

  • Sehr hohe Bildqualität mit scharfen, rauscharmen Fotos
  • Gute Bedienung
  • Heller, großer, optischer und elektronischer Hybridsucher
  • Hervorragend verarbeitetes Gehäuse
  • Ungenauer Leuchtrahmen des optischen Hybridsuchers
  • Stativgewinde außerhalb der optischen Achse und zu dicht am Batterie-/Speicherkartenfach
  • Langsame manuelle Fokuseinstellung verliert beim Wechsel auf Wiedergabe auch noch die Schärfe
  • Umständliche Videofunktion ohne externe Tonanschlussmöglichkeit

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Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 96 %
Ausstattung 12,5 % 94 %
Handhabung 12,5 % 93 %
Geschwindigkeit 12,5 % 85 %
Bildqualität 50,0 % 96 %
Gesamtnote 94 %

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Fujifilm
Modell X-Pro1
Preis ca. 2.200 EUR**
Sensor Auflösung 16,3 Megapixel
Max. Bildauflösung 4.896 x 3.264
(Seitenverhältnis) (3:2)
Objektiv XF 35 mm F1.4 R
Filtergewinde 52 mm
Sucher Hybrid
  Sichtfeld 100 % (elektronisch)
  Auflösung 1,44 Mio
  Dioptrienausgleich ja
LCD-Monitor 3"
  Auflösung 1,23 Mio
  drehbar
  schwenkbar
  als Sucher ja
Videoausgang HDMI
  als Sucher k. A.
Programmautomatik ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
manuelle Belichtung ja
  BULB-Langzeit-
  belichtung
ja (B- und T-Modus
Motivprogramme
  Porträt
  Kinder/Baby
  Landschaft
  Makro
  Sport/Action
  weitere
Belichtungsmessung    Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot
Blitz
  Leitzahl
  Blitzanschluss Systemblitzschuh und Synchronbuchse
Fernauslöser Draht
Intervallaufnahme
Speichermedium SD/SDHC/SDXC
Videomodus
  Format MOV
  Codec H.264/AVC
  Auflösung (max.) 1.920 x 1.080
  bei Bildfrequenz
24
Empfindlichkeit
  automatisch ISO 200-3.200 (Obergrenze einstellbar)
  manuell ISO 100-25.600
Weißabgleich
  Automatik ja
  Sonne ja
  Wolken ja
  Leuchtstofflampe ja
  Glühlampe ja
  Sonstiges Unterwasser, manuelle Farbtemperaturwahl
  Manuell ja
Autofokus
  Anzahl
  Messfelder
1
  AF-Hilfslicht weiß
  Geschwindigkeit ca. 0,4 s
Sprachen Deutsch
  weitere 34
Einschaltzeit ca. 0,7 s
Einhandbedienung
(Zoom und Auslöser)
Gewicht
(Betriebsbereit)
ca. 440 g (nur Gehäuse)
ca. 640 g (mit Objektiv**)
Serienbildfunktion*
  Serienbildanzahl 19 (JPEG)
  11(RAW)
  Frequenz
    (Bilder/s)
5,2 (JPEG)
5,3 (RAW)
  Dauerlauf
    (Bilder/s)
1,4 (JPEG)
0,3 (RAW)
  mit Blitz
Zoom
  Zoomverstellung
  Zoomstufen
  Zeit WW bis Tele
Speicher-
geschwindigkeiten*

  JPEG 2,0 s (6,6 MByte)
  RAW 4,5 s (24,9 MByte)
Auslösung während
d. Speicherns mögl.
ja
Akkulaufzeit ca. 300 Bilder (lt. CIPA)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"
* mit Panasonic 4 GByte Class 10 Gold SDHC Speicherkarte
** mit Objektiv Fujifilm XF 35 mm F1.4 R

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.