Kompakte Retro-Systemkamera

Testbericht: Fujifilm X-E4

2021-05-17 Mit der Entwicklung der Fujifilm X-E4 ließ sich der japanische Kamerahersteller mehr als zwei Jahre Zeit. Dafür gibt es viele Änderungen gegenüber dem Vorgängermodell X-E3, etwa einen Klappbildschirm, ein überarbeitetes Design und Bedienkonzept sowie einen neuen Bildsensor und Bildprozessor, die die X-E4 auf den aktuellen technischen Stand bringen. Ob die Kritikpunkte des Vorgängermodells behoben wurden und wirklich alles besser ist sowie es um die Bildqualität bestellt ist, verrät unser Testbericht.  (Benjamin Kirchheim)

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir vier andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm X-E4 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 36-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

Ergonomie und Verarbeitung

Das Design der Fujifilm X-E4 verschmilzt das ihres Vorgängermodells X-E3 mit dem der X100V. Die silberne Version, die uns zum Test vorlag, wirkt edler und minimalistischer gestaltet als noch das Vorgängermodell. Es gibt weniger Bedienelemente, die Seiten sind besser abgerundet, der Bildschirm ist trotz der neuen Kippfunktion besser in die Gehäuserückseite eingelassen und weder eine Daumenmulde noch ein Griffsteg stören das Design. Der Ergonomie ist das nicht gerade zuträglich, hier stand also leider das Design über der Ergonomie. Obwohl die X-E4 gut einen Zentimeter flacher ausfällt als die X-E3, wiegt sie mit 363 Gramm betriebsbereit ein paar Gramm mehr, ist aber nach wie vor eine sehr leichte APS-C-Kamera. Ein Spritzwasser- und Staubschutz fehlt der X-E4 nach wie vor.

Während die silberne obere Gehäuseplatte und der silberne Kameraboden (die X-E4 ist aber auch in Schwarz erhältlich) aus einer Magnesiumlegierung bestehen, kommt beim mittleren Gehäuseteil gut verarbeiteter Kunststoff zum Einsatz, der großflächig mit einem genarbten Gummi beklebt ist. Das sieht edel aus, allerdings ist das Gummi nicht besonders rutschfest. Durch die fehlende Daumenmulde und den fehlenden Griffsteg kann man die Kamera noch weniger sicher mit einer Hand halten als die X-E3.

Wer eine Daumenmulde und einen Griffsteg haben möchte, muss bei Fujifilm nochmal Geld auf den Tisch legen. Die Daumenmulde TR-XE4 kostet knapp 70 Euro, ist in Silber und Schwarz erhältlich und wird im Blitzschuh befestigt. Der Griff MHG-XE4 kostet sogar fast 90 Euro, bringt aber immerhin eine integrierte Arca-Swiss-Stativplatte mit und löst damit das Problem des bei der X-E4 ungünstig platzierten Stativgewindes. Sogar das Akku- und Speicherkartenfach bleibt bei dieser Lösung im Gegensatz zur Verwendung einer anderen Stativ-Schnellwechselplatte zugänglich.

Die X-E4 ist auch im Set mit Daumenauflage und Griff für knapp 1.000 Euro erhältlich. Die Kamera kostet alleine 900 Euro, man spart also 60 Euro gegenüber dem Einzelkauf. Das Set der X-E4 mit dem Objektiv XF 27 F2.8 R WR (Test siehe weiterführende Links) erscheint mit 1.050 Euro dennoch attraktiver, immerhin spart man hier sogar 300 Euro gegenüber dem Einzelkauf.

Mit dem Wegfall der Daumenmulde mussten auch die dort angebrachten Tasten weichen. Die Q-Menü-Taste sitzt bei der X-E4 nun auf der Oberseite. Die AF-L-Taste wurde mit der AE-L-Taste vereint, so dass sich Fokus und Belichtung nicht mehr unabhängig voneinander speichern lassen.

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Die Wiedergabetaste sitzt nun nicht mehr rechts unten vom Display, sondern über dem Display. Dafür ist die View-Mode-Taste weggefallen, mit der man das Verhalten der Sucher-Monitor-Umschaltung beeinflussen konnte. Das ist vielleicht noch die am besten zu verschmerzende "Verschlimmbesserung". Das hintere Einstellrad ist gleich komplett verschwunden, es gibt nur noch ein vorderes Einstellrad mit Tastenfunktion. Zugegebenermaßen wirkt die Rückseite dadurch deutlich aufgeräumter, aber es entfallen auch Bedienmöglichkeiten inklusive der Individualisierbarkeit.

Weggefallen ist auch der Hebel zum Aktivieren der Vollautomatik. Stattdessen besitzt das Belichtungszeitenrad nun eine Programmautomatik-Stellung. Das ist eine pfiffige Lösung, zumal sich die X-E4 sowieso eher an ambitionierte Fotografen richtet als an Einsteiger. Letztere sind ohnehin mit der technisch ebenbürtigen X-S10 besser bedient, die im Gegensatz zur X-E4 einen ordentlichen Handgriff und sogar einen Sensor-Shift-Bildstabilisator bietet, den wir bei der X-E4 nach wie vor schmerzlich vermissen.

Das grundsätzliche Bedienkonzept der Fujifilm X-E4 ist sehr klassisch. Am besten verwendet man ein XF-Objektiv mit Blendenring. Dann wird die Blende über den Blendenring eingestellt, die Belichtungszeit über das große Rad auf der Kameraoberseite und die ISO-Empfindlichkeit lässt sich mit dem vorderen Einstellrad regeln. Da das Belichtungszeitenrad im Gegensatz zum Blendenring keine Drittelstufen bietet, lassen sich diese ebenfalls über das vordere Einstellrad ändern. Genau hier ist die X-E4 gegenüber der X-E3 im Nachteil, denn man muss das vordere Einstellrad erst drücken, um die per Drehung einstellbare Funktion zu wechseln, statt mit zwei Rädern zwei Funktionen regeln zu können.

Bei Objektiven ohne Blendenring (das sind bei Fujifilm aber nur sehr wenige) wird die Blende als dritte Belichtungseinstellung mit dem vorderen Multifunktionsrad geregelt. Dabei muss man auf eine ziemlich kleine Einblendung im Livebild auf dem Bildschirm oder im Sucher achten, um zu sehen, welcher Wert aktuell mit dem Einstellrad geregelt wird. Blendenring und Belichtungszeitenrad besitzen eine Automatikstellung, so dass man immer frei entscheiden kann, welchen Belichtungsparameter man manuell regeln möchte.

Als weiteres Einstellrad bietet die Fujifilm X-E4 ein Belichtungskorrekturrad. Es liegt sehr exponiert hinten rechts auf der Oberseite der Kamera. Dieses Rad ist im Gegensatz zum Vorgängermodell deutlich leichtgängiger. Weil es auch keine Sicherung besitzt, verstellt man die Belichtungskorrektur viel zu leicht versehentlich, vor allem, wenn man die Kamera in die Tasche steckt oder hervorholt. Man sollte vor dem Fotografieren immer kontrollieren, auf welchem Wert dieses Rad steht, denn oft ist es nicht der Wert, den man zuletzt eingestellt hatte.

Das Design der X-E4 erinnert an eine Messsucherkamera: Statt in einem Buckel sitzt der Sucher links oben in der Ecke, was wir als durchaus angenehm empfinden. Wer linksäugig durch den Sucher blickt, hat so die Kamera mittig vor dem Gesicht, wer mit dem rechten Auge hindurchblickt, hat für das linke Auge ein ziemlich freies Sichtfeld, drückt die Nase nicht auf den Bildschirm und kommt gut an die Tasten heran.

Der Sucher selbst ist bekannte Kost: Die 2,36 Millionen Bildpunkte sind ausreichend fein auflösend, hauen aber heutzutage niemanden mehr vom Hocker. Die im Kleinbildäquivalent 0,62-fache Vergrößerung entspricht ungefähr der von üblichen Mittelklasse-DSLRs, aber auch hier gibt es heutzutage, auch von Fujifilm selbst, wesentlich größere Sucher.

Wer nun hofft, dafür umso besser mit Brille den Sucher überblicken zu können, wird enttäuscht. Wer kann, sollte daher die Brille auf die Stirn schieben und den Dioptrienausgleich von -4 bis +2 Dioptrien verwenden. Das sorgt auch für weniger Streulicht im Sucherbild. Dank des Näherungssensors aktiviert sich der Sucher automatisch, sobald man die Kamera ans Auge nimmt. Auch an der Bildqualität und Reaktionsgeschwindigkeit gibt es nichts zu auszusetzen. Es ist ein guter Standardsucher, ohne besonders aufzufallen.

Erstmals in der X-E-Serie ist der Bildschirm nicht mehr fest verbaut, sondern nach unten und oben neigbar, so dass Querformat-Aufnahmen aus der Froschperspektive oder über Menschenmengen hinweg kein Problem mehr darstellen. Der Bildschirm lässt sich sogar um 180 Grad nach oben klappen und für Selfies oder als Kontrollmonitor bei Videoaufnahmen verwenden. Allerdings hat Fujifilm auch hier unnötig den Rotstift angesetzt. Zunächst mag es clever klingen, die Drehung des Bildschirminhalts um 180 Grad über den Augsensor des Suchers zu lösen, wenn man den Bildschirm nach oben klappt.

Allerdings löst man diese Drehung während der Bedienung des Touchscreens auch mit der Hand aus. Selbst wenn die Kamera mit abgeklapptem Bildschirm für unauffällige Schnappschüsse vor dem Bauch hängt, dreht sich der Bildschirminhalt auf den Kopf, weil der Näherungssensor bereits ab einem Abstand von fünf bis sechs Zentimeter reagiert. Abschalten lässt sich dieses Verhalten nicht. Vielleicht wird Fujifilm hier in Zukunft mit einem Firmwareupdate Abhilfe schaffen, aber ob überhaupt andere Sensoren zur Verfügung stehen, um die Bildschirmlage zu erkennen, kann bezweifelt werden.

Mit einer Diagonalen von 7,5 Zentimetern ist der Touchscreen zwar nicht sonderlich groß, aber immerhin handelt es sich um ein 3:2-Display, so dass beim Fotografieren keine schwarzen Balken das Livebild verkleinern. Mit 1,62 Millionen Bildpunkten löst der TFT-Bildschirm für seine Größe fein genug und sogar höher auf als noch bei der X-E3. Ebenfalls besser geworden ist die maximale Helligkeit. Mit einer Leuchtdichte von knapp 800 cd/m² lässt sich der Bildschirm auch in sehr hellen Umgebungen gut ablesen. Allerdings muss man die Helligkeit manuell heraufregeln, es gibt keine automatische Anpassung.

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir vier andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm X-E4 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 36-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.